In meinem letzten Beitrag hatte ich angesichts der Entwicklung der Infektionszahlen, der Fälle auf den Intensivstationen und der Sterbefälle geschrieben: „Insofern ist die Dynamik der Infektionen unübersehbar und in keiner Weise durch mehr Testungen oder viele falsch Positive abzutun.“ Da habe ich mich gründlich geirrt und die Kreativität der MWGFD-Matadores unterschätzt. Für sie ist nach wie vor nichts zu sehen und das müssen sie jetzt natürlich erklären, weil irgendwie ja doch etwas zu sehen ist.

Wolfgang Wodarg: Alles Betrug

Am einfachsten macht es sich und uns Wolfgang Wodarg. Er schreibt:

„Es werden möglichst viele positive Tests benötigt, um den Lockdown zu rechtfertigen. Wer sie liefert und da mitmacht wird gut bezahlt. Regierungen bestechen, belügen und setzen unter Druck, um gegen die eigene Bevölkerung Zwang und Kontrollen zu rechtfertigen.“

Seine „Faktenbasis“ ist der Testmurks eines Labors in Augsburg, das reihenweise falsch positive Testbefunde ausgeliefert hat, u.a. weil ihm die regulären Materialien ausgegangen waren, wie es heißt. Wie auch immer – für Wodarg zeigt sich darin, dass die Regierung Labore besticht, damit sie positive Befunde liefern, weil die jetzt gebraucht werden. Wozu? Für den „großen Plan“ vermutlich, der gerade weltweit durchgezogen wird. Überall liefern jetzt die Labore getürkte Befunde. Attila Hildmann wird es erklären können.

Harald Walach: Unsichtbarkeit durch Standardisierung

Eine intellektuelle Ebene darüber bewegt sich Harald Walach. Er beginnt mit dem Unübersehbaren:

„In der Tat: ein Anstieg der prozentual – im Verhältnis zur Anzahl der Tests – positiv auf Sars-CoV-2 Getesteten auf aktuell 5,6% ist festzustellen.“

Dann folgt die Frage: „Ist dieser Anstieg Besorgnis erregend?“ Man ahnt die Antwort. Natürlich nicht. Es gäbe schlicht keinen Zusammenhang zwischen PCR-Tests und Erkrankungen:

„Es gibt definitiv keine Studien zu diesem Thema, was ich schon in sich skandalös finde, wenn der Test mit so weitreichenden Konsequenzen angewandt wird.“

Daran schließt sein statistischer Kunstgriff an, um den Anstieg der Fälle auf den Intensivstationen und der Sterbefälle aus der Welt zu schaffen:

„Ich habe mir die Frage gestellt, wie sich eigentlich die Quote der Menschen, die mit oder wegen Sars-CoV-2 Infektion hospitalisiert werden und die Quote derer, die daran verstorben sind, über die Zeit entwickelt. Denn das sind die harten Ergebnisdaten, auf die es wirklich ankommt.“

Er kommt zu dem Ergebnis, dass der relative Anteil der Hospitalisierten und Verstorbenen an den positiv Getesteten sinkt und nicht steigt. Eine Art Positivenrate zweiter Ordnung, wenn man so will. Ergo: Wir sehen keinen besorgniserregenden Anstieg von Krankheit und Tod. Klingt doch irgendwie plausibel, oder?

Es ist aber wieder einmal Walachscher Zahlensalat und hat mich spontan an eine Erfahrung aus meiner Vergangenheit in der betrieblichen Gesundheitsförderung erinnert. Bei einem Vortrag hatte einmal jemand aus einem betrieblichen Projekt stolz berichtet, er habe sich die Krankschreibungen aufgrund von Rückenschmerzen zwischen zwei Abteilungen eines Betriebs angesehen. Eine habe eine sehr hohe Quote, aber der Altersdurchschnitt der Beschäftigten in den Abteilungen sei auch sehr unterschiedlich. Daher habe er die Quote der Krankschreibungen altersstandardisiert, der Unterschied der Krankschreibungsquoten sei jetzt verschwunden, sei also nicht besorgniserregend.

