Vor einem halben Jahr hatten wir hier auf Gesundheits-Check die Altenpflege als Thema. Die Pflege im Krankenhaus ist leider auch in einem unguten Zustand. Erst vor kurzem hat die Bertelsmann Stiftung in ihrem „Faktencheck Gesundheit“ auf den Mangel an Pflegekräften in Krankenhäusern hingewiesen und Mindestpersonalvorgaben gefordert. Zumindest in bestimmten Klinikbereichen soll es nach dem Willen des Gesetzgebers demnächst auch tatsächlich Personaluntergrenzen geben. Ob das hilft, wird man sehen. Wenn das Pflegepersonal nicht insgesamt aufgestockt wird, könnte die Regelung auch dazu führen, dass in den anderen Klinikbereichen demnächst noch weniger Pflegepersonal da ist.

Im internationalen Vergleich stehen deutsche Krankenhäuser bei der Ausstattung mit Pflegekräften gar nicht gut da. Die Bertelsmann Stiftung weist unmissverständlich darauf hin, was viele Studien immer wieder zeigen: Personalmangel in der Pflege gefährdet die Gesundheit der Patienten. Und die Gesundheit der Pflegekräfte gefährdet es natürlich auch.

Pflege_Krankenhaus

In Dachau eskaliert gerade – wieder einmal – der Streit am örtlichen Krankenhaus. Es gehört mehrheitlich dem Helios-Konzern, einem der ganz großen Player im Krankenhausmarkt. Ein kleiner Anteil, etwas über 5 %, gehört dem Landkreis. Im Klinikum Dachau hat sich die Situation in der Pflege so zugespitzt, dass Medienmeldungen zufolge inzwischen 100 Stellen fehlen und nicht mehr alle Betten belegt werden können. Jetzt gab es eine Urabstimmung der Beschäftigten über einen Streik, falls die Klinikleitung Anfang Dezember kein ausreichendes Angebot für einen Tarifvertrag mit Mindestpersonalvorgaben vorlegt. Die Beschäftigten waren mit großer Mehrheit dafür, dann zu streiken. Außerdem hat sich heute eine Bürgerinitiative für eine bessere Pflege in Dachau gebildet. Pflege geht eben alle an.

„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ hat die Union im Bundestagswahlkampf 2017 geworben. Dazu gehören auch Krankenhäuser, in denen nicht nur die Hochleistungsmedizin funktioniert, sondern auch die Pflege, mit ausreichend vielen und qualifizierten Pflegekräften.

Kommentare (31)

  1. #1 Beobachter
    auf dem Boden der Realität
    29. November 2017

    Auch wenn man mir hier wieder “Dauernörgelei” und zuwenig “wohlwollende Interpretation” vorwerfen sollte und man mich deswegen wieder “triezen” sollte –
    trotzdem um der Sache und der “praktischen Relevanz” willen ein temporärer Kommentar-Rückfall:

    Das ist nicht nur lokal in Dachau und Bayern so:

    https://www.swr.de/swraktuell/bw/pflegekraefte-in-stuttgart-ueberlastet-wegen-personalnot-pflege/-/id=1622/did=20707590/nid=1622/hpl4fw/index.html

    https://www.swr.de/swraktuell/bw/weniger-pflegekraefte-in-baden-wuerttemberg/-/id=1622/did=20400820/nid=1622/1u4lruf/index.html

    und:
    https://correctiv.org/recherchen/keime/artikel/2017/01/11/schlampige-hygiene-im-krankenhaus-fuehrt-zu-mehr-toten-als-im-strassenverkehr/

    Als pflegender Angehöriger von alten, pflegebedürftigen, chronisch Kranken, von Schwerstkranken/Palliativpatienten und auch kurzzeitig selbst als Krankenhauspatient (alle GKV-Versicherte) habe ich in den letzten 15 Jahren kein Krankenhaus und kein Pflegeheim erlebt, in dem es NICHT so (wie im Beitrag und in den Links beschrieben) gewesen wäre.
    Ich hatte zig-fach Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln und Eindrücke zu überprüfen – außerdem habe ich früher zeitweise selbst in der Krankenhaus-Pflege gearbeitet.

