Europa, auch wir europäische Bürger/innen, haben viele Jahre recht teilnahmslos zugesehen, wie Hegemonialkriege um Einflusszonen im Irak, im Jemen oder in Libyen geführt wurden. Jetzt haben wir so einen Krieg vor der Haustür und spüren, dass es nicht nur um Fern-Seh-Nachrichten geht. Und dass wir nicht wissen, was kommt und was wir tun sollen.

Wir haben viele Jahre zugesehen, wie das Vertrauen und die Erwartungen in Demokratie, in die Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde erodiert sind, sei es an den EU-Außengrenzen, sei es in Abu Ghraib, sei es in den gesellschaftlichen Debatten mit populistischen Gruppierungen, beim Umgang mit Arbeitnehmerrechten in Fleischfabriken und anderen Betrieben mit prekären Beschäftigungsverhältnissen, sei es beim Zusehen, wie mit alten Menschen in Heimen umgegangen wird oder mit der schwindenden Hoffnung auf bezahlbares Wohnen. Alles wurde in Sonntagsreden beklagt, aber die Gewinne beim Weitermachen waren wichtiger. Das Licht der westlichen Werte erlosch .

Jetzt zeigt uns Putin seine Interpretation der den Chre zugeschriebenen Einsicht „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“: Erst wenn ich euch zeige, dass ich bereit bin, meinem Land für meine imperiale Ziele mehr als Armut zuzumuten, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

Putin hat das „Ende der Geschichte“, die Nach-Nachkriegsordnung, gestern beendet. Was erwartet uns? Meine Thesen:

• Kurzfristig werden wir seinen Aggressionen wenig entgegenzusetzen haben. Dass man Geld nicht essen kann, weiß Putin besser als wir, seine Bevölkerung isst kein Geld. Sanktionen hat er eingepreist. Vorübergehend bleibt der Politik im Westen wohl nur der entschiedene Protest und die demonstrativ erklärte Solidarität mit denen, mit denen Putin gerade Schlitten fährt. Das sind eher innenpolitische Botschaften. Putin wird darüber lachen. Er demonstriert seine Unerreichbarkeit bildlich durch den absurd langen Tisch, an dem er Emmanuel Makron und Olaf Scholz empfangen hat.

• Dass Putin nach der Ukraine die baltischen Staaten militärisch angreift, ist extrem unwahrscheinlich. Bisher handelt er im Rahmen seiner zivilisationsverachtenden Ziele hochgradig rational. Falls er gegen die baltischen Staaten oder andere postsowjetische NATO-Mitglieder vorgehen sollte, wird das Drehbuch so aussehen: Destabilisierung, Regimewechsel, NATO-Austritt, Hilferuf an Moskau.

• Sofern er nicht aus irgendwelchen Gründen, die wir nicht kennen, altersmilde wird, werden seine Aggressionen andauern. Er weiß, dass er dauerhaft außenpolitisches Porzellan in Europa zerschlagen hat. Das sieht er als Freibrief. Mittelfristig wird das mehr Aufrüstung im Westen nach sich ziehen, egal wie überlegen die NATO Russland bereits jetzt sein mag. Und das kostet Geld, das woanders fehlt. Die Rechnung muss bezahlt werden.

• Auf Dauer werden Divisionen nicht reichen. Wenn man die Destabilisierung von Regierungen verhindern will, muss man dafür sorgen, dass sie stabil sind. Die Option „Unterdrückung nach innen“ ist bestenfalls eine auf Zeit. Erdogan oder Orban sind kein nachhaltiges Modell. Unterdrückung bietet immer Ansatzpunkte für Einfluss von außen. Das war ja auch die imperiale Strategie der USA mit „freedom and democracy“. Gesellschaftsordnungen werden stabil und entfalten Einfluss nach außen, wenn sie nachahmenswert sind, oder wenigstens so erscheinen. Das kann in Europa nur gelingen, wenn man „das Licht, das erlosch“, wieder entzündet, wenn Demokratie, Freiheit und Menschenrechte wieder glaubhaft vertreten werden können.

• Die Pandemie wird uns vielleicht noch 1 bis 2 Jahre beschäftigen. Putins neue Welt vermutlich 10 bis 20 Jahre. Nach seinem Tod ist es ziemlich sicher vorbei. Schließlich wollen auch die Russen in der Holzhütte irgendwann wieder aufs Wasser-Klosett, gute Filme sehen, bessere Handys haben, RT-freie Nachrichten hören und auch sonst mitbestimmen darüber, wie sie leben wollen. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Attraktivität, nicht nur um das „Kaufhaus des Westens“. Darum ist es langfristig wichtig, die vielbemühten „westlichen Werte“ zu erneuern. Glaubhaft. Was nicht nur wegen Putin wünschenswert ist.

• Europa hat also den Kampf gegen Putins imperiale Ziele und gegen den Klimawandel zugleich zu führen. Auch das spricht dafür, Politik neu zu denken. Und Public Health auch, das nur als Nebenbemerkung für meine Profession.