Macht man doch so, lege artis? Ja, aber nur, wenn man wissen will, ob jenseits des Alters noch etwas auf die Quote der Krankschreibungen wirkt. Die vielen Krankschreibungen in der einen Abteilung waren ja da und der Betrieb musste damit umgehen. Man darf sie, was den Handlungsbedarf angeht, natürlich nicht statistisch wegstandardisieren. Genau das hat Harald Walach getan. Er erklärt den Anstieg der Fälle auf den Intensivstationen mit dem Anstieg der positiven Tests. Das ist auch so, keine Frage. Aber damit verschwinden die Fälle auf den Intensivstationen nicht, sie müssen behandelt und gepflegt werden. Und wenn die Kapazitäten der Krankenhäuser überlastet werden, hilft es nichts, darauf hinzuweisen, dass statistisch gesehen der Anteil der Behandlungsfälle an den positiv Getesteten nicht gestiegen ist.

Walachs Konsequenz:

„Für die ganze Aufregung gibt es also eigentlich keine guten Gründe. (…) Ich glaube nicht, dass die politisch Verantwortlichen in 3 Jahren noch aufrecht in den Spiegel blicken können, wenn sie diese Politik nicht bald ändern. (…) Das ist übrigens nicht meine Einzelmeinung: Fast alle Ärzteverbände wehren sich gegen die derzeitige Politik der Bundesregierung.“

Christof Kuhbandner: In den Krankenhäusern gibt es nur mehr positiv Getestete

Etwas voraussetzungsreicher ist die Argumentation seines MWGFD-Kollegen Christof Kuhbandner. Er sagt, mit den Fällen auf den Intensivstationen sei es ähnlich wie mit den Corona-Toten: Man wisse nicht, ob sie mit oder wegen SARS-CoV-2 auf der Intensivstation lägen. Vielleicht seien es ja nur umetikettierte, weil positiv getestete Patient/innen mit anderen ernsten Erkrankungen. Dafür spräche, dass die Gesamtzahl der belegten Betten auf den Intensivstationen gleich geblieben sei, somit auch die Belastung der Krankenhäuser.

„Es lässt sich kein wirklicher Anstieg in der Anzahl der insgesamt belegten Intensivbetten erkennen. Das einzige, was ansteigt, ist die Anzahl der Intensivpatienten mit positivem SARS-CoV-2-PCR-Testergebnis.“

Auch er kommt dann auf den Testmurks des Augsburger Labors zu sprechen und fragt, ob demnach nicht die Mehrzahl der positiven Tests falsch sei, also auch kein Anstieg der Fälle existiere.

Richtig ist, dass dem DIVI-Register zufolge die Bettenbelegung insgesamt in etwa gleich geblieben ist. Allerdings fällt auf, dass zuletzt die freien High Care-Kapazitäten spürbar abgenommen haben. Inwiefern die COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen wirklich nur durch ein positives Testergebnis definiert sind, kann ich nicht beurteilen. Hier kritisiert Herr Kuhbandner im Grunde ebenfalls die Verbindung zwischen Testbefund und Erkrankung. Dass es den Intensivmedizinern nicht auffallen würde, wenn sie reihenweise Patienten auf die Station bekommen, die eigentlich klinisch nicht als COVID-19-Patienten diagnostiziert würden, sondern nur aufgrund eines positiven Tests, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Da schimmert ein wenig Verschwörungstheorie durch. Aber das müssten Leute kommentieren, die sich damit besser auskennen. Unplausibel ist jedenfalls, dass der steile Anstieg der Intensivfälle in den letzten Tagen allein testbedingt ist – die Tests haben nicht im gleichen Ausmaß zugenommen. Das räumt sogar Harald Walach ein.

