Die Probleme des Peer-Review hatten wir auch hier im Blog schon mal (Beispiel und Beispiel). Aber diese mir zugespielte Antwort eines Editors schießt den Vogel ab. Dieses Kommentar eines editorial office einer wissenschaftlichen Zeitschrift fordert:
Please do return the similarity report of the revised manuscript together with re-submission.
The author should check the similarity rate of the text part of the revised manuscript, including sections of Abstract, Introduction, Methods, Results, and Discussion, which MUST be less than 15% in total.
Das ist lächerlich, denn
- es ist Aufgabe der Editoren dafür zu sorgen, dass ein Plagiatscheck durchgeführt wird.
- sich nur auf den Text zu beziehen ist sicher nicht hinreichend.
- wird das an die Autoren delegiert, kann jeder derart aufgeforderte Autor nach Belieben tunen, so dass ein eingereichtes Manuskript den Kriterien standhält.
Methodenabschnitte in den Lebenswissenschaften (und anderswo) berufen sich i.d.R. auf eine publizierte Methode “Analysis type x has been performed according to Superclever et al., 1992“. So was kann man nicht beliebig paraphrasieren. Und auch wenn man die Beschreibung ausformuliert bleiben die Abschnitte über Veröffentlichungen hinweg sehr ähnlich. Und Ähnliches (sic!) gilt auch für die etwas freieren Abschnitte: Wer über ein spezifisches Thema in einer spezifischen Fachsprache schreibt, nutzt häufig einen geringe Menge bestimmter Begriffe und Satzbausteine. Selbst in der Diskussion finden sich somit Ähnlichkeiten – 15 % oder mehr? Vielleicht, denn vor allem aber ist die “Ähnlichkeitsrate” nicht genauer definiert. Unehrliche AutorInnen können somit dasjenige Werkzeug nehmen, welche die “schönsten” Resultate liefert.
Kurz, diese Bitte ist die Editorial-Variante des Hände-in-Unschuld-Waschens. Nichts anderes, als einer Verantwortung formell genüge zu tun, ohne wirkliches Interesse an Verbesserung.
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