• Am Schluss etwas Positives: Populisten wie die AfD haben womöglich ausgespielt. Sie können sich nicht mehr von Putin unterstützen lassen, ohne als vaterlandslose Gesellen dazustehen, sie können nicht mehr gegen die Aufnahme von Flüchtlingen sein, die Putin verursacht, sie können nicht wie Trump irrlichternd Putin zur Seite springen, das kann nur Trump alleine. Was bleibt ihnen? Nichts. Das macht „mehr Demokratie wagen“ leichter.

Also: 10-20 Jahre dürfte es mit jeder „Friedensdividende“ vorbei sein. Wir werden mehr Geld für das Militär ausgeben müssen, aber hoffentlich auch die „westlichen Werte“ wieder mit mehr Leben erfüllen und den Klimawandel nicht aus den Augen verlieren. Andernfalls sind die europäischen Perspektiven düster.

Kommentare (46)

  1. #1 Staphylococcus rex
    25. Februar 2022

    Aus meiner Sicht sollte sich die EU zuallererst um ihre eigenen Probleme kümmern, um wieder handlungsfähig zu werden. Die Gretchenfrage für die EU lautet Staatenbund oder Bundesstaat? Wirtschaftlich ist die EU als Staatenbund sehr erfolgreich, politisch und militärisch ist die EU ein Totalversager, weil dafür das gemeinsame Handeln eines Bundesstaates erforderlich ist. Dann wäre auch die leidige Frage der gemeinsamen Schulden vom Tisch oder das Problem der Rechtsstaatlichkeit in einzelnen Regionen, in einem Bundesstaat gibt es dafür verbindliche Lösungen.

    Ein europäischer Bundesstaat sollte prinzipiell auch offen sein für Russland. Mit dem heutigen Tag hat sich die Frage einer Annäherung erst einmal erledigt und wenn Putin Post aus der EU bekommt, dürfte es eher eine Vorladung nach Den Haag sein als eine Einladung aus Brüssel. Die Lehren aus dem 20. Jahrhundert sollten darin bestehen, dass sich die globalen Machtverhältnisse verschoben haben und Europa nur dann bestehen kann, wenn es aufhört sich selbst zu zerfleischen. Aktuell begibt sich Russland in eine Abhängigkeit von China, während die USA ihr Frackinggas nach Westeuropa und ihre Waffen nach Osteuropa exportieren.

    Weder die USA noch China haben ein Interesse daran, dass die EU und Russland kooperieren und einen gemeinsamen Machtblock bilden. Putin hat mit seinem Kriegseintritt sich selbst disqualifiziert, seinem Heimatland riesigen Schaden zugefügt, mit seiner fadenscheinigen Begründung der Entnazifizierung der Ukraine die russischen und ukrainischen Opfer des zweiten Weltkrieges entehrt und er opfert bedenkenlos Menschenleben für seinen Traum von imperialer Größe.

    Das ändert nichts an der Tatsache, dass ein europäischer Bundesstaat sich gegen die Egoismen der europäischen Staaten und gegen die USA und China zusammenfinden muss. Die Alternative ist die eines Juniorpartners und Befehlsempfängers der USA oder Chinas.

  2. #2 PDP10
    25. Februar 2022

    Die Gretchenfrage für die EU lautet Staatenbund oder Bundesstaat?

    Ich glaube nicht, dass wir einen europäischen Bundesstaat brauchen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Zumal das auch einfach unrealistisch ist. So einen Bundesstaat schafft man nicht mal eben so. Siehe Tito und Jugoslawien. Oder auch die USA. Das hat mehr als ein Jahrhundert und einen brutalen Bürgerkrieg gebraucht, bis die USA ein echter Bundesstaat waren …

    Nein. Was wir brauchen, ist ein Europa (mit Großbritannien), dass sich auf seine gemeinsamen Werte besinnt. Klingt naiv, ich weiß. Aus diesen Werten muss gemeinsames Handeln kommen. Klingt noch naiver, ich weiß. Aber sonst haben wir keine Möglichkeit, fürchte ich.

    https://www.nzz.ch/meinung/tragen-wir-sorge-zu-europas-wertordnung-ihr-entwaechst-noch-immer-das-weltweit-attraktivste-lebensmodell-ld.1456528

  3. #3 Tina
    25. Februar 2022

    @Joseph

    Ich stimme fast allem zu, nur diesen Punkt verstehe ich nicht so ganz:

    Falls er gegen die baltischen Staaten oder andere postsowjetische NATO-Mitglieder vorgehen sollte, wird das Drehbuch so aussehen: Destabilisierung, Regimewechsel, NATO-Austritt, Hilferuf an Moskau.