    Mit zunehmender Privatisierung hat auch der Pflegenotstand zugenommen; es wird mit insgesamt weniger Pflegepersonal bei zunehmender Patientenzahl gearbeitet.
    Außerdem werden zunehmend billigere ungelernte Hilfskräfte eingestellt, die nicht mal medizinische/pflegerische Grundkenntnisse haben.
    Wichtige, akute Veränderungen im Zustand/Befinden des Patienten werden nicht registriert und nicht weitergegeben.
    Die wenigen Fachkräfte können nicht so gut arbeiten wie sie könnten und wollten, weil sie völlig überlastet sind und schlicht keine Zeit dazu haben.
    Vorliegende Patientenbefunde werden oft gar nicht gelesen, es werden bei Schichtwechsel keine regelrechten Übergaben gemacht – die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut.
    Es kommt zu vermeidbaren Fehlern, Versäumnissen, Missverständnissen, die für den Patienten schwerste Folgen haben oder gar lebensgefährlich werden können (z. B. bei akutem Verdacht auf Schlaganfall, wo es auf Minuten ankommt).

    Bei pflegebedürftigen Krankenhauspatienten werden Grundpflegemaßnahmen vernachlässigt oder ganz außer acht gelassen; Palliativpatienten werden nicht mal notwendige Hilfsmittel wie Rollator/Rollstuhl zur Verfügung gestellt.
    Wenn ein Patient aufgrund der Schwere/Art seiner Erkrankung seine Sache nicht vehement und adäquat selbst vertreten kann, ist er völlig ausgeliefert und auf die Präsenz, das Engagement und die Kompetenz seiner Angehörigen angewiesen.

    All diese Missstände sind schon lange bekannt – und es ändert sich trotzdem (aus bekannten Gründen) nichts.
    Das ist eine Schande.
    Und umso mehr, wenn man bedenkt, welchen unnötigen, fragwürdigen Mist die Krankenkassen finanzieren und fördern.
    Sorry wegen meiner Heftigkeit … – aber man kann angesichts dieser Zustände nicht heftig genug werden.

    Ich hoffe auf lokale und bundesweite Streiks der Pflegekräfte (und der Assistenzärzte und PJler, die betrifft es auch) –
    in ihrem eigenen Interesse und in dem der ihnen anvertrauten Patienten.

    So, es ist lang geworden – man falle wieder über mich her, wenn man(n) das “Bedürfnis” hat …

  2. #2 Mars
    29. November 2017

    … keiner hat vor, dich dafür zu triezen.

    ich habe auch die situation im KH mit eigenen, alten angehörigen miterlebt. das personal war z.t. noch immer motiviert, aber völlig überfordert.
    am besten klappte es noch mit der pflege zu hause, aber natürlich nur mit zuzahlungen.
    am besten haben noch die paliativ-teams gearbeitet.
    da gab es immer einen guten ansprechpartner, man nahm sich (den umständen entsprechend) auch zeit für fragen und andere therapiemöglichkeit oder umstellung der medikamente UND die dazugehörende beobachtung .
    an grossen schmerzen musste keiner mehr leiden, aber ohne familiäre hilfe ….. wärs wohl auch nicht wirklich gut geendet.
    ich arbeite auch im bereich der ehrenamtlichen sterbehilfe, da geht es noch recht human zu – vermutlich, weil es da keinen kostendruck gibt, sich dieser auf viele freiwillige schultern verteilt.

  3. #3 Beobachter
    29. November 2017

    @ Mars:

    “… keiner hat vor, dich dafür zu triezen.”

    Ja, hier bei diesem Thema offensichtlich bisher nicht.
    Was wohl daran liegt, dass es zu “unwichtig” ist, es nicht um die Besitzstandswahrung Privilegierter geht und auch nicht um einen großen, bestimmenden (Konsum-) Wirtschaftszweig.

    Wen interessieren schon Pflegenotstand, Kranke und Alte, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung von Pflegekräften?
    Tja, und offensichtlich meinen auch viele, sie blieben ewig gesund und jung … und sind eh gut privat versichert.

    Solche Themen sind hier bei SB nie “der Renner”, man kann keine “Storys” draus machen.
    Das Schlagwort “Pflegenotstand” gehört schon zum normalen Sprachgebrauch – man hat sich dran gewöhnt …
    Wie an vieles andere Skandalöse auch.

