So einmal im Jahr, erlaube ich mir einen Blick zurück aufs Bloggeschehen und und die Entwicklung von Scienceblogs zu werfen. Im letzten Jahr habe ich ja bereits die Graphik der Blogposts pro Monat eingeführt. Die diesjährige Version der Graphik zeigt die Evaluation der Blogposts bis zum August 2021 und wieder für jeden Blog mit einer zufälligen Farbe zu Unterscheidung. Wie wir sehen: Viel hat sich nicht getan. Zwar wurden einige Blogs reaktiviert (Bei–spiel–e), doch leider nicht dauerhaft. Und so bleibt die Zahl der Veröffentlichungen auf einem mittel-niedrigem Niveau, verglichen mit den Topzeiten der Plattform.
Wissenschaftsblogs fristen zwar ein Nischendasein, doch sie können trotz der anderen Wissenschaftskommunikationsformate eine Berechtigung haben. Und sie können auch erfolgreich sein. Dazu sollte die jeweilige Plattform auch ansprechend und gepflegt sein. Und das “Drumherum” sollte abgestimmt sein. Schauen wir uns das mal an.
Die Seite
- die WordPress-Version ist hier auf Scienceblogs ist 4 Jahre alt. Zwar gibt es noch Support für die installierte Version, aber mittlerweile auch einen neuen Editor in WordPress und der installierte Editor ist angezählt. Eine gewisse Trägheit beim Updaten macht sich zwar bezahlt: Man muss weniger Zeit (mithin Geld) hineinstecken, aber wenn man zu lange wartet sieht man das auch. Und wer zu lange wartet geht auch das Risiko ein, dass ein Update irgendwann aufwendig wird – die Publikationstätigkeit wird dann stocken. Ob Zuwarten sich also rechnet ist nicht sicher, zumal eine gute IT-Abteilung Updates routiniert durchführen kann (auch automatisiert).
- das Banner “10 Jahre Scienceblogs” (in der Kopfzeile) führt seit einigen Jahren nicht mehr auf die Jubiläumsblogs, sondern wurde zu dem Logo von Scienceblogs.
- nur wer Geld verdient kann auch investieren. Insofern sind die Werbeanzeigen ein notwendiges Übel. Ein Übel, dass interessierte Besucher einer Webseite nicht selten in Kauf nehmen – wenn die Werbung nicht zu sehr nervt. Dazu müsste sie einigermaßen auf das Zielpublikum zugeschnitten und nicht dem Erfahren der Webseite entgegengesetzt sein. So wie diese hier:
Werbung also muss sein – jedenfalls bei einem Anbieter mit unternehmerischen Zielen – muss aber Werbung im Text sein oder wäre es effizienter und zugleich weniger übergriffig Werbung sparsamer einzusetzen?
- Legitim ist auch – insbesondere für Angebote mit ähnlicher Zielgruppe wie die Blogplattform – Werbung für Formate des eigenen Hauses zu platzieren. So zum Beispiels für den “Damals” PodCast, für die online-Zeitschriften in der Kopfzeile oder für Scienceblogs als eMagazin. Letzteres wird allerdings seit zwei Jahren nicht fortgeführt und an den kommerzielle Erfolg von Auskopplungen frei zugänglicher, veralteter Inhalte mag man ohnehin kaum glauben. Doch das Banner “bereichert” die Seite weiterhin als Beispiel für unnötigen Ballast.
- Cookiebanner – seit der Einführung der DSGVO werden wir damit erfreut und wissen so zumindest, was uns zuvor verheimlicht wurde. Oder? Scienceblogs jedenfalls zeigt bei näherem Hinsehen:
Die Vermutung, dass die immer selben Unternehmen eine Vertragsbeziehung zu allen möglichen Plattformbetreibern unterhalten ist natürlich Humbug: Ein Verlag wie die Konradin Mediengruppe GmbH muss gar nicht eine derartige Vielzahl von Verträgen abschliessen, um eine solch bombastische Vielzahl von Partner zu suggerieren. Es reicht völlig ein Standardbanner auszuwählen und die Implikationen zu ignorieren. Ich zweifele hiermit an, dass sich auf diese Weise wirklich hinreichend Umsatz generieren lässt, so dass die abschreckende Wirkung solcher Banner ausgeglichen werden kann. Weniger wäre mehr.