Fazit:

Die steigenden Fallzahlen haben bei den MWGFDlern zu neuen Erklärungsmustern für ihre Ausgangsthesen geführt. Diese Erklärungsmuster reichen von einfacher Verschwörungstheorie (Wodarg) über Zahlensalat (Walach) bis hin zu Dateninterpretationen, die im Detail von Intensivmedizinern kommentiert werden müssten (Kuhbandner). Ein bisschen erinnert das an die Epizykeltheorie zur Rettung des ptolomäischen Weltbilds. Ein Infragestellen der eigenen Ausgangsthesen wird von den drei Herren nicht in Betracht gezogen. Irrtum ausgeschlossen. Popper ist schließlich schon lange tot. Schade, denn kritische Betrachtungen, auch kritische Betrachtungen der Daten, tun eigentlich not. Aber strategisches Schönreden der Situation schadet dem kritischen Diskurs genauso wie das Gegenteil.

Kommentare (32)

  1. #1 Echt?
    30. Oktober 2020

    Mal abgesehen von den Verirrungen der Covidi0ten. Corona gibt es doch weltweit und die Länder haben diverse unterschiedliche Strategien entwickelt damit umzugehen. Gibt es vergleichende Untersuchungen, welche Strategien „besser“ waren, z.B.:

    – Kitas, Schulen, Unis offen/geschlossen
    – Friseure offen/geschlossen
    – Großveranstaltungen bis zu welcher Grenze
    – Sperrstunden ja/nein

    • #2 Joseph Kuhn
      30. Oktober 2020

      @ Echt?

      Es gibt inzwischen einige Studien, die die Effekte von Interventionen untersuchen. Eine der ersten war die Studie von Flaxman et al, google hilft bei der Suche nach mehr (probieren Sie es z.B. mal mit den Suchbegriffen corona, effects, NPI). Aber für die von Ihnen genannten spezifischen Differenzen? Mir fällt spontan kein Studiendesign ein, das dazu hinreichend empirische Varianz in einer kontrollierbaren Weise abbilden könnte. Aber vielleicht bin ich da als einfacher Datenhandwerker nur zu einfallslos.

  2. #3 RPGNo1
    30. Oktober 2020

    @Joseph Kuhn

    Nicht nur du hast dich geirrt, sondern die überwältigende Anzahl der Fachleute Deutschlands, Europas, ja der ganzen Welt!

    Die Reptiloiden, sie kontrollieren alle aus dem Inneren der Mondes mit ihren Gedankenstrahlen!!

    Der Dinkelsalafist und Reichsaluträger NainDoof hatten Recht!!! Ist es schon zu spät??? Wo ist meine Aluhut!!!einself111

  3. #4 knorke
    30. Oktober 2020

    Jawoll, die Quote ist gleich geblieben. Der Wallach ist schon echt eine Koryphäe…

    ich mein, beim Wallach macht man sich ja keine Illusionen. Das der in Bezug auf irgendwas wissenschaftliche Redlichkeit vorzuweisen hätte, muss schon lange her sein. Aber dass der Wodarg auch nicht aufhört, und genauso tief in diesem Irrationalen Verschwörungssumpf versackt wie Hildmann oder Lieschen Müller?! Der Mann müsste es doch besser wissen?! So tief kann man sich doch gar nicht verrennen.

    Ich habe gestern die PK von 4 Intensivmedizinern im Netz verfolgt. Die machten kein übertrieben fröhliches Gesicht. Das sollte einem ja eigentlich zu denken geben. Die sind schließlich verdammt nah dran und kriegen die Entwicklung sehr direkt mit.

  4. #5 RainerO
    30. Oktober 2020

    @ knorke

    Die machten kein übertrieben fröhliches Gesicht.

    Die hatten sicher alle eine implantierte Minisprengladung neben der Halsschlagader. Oder waren gerade dabei, den Geheimcode für ihr vor kurzem eingerichtetes Schweizer Nummernkonto zu memorieren. Danke Wodarg weiß ich jetzt auch von diesen Dingen. Zum Glück gibt es noch Menschen wie ihn, ehrliche und seriöse Wissenschaftler.

