Harald Walach gehört zu den Leuten, die grundsätzlich berechtigte Fragen zur Zielsicherheit der frühen epidemiologischen Analysen und zur Angemessenheit der politischen Infektionsschutzmaßnahmen mit seltsamen Zahlen garnieren. Jetzt hat er einen Blogbeitrag veröffentlicht, in dem er feststellt, dass der Anteil der positiv Getesteten an allen Getesteten gegenüber der Anfangszeit der Pandemie zurückgegangen ist.
Dass die Positivenrate heute deutlich niedriger liegt als im April – schön, dass es ihm auch auffällt. Er macht sich dabei viel Arbeit, stellt die Zahl der Tests den diagnostizierten Fällen gegenüber und bildet Anteile – die Mühe hätte er sich sparen können: Das RKI weist die Positivenrate seit einiger Zeit direkt in den Situationsberichten aus, einmal wöchentlich, und andere Stellen machen das schon länger.
Der Versuch, der abgestandenen These, die Fallzahlen seien im Wesentlichen testzahlbedingt, noch einmal etwas Leben einhauchen zu wollen, ist und bleibt vergeblich, der Zusammenhang ist nicht so einfach, dazu reicht ein Blick auf die Daten.
Aber egal, ich stehe wieder einmal verwirrt vor einer Grafik. Walach zeigt diese Grafik, die die Anzahl positiv getesteter Fälle pro Woche abbilden soll:
Demnach wären es in der Woche um den 18.8.2020, das letzte Datum auf der x-Achse, ca. 110.000 Fälle pro Woche gewesen. Das kann aber nicht sein. In dem Zeitraum gab es täglich um die 1.000 neu diagnostizierte Infektionen, das wären unter Anwendung einfacher Hochrechnungsverfahren mit 7 Fingern um die 7.000 Fälle pro Woche. Kumulative Zahlen können es auch nicht sein, da würde erstens die Angabe „pro Woche“ keinen Sinn machen, außerdem waren es kumulativ zu dem Zeitpunkt ca. 230.000 Fälle in Deutschland.
Versteht jemand die Grafik?
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Nachtrag 10.9.2020: Herr Walach hat in die Fußzeile seiner Grafik ein “kumulativ” eingefügt, es heißt jetzt “Abbildung 1 – Absolute Anzahl von Fällen (kumulativ) pro Woche seit 24.4.2020”. Immerhin.
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