    Bei einem Angriff auf die baltischen Staaten würde doch der Bündnisfall eintreten und die NATO wäre dann direkt in den Krieg verwickelt, was enorm gefährliche Konsequenzen haben könnte. Die USA (und andere Staaten) haben ja auch ihre Staatsbürger schon recht früh zum Verlassen der Ukraine aufgefordert, weil sie sie im Kriegsfall nicht mit militärischer Hilfe aus dem Land herausholen könnten. Und haben auch immer wieder betont, dass sie in der Ukraine nicht militärisch eingreifen werden. Eben weil es so gefährlich wäre. (Bei dem Gedanken an die Atomwaffen auf beiden Seiten kann einem ganz schlecht werden…)
    Bei Lanz sagte Eva Quadbeck gerade, dass militärisch nur die NATO der Ukraine wirksam helfen könnte, aber wenn sie das machen würde, würde die ganze Welt brennen.
    Und genau aus diesem Grund kann die NATO der Ukraine eben nicht helfen und Europa und den USA bleiben nur die Sanktionen gegen Russland, die aber kurzfristig nicht so wirkungsvoll sind.
    Ein Angriff Russlands auf ein NATO-Mitgliedsland wäre also noch mehr worst-case als die Situation jetzt schon ist. Wobei das für die betroffenen Menschen in der Ukraine, die genau jetzt ganz konkret leiden, naürlich alles sehr bitter ist.

    • #4 Joseph Kuhn
      25. Februar 2022

      @ Tina:

      “Bei einem Angriff auf die baltischen Staaten würde doch der Bündnisfall eintreten”

      Das sage ich doch. Deswegen das Drehbuch mit genau der Reihenfolge wie beschrieben. Und deswegen meine Empfehlung mit der Wiederbelebung der “westlichen Werte”. Die baltischen Staaten sind hier vergleichsweise gut aufgestellt, was nicht für alle postsowjetischen NATO-Mitglieder gilt.

  4. #5 Alisier
    25. Februar 2022

    Drei verschiedene Sichtweisen.
    Und drei Mal schüttele ich den Kopf so sehr, dass es mich schmerzt.
    Um darauf zu reagieren fehlen mir Nerven und Energie.
    Also gehe ich wieder zurück auf den Berg, in die Höhle.
    In frühestens zwei Jahren guck ich vielleicht wieder vorbei.
    Bis dahin: So long.

  5. #6 Alisier
    25. Februar 2022

    Sorry Tina, Du warst nicht gemeint.
    Überschneidung.

  6. #7 PDP10
    25. Februar 2022

    @Alisier:

    Ok, wir wissen ja inzwischen alle, dass du der größte Auskenner von allen bist.

    Allein: Wenn du nicht erklärst warum … wissen wir nicht warum.

    Schade.

  7. #8 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    25. Februar 2022

    Erstmalig seit dem 1. September 1939: Eine Supermacht marschiert durch Europa.

    Juan Browne fasst in gewohnt professioneller Manier zusammen, was vorgeht. Er vermeidet das unerträgliche Schwurbeln der Medien hierzulande:

    http://www.youtube.com/watch?v=eZPaKL9WEsA

    [Link editiert, JK]

  8. #9 knorke
    25. Februar 2022

    Das sind stimmige Thesen, allerdings hängt extrem viel davon ab, wie lang das Gedächtnis von Politikern währt, die in Legislaturperioden denken (müssen). Denn eine neue Politik wird uns Geld kosten müssen: Sowohl was die Energiepolitik angeht als auch was den militärischen Sektor angeht, was die Särtkung der EU als geopolitischer Faktor (nicht nur als wirtschaflticher angeht) (DER OHNEHIN ÜBERFÄLLIG IST). Und was die deutsche Politik ja immer am liebsten will, ist billige Politik, die die Bürger nicht spüren. Das wird in diesem Ausmaß nicht weitergehen können.

  9. #10 Joseph Kuhn
    25. Februar 2022

    China und der Krieg

    China scheint sich vorerst hinter Russland zu stellen, von wegen “Stoppschild” für Russland, wie der STERN vor kurzem meinte. Ideologisch hilft dabei vielleicht, dass Russland nicht nur einen Teil der Ukraine abspalten will, sondern die Souveränität der Ukraine insgesamt bestreitet und die Ukraine als abtrünniges eigenes Territorium betrachtet, so wie China Taiwan.

    Jedenfalls bekommt das Motto “Freundschaft ohne Grenzen”, das Putin und Xi vor Olympia beschworen haben, damit eine ganz neue Bedeutung. Sie hätten vielleicht dazusagen sollen, welche Grenzen in welchen Regionen der Welt sie meinen.

  10. #11 Tim
    25. Februar 2022

    Es gibt in der Sache wohl noch lange keinen Lichtblick, aber immerhin vielleicht einen positiven Aspekt: Ein Konflikt mit China wäre in jedem Fall gekommen und hätte ein drastisches Umdenken im Westen erfordert. Dieses Umdenken muss dank Putin nun schon jetzt stattfinden, wir haben vielleicht also etwas Zeit gewonnen.

    Die Frage ist, ob wir Wohlstandsbürger alle begreifen, was hier gerade passiert und was es bedeutet. Wie Joseph Kuhn richtig schreibt, haben die Diktatoren Putin und Xi im schlechtestmöglichen Fall noch etwa 20 Jahre vor sich. Es werden wohl die gefährlichsten 20 Jahre der Menschheitsgeschichte.