  4. #4 Joseph Kuhn
    29. November 2017

    @ Beobachter:

    “dass es … nicht um die Besitzstandswahrung Privilegierter geht”

    Doch, das ist ein nicht unwesentliches Element des Konflikts. Für Helios sind Gewinnmargen um die 15 % vorgegeben (https://www.aerzteblatt.de/archiv/170844/Private-Kliniktraeger-Die-Grossen-erzielen-gute-Gewinne) und Helios weiß, dass es damit seine Beschäftigten unter Druck bringt (https://m.aerzteblatt.de/news/thema-11506-2-59365.htm). Die großen Autokonzerne haben übrigens Gewinnmargen um die 10 % (https://www.n-tv.de/wirtschaft/BMW-ist-am-profitabelsten-article19994743.html), schon das sind irre Zahlen, es sind Margen bezogen auf den Umsatz.

    “nicht um einen großen, bestimmenden (Konsum-) Wirtschaftszweig”

    Das Gesundheitswesen ist mit einem Ausgabenvolumen von 344 Mrd. Euro und 5,3 Mio. Beschäftigten (Jahr 2015) der größte Wirtschaftszweig in Deutschland. Dementsprechend starke Kräfte sind hier am Werk.

    “Wen interessieren schon Pflegenotstand, Kranke und Alte, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung von Pflegekräften?”

    Viele, nur sind es eher die kleinen Fische im Haifischbecken, aber Defaitismus hilft hier gewiss nicht weiter.

  5. #5 Beobachter
    30. November 2017

    @ Joseph Kuhn, # 4:

    Sie haben mich missverstanden und/oder ich habe mich unklar/missverständlich ausgedrückt.
    Dass private Klinikträger und Unternehmen im Gesundheitswesen einen großen Wirtschaftszweig darstellen, war mir völlig klar – interessant und aufschlussreich Ihre genauen Zahlen dazu und die Tatsache, dass es sogar der größte Wirtschaftszweig ist.
    Es geht um eine Menge Geld, um Profitmaximierung und um Verteilungskämpfe – wie in jeder anderen großen Branche auch.

    Ich habe mich auf das offensichtlich geringe Interesse der potentiellen Mitleser und Kommentatoren am Thema bezogen – man fühlt sich offenbar wenig angesprochen, weil es einen kaum persönlich betrifft.
    Es sind wohl wenige Mitleser/Kommentatoren in der Pflege tätig oder haben einschlägige Erfahrungen als begleitende Angehörige oder gar selbst als Patient.

    Das Interesse wäre mit Sicherheit größer, wenn es um die Arbeitsbedingungen und Bezahlung einer anderen Berufsgruppe ginge.
    Z. B. um die der Angestellten im IT- und EDV-Bereich – und wenn es dort plötzlich viel zu wenige qualifizierte (aber unterbezahlte) Fachkräfte gäbe und deshalb die zu erwartenden und gewohnten Dienst- und Serviceleistungen am Kunden und dessen Computersystemen und Datenbanken nicht mehr oder nicht mehr zufriedenstellend erbracht werden könnten.
    Oder es deshalb gar zum häufigen völligen Versagen von Computersystemen käme.
    Die Empörung und das Geschrei wären grenzenlos …

    Warum ist eigentlich die Arbeit einer qualifizierten Pflegefachkraft ungleich weniger wert (gemessen am Gehalt/Stundenlohn) als die einer qualifizierten IT-Fachkraft?
    Warum wird die Pflege eines Menschen ungleich weniger wertgeschätzt als die “Pflege” eines Computers?
    Sind Menschen weniger wert als Computer?
    Sollte man sie auch wegwerfen/entsorgen oder in den Keller stellen, wenn sie nicht mehr funktionieren und die Reparatur nicht mehr lohnt?

    Siehe dazu auch – sehr lesenswert, Lektüre dringend empfohlen:

    https://www.zeit.de/2014/12/kopfgeld-pflegepersonal-klinik

    https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-mehr-anerkennung-mehr-gehalt-fuer-pflegekraefte-1.3481204

  6. #6 Beobachter
    30. November 2017

    Nachtrag:

    Defaitismus hilft wirklich nicht weiter – aber was dann?

