Wir sind wieder einmal auf La Palma. Eine tolle Insel, die von viel Wasser außen rum bis zu hohen Bergen mit Observatorien darauf – La Palma ist Standort der Europäischen Nordsternwarte – einiges zu bieten hat. Sogar ein „Gesetz des Himmels“ gibt es auf La Palma: damit die Observatorien bei möglichst wenig Lichtverschmutzung arbeiten können. Alles Weitere im Reiseführer oder bei Wikipedia.

Heute ist mir in der Hauptstadt der Insel, Santa Cruz, ein Hinweis für Touristen aufgefallen: „Balcones Típicos“. Typische Balkone also. Der Hinweis ist eigentlich ein bisschen paradox, denn wenn die Balkone „typisch“ für die Stadt wären, müsste man schließlich nicht extra wie auf eine Besonderheit darauf aufmerksam machen.

Balkon1

Die Balkone, auf die hier hingewiesen wird, sind allerdings wirklich etwas Besonderes, schöne alte Holzbalkone, überbordend mit Blumen geschmückt. Ihr Stil geht auf die Mauren und auf portugiesische Einflüsse zurück. Sie schmücken Häuser der Hafenstraße Avenida Marítima.

Balkon2

Früher seien sie für eine bessere Belüftung der Räume von der Meeresseite hilfreich gewesen und auch zur Beobachtung der Vorgänge im Hafen, so die Infotafel.

Heute führen sie – bei gefälliger Übersetzung des Wortes „típico“ – außerdem zu einem Touristenhinweis in Form eines (wahren?) performativen Selbstwiderspruchs.

(Fotos: JK)

Kommentare (19)

  1. #1 rolak
    5. Juni 2017

    ein bisschen paradox

    Das ist nur eine Scheinparadoxie, Joseph, weil diese ‘typisch’s typischerweise zwar räumlich quasifixiert sind (nicht nur Immobilien haben Typisches), zeitlich jedoch eher schwach eingegrenzt (‘früher mal’).

    • #2 Joseph Kuhn
      6. Juni 2017

      … Scheinparadoxie passt auch: es scheinen typische Balkone zu sein 😉

  2. #3 Karl Mistelberger
    6. Juni 2017
  3. #4 2xhinschauen
    6. Juni 2017

    >> Alles Weitere im Reiseführer oder bei Wikipedia

    Oh ich empfehle dringend, da selbst hinzufahren! La Palma ist schön, schön grün, schön klein und hat keine zwei Quadrarmeter ebenen Boden. Der Flughafen ist halb in den Berg hineingefräst und halb ins Meer gebaut. Der Blick von ca 2400m in den Krater hinunter ist umwerfend , und gleich daneben stehen ein Dutzend Hightech-Teleskope. Jeden Tag kompetente Führungen.

    Hin!

  4. #5 anderer Michael
    6. Juni 2017

    “Performativer Selbstwiderspruch” ,”Scheinparadoxie”
    Ich verstehe nichts. Soll das Selbstironie oder Sarkasmus sein.

    Dann lese ich nach, was es sein könnte und stoße auf solche Passagen aus der Ritualistik wie nachfolgend unten und bin auch nicht schlauer.Im Zuge der allgegenwärtigen Genderdiskussion ist mir der performative Ansatz von Judith Butler als Sprechakt geläufig . Die Hebamme sagt nicht aus: ” Es ist ein Mädchen” sondern “Werde ein Mädchen”.

    “Im Unterschied zum Alltagsverhalten bezeichnet Performanz einen Handlungsmodus, in dem in einem bestimmten Kontext (etwa auf einer Bühne) Beobachten und Agieren miteinander vermittelt werden, wobei die Beobachterperspektive in Ritualen mitunter von metaempirischen Wesenheiten (Göttern) repräsentiert wird.”

    Wahrscheinlich verwurste ich gerade alles wild durcheinander.
    Könnte mir die Transzendentalpragmatik helfen? Oder vielleicht doch das umfangreiche Werk des verkannten unterbewerteten Genies Ernst August Dölle und seines geradezu nicht existenten Zwillingsbruders? Ich muss jetzt nachdenken!

    Aber die Fotos sind schön. Zeigen Sie doch bitte mehr Fotos von La Palma.Der Hinweis auf den maurischen Einfluss bezieht sich wohl auf die Holzdekore.

