Angeblich entwickelt sich unser Zeitgeist ja in Richtung Nachhaltigkeit. Der verlinkte Artikel ist nur ein Beispiel unter vielen. Auch der Appelle an uns Konsumenten sind Legion.

Neues im Supermarkt muss sein: Man nehme ein gut verpacktes Produkt. Schütte es aus und koche es mit Agar-Agar. Dann in eine Form füllen und umverpacken: etwas Plastik, etwas Glas, etwas Papier. Schon ist es “veredelt”.

Wie schön, dass wir da alle mitmachen. Wir hören auch immer wieder, dass Deutschland nur 2% des weltweiten CO2-Ausstoßes verursacht. Das ist ja unglaublich wenig. Wir können uns wahrlich auf die Schulter klopfen, dass wir, wir alle dennoch durch unseren Konsum helfen den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu verringern. Keinesfalls sorgen wir durch unseren Import dafür, dass anderswo CO2 anfällt, dass bei uns ja nicht in der Statistik landen würde. Greenwashing ist uns fremd. Und besonders achten wir auf die Verringerung unseres Müllaufkommens. Schade, wenn die wenigen Läden, die unverpackt verkaufen schließen müssen. Oder, Moment mal: Sind die Inhaber nicht doch selber schuld? Irgendwie könnten diese Läden ja schon schöner verpacken und dennoch nachhaltig sein, oder? Da ist halt Phantasie gefragt! Dann wäre es für uns noch leichter gut zu werden!

 

 

Ein — ehemaliger — Hofladen in fußläufiger Entfernung.

Na ja, zu besonderen Gelegenheiten ist dann auch etwas Nippes drin. Kann man ja verschenken, denn ein mal ist kein Mal. Wer das ganze Jahr über nachhaltig lebt, auf große Reisen verzichtet, dem ist ja zugestanden über solche Meldungen hinweg zu lächeln.

 

Ein Geschenk auf dem häuslichen Wohnzimmertisch. Fast ohne überflüssiges Müllaufkommen.

Besonders großes Verständnis haben wir für unseren Finanzminister. Mehrwertsteuer vorenthalten ist ja kein Kavaliersdelikt. Wenn es dann — nur zu Anfang, man wird ja noch Erfahrung sammeln dürfen! — zu dysfunktionalem Verhalten von Gewerbetreibenden und Kunden kommt, wen kümmert so was?

Schade nur, dass so viele Bons auf nicht recycelbaren Thermopapier gedruckt werden.

flattr this!

Kommentare (16)

  1. #1 rolak
    13. Januar 2020

    nur 2%

    Gibt es eigentlich tatsächlich Menschen, die dieses ‘nur’ ernst meinen? Ich mein, es sind nur ~1.1% der Weltbevölkerung und das Doppelte vom Durchschnitt ist far out.
    Oder gibt es etwa bei ‘nur 2%’ keinen akuten Handlungsbedarf? Bis 7 Menschen darf man in DLand pro Jahr umbringen ohne einer Strafverfolgung ausgesetzt zu werden?

    Wer denkt sich eigentlich sonen Stuß aus?
    ~•~
    Beileid zum Verlust einer gut klingenden Einkaufsmöglichkeit!

    • #2 Christian Meesters
      13. Januar 2020

      Gibt es eigentlich tatsächlich Menschen, die dieses ‘nur’ ernst meinen?

      Du hast oft genug zu Stuss, unter der Annahme, dass es Leute gibt, die den Stuss ernst meinen, kommentiert ;-). Kein Wunder auf einer Blogseite, wo sehr viel über Stuss, a.k.a Verschwörungstheorien und Esoterik berichtet wird. Also, gem. Gauland gilt „Selbst wenn Deutschland hierbei auf Null ginge, würde das überhaupt nichts bringen.“

      Na, dann …

  2. #3 tohuwabohu
    13. Januar 2020

    Zu den Kassenbons:
    Grund für die Bonpflicht ist ja wohl, damit dafür zu sorgen, dass so der Handel alle Einnahmen über das Kassensystem erfasst und so steuerlich erfasst wird.  D.h. der Kunde soll wohl, dadurch dass er den Kassenbon verlangt, die Erfassung und Meldung der Einnahmen das Händlers auslösen.  Um den Staat, also uns alle, darin zu unterstützen und die Prüfung zu ermöglichen sammle ich seit Jahresbeginn alle Bons und werde sie zusammen mit meiner Einkommensteuererklärung bei meinem Finanzamt einreichen oder mitmachen, wenn jemand eine Sammlung organisert, um die Bons lastwagenweise beim Finanzministerium abzugeben.

