Fast hätten wir einen unserer Größten an Thailand verloren. Eigentlich war er ja schon so gut wie weg. Aber er ist immer noch da. Auf Rubikon, einem der vielen querstromlinienförmigen „Debattenportale“, hat Bhakdi gerade ein Interview der besonderen Art gegeben, samt Antwort auf die Frage aller Fragen.
Zunächst beklagt er den allgemeinen Niedergang der Kultur in Deutschland, dem Land, das er früher so geschätzt habe. Aber die Leute hier hätten sich schon vor der Krise „jahrelang dem Computer ergeben“, den „I-Phones, Smartphones“, die „menschliche Kommunikation sei heruntergegangen“, weniger Menschen seien in die Kirchen gegangen, weniger hätten zusammen gesungen, „und wenn Menschen zusammenkamen, war es hauptsächlich, um zu trinken“.
Die Pandemie und das Virus seien „lächerlich“. Wenn die Politik sage, die Impfung „schützt gegen Krankheit und Tod, dann lügen die“. Er habe „als Buddhist“ das Gefühl, dass „das Ding nicht gut für euch Christen ist“. Die Impfung sei, wie mit einer Pistole auf einen Menschen schießen. In der Mitte des Interviews spricht er davon, bei mehr als 30 % der Geimpften gebe es eine Gerinnung des Blutes, das habe ihm ein Arzt erzählt, der 60 Geimpfte untersucht habe. Daher würden Klagen vorbereitet, „die Impfärzte sind dann richtig dran“. Die Daten des Arztes sind meines Wissens nicht öffentlich zugänglich. Schließlich begründet Bhakdi noch, warum die Impfung keine Escape-Varianten des Virus begünstige: weil die Antikörper das Virus gar nicht berühren würden. Mit anderen Worten: Die Impfung ist wirkungslos, egal wie sehr in Israel, Großbritannien oder anderswo in Ländern mit hohen Impfraten die Infektionen und Sterbefälle auch zurückgehen. „Dass die Impfung schützt (…) ist gelogen“. Was sind schon Daten gegen Bhakdis Überzeugungen?
Um nicht missverstanden zu werden: Die Corona-Impfung ist unstrittig sehr reaktogen, das haben schon die Zulassungsstudien gezeigt und das zeigt auch die Impfpraxis. Eine gute Impfsurveillance, um Impfreaktionen und -komplikationen zu beobachten, ist wichtig und an dem Punkt ist noch Luft nach oben. Aber der Weg dorthin führt nicht über geheimnisvolle Arztgeschichten und Bhakdischen Impfgrusel, sondern über wissenschaftlich Nachprüfbares.
Interessant ist die Interviewführung des Rubikon-Gesprächspartners Flavio von Witzleben. Im Wesentlichen besteht sie aus „Hm“. Zwischendurch trinkt er mal einen Schluck Wasser. So einfach kann kritischer Journalismus jenseits des Mainstreams sein. Allerdings stellt Herr von Witzleben am Ende des Interviews immerhin die Frage, die uns alle umtreibt: Warum ist Bhakdi noch in Deutschland?
Antwort: Seine Frau und er sehen „eine letzte Chance, in Deutschland zu bleiben“. Sie seien in die Politik gegangen. Bei der Wahl am Sonntag in Sachsen-Anhalt hält er es für möglich, dass seine Partei „Die Basis“ stärkste Partei wird. Dann will er nach Sachsen-Anhalt umziehen. Das dürfte nach der Thailand-Story der zweite geografisch verortete Realitätsverlust sein. Aber sei’s drum, Reisende soll man nicht aufhalten. Wir empfehlen einen Wohnsitz in Schnellroda, zum Gedankenaustausch mit einem anderen Kulturpessimisten im politischen Abseits.
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