  5. #6 RPGNo1
    6. Juni 2017

    Mein Tipp: EinUrlaub auf Lanzarote oder Gran Canaria
    Lanzarote: Ein Meer von erdfarbenen, roten und dunklen Farbtönen mit nur wenig aufhellenden Grün dazwischen. Ist halt eine reine Vulkaninsel. Für den Urlaub lohnt es sich, ein Auto zu mieten und dann die vielen kleinen, aber feinen Sehenswürdigkeiten in Tagestouren abzuklappern, die vielfach vom Künstler César Manrique initiiert wurden. Für einen reinen Badeurlaub ist die Insel weniger geeignet.
    Gran Canaria: Im Süden herrscht Halbwüstenklima, aber dafür gibt es tolle Sandstrände (z.B. die Dünen von Maspalomas). Playa del Ingles sollte man allerdings meiden; Touristenverwahrungsanstalten der 70er und 80er Jahre at its best. Der Norden hingegegen ist sehr grün und feucht und hat ein subtropisches Klima. Auch auf dieser Insel gibt es viele schöne Sehenswürdigkeiten. Wer sich dafür kein Auto mieten will, findet ein gut ausgebautes Busverkehrsnetz vor.

  6. #7 demolog
    6. Juni 2017

    Reif für die Insel(n)?

  7. #8 Joseph Kuhn
    6. Juni 2017

    @ anderer Michael:

    “Ich verstehe nichts.”

    Ein Satz, dessen Wahrheitsbedingungen dem lügenden Kreter nahekommen. Als Sprechakt ein selbstperformativer Widerspruch?

    “Könnte mir die Transzendentalpragmatik helfen?”

    Das hätten Sie sich ein bisschen eher überlegen sollen. Hans-Otto Apel ist gerade gestorben.

    Vielleicht hilft der Rat von “demolog”? Er vertritt allerdings meist einen transzendentalrationalen Ansatz, seinem vacasionalpragmatischen Hinweis hier darf man aber folgen.

  8. #9 ralph
    6. Juni 2017

    Danke für die Anregung, ich überlege die ganze zeit was ich mit dem blanken Balkongeländer machen soll. Nun weiss ichs!
    Bin kein Sprachwissenschaftler, aber meist werden synonyme Begriffe unterschiedlicher Sprachen nicht deckungsgleich verwendet.
    Beispielsweise lässt sich das im spanischen gebräuchliche “lugar típico” nicht eins zu eins übersetzen, man benötigt je nach Kontext unterschiche deutsche Begriffe.
    Eine Google Bildersuche nach “lugar tìpico” mach das deutlich.

  9. #10 Karl Mistelberger
    6. Juni 2017

    > #6 RPGNo1, 6. Juni 2017
    > Wer sich dafür kein Auto mieten will, findet ein gut ausgebautes Busverkehrsnetz vor.

    Wenn schon Gran Canaria, dann richtig: https://www.youtube.com/watch?v=IdG2nbp3H7w

  10. #11 Anton
    6. Juni 2017

    Paradox ist es vor einer Klimakatastrophe zu warnen und dann ständig das Flugzeug zu benutzen.

  11. #12 Uli Schoppe
    6. Juni 2017

    Nö da ist allerhöchstens der Preis nicht richtig weil nicht alle Kosten drin stecken. Dafür kann aber der Herr Kuhn nix 🙂

  12. #13 RPGNo1
    6. Juni 2017

    @Karl Mistelberger
    Ach nee, das ist eher etwas für verrückte Extremsportler, aber nicht für Otto-Normal-Tourist. 🙂

  13. #14 Karl Mistelberger
    6. Juni 2017

    Wer Spaß dabei hat macht es in einem Rutsch. Wem das zu anstrengend ist der lässt sich etwas Zeit dabei: https://www.querbeet-freizeit.de/html/teneriffa16.html

  14. #15 Joseph Kuhn
    6. Juni 2017

    @ Anton:

    “Paradox ist es vor einer Klimakatastrophe zu warnen und dann ständig das Flugzeug zu benutzen.”