    • #4 Christian Meesters
      13. Januar 2020

      Grund für die Bonpflicht …

      Ja, klar. Finde ich an und für sich keine schlechte Idee.

      … um die Bons lastwagenweise beim Finanzministerium abzugeben.

      Ich bin 100%ig sicher, dass für die ordnungsgemäße Entsorgung bzw. partielles Recyclen des wenigen recyclebaren Papiers bereits Vorkehrungen getroffen wurden ….

  3. #5 rolak
    13. Januar 2020

    oft genug

    Ja sicher doch, es gibt ja auch jede Menge für-mich-Blödsinn, der aus irgendwelchen Glaubenssystemen erwächst, ohne auch nur ansatzweise realitätsverbunden zu sein. Trotzdem oder gerade deswegen allerdings von den Gläubigen ernsthaft vertreten wird.

    Doch hier geht es nicht um Glauben, bestenfalls um Gedankenlosigkeit. Das und Agenda scheinen mir plausible Ansätze zur Nutzung des ‘nur’, beides fällt allerdings wohl nicht unter ‘[die Sachaussage] ernst gemeint’. Sondern unter ‘ich will damit nix zu tun haben’ bzw ‘deswegen braucht ihr deswegen nix zu tun’.

    • #6 Christian Meesters
      13. Januar 2020

      Da hast Du ‘nen Punkt!

  4. #7 Positron
    13. Januar 2020

    Gibt es denn überhaupt tragfähige Konzepte, wie Deutschland sein Co2-Emmissionen die nicht an physikalischen Gesetzen scheitern?

    • #8 Christian Meesters
      14. Januar 2020

      Fehlt da ein “… auf null senken kann …”? Dann: ja.

  5. #9 Peter M .Minnich
    14. Januar 2020

    Es ist ein Unterschied, ob ich 2% CO2 in meinem Weinkeller habe, oder ob ich 2% CO2 in 10 km Höhe der Atmosphäre habe. (absichtlich verwirrend dargestellt)

    Die Klimaerwärmung kommt vom CO2 in hohen Luftschichten. Und die werden dort durch den
    Flugverkehr verursacht und nicht von dem Aborigine, der in der Wüste ein Stück Holz verbrennt.

    Das nicht zu lösende Müllproblem wird alles noch toppen. Jetzt sind sogar schon die Tiefseefische von der Gedankenlosigkeit der Menschheit betroffen.

    tohuwabohu
    die Bonpflicht ist wieder so eine staatliche Maßnahme , die im Verhältnis zum Staatshaushalt insgesamt weniger als ein paar Peanuts an Steuermehreinnahmen bringt.
    Wenn eine Katze verlegen ist, dann kratzt sie sich. Wenn der Staat verlegen ist, führt er eine neue Regelung ein.

  6. #10 Tim
    14. Januar 2020

    @ 3tohuwabohu

    Grund für die Bonpflicht ist ja wohl, damit dafür zu sorgen, dass so der Handel alle Einnahmen über das Kassensystem erfasst und so steuerlich erfasst wird.

    Wobei niemand erklären kann, in welcher Weise diese Bonpflicht dazu führt, dass alle Einnahmen erfasst werden. Dies wäre ja nur dann der Fall, wenn alle Kunden sich tatsächlich so verhalten, wie Du oben beschrieben hast. Das wird natürlich niemand tun.

    Typische Gaga-Politik.

  7. #11 Tim
    14. Januar 2020

    @ positron

    Gibt es denn überhaupt tragfähige Konzepte, wie Deutschland sein Co2-Emmissionen die nicht an physikalischen Gesetzen scheitern?