  11. #12 Skeptikskeptiker
    25. Februar 2022

    “Dass Putin nach der Ukraine die baltischen Staaten militärisch angreift, ist extrem unwahrscheinlich”
    In Lettland sind 27% der Einwohner Russen, in Riga 40%. (in der Ukraine 17%) Ich glaube kaum, dass Putin vor dem “Bündnisfall” Angst hat. Was soll die NATO denn machen, wenn Lettland überrollt wird?

    • #13 Joseph Kuhn
      25. Februar 2022

      Ich glaube nicht, dass die NATO im Bündnisfall Beratung aus dem Thread hier benötigt.

  12. #14 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    25. Februar 2022

    > #8 Karl Mistelberger, mistelberger.net, 25. Februar 2022
    > Erstmalig seit dem 1. September 1939: Eine Supermacht marschiert durch Europa.
    > [Link editiert, JK]

    Das Editieren des Links hatte einen Kollateralschaden verursacht. In Kommentar #8 fehlt dieser Text:

    Juan Browne bleibt seinem Motto treu:

    NEWS WITHOUT THE NONSENSE

  13. #15 Alisier
    25. Februar 2022

    @ PDP10
    Hast Recht, man sollte wegen Kopfschmerzen, Fassungslosigkeit und Wut nicht wild um sich schlagen.
    Ich entschuldige mich in aller Form. Ist ernst gemeint.

  14. #16 Tina
    25. Februar 2022

    @Joseph

    War ein Missverständnis meinerseits. Ich dachte mit “Destabilisierung” sei auch ein militärischer Angriff gemeint, was dann den NATO-Bündnisfall auslösen würde. Aber man kann ein Land ja auch mit anderen Methoden versuchen zu destabilisieren.

    Ich hoffe wirklich, dass ein militärischer Angriff der Russen auf einen NATO-Mitgliedsstaat niemals stattfindet. Ich kann aber leider nicht einschätzen, wie weit Putin gehen wird und wie rational sein Denken überhaupt noch ist.

  15. #17 RPGNo1
    25. Februar 2022

    @Alisier

    … Kopfschmerzen, Fassungslosigkeit und Wut …

    Ich biete Fassungslosigkeit, Wut und eine kurze Nacht an. Seit 4 Uhr bin ich auf den Beinen, weil mich das Geschehen so aufgewühlt hat.

    Ich brauch noch ‘nen Kaffee.

  16. #18 Tina
    25. Februar 2022

    Ich glaube, dass im Moment sehr viele Menschen ziemlich fassungslos vor dem Geschehen stehen. Mir ging es ja in der vorletzten Nacht schon so, nachdem ich Habeck bei Maischberger gesehen hatte, ein paar Stunden bevor der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine erfolgte. Habeck wirkte todernst und richtig angefasst und es war ihm deutlich anzumerken, dass da etwas sehr Ernstes im Hintergrund ablief. Daraufhin bin ich mit dem Gefühl schlafen gegangen, dass in der Nacht etwas passieren wird und habe morgens dann gleich nach dem Aufwachen die Nachrichten am Smartphone gecheckt.

    Kleine Notiz am Rande: Gestern Abend war Habeck bei Lanz zugeschaltet und wurde von diesem gefragt, ob er, als er bei Maischberger war, schon Informationen hatte, dass es den militärischen Angriff in der Nacht geben wird. Und Habeck bejahte dies und sagte, er hätte vorher einen Umschlag mit entsprechenden Informationen erhalten. Er wusste also bereits Bescheid und das sah man ihm auch ganz deutlich an.

  17. #19 noch'n Flo
    Schoggiland
    25. Februar 2022

    @ JK:

    Populisten wie die AfD haben womöglich ausgespielt. Sie können sich nicht mehr von Putin unterstützen lassen, ohne als vaterlandslose Gesellen dazustehen

    Wenn ich mir das hier in der Schweiz unter den Anhängern der populistischen Schweizer Volksparei (SVP) so anschaue (und ich denke, dass man das durchaus auch auf Düütschland und die AfD übertragen kann), wage ich mal zu widersprechen: es gibt unter ihnen nämlich genügend, die weiterhin hinter Putin stehen und ihn als den grossen Befreier der Ukraine und möglicherweise auch Europas sehen.

    Interessant ist dabei das Feindbild, welches mir seit gestern immer wieder in den Kommentarspalten der verschiedenen schweizer Medien begegnet – als die drei Hauptschuldigen des russischen Einmarsches in die Ukraine wurden nämlich ausgemacht: USA, Israel und Deutschland. [sic!]

    Schon einmal hat eine europäische Grossmacht ein deutlich kleineres und schwächeres Nachbarland, von dem Teile früher einmal zur Grossmacht gehört hatten (ein Verlust, den der Führer dieser Grossmacht nicht verknusen konnte), unter dem Deckmantel einer false flag Operation bzw. der Befreiung von Unterdrückten in diesem Land angegriffen, während der Rest der Welt zuschaute und die Antisemiten und Nationalisten applaudierten.

    Ich sage es ja immer wieder: solange wir nicht aus der Geschichte lernen, wird sie sich zwangsläufig wiederholen.

