Raffaele Calace (* 1863; † 1934) aus Neapel, der heutige Komponist, ist zugleich der vorerst letzte Komponist im November dieser Reihe. Aber er darf nicht fehlen, wenn es um Mandolinenmusik geht. Als Virtuose wäre er vielleicht in Vergessenheit geraten, aber seine Werke und seine Werkstatt gibt es heute noch. Einige Kompositionen sind “Klassiker” der Mandolinenensembles – nicht immer einfach, aber gut zu meistern. So wie sein Bolero in g-Moll. Mir macht das Stück viel Spaß – was man gar nicht so glauben mag, wenn man die Gesichter im Orchester hier anschaut. Ein Dirigent meine einmal, dass Mandolinenorchester immer besonders ernste, verbissene Gesichter machen. Na, vielleicht ist das richtig – es sind auch meist Amateure und Kunst fordert Konzentration. Aber hört selbst:

Das Spiel der klassischen Mandoline hat in Deutschland längst seinen Zenit überschritten. Vielleicht habt ihr aber schon mal von Catarina Lichtenberg gehört? Diese Virtuosin zeigt hier einmal in einer Studie, wie die erste Stimme des Bolero von Calace gespielt wird. Durchaus anspruchsvoll …

Vor allem sieht man hier auch wie ein Plektrum (dieses weiße Ding in der rechten Hand) gut gehalten wird. (Anfänger versuchen oft das Instrument zu erstechen oder die Saiten mit viel Fläche zu reißen – den besseren Klang und das gleichmäßigere Spiel erhält, wer nur mit der Spitze des Plektrums arbeitet. Kennen vielleicht einige von euch von anderen Instrumenten.) Ich wünsche viel Vergnügen!

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Kommentare (5)

  1. #1 Kerberos
    15. November 2020

    Hallo,
    ein Ohrenschmauß!
    Eine technische Frage zu den Mandolinen:
    Was ist der Sinn/Zweck der doppelten
    Bespannung? Nur Lautstärke oder sonst noch
    etwas weniger offensichtliches?
    Beabsichtigt man kleine Schwebungen zwischen
    den Saiten?
    Gruß
    Kerberos

    • #2 Christian Meesters
      15. November 2020

      vielleicht sollte ich mal über die Entwicklung des Instrumentes schreiben, aber das wird Zeit brauchen …

      Der wesentliche Zweck der zwei “Chöre”, also der doppelten Besaitung, ist hier tatsächlich Lautstärke. Bei einer Violine kann der Bogen durch die Führung lautere und leisere Töne erzeugen – bei einer Mandoline fällt gerade bei den höheren Lagen auf jeder Saite der Ton schnell ab. Bei den Vorläufern (Barockmandoline) gab es z. T. einsaitige Chöre, was auch damit zusammenhängt, dass die Saiten zunächst aus Darm waren (meist Schaf) und weicher und länger klingen konnten. Erst mit Einführung der Stahlsaiten veränderte sich die Auffühungspraxis und der Bedarf nach Lautstärke kam auf. (Das ist allerdings sehr verkürzt wiedergegeben.) Mit den Doppelsaiten und der Tremolopraxis bei längeren Tönen, die so typisch für die Mandoline ist, erreicht man zumindest eine etwas größere Lautstärke (ich komme dennoch nicht gegen meinen Trompete spielenden Sohn an, aber das bedarf keiner Erklärung). Es geht aber auch anders, s. Balalaika.

      Die zweite Frage verstehe ich nicht ganz, aber ich versuche mal eine Erklärung: Nein, nur wenige Cent unterschiedliche Stimmung in den Chöre klingen furchtbar schief. Das ist bei einer Barockgitarre oder Lauten anders, die sind nicht nur etwas toleranter, dort haben begegnen wir zum Teil Chören in zwei Oktaven (z. B. a-a´). Aber auch da möchte man unbedingt einen schwebenden Ton im Sinne zweier naher, aber nicht ganz in Stimmung seiender Saiten vermeiden.

  2. #3 Kerberos
    15. November 2020

    Hallo,
    das zweite war eine Vermutung, wobei ich vor dem
    Schreiben nicht gründlich nachgedacht hatte.
    Bei der starken Kopplung der Saitenpaare über Steg
    und Korpus ist eine Schwebung im “interessanten”
    Bereich (1 Hz oder weniger) gar nicht möglich.
    Die Saiten schwingen synchron, was auch ein sauberes
    Stimmen erleichtert. Ohne diese starke Kopplung
    wäre eine exakte Überein”stimmung” der Paare
    praktisch unmöglich.

  3. #4 Cornelius Courts
    17. November 2020

    Moin,
    ich sehe ja jetzt erst, daß Du auch Musik am Sonntag magst 😉
    https://scienceblogs.de/bloodnacid/tag/sonntagsklassik/

    • #5 Christian Meesters
      18. November 2020

      Ja, wobei ich schon im April schrieb, dass ich Dir keine “Konkurrenz” machen mag. Jetzt, ohne Ensemblespiel, bleibt halt mehr Zeit zum Posten solcher Minibeiträge.