    ” … nur sind es eher die kleinen Fische im Haifischbecken, … ” – das haben Sie nachträglich eingeflickt, und es war auch nötig.
    Das mit dem “Haifischbecken” des Gesundheitswesens und dem dortigen “freien Spiel der Kräfte des freien Marktes” ist von Bundesminister Gröhe.
    Selbst der sieht sich offensichtlich als eher kleinen Fisch angesichts der vielen umherschwimmenden großen … – und sieht es mit “pragmatischer Akzeptanz”, zieht sich lieber zurück und lässt die großen machen …

  7. #7 gedankenknick
    30. November 2017

    Ich bin dafür, dass die 1,7 Mrd. € bzw. die 1,1 Mrd €, die die Apotheken Jahr für Jahr zuviel bekommen [ https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/apothekenpraxis/bild-apotheker-kassieren-11-milliarde-euro-zu-viel/ ] , direkt in die Bezahlung von Pflegefachkräften umgeleitet werden. Dann wäre der Pflegenotstand sicher und langfristig gelöst… denke ich.

    Dass die deutschen Apotheken eine Vergütung von Knapp 5 Mrd. € pro Jahr erhalten,hätte VOR dem Gutachten die gKV auch wirklich nicht ahnen können! Wie soll sie denn auch – bei Vorliegen aller Packungs- und Rezeptdaten den Vergütungsanteil der Apotheken berechnen? Oder wie soll sie auf völlig frei zugängliche Dokumente der ABDA zugreifen? https://www.abda.de/fileadmin/assets/Pressetermine/2016/TdA_2016/ABDA_ZDF_2016_Brosch.pdf Seite 30

    Und dass immer mehr Apotheken schließen, liegt allein daran, dass die “alten Apotheker” keinen Nachfolger finden, der moralisch abgebrüht genug ist, diesen RIESENVERDIENST dem deutschen Versicherungssystem für sein Nichtstun abzuzwacken. Solche unmoralischen Menschen sterben nun aus – und es ist gut so, dass kein junger Pharmazeut so ein übler Zeitgenosse mehr ist und gar so einen Goldene-Nase-fürs-Rumsitzen-Laden übernehmen will…

    Vielleicht ist das bei Pflegenotstand ja nichts anderes? Vielleicht sind alle Menschen langsam so moralisch gefestigt, dass sie für SO VIEL VERDIENST mittels SO LEICHTER ARBEIT einfach nicht mehr leben können und wollen? Und dann gemäß ChristianLinder sagen: Lieber gar kein Verdienst als so unmoralisch am Leid anderer verdienen? Ist nur so eine Idee…

    Achtung! Dieser Kommentar könnte in Spuren Ironie, Sarkasmus und andere Formen von Humor enthalten!

  8. #9 Joseph Kuhn
    1. Dezember 2017

    Update:

    1. Meldung der Süddeutschen: Die Bürgerinitiative für eine bessere Pflege in Dachau plant eine Warme-Socken-Kampagne, wenn es zum Streik kommt.

    2. Der Helios-Konzern sagt auf seiner Homepage zur aktuellen Entwicklung in Dachau nichts: Heile Welt bei Helios?

    3. Bei der “Weißen Liste”, einem Informationsportal für Kliniken unter der Schirmherrschaft des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Patienten und Pflege, schneidet das Klinikum Dachau bei der Patientenzufriedenheit unterdurchschnittlich ab.

    4. Auf dem Klinikbewertungsportal “klinikbewertungen.de” sind gemischte Erfahrungen der Patienten nachzulesen.

    Sieht so aus, als gäbe es in Dachau rein fachlich eigentlich eine Win-Win-Situation: Wenn Helios mehr für die Pflege tut, dürfte das nicht nur gut für die Pflegekräfte, sondern auch gut für die Patienten (Behandlungs-Outcome) und gut für den Ruf den Klinik sein. Wenn da bloß diese 15 %-Gewinnvorgabe nicht wäre! Ein Problem kann das Klinikum alleine aber wohl kaum lösen: Pflegekräfte sind im Großraum München insgesamt schwer zu kriegen, sie können sich z.B. oft von ihren Gehältern die hohen Mieten nicht leisten. Ein Thema für einen Runden Tisch Pflege?

  9. #10 gedankenknick
    1. Dezember 2017

    Pflegekräfte sind im Großraum München insgesamt schwer zu kriegen, sie können sich z.B. oft von ihren Gehältern die hohen Mieten nicht leisten. Ein Thema für einen Runden Tisch Pflege?
    Was soll denn der “Runde-Pflege-Tisch” da richten? Soll er die Mieten in München verringern? Vielleicht oer Dekret? Die Gehälter werden nicht steigen, zumindest nicht im erforderllichen Umfang, denn die Kranken Kassen sagen, es sei kein weiteres Geld da. Und die Krankenhäuser werden kaum an anderen Stellen Geld generieren – zumindest wüßte ich nicht, dass in KKHs wie blöde ge-IGeL-d würde.