  18. #20 hwied
    25. Februar 2022

    Wer Analysen mag:
    Die Haupteinnahmequellen Rußlands sind Erdöl und Erdgas. Und das muss verkauft und transportiert werden. Nachdem der Weg über die Ostsee nicht mehr möglich ist, wird jetzt verstärkt auf diese Pipeline gesetzt, die  Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline . Die führt vom Kaspischen Meer durch die Kaukasus-Staaten i quer durch Türkei, ans Mittelmeer.
    Ein Blick auf die Landkarte zeigt, warum Syrien mit Rußland verbündet ist.

    Das Paradoxe dabei, Türkei ist Mitglied der Nato und wem wird sich Türkei unterordnen, den eigenen Interessen oder den Wünschen der USA ?

    Der Nahe Osten wird wieder in den Focus gelangen.

  19. #21 PDP10
    25. Februar 2022

    @Alisier:

    Kopfschmerzen, Fassungslosigkeit und Wut

    Verständlich.

    Ich entschuldige mich in aller Form.

    Angenomen.

  20. #22 tomtoo
    25. Februar 2022

    @hwied

    Na in Zukunft dann auch:

    “…..Mangan, Nickel, Kobalt und Lithium – bei vielen Rohstoffen verfügt die Ukraine über bedeutende Vorkommen. Dies gilt auch für seltene Erden. Dank ihrer geografischen Nähe könnte die Schwarzmeer-Republik zu einem wichtigen Lieferanten der Europäischen Union werden, darunter für moderne Industriezweige wie die Elektronik und Elektromobilität……..”

  21. #23 hwied
    25. Februar 2022

    Richtig, Rohstoffreserven sind der Reichtum der Zukunft.
    Wie die Nachputinära aussehen wird, das wissen wir nicht. Ganz sicher wird diese Zeit mit Wassermangel und hohen Rohstoffpreisen zu kämpfen haben.
    Und es bleibt zu wünschen, dass Ukraine dann die Souveränität bekommt, die ihr zusteht.

  22. #24 Arthur Dent
    26. Februar 2022

    In der Tat wirkte der lange Tisch fast komisch. Wenn der Tisch noch ein klein wenig länger gewesen wäre, hätte Macron auch gleich daheim bleiben und mit ihm telefonieren können.

    Jemand, der wie P in der Vergangenheit lebt, kann keine Zukunftsvision für sein Land entwickeln. Russische Erde einsammeln, das war die ganze Zeit sein Ziel. Und dann? Mit Lügen und Staatspropaganda seine Macht im Inneren zu zementieren kann sicher eine ganze Weile funktionieren, nachhaltig ist es jedoch nicht.
    Seine Rede beim Gipfel mit Biden letztes Jahr war auch erstaunlich dünn. Mehr als ‘whataboutism’ hatte er nicht anzubieten.

    Auch sonst sind die Lügen und Desinformation, die das Regime in der Öffentlichkeit verbreitet, nur noch lächerlich.

    Mein Favorit ist mit großem Abstand, er habe kein Land völkerrechtswidrig annektiert, die Krim ist lediglich aus der Ukraine ausgetreten. So einen Spin muss man erstmal drauf haben, so verrückt muss man erstmal sein, um so einen Unsinn zu verbreiten.

    Nun behauptet er die ukrainische Führung sei ein Haufen drogenabhängiger Neonazis.
    Nur, Selenskyj ist jüdischen Glaubens. Keine Lüge ist den russen zu peinlich, dreist oder lächerlich.
    Natürlich kontert P nur in alttestamentarischer Manier, nachdem Selenskyj in einer Ansprache Parallelen zum Einmarsch Hitlers in Polen zog.

    Bürger- und Menschenrechte sind der Standard. Niemand hat das Recht den Bürgern seines Landes diese zu verwehren. Er hat gesehen, was auf dem Maidan geschehen ist, dann Belarus, und nun befürchtet er eine Art russischen Frühling. Davor hat er Angst, das ist vollkommen klar.

    Anstatt zu versuchen die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen, wäre es doch viel sinnvoller die alten Rivalitäten abzulegen und in die Zukunft zu blicken. Ich kann nicht glauben, dass wir wirklich nur ein paar moderne Primaten sind, die sich für die Krone der Schöpfung halten und nicht anders können als sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen.

  23. #25 rolak
    26. Februar 2022

    Macron auch gleich daheim bleiben

    Genau wie auch schon Scholz

    Russische Erde einsammeln

    Oha^^ das sind ja düstere Aussichten! Damals™, Anfang der 90er auf den Spuren unserer Vorfahren (aus diesem einen Zweig der Familie) ging es ua ins (?)damalige Panzer­Übungs­gebiet des Oblast Kaliningrad. Unter schamloser Ausnutzung der dortigen Zustände am 1.Mai 😉

    Erstaunlicherweise ließ sich der Standort des kleinen, elterlichen Bauernhofes meiner Tante (damals gerade in der Schule) tatsächlich eindeutig lokalisieren – und sie ließ es sich nicht nehmen, einen ordentlichen Beutel heimatliche Erde einzusacken. Dessen Rest mittlerweile auf eigenen Wunsch mit ihr beerdigt wurde.

    Wat meinste, wann könnte P. in NRW sein?

