Robinson beschreibt die Wut und Frustration von Wissenschaftlern, die diesen Kontinent schützen vor politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten schützen möchten, aber nicht immer gehört werden. Darum haben einige sich entschieden, Ökosaboteure zu werden und die Antarktis als ihre Heimat zu verteidigen. Die Ökosaboteure nehmen schließlich Kontakt zu Wade Norton auf, werden als Gesprächspartner akzeptiert und können einen Teil ihrer Forderungen durchsetzen. Damit sind sie die ersten Menschen, die die Antarktis außerhalb von Forschungsprojekten besiedeln und richtig bewohnen dürfen, in einer kleinen auf Nachhaltigkeit basierenden Kolonie. Getriggert durch den Erfolg der Ökoguerilla vollzieht sich auch in der US-amerikanischen Forscher-Community eine soziale Revolution durch die Gründung einer Gewerkschaft. Nachhaltigkeit, Eigenverwaltung, Basisdemokratie, Gewerkschaften und Genossenschaften sind genauso zentrale Elemente von Robinsons Werk wie Geologie und Klima Fakten sowie extreme Landschaften.
2014: Paris-Abkommen und Zwei Grad-Ziel
2014 veranstaltete das Smithsonian Magazine (der berühmten US-amerikanischen Forschungsstiftung) die Tagung “The Future Is Here: Science meets Science Fiction | Imagination, Inspiration and Invention”.
In Panels aus Wissenschaft, Technik, Raumfahrt und Literatur diskutierten AutorInnen, WissenschaftlerInnen und AstronautInnen über eine bessere Kommunikation der Klimakrise. Führende SF-AutorInnen wie KSR, Ursula K. LeGuin, William Gibson und Ted Chiang wollten die WissenschaftlerInnen beim Erklären ihrer komplexen, abstrakten Daten gegenüber einer Öffentlichkeit und Politik unterstützen, die naturwissenschaftliche Fakten und komplizierte Zusammenhänge oft nicht zu erfassen vermag, unterstützen. Schließlich können Erzählungen Brücken bauen zwischen Fakten und dem inhaltlichen und emotionalen Verstehen.
2015 ratifizierten die UN-Mitglieder das sogenannte Paris-Abkommen: Die Erderwärmung sollte zwei Grad Celsius nicht übersteigen. Diese Vorgabe wollten die einzelnen Nationen und Staatenbünde per Gesetzen und Zielvorgaben dann durchsetzen (Nationally Determined Contributions (NDCs); zugesagte nationale Klimaschutzmaßnahmen). 2018 empfahl der IPCC-Sonderbericht dringend, die maximal globale Erwärmung von 1,5 Grad nicht zu überschreiten, da bereits diese geringe Erwärmung Klimakipppunkte aktivieren könnte. Solche Kipppunkte würden das Klima irreversiblen kippen lassen, etwa durch das Abschmelzen der Eisschilde Grönlands und der Westantarktis oder durch die Verlagerung von Meeresströmungen. 2020 wurde klar, dass mit den bis dahin eingereichten NDCs das zwei Grad Ziel nicht einzuhalten wäre – die Umsetzung der in der UN getroffenen Absprache zum Klimaschutz klappt global nicht.
Kommunikations-Probleme zwischen Wissenschaft, Medien, Politik und Öffentlichkeit
Das Hauptproblem dabei sind Kommunikationsprobleme und Missverständnisse. Die Wissenschaft benennt Probleme und entwickelt Lösungen. Ihre Sachfakten basieren auf wissenschaftlichem Konsens. Das bedeutet, dass sehr viele Wissenschaftlerinnen jeweils an einem Problem arbeiten und einige Publikationen dazu schreiben. Jede Publikation ist also bereits ein wissenschaftlicher Konsens einer größeren Arbeitsgruppe mit Expertise zum Thema, die zusätzlich noch von anderen Forschern der gleichen Thematik begutachtet und bewertet wird. In den IPCC-Berichten werden dann sehr viele dieser wissenschaftlichen Publikationen zusammengefasst, so sind letztendlich wahrscheinlich Tausende von Wissenschaftlerinnen daran beteiligt. Ihr Fazit lautet immer wieder: Zur Lösung der Klimakrise müssen die Menschen den CO2-Ausstoß stoppen oder minimieren.
Der wichtigste Gegenspieler der Wissenschaft ist die Fossil Lobby, die keine Problemlösungen will, sondern die das System großer Gewinne bewahren möchte. Kim Stanley Robinson meint, dass große Firmen heute eine Feudalherrschaft führen, die Könige sind heute durch Firmen ersetzt: Große internationale Konzerne mit großer Macht lassen viele Menschen für sich arbeiten, und beuten sowohl Menschen als auch andere lebende und nicht lebende natürliche Ressourcen aus. Sie generieren ihr Vermögen meist durch CO2-Ausstoß. Die Werkzeuge der Fossil Lobby für ihren Machterhalt sind Lügen, Leugnen, Desinformation, Diskredition, Taubenschach, Populismus und ähnliche Manöver.
Diese Informationen und Desinformationen treffen auf Medien, Politik und Öffentlichkeit mit oft mangelhafter naturwissenschaftlicher Bildung und einem Nicht-Verständnis des Unterschieds von Fakt und Meinung. In allen drei Bereichen gibt es unterschiedliche Beweggründe und Agendas. Manche Medien sehen eine Verantwortung zur Kommunikation von Wissenschaft und Politik in die Öffentlichkeit und nehmen die Klimakrise als wichtigstes Thema unserer Zeit sehr ernst – wie etwa The Guardian. Andere wiederum übernehmen eher Narrative der Fossil Lobby und versprechen sich von sogenannten Gegenmeinungen besonders viel Aufmerksamkeit. Rechtspopulistische Medien bekämpfen den Klimaschutz ohnehin, da er ja als „Links“ oder „Grün“ gilt. Viele Medien bemühen sich um eine ausgewogene Berichterstattung, die allerdings oft Meinungen und Fakten als gleichwertig vermischt und dadurch eine False Balance – falsche Ausgewogenheit – entsteht. Etwa, wenn einem IPCC-Bericht, an dem letztendlich Tausende WissenschaftlerInnen gearbeitet haben und der wissenschaftlicher Konsens unter ungefähr 95% der Wissenschaft ist, eine Meinung gegenübergestellt wird. Etwa ein älterer konservativer Politiker, der meint, er würde so lange duschen wie er wolle und in seiner Stammkneipe würde man das ganz anders sehen. Dadurch kommen wichtige Informationen bei den Adressaten nicht mehr als wichtig an. Die Website „Klimafakten“ erklärt diese Desinformations-Methoden sehr gut in einem Poster.
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