    Bei Apotheken hat man schon seit Jahren den Abseits der gKV-Umssätze generierten Gewinn zur Verringerung der Marge bei der gKV politisch und kassenseitig missbraucht. Bei KKHs klappt das nicht, blöd. Aber vielleicht könnte man einfach gesetzlich die Gewinnspanne der KKHs regeln? Einfach ins SGB rein Krankenkassen dürfen einen Gewinn vor Steuern von maximal 3,0% ausweisen, alle darüber hinaus gehenden Gewinne sind direkt an den Risikostrukturausgleich zu überweisen. Fragt sich nur, was der Abgeordnete Lauterbach zu diesem Gesetzesvorschlag sagen würde. Der war ja angeblich mal Vorstandsmitglied des Rhön-Konzerns – allerdings nur, um die Interessen der kranken SPD-Mitglieder beim Klinikaufenthalt besser vertreten zu können, wenn ich mich da richtig an einen Auspruch von ihm erinnere…

  10. #11 Beobachter
    1. Dezember 2017

    @ Joseph Kuhn:

    Und was sagt die zuständige Gewerkschaft in Dachau?
    Wenn schon der Helios-Konzern als Arbeitgeber nichts sagt? –

    ” … Viele, nur sind es eher die kleinen Fische im Haifischbecken, aber Defaitismus hilft hier gewiss nicht weiter.”

    Wie gesagt: Defaitismus hilft wirklich nicht weiter – aber was dann?
    Zynismus, Sarkasmus, Lästerei und noch eine Statistik/Erhebung/Kommission mehr, die keinerlei praktische Konsequenzen hat bzw.Verbesserungen erreicht, bestimmt auch nicht.

    Welche “kleinen Fische” interessieren sich denn für den Themenbereich, haben/sind gute Interessenvertretungen und tun auch etwas dafür?
    Wie gesagt: Es ist seit so vielen Jahren so viel bekannt – und es tut und ändert sich trotzdem nichts.

    Und es sieht in der Pflege nicht nur in Dachau/im Großraum München so aus …

  11. #12 gedankenknick
    1. Dezember 2017

    Übrigens ein wenig OT, nur am Rande und als Anekdote ohne statistische Relevanz:

    Eine Bekannte von mir ist examinierte Kinderkrankenschwester mit >30 Jahren Berufserfahrung in einem Provinzkrankenhaus Nähe Berlin. 3-Schicht-Arbeit; 365/7/24; bis zu 10 Tage am Stück vor offiziellem Wochenende; alles gemäß Gewerkschaft. Ihr Sohn hat jetzt ABI durch und sie hat ihm – damit er nicht bloß zu Hause rumgammelt bis zur Findung eines weiteres Werdegangs – eine Stelle als Päckchenpacker beim beliebtesten Online-Versandhaus der Welt besorgt. Vollzeit 8 Stunden, 2-Schicht-Betrieb. Der Sohn verdient da als ungelernte Kraft MEHR (netto) als sie in Ihrem 30-Jahre-im-selben-Angestellten-Verhälnis-mit-dem-KKH. Wer die körperlich härtere Arbet verrichtet, auch darüber läßt sich (ihrer Ansicht nach) trefflich streiten.

    Da sollte man mal drüber nachdenken, zumal fraglicher Online-Händler-(Plattform) für seine Philanthropie ja geradezu berüchtigt sein soll… Und da stellt sich mir echt die Frage, was der Menschheit in Zukunft wohl wichtiger sein wird: Päckchen packen lassen und Lieferung bis zur Couch – oder Kranke/Alte/Gebrechliche/Hilfebedürftige pflegen und vielleicht sogar gesunden (lassen).

  12. #13 Beobachter
    1. Dezember 2017

    @ gedankenknick, # 12:

    Danke für Ihren Kommentar.
    Ihre Beschreibung von real existierenden Zuständen/Verhältnissen – ausgehend von Arbeitsbedingungen/Gehalt einer qualifizierten Pflegekraft – ist m. E. überhaupt nicht OT und sehr bezeichnend und aussagekräftig.

    ” … Und da stellt sich mir echt die Frage, was der Menschheit in Zukunft wohl wichtiger sein wird: Päckchen packen lassen und Lieferung bis zur Couch – oder Kranke/Alte/Gebrechliche/Hilfebedürftige pflegen und vielleicht sogar gesunden (lassen).”