  24. #26 stone1
    26. Februar 2022

    kann nicht glauben, dass wir wirklich nur ein paar moderne Primaten sind, die sich für die Krone der Schöpfung halten und nicht anders können als sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen

    Tja, so ist das halt mit dem Glauben. Stellt sich letzten
    Endes früher oder später so gut wie immer als Irrtum raus, was man gemeinhin so glaubt.

  25. #28 Joseph Kuhn
    26. Februar 2022

    Blut, Schweiß und Tränen? Und sonst nichts?

    In der Süddeutschen ist heute ein Kommentar des britischen Historikers Timothy Garton Ash zu den möglichen Gegenmaßnahmen des Westens, er fordert im Wesentlichen noch härtere Sanktionen und dabei einen langen Atem. Als Fazit für den nächsten Jahre schreibt er:

    “In den Jahren nach dem Kalten Krieg, in den Jahren unserer Illusionen, hatten wir vergessen, wie sich Nationen in der mentalen Karte von Europa eintragen, nämlich mit Blut, Schweiß und Tränen.”

    Mit “Blut, Schweiß und Tränen” zitiert er eine berühmte Rede Churchills im zweiten Weltkrieg, als es um den Durchhaltewillen Englands gegen Hitlerdeutschland ging.

    Die Tapferkeit der (heutigen) britischen Elite im Sessel dahingestellt, sein Kommentar ist perspektivlos. Schon die Denunziation der Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben in Europa nach 1989 als “Illusion” ist daneben. Jahrhunderte haben sich Deutschland und Frankreich bekämpft, derzeit ist das Geschichte, und keine Illusion. Und seiner zitatorischen Anleihe bei Churchill möchte ich entgegenhalten, dass sich damit “das Licht, das erlosch”, gewiss nicht wieder entzünden lässt. Divisionen alleine, Wehrhaftigkeit alleine, reichen nicht, wenn Frieden je mehr als gegenseitige Abschreckung sein soll.

    Historisch falsch ist zudem seine Behauptung, “der Westen” mache immer den gleichen Fehler, weil er nicht sofort harsch reagiere. Die Reaktionen auf Sarajewo 1914, mit denen er beginnt, lassen sich gar nicht in das Ost-West-Schema einfügen. “Den Westen” gab es damals nicht, den Freedom & Democracy-Westen schon gar nicht.

  26. #29 hwied
    26. Februar 2022

    Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, sagt der Volksmund. Dazu passend ist diese Meldung, wenn es um den Ausschluß Rußlands zum internationalen finanzmarkt geht.
    “Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hatte einen Swift-Ausschluss Russlands als “letztes Mittel” bezeichnet. Auch nach Angaben von Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn ist ein Ausschluss noch eine Option: Man könne sich dies vornehmen, wenn Russland Kiew weiter bombardiere, sagte er im ZDF. Aber man müsse bei Sanktionen immer sehen, wer davon stärker betroffen werde – Russland oder der Westen. Die von der EU beschlossenen Sanktionen im Finanzbereich seien bereits sehr schmerzhaft für Russland. ”
    …..wer davon stärker betroffen werde………
    Sieh an, sieh an !

  27. #30 hto
    Gemeinschaftseigentum
    26. Februar 2022

    @Kuhn

    Das von einem ebensolchen ignorant-arroganten Manipulateur wie Dir – ganz im Sinne dieser multischizophren-wettbewerbsbedingten Welt- und “Werteordnung” in allen denkbaren …losigkeiten.

    • #31 Joseph Kuhn
      26. Februar 2022

      @ hto:

      Ich schalte diesen Kommentar noch mal frei, damit jeder noch mal sieht, was für eine stinkende Brühe Sie ständig hierher schicken. Es wird aber das letzte mal sein, ab jetzt bleiben auch gemäßigte Kommentare von Ihnen im Trash-Ordner. Sie haben sicher in Ihrer Nähe eine Trinkhalle, wo Sie Ihren Frust raus- und den Suff reinlassen können. Gewiss sind an Ihrem Schicksal nur andere schuld, irgendwer wird Ihnen am Tresen schon recht geben. Ich wünsche Ihnen alles Gute für den frustranen Lebensrest.

  28. #32 Tina
    26. Februar 2022

    Wir brauchen mehr Politiker wie Habeck: Authentisch, ehrlich und empathisch.

    https://www.tagesspiegel.de/politik/er-spricht-das-offensichtliche-aus-habeck-setzt-sich-mit-seiner-aufrichtigkeit-vom-ampel-kabinett-ab/28108360.html

    Als er am Vorabend des Ukraine-Kriegs im ARD-Talk „Maischberger“ sitzt, bebt ihm die Stimme. Stunden bevor Putin den Marschbefehl gibt, warnt er eindringlich vor einem massiven Landkrieg in Europa. „Ich muss da nicht kämpfen und ich werde auch nicht sterben in diesem Krieg“, sagt Habeck aufgekratzt. „Aber wenn es passiert, werden viele Menschen sterben.“

    Zu diesem Zeitpunkt weiß Habeck schon, was in der Ukraine droht. „Wir hatten Informationen“, sagt er einen Abend später bei „Markus Lanz“. Es habe Briefings der Nachrichtendienste gegeben, zudem habe er die amerikanische Handelsministerin getroffen. „Aus deren Umfeld wurde mir ein Briefumschlag zugesteckt. Als ich den gelesen hatte […] war zumindest klar, dass alles abgeschlossen ist.“

    Die Nachrichten und die Bilder aus der Ukraine finde ich kaum zu ertragen. Es ist einfach zum Heulen.