Und so kommen mir einige Verbesserungsvorschläge in den Sinn. Auch was Kategorisierung und längeren Verbleib von Artikeln, bei gleichzeitiger Steigerung der Übersichtlichkeit anbelangt, wäre Einiges möglich. Doch wir sollen zunächst darauf drängen, dass die niedrig hängenden Früchte gepflückt werden: Es gilt neu zum Blog geführte LeserInnen nicht durch abschreckende Cookiebanner (das geht schlichter!) und irritierende Werbung abzuschrecken. Andernfalls lassen sich die Basis der Leserschaft nicht erweitern und auch eine abschreckende Wirkung auf interessierte, potentielle Neu-BloggerInnen kann nicht ausgeschlossen werden.
Die “Community”
Apropos neue LeserInnen: Wie werden eigentlich eigentlich Leute auf die Inhalte hier auf Scienceblogs aufmerksam? Da gibt es die Suchmaschinen, Leute und diejenigen, die von Meta-Anbietern wie Ecosia oder Pocket hier her kommen. In der Regel ist dies ein stetiges Rinnsal, der durch Zufälle zum reissenden Strom werden kann, wie bei diesem Artikel, der an einem Tag 8000 Klicks auf sich zog – weit mehr als die allermeisten Beiträge in meinem Blog.
Nicht zuletzt gibt es Lesende, die durch die sozialen Medien, hauptsächlich Twitter hier zu Scienceblogs gelenkt werden. Welches Potential da schlummert mag folgendes Beispiel verdeutlichen: Ich bin spät mit Twitter angefangen und habe, auch weil ich wenig zwitschere, sage und schreibe 25 “Follower” zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels. Und dennoch finden über Twitter regelmäßig 1-2 Leute den Weg zu einem neuen Artikel. Da Tweets schnell alle Aufmerksamkeit verlieren, nicht jedes Thema für alle interessant sein dürfte und einige meiner “Follower” unabhängig vom Thema nicht dazu zu bewegen sein dürften überhaupt einen deutschsprachigen Artikel zu lesen, finde ich: Das ist eine gute Quote.
@ScienceBlogs_de hat ca. 10.000 “Follower” und zwitschert in unregelmäßiger Folge und eher selten. Offenbar gibt es weder automatische “Retweets”, die durch das Erscheinen eines Artikels getriggert werden, noch zusätzliche Inhalte oder Kommentare. Es ist kaum vorstellbar, dass diese Vielzahl durch die paar Tweets des letzten Jahres gewonnen wurden. Kurz gesagt, viel läuft da nicht (mehr?):
Nun wird nicht jeder Artikel eines bestimmten Blogs für alle 10.000 Follower von @ScienceBlogs_de interessant sein. Nicht alle, die einen Artikel interessant finden, finden die Zeit zum Lesen/klicken. Nicht alle, die lesen kommentieren auch. Aber eine bessere Pflege könnte, mein Beispiel zeigt es, durchaus mehr Interessierte auf Scienceblogs lenken. Das auf der Mikroblogplattform Twitter Aufmerksamkeit für Inhalte auf anderen Seiten erzeugt wird, ist nicht ungewöhnlich. Kommentare zum wissenschaftlichen Zeitgeschehen könnten, sparsam dosiert, ebenfalls “Follower” bei der Stange halten.
Mehr Lesenden wären vielleicht auch im Interesse der Diskussionskultur und damit der Plattform in Gänze. Wer sich gegen die “Ikonen des Querdenkertum” stellt, hat schnell die Kommentarspalte und die eigene Mailbox voller Beschimpfungen. Viele Diskussionen enthalten Whataboutism, ganz ähnlich wie hier illustriert:
Es gibt so viel zu tun. 😔 pic.twitter.com/oEwhK56vSj
— erzaehlmirnix (@erzaehlmirnix) June 4, 2021
Andere steigerten sich in Beschimpfungen von rechts oder links und es gab ziemliches Re-Framing/De-Railing. Dies führte dazu, dass manch Artikel im letzten Jahr von mir gar nicht erst veröffentlicht wurde: So macht es einfach keinen Spaß! Ich werde daher, auch wenn es weniger Klicks und Kommentare bedeutet, meine Vorsätze zur Diskussionshygiene konsequenter Umsetzen und finde: Das wäre keine Zensur im engen Sinne, denn weder muss ich mich beschimpfen lassen, noch gleich die Weltrevolution diskutieren, wenn es doch um was ganz Anderes geht. Kritik und konstruktive Diskussionen hoffe ich so zu fördern. Vielleicht können sich so die Stilleren auch mal melden – könnte ja interessant sein. Das es sie gibt, ist gewiss.
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