  5. #6 Rick
    30. Oktober 2020

    … die Belegung der Intensivbetten sollte doch eigentlich komplett Test-unabhängig sein, oder? Ich meine inzwischen müssten die Intensivstationen doch COVID-Kranke doch zuverlässig erkennen, wenn es schon so weit fortgeschritten ist, oder?

    • #7 Joseph Kuhn
      30. Oktober 2020

      @ Rick:

      Ja, die Belegung der Intensivbetten insgesamt sollte testunabhängig sein. Genau da setzt Herr Kuhbandner auch an. Er sagt, die Gesamtzahl der Bettenbelegung wäre mehr oder weniger unverändert, deswegen sei anzunehmen, dass durch mehr Tests jetzt mehr Patienten auf der Intensivstation als Covid-19-Fälle gezählt werden als vorher.

      Er übergeht dabei z.B. die Diskrepanz im steilen Anstieg der Covid-19-Intensivfälle und der weniger zunehmenden Testzahl oder dass den Intensivmedizinern ja auffallen sollte, wenn sich nur die Diagnose-Etikettierung verändert, ohne einschlägiges klinisches Bild. An der Stelle klingt er ein wenig verschwörungstheoretisch, aber ich vermute, er will gar nicht in der Richtung raunen, sondern denkt nur zu elfenbeinturmstatistisch, ohne Beachtung klinischer Beobachtungen.

  6. #8 RPGNo1
    30. Oktober 2020

    @knorke

    Koryphäe? Ist das eine griechische Sagengestalt? Passen würde es ja zum Walach 😉 , so viele Mythen, Märchen und unglaubliche Erzählungen er in Hogwarts an der Oder und danach verbreitet hat und immer noch verbreitet.

  7. #9 Gerhard
    30. Oktober 2020

    Wodarg hat noch eine seltsame Vorstellung:
    Unter dem Titel “Asymptomatische-Präsymptomatische-Symptomatische-Infektiöse …” steht am Anfang des letzten Absatzes dieser
    Satz: “Die Korrelation zwischen Zyklenfrequenz (ct-Wert) und Anzüchtbarkeit von Viren halte ich zwar für eine stochastisch interessante Beobachtung, ..”
    Der Ct-Wert ist doch eine dimensionslose Zahl (Anzahl der PCR-Durchgänge bis zum Erreichen eines positiven Ergebnisses) und keine Schwingung! Oder stellt er sich vor, dass’die PCR-Geräte am Ende ihrer Arbeit in verschiedenen Tönen läuten?!

    • #10 Joseph Kuhn
      30. Oktober 2020

      @ Gerhard:

      Er will halt sagen, dass die Tatsache, dass bei niedrigem ct-Wert Viren anzüchtbar sind, nichts zu bedeuten habe.

  8. #11 LasurCyan
    30. Oktober 2020

    getürkte Befunde

    Steckt da dieser Erdowahn dahinter, Joseph? Ansonsten wäre ‘getürkt’ sprachpolizeilich ziemlich versemmelt^^

  9. #12 shader
    30. Oktober 2020

    @Joseph Kuhn, erstmal Respekt, für die Arbeit. Ich stelle es mir immer schwierig vor, solche Artikel durchzulesen, ohne heftiges Hirnstechen zu bekommen oder lauten OMG-Ausschreien. 😉 Aber wenn man es so nimmt, alles schöne Beispiele für eine Immunisierung. Leider nicht einer medizinischen Immunisierung, sondern einer Immunisierungsstrategie (https://de.wikipedia.org/wiki/Immunisierungsstrategie).

    • #13 Joseph Kuhn
      30. Oktober 2020

      @ shader:

      Bei den dreien ist interessant, dass sie kluge und in gewisser Weise auch kritische Köpfe sind, die für ihre Behauptungen immer wieder die Datenlage ansehen. Aber sie fragen nicht ansatzweise danach, ob die Daten ihren Thesen womöglich auch widersprechen könnten, oder ob sie sie spekulativ und einseitig im Sinne ihrer Thesen interpretieren.