    Diese und viele andere grundlegenden Fragen stellen sich mir auch …

  13. #14 Beobachter
    1. Dezember 2017

    @ Joseph Kuhn:

    ” … Dazu gehören auch Krankenhäuser, in denen nicht nur die Hochleistungsmedizin funktioniert, sondern auch die Pflege, mit ausreichend vielen und qualifizierten Pflegekräften.”

    Allerdings.
    Denn die beste Hochleistungsmedizin ist (für den Patienten) für die Katz`, wenn die Pflege und Teamarbeit drumherum nicht stimmt.
    Wenn er z. B. im Flügelhemd und nur notdürftig zugedeckt auf kalten, zugigen KH-Gängen stundenlang auf Hochleistungsmedizin-Untersuchungen wie Schluck-Echo oder MRT warten muss und er sich dabei eine Lungenentzündung holt.
    Auch “nur” eine Anekdote …

  14. #15 Beobachter
    1. Dezember 2017

    Nachtrag, Info:

    Ich hab mir mal kurz die Mühe gemacht und zum Klinikum Dachau nachgesehen:

    https://www.merkur.de/lokales/dachau/amper-klinik-dachau-massiv-in-kritik-desastroese-zustaende-7118523.html
    (vom 3.1.17 !)

    Überschrift:

    “ÜBERLEBENSTRAINING IM KRANKENHAUS

    Amper-Klinik Dachau massiv in der Kritik: Desaströse Zustände

    Dachau – Verdreckte Zimmer, vernachlässigte Patienten und frustriertes Pflegepersonal. In der Helios Amper-Klinik Dachau herrschen desaströse Zustände. Der Landkreis ist machtlos. Ihm gehörte das Klinikum früher – jetzt ist es in der Hand eines milliardenschweren Konzerns.”

    Man muss den Artikel ganz lesen … !

  15. #16 gedankenknick
    1. Dezember 2017

    Jetzt ist es raus. Nach zwei Jahren intensiver Forschung und Berechnung hat das Wirtschaftsberatungsunternehmen “2hm” herausgefunden, wie sich die gKV über das nächste Jahrzehnt rettet und dabei sogar die Krankenkassen-Beiträge sinken: Apotheker dürfen einfach FÜR UMSONST arbeiten. Das nennt sich dann “kostendeckende Bezahlung”. Einfach nur die KOSTEN erstatten, aber dem Dienstleistenden KEINEN LOHN gönnen. Genial! https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/politik/533-statt-835-euro-die-zahlen-der-gutachter-apothekenhonorar/

    Im Zuge der Gleichbehandlung bin ich dann natürlich sehr dafür, dass auch alle niedergelassenen Ärzte und alle Krankenhäuser nur noch KOSTENDECKEND bezahlt werden. Was bei Apotheken 2 Mrd. bringt, sollte bei Krankenhäusern und Ärzten zusammen locker einen dreistelligen Mrd.-Betrag einbringen. Und Essen und Lohnsteuer und Gewerbesteuern und Rente und die eigene Krankenversicherung und Miete und was man sonst noch so zum Leben braucht bezahlen alle für das Gesundheitssystem arbeitende einfach vom eigenen Giro-Konto – wozu haben die das denn sonst?

    Und ich würde gerne schreiben, dass ich dies alles sarkastisch meine. Aber man lese sich einfach obig verlinkten Artikel durch. Es ist mir erst, TOTernst. Denn wenn das so umgesetzt wird, bleibt mir nur entweder Handtuch werfen oder verhungern. Da wird der Pflegenotstand bestimmt abgebaut, wenn man demnächst im Gesundheitswesen nur noch ehremamtlich Werte schafft und Menschen hilft. SEHR GUTE IDEE…

  16. #17 Joseph Kuhn
    1. Dezember 2017

    @ Beobachter:

    “Und was sagt die zuständige Gewerkschaft in Dachau?”

    Verdi organisiert den Streik und leistet zusammen mit der Katholischen Arbeitnehmerbewegung auch “Geburtshilfe” für die Bürgerinitiative für eine bessere Pflege in Dachau.

    @ gedankenknick:

    So langsam finde ich Ihr Gejammer um die Einkommen der Apotheker im Zusammenhang mit der Situation der Pflege etwas geschmacklos. Apotheken leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung und sie sollen gut verdienen, aber dafür muss man hier nicht trittbrettfahrend werben.