  29. #33 knorke
    26. Februar 2022

    Habeck authentisch? Der Söder der Grünen? ääh ja…

  30. #34 Tina
    26. Februar 2022

    @knorke

    Auf mich wirkt er im Vergleich zu vielen anderen authentisch, ja. Und sympathisch. Kann man natürlich auch anders sehen. Ist aber nun mal mein Eindruck.

  31. #35 Joseph Kuhn
    26. Februar 2022

    Beziehungsabbruch?

    Medwedew, Putins Sprechpuppe, lässt verlauten, “sein Land brauche keine diplomatischen Beziehungen zum Westen. Es sei an der Zeit, „die Botschaften zu schließen“”

    Ob das ein angesichts des Tötens völlig unangebrachtes kindisches Schmollen ist oder schon auf Bunkermentalität in der russischen Führung hindeutet?

    Jedenfalls scheint sich Putins Mannschaft auf eine lange konfrontative Phase einzustellen. Da kann einem Gasprom-Gerd richtig leid tun. Er hat den rechtzeitigen Beziehungsabbruch nicht geschafft. Gut wird er Putins Krieg sicher nicht finden, aber er traut sich vielleicht nicht, ihm das offen zu sagen und dann in Putins Augen als Verräter zu gelten.

    Der bayerische Wirtschaftsminister plädiert wiederum für einen Beziehungsabbruch der bayerischen Wirtschaft mit der Ukraine: “Angesichts der unsicheren Zukunft muss schnellstmöglich überlegt werden, Zulieferstandorte aus der Ukraine in andere Länder zu verlagern”. Ob das jetzt die richtige Symbolik ist? Ob sich die bayerische Wirtschaft auch aus Russland zurückziehen sollte, dazu hat er nichts gesagt.

  32. #36 knorke
    26. Februar 2022

    @JK 35

    Ich bin fasziniert wie weit man mit dem kopf weiter in dieselbe Richtung rennt. Es ist ja eine Sache, gegen jede strategische Vernunft (außer der Hoffnung auf Zahnlosigkeit des Westens) den Angriff zu befehlen und damit natürlich die völlige Isolierung in Kauf zu nehmen.

    Diese aber nun als praktisch erstrebenswerten Zustand darzustellen grenz ans skurrile. Ich kann nur annehmen, dass es mit der russischen Haltung zu tun hat “wer zuerst zwinkert / auf den anderen zugeht, zeigt Schwäche”. Man wird wohl jetzt mit starrem Blick – nicht zwinkernd – warten, bis irgendwer den ersten Schritt macht. Das darf man durchaus als Mischung aus kindischem Schmollen und Bunkermentalität betrachten.

    Ich hoffe, man lässt die Äuglein lange tränen, aber ich wette der Kreml kalkuliert mit z.B. den Deutschen. Und in gewisser Weise zeigen aktuelle Verhaltensweisen der Regierung dass das keine reine Fiktion ist.

    Im übrigen vermute ich, dass praktisch jede deutsche Regierung sich ähnlich verhalten würde wie die aktuelle….nunja vielleicht würde ein rot-braune Koalition aus Linker und AfD sich freundlicher verhalten, man knirscht dort ja heftig mit den Zähnen beim Versuch staatsmännisch angebrachte Kommentare zu produzieren.

  33. #37 Arthur Dent
    26. Februar 2022

    @rolak
    Der Postillon nimmt eben derartige Steilvorlagen dankend an, und verwandelt dann auch konsequent. Herrlich. ^^

    Ich wünschte P würde das mit der Erde wie du wörtlich nehmen, rolak!

  34. #38 naja
    26. Februar 2022

    Ich glaube, dass weder der Angriff noch die Schließung der Botschaften gegen jede strategische Vernunft entschieden wurden.
    Ich glaube leider auch nicht, dass Medwedew im Moment improvisiert oder dass sich das russische Militär auf eine kurze militärische Konfrontation eingestellt hat. Den Schritt Botschafter einzubestellen, kann man sich sparen. Das soll warscheinlich heißen, Diplomatie mit dem Westen hat Russland keine Lust zu, der Westen hat nichts zu melden.
    Ich glaube, Russland ist klar, dass sie momentan Brücken abreißen, sie haben sich trotzdem dazu entschieden und die Sache scheint mit China mehr oder weniger abgesprochen zu sein.
    Ich hoffe, ich irre mich und überschätze Putin und die russischen außenpolitischen und Militärstrategen.
    Um nicht dem Drehbuch Russlands zu folgen müsste der Westen jetzt warscheinlich total unberechenbar handeln.
    Zum Beispiel jetzt sofort Taiwan und die Ukraine zu NATO Mitgliedern erklären und alles da rein hauen, was geht. Dann noch Lukaschenko kaufen und Belarus zum EU Mitglied erklären. Und in einer Nacht und Nebelaktion einfach Nawalni entführen.