      Bei Walach war das schon damals bei der Masterarbeit mit dem Kozyrev-Spiegel irritierend. Einfach zu sagen, o.k., die Masterarbeit war Murks, ist uns durchgerutscht, das konnte er nicht. Statt dessen wurde die Masterarbeit mit den abenteuerlichsten Argumenten verteidigt, bis die Sache zu seinem eigenen Schaden richtig hochgekocht ist. Bei Wodarg lässt das Gerichtsurteil zum Verfahren gegen Gerd Postel (LG Flensburg, Urteil vom 9. Januar 1985, I KLs 8/84 – 102 Js 6905/83, I KLs 8/84) auch schon früh eine gewisse Beratungsresistenz erkennen. Jetzt ruiniert er seinen Ruf als Pharmakritiker, den er sich zu Recht verdient hatte. Kuhbander kann ich nicht einschätzen. Diese Grenzgänger zwischen Kritik und Unbeirrbarkeit sind interessante Phänomene und standen mir auch bei meinem kleinen Artikel für das “Forum Wissenschaft” vor Augen. Über Leute wie Hildmann & Co. könnte man dagegen wohl nur psychiatrische Überlegungen zu Papier bringen.

  10. #14 rolak
    30. Oktober 2020

    geirrt!

    Ach Du meine Güte^^ Und ich dachte schon, nach Jahren unbegründeten Ignorierens sei ein neues Lieblingsgetränk auserkoren worden.
    Die Deinerseits irrig als irrig gebrandmarkte Floskel hat doch (hoffentlich) jeder als das genommen, was sie bestenfalls ist: ne Floskel eben. Oder, von mir aus, ein frommer Wunsch. Denn, bei allem Respekt, und vor allem mit allem Nichtrespekt: daß man nichts idiotensicher machen könne, weil Idioten so erfindungsreich seien – das ist doch wohl nicht nur in der IT Bonmot, Grundregel und nicht zuletzt resignierender Hinweis.

  11. #15 Johann
    30. Oktober 2020

    Matatoren
    ist das was technisches oder ist da nur etwas (Hirnvirus?) mutiert?

    • #16 Joseph Kuhn
      30. Oktober 2020

      @ Johann:

      Eindeutig eine Mutation. Aber reversibel. Danke für den Hinweis.

  12. #17 Herb
    30. Oktober 2020

    Konzeptioneller Konservatismus (belief perseverance), also das Beharren auf der eigenen Überzeugung, obwohl die Fakten eindeutig widersprechen scheint bei den Herren Wodarg, Wallach, etc. fest verlötet zu sein. Aber was bliebe denn noch von ihnen übrig, wenn sie zugeben würden dass sie sich geirrt haben?

  13. #18 shader
    30. Oktober 2020

    “Aber was bliebe denn noch von ihnen übrig, wenn sie zugeben würden dass sie sich geirrt haben?”

    Ein schlauerer Mensch. Aber wer will schon schlau sein? 😉

  14. #19 Skeptikskeptiker
    31. Oktober 2020

    “Belegung der Intensivbetten” – Dass das alles von der Regierung bezahlte Simulanten sind, die dort in den Betten liegen, die mit den sogenannten “Intensivmedizinern”, die ihnen den Tubus in den Hals rammen, unter einer Decke stecken, wusste ich auch noch nicht.

    Den Zynismus-Tag lasse ich jetzt mal weg.

  15. #20 Dagda
    31. Oktober 2020

    Zur Umetikettierung von Intensivpatienten
    Zu Beginn der aktuellen Welle kommt es bestimmt zu einer gewissen Umetikettierung, viele Krankenhäuser hatten ja zwischenzeitlich keine oder sehr wenige Fälle und fangen jetzt wieder an die COVID Bereiche auszuweiten. Gerade am Anfang macht es dann Sinn nur eine Intensivstation als COVID Station umzufunktionieren, da man ja eh Intensivbetten braucht und die Logistik dann bei kleinen Fallzahlen einfacher ist (Zumal ein COVID Patient aufgrund der ganzen Isolationsmaßnahmen aufwendiger ist), sodass dann immer wieder Patienten auf einer ITS landen, nur weil sie positiv sind.