  17. #18 RainerO
    2. Dezember 2017

    @ Beobachter
    Weil die von dir in #1 erwähnten Formulierungen von mir stammen, will ich hier auch kurz darauf reagieren.
    In diesem Thread habe ich nichts geschrieben, weil ich zum einen in den letzten Tagen keine Zeit hatte und zum anderen als Österreicher wenig zum Pflegenotstand in Deutschland sagen kann. Wesentlich besser ist es hier aber auch nicht. Ich habe einen Kunden in Wien, der mobile Betreuung anbietet. Ich bekomme immer wieder Klagen mit, dass es unheimlich schwer ist, qualifiziertes Personal zu bekommen. Für das Gehalt, das gezahlt werden kann, tut sich das kaum jemand an, Österreicher schon gar nicht. Daher sind fast alle Betreuer aus dem östlichen Ausland, viele davon pendeln. Es fehlt an der Wertschätzung dieses Berufs, wie auch schon weiter oben erwähnt wurde.
    Ob es in Österreich ein ähnlich gelagertes Problem mit privaten Betreuungseinrichtungen wie der in Dachau gibt, weiß ich nicht. Als großen “Gesundheitskonzern” kenne ich nur die VAMED und da ist mir bis jetzt nichts grundsätzlich Negatives zu Ohren gekommen.

    p.s.: Zum “Dauernörgeln”: Ich hoffe, du weißt, dass mir nicht dein Kritisieren an sich aufstieß, sondern dass du dich gerne, jegliches Maß verlierend, in Rage schreibst. Aber das ist hier OT und daher will ich das nicht weiter ausführen.

  18. #19 Beobachter
    3. Dezember 2017

    @ RainerO, # 19:

    Einen “krönenden” Abschlusskommentar aus dem “Ausland” mit einem arroganten OT-“p.s.” kannst du dir sparen – es ist zu erbärmlich …

  19. #20 Beobachter
    4. Dezember 2017

    @ RainerO, # 18:

    Nachtrag:

    ” … Für das Gehalt, das gezahlt werden kann, tut sich das kaum jemand an, Österreicher schon gar nicht. Daher sind fast alle Betreuer aus dem östlichen Ausland, viele davon pendeln. …”

    Schon allein diese beiden Sätze muss man sich auf der Zunge zergehen lassen und auseinandernehmen:
    Wieso “kann” ? – Man “will” nur nicht !
    Aber hohe Chefarztgehälter und teure Klinik-/Altersheim-Erweiterungsbauten kann und will man bezahlen – die entsprechende Anzahl von erforderlichen qualifizierten Pflegekräften jedoch nicht!
    Und die Österreicher tun sich unterbezahlte, stressige Pflegearbeit ja eh nicht an, dazu sind sie sich zu fein, und sie haben für die anstrengende “Drecksarbeit” ja ihre “pendelnden Betreuer aus dem östlichen Ausland”.
    Ein Großteil des mickrigen Gehalts dieser “Betreuer” geht dann also auch noch für ihre Fahrtkosten drauf.

    Offensichtlich verwechselst du auch noch “Betreuung” mit Pflegearbeit und medizinischer Versorgung –
    und “private Betreuungseinrichtungen” mit privatisierten Krankenhäusern und Alters-/Pflegeheimen:

    ” … Ob es in Österreich ein ähnlich gelagertes Problem mit privaten Betreuungseinrichtungen wie der in Dachau gibt, weiß ich nicht. … ”

    Wenn man so gar keine Ahnung hat, sollte man doch lieber mal ganz einfach die Fresse halten … (das ist übrigens eine beliebte Formulierung gerade in “Skeptiker”-Kreisen).

    • #21 Joseph Kuhn
      4. Dezember 2017

      Bitte die Netiquette beachten.

  20. #22 RainerO
    4. Dezember 2017

    @ Joseph Kuhn
    Normalerweise mache ich so etwas nicht, weil ich es für kindisch halte, aber es geht wohl nicht anders: Ich möchte mich an dieser Stelle über Beobachter beschweren. Dieser Herr hat jegliches Maß verloren. Er hat eine Kunstform daraus entwickelt, jeglichem Kommentar mutwillig nur negative Intentionen anzudichten. Nichts (außer dem p.s.) in meinem Kommentar in #18 habe ich so gemeint, wie er es auslegt. Seine Entgleisungen sind auch hier eine Anhäufung von Strohmännern und Beleidigungen.
    Mein p.s. in #18 sehe ich in seinen Kommentaren #19 und #20 eindrucksvoll bestätigt.