    Das kann man viel moralischer aufziehen:

    – die Armut in Afrika oder am Düsseldorfer Hauptbahnhof sehen, aber den neuen BMW kaufen,
    – den Hunger in der Dritten Welt bedauern, und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, gepflegt im Szene-Restaurant essen gehen,
    – die Gewalt in Syrien vom Sofa aus ablehnen, um dann zum Fussballspiel umzuschalten,
    – die Zustände in den Kleiderfabriken in Bangladesch am Stammtisch diskutieren, aber am nächsten Tag wieder ein T-Shirt-Schnäppchen machen,
    – …

    Ich glaube, paradox wird das erst dadurch, dass man sich trotz des Elends in der Welt Freude und Genuß, auch verzichtbaren Genuß, gönnen muss, weil moralischer Rigorismus selbst unmenschlich – und perspektivlos – wäre. Trotzdem kann man fraglos mit allen verzichtbaren Ausgaben Menschenleben retten, und auch mit jedem ungeflogenen Flug CO2 sparen.

    Das heißt nicht, das Elend der Welt hinzunehmen, wohl aber, hypermoralische Ansprüche zu vermeiden, und vor allem, nicht zu selbstgerecht zu argumentieren. Savonerola ist nicht die richtige Antwort auf Papst Alexander VI. gewesen. Aber Sie sind vermutlich auch nicht Savonerola.

  15. #16 Karl Mistelberger
    7. Juni 2017

    > #12 Uli Schoppe, 6. Juni 2017
    > Nö da ist allerhöchstens der Preis nicht richtig weil nicht alle Kosten drin stecken. Dafür kann aber der Herr Kuhn nix 🙂

    William Connolley sprach einmal von den Fuckwitted Krauts. Und er hat Recht:

    https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/koennen-wir-die-globale-erwaermung-rechtzeitig-stoppen/#comment-81121

    Die deutsche Energiewende ist eine Mogelpackung und gleichzeitig nur die Spitze eines Eisbergs.

    • #17 Uli Schoppe
      7. Juni 2017

      Es stecken nicht alle Kosten drinnen, das ist nu mal Fakt. Bei der Bahn aber auch nicht. Und Auseinandersetzungen um die dazugehörige Ressource sind teuer….

  16. #18 Karl Mistelberger
    8. Juni 2017

    > #15 Joseph Kuhn, 6. Juni 2017
    > Ich glaube, paradox wird das erst dadurch, dass man sich trotz des Elends in der Welt Freude und Genuß, auch verzichtbaren Genuß, gönnen muss, weil moralischer Rigorismus selbst unmenschlich – und perspektivlos – wäre.

    “Es ist mittlerweile zwar im öffentlichen Bewusstsein angekommen, dass die Hochkonsumkulturen soziale und ökologische Verwerfungen nach sich ziehen. Aber das individuelle und kollektive Verbraucherverhalten ändert sich nur sporadisch. Es geht hier weniger um ein Erkenntnisdefizit als um ein Handlungsdefizit. Es stimmt zwar, dass es beispielsweise noch immer Skeptiker des Klimawandels gibt, allen voran Donald Trump, der bekanntlich gerade das Pariser Klimaabkommen aufgekündigte. Zumindest auf der Ebene des globalen Konsums dürfte das dennoch nicht das Hauptproblem sein. Ausschlaggebender ist heute vielmehr bloßes Desinteresse oder, vermutlich sogar noch häufiger, das Handeln wider besseres Wissen.

    https://www.zeit.de/kultur/2017-06/konsum-verhalten-deutschland-konsumgesellschaft-industrie/komplettansicht

  17. #19 anderer Michael
    8. Juni 2017

    Ach Leute
    Gelassenheit .Leben und leben lassen.Ihr diskutiert nicht wirklich, ob Herr Kuhn in La Palma sein darf?
    Ich war auch schon in Lanzarote und Gran Canaria . Wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt ,bin ich nicht hingeschwommen , sondern geflogen. Speziell der Aufenthalt in Lanzarote war spannend. Wir sind einfach so hingeflogen, ohne Quartier , ohne Geldtausch usw.
    Meine Frau deutete am Flughafen von Lanzarote auf irgendeine kleine Ortschaft und sagte:” Da fahren wir hin”. Eigentlich waren wir nur Sand im Getriebe. Aber die Südländer nahmen es mit Gelassenheit. Und ich verwechselte auch noch ständig Italienisch mit Spanisch.