  35. #39 Joseph Kuhn
    26. Februar 2022

    Zeitenwende

    Carlo Masala, Professor für Politikwissenschaft an der Univerität der Bundeswehr, sagt in einem Interview im SPIEGEL 9/2022:

    “Ich glaube, dass wir in eine Phase offener, rücksichtsloser Macht- und Interessenspolitik seitens der Großmächte eintreten.”

    Das könnte gut sein. Barbarei ist eine Option und sie hat ihre skrupellosen Spieler. Die Frage ist, ob wir sie ungehindert spielen lassen müssen.

  36. #40 Arthur Dent
    26. Februar 2022

    Ich möchte noch hinzufügen, dass ich mit ‘Russen’ selbstverständlich die russische Führung meine.

  37. #41 Joseph Kuhn
    27. Februar 2022

    Aufrüstung, und dann?

    Scholz hat heute verkündet, dass die Bundeswehr künftig jedes Jahr mehr als 2 % des BIP erhalte und ein Sondervermögen von 100 Mrd. Euro.

    Das ist vermutlich unvermeidbar, siehe oben, Spiegelstrich 3. Man darf gespannt sein, wo Finanzminister Lindner das Geld hernimmt und wo er statt dessen kürzt.

    Inzwischen probiert Friedrich Merz, was passiert, wenn er zwischen den Zeilen wieder die Atomenergie ins Spiel bringt. Sie wird jedenfalls nicht helfen, in den nächsten Wintern fehlendes Gas aus Russland zu ersetzen.

    Was der Ukraine-Krieg für die Entwicklungsperspektiven Deutschlands bedeutet, innen- wie außenpolitisch, wird sich erst noch zeigen. Ob man es mit uns diskutiert? Oder ob wir es “den Profis überlassen” müssen (© Lindner)?

  38. #42 Joseph Kuhn
    27. Februar 2022

    BP steigt bei Rosneft aus:

    https://www.reuters.com/business/energy/britains-bp-says-exit-stake-russian-oil-giant-rosneft-2022-02-27/

    Ein weiteres Zeichen, wie tiefgreifend und langfristig das Zerwürfnis zwischen dem Westen und Russland sein dürfte.

    Was Gerd Schröder tut, weiß man noch nicht. Aber egal was er tut, so teuer wie der BP-Ausstieg wird es nicht.

  39. #43 RPGNo1
    27. Februar 2022

    @Joseph Kuhn

    Der bayerische Wirtschaftsminister plädiert wiederum für einen Beziehungsabbruch der bayerischen Wirtschaft mit der Ukraine

    Dass Linke und AfD dem Zaren gern Puderzucker in den Allerwertesten pusten war mir ja bekannt. Aber jetzt auch die Freien Wähler? Oder ist es nur der Aiwanger, der sich jetzt schon zum 2. Mal (Corona-Impfung) als schleimiger populistischer Opportunist erweist?

    • #44 Joseph Kuhn
      28. Februar 2022

      @ RPGNo1:

      Ich tippe mal auf gemeine Gedankenlosigkeit.

  40. #45 RPGNo1
    28. Februar 2022

    @Joseph Kuhn

    Hanlon’s Razor: “Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist.”

    Ich muss mir dieses Sprichwort wieder häufiger ins Gedächtnis rufen.

  41. #46 Joseph Kuhn
    5. März 2022

    Realismus und Menschenrechte

    Carolin Emcke schreibt heute in der Süddeutschen:

    “Wie oft wurde im öffentlichen Diskurs das Einfordern von Menschen- und Bürgerrechten, egal wo und egal für wen, belächelt und abgetan als ‘moralistisch’ und ‘elitär’?

    (…)

    Das ist das Mindeste, was es jetzt festzuhalten gilt: Menschenrechte und Demokratie sind keine Luxusfragen, keine adretten politischen Accessoires, mit denen es sich bei seltenen Anlässen schmücken lässt. Menschenrechte und Demokratie sind auch nicht mühsame Disruptionen globaler Realpolitik, Menschenrechte und Demokratie sind das normative Fundament jeder Realpolitik. Es sind nicht Menschenrechte und Demokratie, die versagt haben im Angesicht von Wladimir Putin, es ist jene Form der internationalen Politik, die die Missachtung von Menschenrechten und Demokratie glaubte einpreisen und verharmlosen zu können.”

    Wie wahr. Die Art und Weise, wie sich die liberalen Demokratien Pinochet schöngeredet haben (Strauß damals: Das Wort Ordnung erhalte “für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang”), oder das Apardheitsregime in Südafrika, die diversen türkischen und griechischen Juntas, wie sie, wie wir, zuletzt das Elend im Sudan oder im Jemen immer wieder vergessen, über all das sollte man jetzt auch reden. Nicht um Putin in irgendeiner Weise moralisch zu entlasten – es würde ihn belasten, uns selbst allerdings auch herausfordern.