    • #23 Joseph Kuhn
      4. Dezember 2017

      @ RainerO:

      “Ich möchte mich an dieser Stelle über Beobachter beschweren.”

      Das ist überflüssig, zur Beachtung der Netiquette habe ich schon ermahnt. Wenn das nicht klappt, kann ich niemanden zur Strafe ohne Essen ins Bett schicken, und Kommentare löschen oder sperren mache ich nur ungern. Es gibt Gerüchte, nach denen es möglich sein soll, selbst dann halbwegs sachlich zu bleiben, wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Probiert doch mal, ob das wirklich geht.

  21. #24 RainerO
    4. Dezember 2017

    @ Joseph Kuhn
    Löschen oder Sperren würde ich niemals verlangen. Das steht mir überhaupt nicht zu.
    Ich möchte auch gar nicht damit anfangen, wer begonnen hat, wessen Sandburg zu zertreten. Ein Stück weit bin ich an der Eskalation natürlich auch selber schuld. Ich wusste ja, dass er nicht der geborene Phlegmatiker ist, aber wenn ich geahnt hätte, wie kurz die Lunte bei ihm ist, hätte ich den Schalk in mir früher zurückgepfiffen.
    Die Samthandschuhe packe ich deswegen trotzdem nicht aus, aber ich begebe mich ab sofort auf eine sachlichere Ebene, wenn ich Argumente von ihm aufgreife.

  22. #25 RainerO
    4. Dezember 2017

    @ Beobachter
    Ich möchte mich bei dir für meine teilweise bewusst gesetzten Sticheleien entschuldigen. Auch wenn es dir so erschien, war es niemals persönlich gemeint. Wir werden bei einigen Themen wohl nie einen Konsens finden, aber es sollte in Zukunft ohne Beschimpfungen und Unterstellungen ablaufen.

    • #26 Joseph Kuhn
      5. Dezember 2017

      @ RainerO:

      Danke für den Deeskalationsversuch.

  23. #27 Joseph Kuhn
    5. Dezember 2017

    Update:

    Zwei Empfehlungen aus der Sendung “Die Anstalt” heute:
    https://www.pflegeinbewegung.de/
    https://www.careslam.org/

  24. #28 rolak
    6. Dezember 2017

    Sendung “Die Anstalt”

    aaah, noch ein Fan?
    Ohne Schnellvorlauf für gewisse Sequenzen komme ich zwar nicht aus, doch wird jede neue Ausgabe willkommen geheißen. Erfreulicherweise ist das Abo lieferfreudig…

  25. #29 Beobachter
    6. Dezember 2017

    Ach, wie witzich – auch der Pflegenotstand …. !

  26. #30 Joseph Kuhn
    7. Dezember 2017

    Update:

    Am letzten Dienstag hat das Arbeitsgericht München den geplanten Streik der Pfleger in Dachau verboten: Der Streik ziele auf den Gesundheitsschutz der Beschäftigten, der sei aber im bestehenden Manteltarifvertrag mit Verdi abschließend geregelt.

    Dazu der Klinik-Vorstandschef Marcus Sommer: „Selbstverständlich erkennen wir das gesetzliche Streikrecht unserer Beschäftigten an. Das aggressive und rücksichtslose Vorgehen der lokalen Gewerkschaftsvertreter hat uns aber keine andere Wahl gelassen, als das Gericht anzurufen. Die Sicherheit unserer Patienten wäre durch den Streik gefährdet gewesen.”

    Der Klinikchef wäre gut beraten, über die Logik seines Satzes noch einmal nachzudenken: Vielleicht gefährdet ja zu wenig Personal nicht nur dann die Sicherheit der Patienten, wenn es streikbedingt fehlt?

    Heute waren noch einmal Verhandlungen, ich gespannt, wie es jetzt weitergeht.

  27. […] Wie berichtet, ist in Dachau der Streit um den Personalmangel im örtlichen Helios-Klinikum eskaliert. Es gibt dort seit geraumer Zeit zu wenig Pflegekräfte. Das führt zu Überlastungen bei den Pflegekräften und gefährdet die Versorgungsqualität. […]