    • #21 Joseph Kuhn
      31. Oktober 2020

      @ Dagda:

      In gewissem Umfang wird es das geben, weil alle mit positivem Test gezählt werden. Auch unter denen, die aus anderem Grund als einem schweren Verlauf von Covid-19 intensivpflichtig sind, werden welche mit positivem Test sein, sie werden dann mitgezählt. Aber es erklärt den steilen Anstieg in keiner Weise (wo sollen die plötzlich herkommen?) und wäre es ein Massenphänomen, würde es nicht unkommentiert von den Intensivmedizinern bleiben. Es sei denn, diese wären Teil eines “großen Plans” und hielten sich an die Omertà, aber das behauptet Herr Kuhbahndner nicht. So ein Plan würde bekanntlich auch nach kurzem auffliegen.

  16. #22 Dagda
    31. Oktober 2020

    @ Joseph Kuhn

    Ja, bestimmt. Es gibt ja auch einen Grund warum die Krankenhäuser ihre Kapazitäten wieder aufstocken und Stationen wieder zu COVID Bereichen machen.
    Je mehr COVID Patienten wieder in die Krankenhäuser kommen, desto kleiner wird das Problem auch, da dann niemand mehr erlauben wird nicht intensivpflichtige COVID Patienten auf Intensivstationen zu betreuen. Die Plätze werden dann einfach gebraucht.

  17. #23 Intensivpfleger
    31. Oktober 2020

    ” Inwiefern die COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen wirklich nur durch ein positives Testergebnis definiert sind, kann ich nicht beurteilen. Hier kritisiert Herr Kuhbandner im Grunde ebenfalls die Verbindung zwischen Testbefund und Erkrankung.”

    Da irrt der Herr aber gewaltig. Die Covid19-Patienten auf der Intensivstation mögen häufig (aber längst nicht alle) irgendwelche Vorerkrankungen mitbringen, die sie zur vulnerablen Personengruppe werden lassen, aber sie sind nicht auf der Intensivstation angekommen, weil sie irgendwelche intensivpflichtigen Ausprägungen ihrer Krankenvorgeschichte erleben, sondern weil sie isoliert davon ein sehr typisches Muster mit sehr typischem Verlauf erleben, das eindeutig mit dem positiven SARS-CoV-2-Befund in Zusammenhang steht.
    Das heisst: diese Patienten sind nicht “mit” sondern “wegen” SARS-CoV-2 bei uns und sie haben nicht irgendeine intensivpflichtige Erkrankung, sondern sie sind eindeutig an Covid19 erkrankt.
    __________

    “Dafür spräche, dass die Gesamtzahl der belegten Betten auf den Intensivstationen gleich geblieben sei, somit auch die Belastung der Krankenhäuser. ”

    Das mag aktuelle für viele Häuser noch stimmen, es können ja auch kaum mehr Betten belegt sein, als tatsächlich vorhanden sind. Dass die Häuser ihre Kapazitäten meist noch nicht erweitert haben liegt schlicht an der Tatsache, dass es, im Gegensatz zur ersten Welle, noch keinen Kompensationsmechanismus für die Häuser gibt, mit denen sie Einnahmeausfälle durch Herunterfahren des OP-Programmes und Verschieben von elektiven Eingriffen kompensieren könnten. Da fehlt aktuell noch ein Signal von der Politik. Krankenhäuser funktionieren ja leider wie Wirtschaftunternehmen, dh. sie müssen Gewinne generieren. Das können sie aber nicht, wenn sie ihre Einnahmeseite vernachlässigen. Also fahren fast alle Häuser aktuell noch ihr normales Programm und versuchen Covid-Patienten da parallel mit einfließen zu lassen.
    Dass dies nicht mehr gut geht zeigt sich bereits in Berlin. Die Charité musste bereits ihr OP-Programm auf 75% absenken um Personal frei zu bekommen, das jetzt für die wiedereröffnete Campus-Klinik benötigt wird, wo ausschließlich schwerstkranke Covid19-Patienten betreut werden. Aber auch diese zusätzlichen Kapazitäten sind bereits erschöpft und so wird es sehr bald notwendig sein, dass das Routineprogramm aufgegeben wird und nur noch eine Notfallversorgung und die Versorgung absolut notwendiger OPs stattfinden kann.
    Das Argument, es würden nicht mehr Betten belegt sein, als sonst auch, stimmt für die Charité mit Eröffnung der Campus-Klinik also bereits nicht mehr, und andere Häuser müssen folgen, da ansonsten die Versorgung der zu erwartenden intensivpflichtigen Covid19-Patienten in Berlin schon in wenigen Tagen nicht mehr gewährleistet sein wird.

  18. #24 Dagda
    31. Oktober 2020

    @ Intensivpfleger

    Um noch mal in die selbe Kerbe zu schlagen.
    Auch wenn die Fallzahlen noch relativ niedrig sind, werden jetzt ja für die erwartbare Zunahme der Fälle Kapazitäten geschaffen, dafür muss dann Personal bereit gestellt werden, dass dann woanders fehlt.
    Das betrifft nicht nur Operationen sondern auch z.B. die Radiologie, wo dann, wo möglich COVID Bereiche geschaffen werden müssen die ja auch MTAs und Radiologen brauchen, aber auch normale Stationen wo Ärzte und Pflege abgezogen werden.

  19. #25 borstel
    31. Oktober 2020

    Ich kann den Intensivpfleger nur bestätigen: In meinem Provinzklinikum (zwei Krankenhäuser in einem Konzern, zusammen ca. 450 Betten) wird gerade das elektive OP-Programm (welches einen Gutteil der Einnahmen erzeugt) wieder heruntergefahren. Im größeren der beiden Häuser wurde eine Station zur Isolierstation für im Schnelltest bestätigte positive Fälle umgewidmet, eine weitere zu einer Isolierstation für Patienten, die im Schnelltest zwar negativ waren, aber klinisch und paraklinisch verdächtig sind, bis ein negativer PCR-Test vorliegt. Das kleinere der beiden Käuser soll unbedingt covidfrei bleiben, so daß positiv getestete Patienten ins größere Haus mittels KTW verlegt werden. Ein ziemlicher Aufwand. Das ganze schlägt dem Unternehmen nicht nur ins Kontor, sondern ist für das Personal eine große Belastung. Auf der ITS liegen nur intensivpflichtige Fälle, keine anderen. Ob von den bislang wenigen positiven Fällen auf der ITS es solche gibt, bei denen die Infektion nur zusätzlich vorhanden ist, aber ohne eine klinische Bedeutung (bzw. nicht die Intensivpflichtigkeit (mit-) verursacht), weiß ich nicht, es ist aber aus meiner Sicht auch egal. Auf jeden Fall werden ganz sicherlich nicht Patienten auf die Intensiv verlegt, nur weil sie einen mit PCR bestätigten positiven Antigentest haben: Das würde uns nicht nur auf ITS an die Grenzen ihrer Kapazität bringen, sondern spätestens bei der Abrechnung dem MDK auffallen – mit allen massiven finanziellen und rechtlichen Konsequenzen, die ein solcher Etikettenschwindel hätte. Von daher schon sind die Behauptungen dieser hergelaufenen Möchtegernexperten ehrenrührig!

  20. #26 RPGNo1
    31. Oktober 2020

    @Intensivpfleger, borstel

    Danke für eure Einblicke in euren aktuellen Alltag in Zeiten von steigenden Coronafällen. Das ist dann doch dann eindrücklicher als trockene Artikel.

  21. #27 Basilios
    Yahari Ore no Seishun Love Come wa Machigatteiru
    31. Oktober 2020

    Also mir geht es genau so wie RPGNo1.
    Meinen Dank für Eure Kommentare, borstel, Intensivpfleger und auch Dagda. Ich habe hier ständig den Eindruck, als wüsstet Ihr ganz genau wovon Ihr sprecht.
    Bei den Heinis über die Joseph Kuhn da oben im Blogartikel spricht geht es mir genau andersrum.
    -_-

  22. #28 Intensivpfleger
    1. November 2020

    Ein weiterer problematischer Fakt um die seltsamen DRGs ist, dass wir als universitäre High-End-Intensivstation selbst mit Vollbelegung mit Covid19-Patienten Einnahmeverluste haben werden.
    Die üblicherweise bei uns behandelten PatientInnen bringen hochkomlexe Krankheitsgeschehen mit, wogegen die Covid19-PatientInnen überschaubare abrechenbare Probleme haben.
    Auf der pflegerischen Seite wiederum ist die Covid19-Behandlung extrem aufwändig und personalintensiv. Unsere Station hat allerdings schon vor der Pandemie ca. 20 nicht besetzte Stellen gehabt und durch Krankheitsausfälle und Quarantänezeiten verschärft sich dieses Problem noch mehr.
    Auch die Versorgung mit FFP3/FFP2-Masken ist weiterhin problematisch. Die Masken werden neben den Opiaten mit kleinem Kontingent im “Giftschrank” gelagert und schichtweise ausgegeben, eine Maske/Person/Schicht soll ausreichen. Auch die Versorgung mit unsterilen Handschuhen ist nicht immer für alle Größen gewährleistet. Diese Probleme finden aber kaum noch Einzug in die Berichterstattung.

    Für die kommenden Tage erwarten wir einen weiteren Anstieg an Fallzahlen, so dass wir bald all unsere nicht-Covid19-PatientInnen auf andere ITS verlegen müssen, was durchaus nicht trivial ist. Das gelingt mglw. nicht vollständig im eigenen Haus.

    Der 4wöchige Lockdown wird sicher nicht reichen, um die Fallzahlen wieder so drastisch zu senken, dass wir zu normalem Tagesgeschehen übergehen können. Wir rechnen hier mit einer langen, intensiven Phase weit über das Jahresende hinaus.

  23. #29 Stephan
    2. November 2020

    …. und außerdem ist das alles nur der Beginn der Entwicklung. Die tun in ihren lächerlichen Pamphleten so, als würde es für immer so bleiben, wie es heute ist. Unglaublich. Mal sehen, wie sie sich in zwei Wochen krümmen. Oder in zwei Monaten.

  24. #30 RPGNo1
    17. November 2020

    Na endlich! Die Wohnung des Dinkelsalfisten wurde zwecks Gefahrenabwehr durchsucht.

    Die acht Beamten des Landeskriminalamts und der Polizeidirektion Ost hätten sechs Laptops und Computer, mehrere Mobiltelefone und weitere Speichermedien beschlagnahmt, sagte Herbst. “Das Ziel war, die Begehung weiterer Straftaten im Internet zu erschweren”, berichtete Herbst. Außerdem hätten die Beamten eine Gefährderansprache gehalten.

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88956454/zwecks-gefahrenabwehr-staatsschutz-durchsucht-wohnung-von-attila-hildmann.html

  25. […] Abstandsregeln und Schnelltests anzuwenden. Die drei Gutachter (Ines Kappstein, Christof Kuhbandner, Ulrike Kämmerer) sind seit langem als Kritiker der Corona-Maßnahmen […]

  26. […] drei Gutachter (Ines Kappstein, Christof Kuhbandner, Ulrike Kämmerer) gehören dem pseudowissenschaftlichen Verein MGfD an und sind szenebekannte […]