    Ja, klar. Aber die scheitern am fehlenden politischen Willen. Es gibt halt nur sehr wenige Wähler, die an eine Klimakatastrophe glauben. Und nur der Glaube an den Klimawandel reicht nicht, um den eigenen Lebensstil radikal zu ändern.

  8. #12 Positron
    14. Januar 2020

    @Tim @Christian:

    Gibt es da was zum Nachlesen?

    • #13 Christian Meesters
      14. Januar 2020

      Wozu genau?

      Vielleicht ist der Wikipedia-Artikel ein guter Einstieg mit all den darin enthaltenen Referenzen? Ansonsten bitte spezifisch werden. Dies ist kein Blog mit Fokus auf Energiewirtschaft. Das Netz ist dermaßen voll von Energiewende-spezifischen Inhalten: Die einzige Schwierigkeit besteht darin nicht in einer Blase gefangen zu werden.

  9. #14 Dr. Webbaer
    16. Januar 2020

    Besonders großes Verständnis haben wir für unseren Finanzminister. Mehrwertsteuer vorenthalten ist ja kein Kavaliersdelikt. [Artikeltext]

    Ganz sicher nicht.
    Auch werden möglicherweise Umsätze und Gewinne verschleiert, wenn keine Beleg-Pflicht existiert.
    So denkt der Bundesfinanzminister, der eigentlich auch wissen will wer was gekauft hat, aber so weit ist es noch nicht, dass diesbezüglich pflichtig umgesetzt werden kann, erst müsste das Bargeld weg, wie auch anonyme sonstige Bezahlmöglichkeit.

    Kurzum, sinnhaftes ökologisches Bemühen ist keine Größe, die in der Wirtschaft direkt Berücksichtigung findet, sie muss staatlich, auch unter Strafandrohung, durchgesetzt werden, was wiederum zu Kosten der individuellen Freiheit geht.
    Nicht für alle erkennbar sinnhaftes Bemühen um die Umwelt, auch abwertend Ökologismus genannt, ist sogar eine politische Gefahr, wie hier eingeschätzt wird.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  10. #15 Dr. Webbaer
    16. Januar 2020

    @ Kommentatorenfreund ‘Tim’

    Es gibt halt nur sehr wenige Wähler, die an eine Klimakatastrophe glauben. Und nur der Glaube an den Klimawandel reicht nicht, um den eigenen Lebensstil radikal zu ändern.

    Dazu kommt noch die dilemmatische Situation, wie im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel ja bereits angedeutet, dass inländisches Sparen am CO2-Ausstoß schlicht zu einer Verlagerung des gemeinten Ausstoßes ins Ausland führen kann bis muss.
    Und der “Klima-Vorreiter” gar zivilisatorisch zurückfallen könnte gegenüber anderen Staaten, die ihre Produktion nicht auf ökologisch sinnhafte Weise ändern. – Die bundesdeutsche Automobilindustrie sei an dieser Stelle gegrüßt.
    Aus diesem Dilemma gibt es volkswirtschaftlich wohl kein Entkommen.
    (Eine weiteres Dilemma entsteht durch das Verschieben möglicher Schäden auf spätere Generation, doch kann für spätere Generation überhaupt gehandelt werden, liegt dafür ein demokratisches Mandat vor? Oder muss die Demokratie vielleicht “angepasst” werden?)

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  11. #16 Dr. Webbaer
    16. Januar 2020

    @ Kommentatorenfreund ‘Tim’ und hierzu noch

    Wobei niemand erklären kann, in welcher Weise diese Bonpflicht dazu führt, dass alle Einnahmen erfasst werden.

    Doch, Dr. Webbaer kann dies erklären.
    Wenn Bons pflichtig werden und über eine ID verfügen, kann das Finanzamt in Verdachtsfällen ein Unternehmen prüfen und an Hand beim Amt eingereichter Belege schauen, ob diese Belege in der unternehmenseigenen Buchhaltung berücksichtigt worden sind.
    Falls nicht, …
    (Der Aufwand dafür ist, über geeignete Abfragen auf Daten, für das Amt dann eher gering.)

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer