Impfungen haben Nebenwirkungen. Die meisten Nebenwirkungen sind „Impfreaktionen“, vorübergehend und nicht bedrohlich. Ernstere, und viel seltenere Nebenwirkungen, „Impfkomplikationen“, sind meldepflichtig. Das Meldeformular des Paul Ehrlich-Instituts gibt dazu eine negative Definition:

„Nicht meldepflichtig sind das übliche Ausmaß nicht überschreitende, kurzzeitig vorübergehende Lokal- und Allgemeinreaktionen, die als Ausdruck der Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff anzusehen sind: z.B.
– für die Dauer von 1-3 Tagen (gelegentlich länger) anhaltende Rötung, Schwellung oder Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle
– Fieber unter 39.50C (bei rektaler Messung), Kopf- und Gliederschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein, Übelkeit, Unruhe, Schwellung der regionären Lymphknoten
– oder im gleichen Sinne zu deutende Symptome einer ‚Impfkrankheit‘ (1-3 Wochen nach der Impfung), z.B. leichte Parotisschwellung oder ein Masern- bzw. Varizellen ähnliches Exanthem oder kurzzeitige Arthralgien nach der Verabreichung von auf der Basis abgeschwächter Lebendviren hergestellten Impfstoffen gegen Mumps, Masern, Röteln oder Varizellen.“

Sowohl bei Impfreaktionen als auch bei Impfkomplikationen kann ärztliches Handeln angezeigt oder auch notwendig sein. Leistungspflichtig sind die Krankenkassen, in beruflich bedingten Fällen die Unfallversicherungsträger. Unter bestimmten Voraussetzungen können negative Folgen einer Impfung als „Impfschäden“ anerkannt werden. Dann bestehen nach § 60 IfSG Ansprüche gegenüber den Versorgungsämtern.

Sowohl die Erfassung von Impfnebenwirkungen als auch die medizinische Versorgung von Post-Vac-Fällen und im Bedarfsfall die Anerkennung von Impfschäden müssten besser geregelt werden. Das ist bekannt und auch Karl Lauterbach sieht inzwischen Handlungsbedarf. In einem ZDF-Interview am Montag sagte er:

„Wir als Staat machen es so, dass die Krankenkassen die Behandlungskosten übernehmen und die Länder bezahlen, wenn notwendig, die Versorgungskosten. Aber tatsächlich haben wir auf beiden Seiten Probleme. (…)
Es muss also hier zu einem schnelleren Anerkennen dieser Verfahren, dieser Schäden kommen. Und wir bekommen jetzt auch langsam ein klareres Bild. Man muss allerdings auch darauf hinweisen, nur dass kein falscher Eindruck hier hängenbleibt: Schwere Impfschäden treten auf – auf der Grundlage der Daten des Paul-Ehrlich-Institutes oder der europäischen Zulassungsbehörde – in der Größenordnung von weniger als 1:10.000 Impfungen. Somit ist es nicht so, dass das so häufig ist.“

Was sind nun „schwere Impfschäden“ und inwiefern liefert das Paul Ehrlich-Institut dazu Daten? Im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 4/2022 schreibt das PEI:

„Insgesamt wurden dem Paul-Ehrlich-Institut nach Grundimmunisierung plus Booster-Impfungen 333.492 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und 50.833 Verdachtsfälle schwerwiegender Nebenwirkungen berichtet. Die Melderate betrug für alle Einzelfallmeldungen 1,78 pro 1.000 Impfdosen, für schwerwiegende Einzelfallmeldungen 0,27 pro 1.000 Impfdosen.“

Falls das die Datenbasis für Lauterbachs „weniger als 1:10.000 Impfungen“ gewesen sein sollte, läge Lauterbach falsch, dann wären es fast dreimal so viel. Aber Impfschäden und Impfkomplikationen sind zwei verschiedene Dinge, „schwere Impfschäden“ und „schwerwiegende Einzelfallmeldungen“ auch und der Rest ist Nebel.*

Die ZEIT stellt das in einem lesenswerten Artikel, der die Datenlage thematisiert, ebenfalls fest und verweist auf besonders dichten Nebel, weil Lauterbach später sagte: „1:10.000, das ist die Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen.“ Das spräche für den Abgleich mit den PEI-Zahlen.

Die Zahlen bei den Anträgen auf Anerkennung eines Impfschadens sehen wiederum etwas anders aus. Die FAZ schrieb gestern zu den Anträgen nach § 60 IfSG bei den Versorgungsämtern:

„Keine Daten lagen (…) aus Brandenburg, Bremen und Sachsen-Anhalt vor. In den übrigen Ländern sind bis Mitte März insgesamt 6600 Anträge auf Versorgungsleistungen nach einem möglichen Corona-Impfschaden eingegangen. Das sind gut ein Drittel mehr als noch im Oktober, als die F.A.Z. die Zahlen zuletzt erhoben hat. Die Zahl der von den Versorgungsämtern anerkannten Corona-Impfschäden hat sich in den genannten Ländern fast verdoppelt, sie stieg von 153 auf 284. In den 13 Ländern kommt ein anerkannter Corona-Impfschaden auf knapp 214.000 geimpfte Bürger.“

Wenn sich Lauterbach darauf bezogen hätte, läge er, das Adjektiv „schwer“ bei den Nebenwirkungen bzw. Schäden einmal beiseitegelassen, mit seiner Zahl gemessen an den Anträgen wiederum zu niedrig, bei den Anerkennungen zu hoch.

Hilfreiche Hinweise zur Interpretation der Lauterbachschen Zahl sind erwünscht. Vielleicht gibt es ja eine einfache Erklärung, am Ende sogar eine, die er selbst noch nicht kennt.

—————
* Nachtrag: Nebel zudem auch, weil das PEI Verdachtsmeldungen ausweist, nicht überprüfte Impffolgen. Auf der anderen Seite steht die Dunkelziffer unterbliebener Meldungen.

Kommentare (32)

  1. #1 RPGNo1
    16. März 2023

    Der MDR erklärt die Unterschiede zwischen Impfreaktionen, Impfkomplikationen/Impfnebenwirkungen und Impfschäden.

    https://www.mdr.de/brisant/impfschaeden-corona-220.html

    Ich möchte Karl Lauterbachs Fauxpas im Interview nicht entschuldigen, aber diese Definitionen und ihre Unterschiede machen es den Laien und auch Personen, die im beruflichen Umfeld damit zu tun haben, nicht immer einfach und laden zu Fehltritten ein. Welche dann von Maßnahmekritikern, Impfgegnern und Coronaleugnern gnadenlos ausgenutzt werden, um Stimmung gegen die erfolgreiche Impfung (das sollte man immer wieder betonen) zu machen.

  2. #2 Beobachter
    16. März 2023

    @ RPG, # 1:

    Vor allem sollte der Datensalat, die nicht ausreichenden Daten/Erhebungen und die missverständliche, begriffsverwirrende Wissenschaftskommunikation von Karl Lauterbach und anderen Experten zu vielen Nachfragen, besonders von Betroffenen, führen.
    Und dann sollten die Nachfragenden nicht sofort als “Maßnahmekritiker, Impfgegner und Coronaleugner gnadenlos” in die “Schwurbel-/Spinner-“, womöglich auch noch rechte Ecke gestellt werden.

    Etwas OT:
    Wenn Leute, die sich vorschriftsmäßig und mehrmals gegen Corona haben impfen lassen – und trotzdem Long Covid bekommen:
    Waren dann bei diesen Leuten die Covid-Impfungen “nicht erfolgreich”, oder doch “erfolgreich” (weil sie nicht daran gestorben sind) oder haben die Betroffenen halt nur Pech gehabt (denn es wurde ja nie absoluter Erkrankungsschutz für alle Geimpften versprochen) oder haben sie womöglich gar kein Long Covid, sondern es handelt sich um eine (vermeintliche) ärztliche Fehldiagnose?

    “Erfolgreiche Impfung” wird ein Long Covid-Betroffener also vermutlich wohl etwas anders definieren als du.
    Und es wäre auch nicht als “Stimmungsmache” des Betroffenen gegen die Covid-Impfungen zu werten, wenn er dazu eine Menge Fragen hätte.

    • #3 Joseph Kuhn
      16. März 2023

      @ Beobachter:

      „Und dann sollten die Nachfragenden nicht sofort als “Maßnahmekritiker, Impfgegner und Coronaleugner gnadenlos” in die “Schwurbel-/Spinner-“, womöglich auch noch rechte Ecke gestellt werden.“

      „Die Nachfragenden“ werden auch nicht pauschal in eine Ecke gestellt und die, die in der Ecke stehen, sollten durchaus als diejenigen bezeichnet werden.

  3. #4 Herr Senf
    16. März 2023

    Das Problem in der “öffentlichen” Diskussion und bei den heißen #Impfschaeden
    würde ich anders verorten:
    99,999 % vertragen die Impfung mit “verträglichen” Reaktionen und Nebenwirkungen.
    1:10.000 also 0,001 % wären Impfschäden so pi mal Daumen.
    Das kann aber nur indirekt am Impfstoff liegen, weil eher durch die Disposition bedingt.
    Mit einer Kontrollgruppe um die 30.000 kann ich unmöglich alle “Ausnahmen” erfassen.
    Weder der Impfstoffhersteller noch der impfende Arzt ist Hellseher, wer Ausnahme ist.
    Die Studien müssen Wirksamkeit nachweisen und bekannte Probleme ausschließen.
    Im Nachhinein gibt es ein paar neue Erkenntnisse , die für die Zukunft zu klären sind.

    • #5 Joseph Kuhn
      16. März 2023

      @ Herr Senf:

      Man sollte das Problem nicht kleinreden. 1 schwere Nebenwirkung auf 10.000 Impfungen führt bei einer bevölkerungsweiten Impfung unbestreitbar zu vielen Fällen, bei aktuell 192 Mio. Impfungen zu 19.000 Fällen, um genau zu sein. Eine Einordnung liefert hier nicht die kosmetische Prozentrechnung, sondern die Abwägung von Nutzen und Risiken, wie sie die STIKO vorgenommen hat.

      Das Thema hier ist ein anderes: Wo hat Lauterbach seine Zahl 1.10.000 her? Geht er davon aus, jede dritte Verdachtsmeldung einer schweren Nebenwirkung ist wirklich eine? Oder hatte er etwas anderes im Kopf, oder frei geraten?

  4. #6 uwe hauptschueler
    16. März 2023

    @Herr Senf

    1:10.000 also 0,001 %

    0,001% sind ein 100.000stel, so π mal Daumen.

  5. #7 Joseph Kuhn
    18. März 2023

    Nebel allerorten

    Der Sprecher der “Ärzte für individuelle Impfentscheidung”, Alexander Konietzky, wie viele Mitglieder des Vereins homöopathischer Arzt, fordert auf twitter Lauterbach zum Rücktritt auf, weil der das PEI falsch zitiere. Es seien lt. PEI nicht 1.10.000, sondern 3:10.000 schwere Nebenwirkungen, bei einer Untererfassung von 90 %.

    Ob Herr Konietzky sich jetzt selbst auch zum Rücktritt auffordern muss, weil die 3:10.000 Verdachtsmeldungen sind, keine bestätigten Fälle, und die 90 % Unterfassung bei schweren Impfnebenwirkungen vermutlich so gut belegt sind wie Lauterbachs Zahlen?

  6. #8 Herr ɟuǝs
    18. März 2023

    Warum so wenig, nicht kleckern, sondern klotzen, wie da am 15.03.2023:
    “Die Kritiker von MWGFD gehen dagegen von etwa 1 in 20 aus.” sind bei denen
    xxx.freiewelt.net/nachricht/schwere-impfschaeden-bei-2-mio-menschen-in-deutschland-10092641/

  7. #9 Beobachter
    18. März 2023

    @ JK, # 7:

    Nichts Genaues weiß man nicht … nur viele mehr oder wenig gut begründete Vermutungen zu “schweren Impfkomplikationen” bis hin zu Todesfällen.

    Nicht nur Herr Alexander Konietzky geht von einer “Untererfassung” aus, auch Herr Peter Schirmacher (Pathologe, Uni Heidelberg) – aber ohne konkrete Zahlen- oder Prozentangaben:

    https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/nebenwirkungen-nach-der-corona-impfung-warum-ausgerechnet-das-herz-davon-betroffen-ist-9518960.html

    “Die dunkle Seite der Impfung: Schäden nach der Spritze – warum trifft es so oft das Herz?
    Komplikationen nach der Corona-Impfung waren lange ein Tabu – doch es gibt sie. Wer gefährdet ist und was das alles mit einer falsch gesetzten Injektion zu tun hat.
    … ”

    ” … Ich gehe von einer deutlichen Untererfassung der Todesfälle nach Impfung aus.

    Peter Schirmacher, Pathologe … ”

    ” … Schirmacher vermutet, dass für eine schwere Impfkomplikation sowohl die individuelle Veranlagung, die Injektionsart und der Impfstofftyp eine Rolle spielen. „Wir haben diese Herzmuskelentzündung nur nach Gabe von mRNA-Impfstoffen gesehen, nicht aber nach Vektor-Impfstoffen“, sagt Peter Schimacher. „Da ein Obduktionsprogramm für Todesfälle nach Impfung nur in Baden-Württemberg existiert und die Herzmuskelentzündung nur durch Obduktion gesichert werden kann, gehe ich von einer deutlichen Untererfassung der Todesfälle nach Impfung aus.“
    … ”

    ” … „Als Wissenschaftler ist es unsere Aufgabe herauszufinden, wer besonders gefährdet ist, Post-Vac-Symtome nach einer Impfung zu entwickeln“, sagt er. „Wenn wir diese Menschen warnen könnten, dann könnten wir die Impfung noch sicherer machen.“”

    Um das herauszufinden, hatten m. E. die Wissenschaftler mittlerweile doch schon ziemlich viel Zeit …

    • #10 Joseph Kuhn
      18. März 2023

      @ Beobachter:

      Ihr Kommentar ist nicht dazu angetan, die Diskussion vernünftig weiter zu führen:

      Man weiß eine ganze Menge und die Wissenschaft hat die Zeit auch genutzt. Zu keiner Impfung gibt es so viele Studien wie zur Corona-Impfung.

      Zu Ihren Fragen gibt es daher sehr wohl Antworten bzw. zumindest datengestützte Hypothesen.

      In der Wissenschaft wurden Nebenwirkungen auch nicht „tabuisiert“. Schauen Sie mal, wann die Sinusvenenthrombosen oder die Myokarditiden in die Diskussion kamen – aufgrund aktiver und guter Forschung.

      Man sollte den Lauterbachschen Erfindungsreichtum nicht zum Anlass nehmen, Querdenkernarrative aufzuwärmen.

      ——-
      Nachtrag: Schirmacher fordert schon seit Sommer 2021 mehr Obduktionen – mit durchaus guten Gründen. Der Tagesspiegel-Artikel ist (jetzt?) hinter der Paywall. In der Bayerischen Staatszeitung gibt es ein recht aktuelles Interview mit ihm von Ende Dezember 2022. Darin sagt er mit Blick auf die Selektivität seiner Untersuchungsfälle zu Recht: “Unsere Untersuchung erlaubt keine Mengenaussagen und keine Hochrechnung und wir haben dies auch nie getan.”

      Interessant ist, dass in dem Interview auch die 1:10.000 vorkommen, allerdings als hypothetisches Beispiel und bezogen auf Geimpfte, nicht auf Impfungen: “wenn nur eine Person von 10 000 Geimpften eine schwere Nebenwirkung erfahren würde, was ja selten wäre, würden wir bei 75 Millionen Geimpften immerhin von 7500 Betroffenen reden.”

      Vielleicht kommt Lauterbachs Zahl auch von solchen hypothetischen Beispielen? Dahinter steht dann vielleicht nur die Definition von “sehr selten”: weniger als 1:10.000?

  8. #11 Beobachter
    19. März 2023

    @ Joseph Kuhn, # 10:

    Ich fand den Tagesspiegel-Artikel interessant zum Thema und auch wg. der Aussage Schirmachers – deshalb habe ich ihn verlinkt und daraus zitiert.

    Die Verwendung des Begriffs “Tabu” in der Artikel-Überschrift stammt vom Artikel-Autor, nicht von mir.
    Ich denke auch nicht, dass man damit seitens des Tagesspiegels und/oder des Autors “Querdenkernarrative aufwärmen” will.

    Ich denke aber, dass es nach wie vor sehr schwierig ist, als medizinischer Laie und Betroffener, der vielleicht tatsächlich unter seltenen schweren Impfkomplikationen leidet oder es vermutet, sich in der Vielzahl von Hypothesen und wissenschaftlichen Erhebungen/möglichen Antworten und Erklärungen zurechtzufinden und eine mögliche Impfkomplikation fachärztlich, gut und kompetent abklären und ggf. behandeln/anerkennen zu lassen.

    Long Covid-Betroffene können davon ein Lied singen – und die wenigen Anlaufstellen haben lange Wartelisten (so stand es auch im verlinkten Tagesspiegel-Artikel, der jetzt leider hinter der Bezahlschranke ist).
    Und Long Covid (-Symptome) kann man auch nach Corona-Impfungen bekommen, ohne eine (bekannte) “normale Infektion” durchlaufen zu haben.

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-long-covid-impfung-impfschaeden-100.html

    https://www.quarks.de/gesundheit/gibt-es-long-covid-nach-der-impfung/

    … usw. …

    Es ist und bleibt (vorerst) schwierig, vor allem für die Betroffenen – und man bedient m. E. keine “Querdenker-Narrative”, wenn man diese Problematik anspricht.

    • #12 Joseph Kuhn
      19. März 2023

      @ Beobachter:

      “Es ist und bleibt (vorerst) schwierig, vor allem für die Betroffenen”

      So ist es.

      “man bedient m. E. keine “Querdenker-Narrative”, wenn man diese Problematik anspricht.”

      Wenn man diese Problematik anspricht, nicht, aber man sollte vermeiden, in diesem Zusammenhang z.B. von “Tabus” zu sprechen, das ist ein Querdenker-Narrativ, gerade wenn es um eine angeblich riesige Dunkelziffer bei den “Impftoten” geht. Auch Schirmachers Zahlen werden in der Szene unter völliger Ausblendung der von ihm selbst ja betonten Selektivität seiner Fälle immer wieder so ausgelegt, als ob unter den kurz nach Impfungen Gestorbenen viele durch die Impfung ums Leben gekommen seien und dass das niemand hören wolle. Dass oft sehr polarisierend über die Impfungen und über Impfnebenwirkungen gesprochen wird, ist eine andere Frage.

      Zur Einordnung der Befunde Schirmachers sei auf die kürzlich erschienene Dokumentation “Obduktionen nach impfbezogenen Todesfällen” der Wiss. Dienste des Bundestags verwiesen.

      Und vielleicht auch von Interesse: Ein Fokus-Bericht vom letzten Sommer schreibt von einem “Kommunikations-Debakel „#1von5000“” – Lauterbach hat inzwischen Erfahrung mit schlechter Sicht im Nebel.

  9. #13 RPGNo1
    19. März 2023

    @JK

    Schirmacher fordert schon seit Sommer 2021 mehr Obduktionen – mit durchaus guten Gründen. Der Tagesspiegel-Artikel ist (jetzt?) hinter der Paywall. In der Bayerischen Staatszeitung gibt es ein recht aktuelles Interview mit ihm von Ende Dezember 2022.

    Danke für den Link. Die Aussagen Schirmmachers sind ruhig und sachlich, und er stellt meines Erachtens wichtige Forderungen an die Verantwortlichen, die Forschung zu COrona und Impfung zu intensivieren und zu koordinieren.

    Wie man auf die Idee kommen könnte, er wäre wie auch immer geartet ein Kronzeuge für die kruden Thesen der Leerdenker, das steht in den Sternen. Aber selektives Zitieren gehört eben zu den speziellen “Fähigkeiten” dieser Leute.

    [Edit: Ein “r” im Schir(r)macher-Zitat korrigiert. Deinen “Schirmmacher” lasse ich mal stehen 😉 JK]

    • #14 Joseph Kuhn
      19. März 2023

      @ RPGNo1:

      In Deutschland wird grundsätzlich zu wenig obduziert. Das wird seit langem beklagt. Bei Corona und der Corona-Impfung wäre es besonders hilfreich – lt. Schirmacher nicht nur der Statistik wegen, sondern auch mit Blick auf eventuell sinnvolle Hinweise zur Optimierung von Behandlungsverfahren, aber da bin ich nicht vom Fach.

      Über eine ganz andere Interpretation der Lauterbachschen Zahl spekuliert Werner Bartens in der Süddeutschen: Ob das nicht ein Ablenkungsmanöver angesichts der Vorwürfe sei, er habe seinen Lebenslauf geschönt. Mag sein, mag nicht sein. Es würde den Lauterbachschen Zahlensalat auch nicht besser machen und dass Lauterbach auch noch absichtlich zweifelhafte Zahlen berichtet, um die Diskussion gezielt darauf zu fixieren, so viel Raffinesse traue ich ihm dann doch nicht zu.

  10. #15 Joseph Kuhn
    19. März 2023

    Lauterbach zur Debatte:

    “Karl Lauterbach äußerte sich bislang nicht zu dem Wirbel und der neu entfachten Diskussion über die Nebenwirkungen der Corona-Impfung sowie deren Häufigkeit.”

    [Kleiner Scherz, das ist aus einer Meldung der Berliner Zeitung vom 21.7.2022.]

  11. #16 BPR
    19. März 2023

    Die wissenschaftlichen Dienste des Bundestags, oben angesprochen von JK #12, haben weltweit Studien zu Obduktionen nach C-Impfung recherchiert und dokumentiert. Wo wir einen erklärten Wirkmechanismus haben (VITT), finden die Pathologen eine Verbindung zur Impfung. Wo nicht, bleibt es bei der Diskussion epidemiologisch gefundener Risikoerhöhungen (Myokarditis).
    Immerhin, zwischen der Fallsterblichkeit bei Sars-Cov-2-Infektionen und der Fallsterblichkeit nach Sars-Cov-2-Impfung scheint eine Marge von mehr als zwei Zehnerpotenzen zu liegen. Das geht aber nicht aus Obduktionen hervor, sondern aus (imperfekten) Fall- und UAW-Meldungen.
    Ob wir nun mehr Obduktionen oder doch lieber konsequentere Epidemiologie brauchen, kann m. E. auf Basis dieser fleißigen Literaturzusammenstellung nicht entschieden werden. Am Ende stehen wir am Anfang der Hill-Kriterien.

    • #17 Joseph Kuhn
      19. März 2023

      @ BPR:

      Ein guter, bedenkenswerter Hinweis. Bei allen berechtigen Klagen über die niedrige Obduktionsrate in Deutschland: Vielleicht ist es in der Tat bei den Obduktionen nach Covid und Impfung so, dass derzeit die entscheidenden Orientierungen auch für die Obduktionen aus der Epidemiologie kommen. Ähnlich wie im Labor in der Regel nicht bewertet kann, ob eine neue Virusvariante pathologischer ist als eine vorherige.

      Zu den Nebenwirkungen noch etwas anderes: Angeblich liefert wieder einmal eine INSA-Befragung Daten zu ernsten Nebenwirkungen, jeder dritte Jüngere sei betroffen, oder gar jeder zweite, oder was auch immer in den diversen asozialen Medien gefällt, die die Sache aufgegriffen haben. Der Selbst-für-BILD-zu-Unterirdische liefert immerhin gleich Hinweise mit, warum die Befragung wohl in den Tonne muss, wenn Muslime zu 80 % über Nebenwirkungen klagen und evangelische Christen nur zu 50 %. Dass man relevante Einschätzungsfragen operationalisieren muss, lernt man eigentlich im Einführungsseminar Empirische Sozialforschung. Dass zudem jeder dritte jüngere Geimpfte nicht jeder dritte jüngere Deutsche ist, ist dann auch schon egal.

      Den Fragebogen von INSA, Hinweise zur Rekrutierung der Befragten oder die Daten selbst habe ich nicht gefunden. Hoffentlich übernimmt Lauterbach nicht die Methode und gibt künftig nicht mehr einfach eine gefühlte Zahl oder etwas irgendwo Gelesenes falsch verstanden wieder, sondern Zahlen einer junk science-Befragung, bier-reviewed von Ex-BILD-Reichelt.

  12. #18 Veit Tanz
    20. März 2023

    @Beobachter #2

    denn es wurde ja nie absoluter Erkrankungsschutz für alle Geimpften versprochen

    Das steht in allen AGBs und auf allen Beipackzetteln, dass eine 100%ige Funktionsfähigkeit ausgeschlossen ist. Trotzdem verlassen wir uns darauf, dass das Flugzeug nicht abstürzt. Wenn ausnahmsweise doch mal so was passiert, ist das ein Ereignis, das dann richtig Kreise zieht.

    In diesem Sinne kann man ohne zu übertreiben sagen, dass ein Erkrankungsschutz für die Geimpften versprochen wurde.
    Das PEI hatte ursprünglich auf seiner WebSite geschrieben

    COVID-19-Impfstoffe schützen vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus.

    Biontech-Gründer Sahin hat veröffentlicht

    Corona-Impfung schützt vor Ansteckung

    Der Schutz vor Ansteckung wurde um die Jahreswende 20/21 unisono mit 94% angegeben (auch von Sabin).

    Das wurde erst fallengelassen als für jedermann sichtbar wurde, dass die Plörre nichts taugt. Da hat das PEI die Zusage des Infektionsschutzes gestrichen und erst ersetzt mit

    COVID-19-Impfstoffe schützen vor einem schweren Verlauf einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus

    und dann mit

    COVID-19-Impfstoffe sind indiziert zur aktiven Immunisierung zur Vorbeugung der durch das SARS-CoV-2-Virus verursachten COVID-19-Erkrankung.

    Dass die dabei auf eine Änderungshistorie verzichtet haben, ist natürlich rein zufällig und hat nichts zu bedeuten.

  13. #19 BPR
    21. März 2023

    @Veit Tanz #18
    Die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe zeigt sich am Schutz vor Gesundheitsschäden im realen Leben. Die Beurteilung der Impfeffektivität ist nicht einfach, denn es werden mehrere Impfstoffe in unterschiedlichen Impfschemata bei unterschiedlich gefährdeten Zielgruppen eingesetzt (von immungeschwächten alten Menschen zu gesunden Kindern und Jugendlichen). Zudem wandeln sich die Virusvarianten.

    Zu Methodik und Datenlage der Impfeffektivität findet sich eine wachsende, wenn auch bestimmt nicht vollständige Zusammenstellung unter http://www.corona-verstehen.de.
    Corona-Impfstoffe als “Plörre” abzuwerten, spricht für unzureichende Beschäftigung mit vorhandener Evidenz.

  14. #20 Herr Senf
    22. März 2023

    hier erklärt ZDFheute Lautenbachs “Kommunikation”
    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfschaeden-lauterbach-100.html#xtor=CS5-62
    anerkannte Fälle (Hälfte) bisher 1:200.000; meine Hochrechnung 1:100.000 kommt hin 😉

    • #21 Joseph Kuhn
      22. März 2023

      @ Herr Senf:

      Beim ZDF steht:

      “Auf Anfrage von ZDFheute erklärt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, dass sich Lauterbach dabei auf “Fachinformationen der Impfstoffe” bezogen habe – also quasi auf den Beipackzettel, der die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen in Häufigkeitskategorien wiedergibt. So weist beispielsweise die Produktinformation für den Impfstoff von Biontech Corminaty als Nebenwirkung eine Entzündung des Herzmuskels oder Herzbeutels auf. Häufigkeit: “bis zu 1 von 10.000 Behandelten”. Diese sogenannte Myokarditis gilt als schwere Nebenwirkung.”

      Siehe dazu auch die Spekulation vom letzten Samstag, Ende von Kommentar #10. In den Beipackzetteln der verschiedenen Impfstoffe stehen allerdings auch noch andere Nebenwirkungen. Manche davon wird man zumindest als Laie als “ernst” einstufen, manche auch aus medizinischer Sicht. Als Beleg dafür, dass ernste Nebenwirkungen insgesamt sehr selten auftreten, ist die Angabe der Einzel-Häufigkeit für Myokarditis in den Beipackzetteln nicht wirklich geeignet.

      “anerkannte Fälle”

      Die von den Versorgungsämtern anerkannten Impfschäden sind aus anderen Gründen kein gutes Maß für “ernste Impfnebenwirkungen”, siehe oben.

      Bei der taz ist die Lauterbachsche Zahl inzwischen bei den Volontären gelandet – vielleicht sollte man das als Zeichen dafür sehen, dass aus Lauterbachs Interview die Luft raus ist. Das Thema selbst bleibt natürlich wichtig.

  15. #22 Veit Tanz
    23. März 2023

    @BPR #19

    Corona-Impfstoffe als “Plörre” abzuwerten, spricht für unzureichende Beschäftigung mit vorhandener Evidenz.

    Wenn´s genehm ist, schauen wir auf die Evidenz.
    Am Anfang wurde bezüglich der Coronaschutzimpfung zugesagt:
    1. 94%iger Schutz gegen Ansteckung
    2. Langanhaltender Impfschutz
    3. Sterile Immunität (Fremdschutz)
    4. Nebenwirkungsfrei
    5. Die Agenzien (mRNA zzgl. spike protein) verbleiben nur kurze Zeit im Körper
    6. Junge Mütter müssen keine Angst haben, die Agenzien geraten nicht in die Muttermilch.

    Tatsächlich stimmt davon nichts. Reinweg nichts.
    Dabei geht es mir nicht um die Details. Ob der Schutz gegen Ansteckung bei 94% liegt oder 88%, das kann sowieso keiner so genau messen. Aber es traut sich ja keiner mehr, überhaupt eine Angabe zum Ansteckungsschutz zu machen.

    Insoweit ist die „Plörre“ wohl flapsig im Ausdruck – in der Sache leider die angemessene Wertung.

    • #23 Joseph Kuhn
      23. März 2023

      @ Veit Tanz:

      Wie bei vielen Dingen, hat man auch hier dazu gelernt, z.B. was die Dauer des Impfschutzes und die eingeschränkte Wirksamkeit gegen Ansteckung angeht. Und man hat schnell dazugelernt – aus guten Studien. Dass die Impfung “nebenwirkungsfrei” ist, hat in der Wissenschaft meines Wissens niemand behauptet, weil ja schon die Zulassungsstudien gezeigt haben, dass die Impfung ziemlich reaktogen ist – und sehr schnell sind z.B. ernste Nebenwirkungen wie die – sehr seltenen – Sinusvenenthrombosen entdeckt worden.

      Zur “Plörre” werden die Impfstoffe trotzdem nicht. Sie schützen gut gegen schwere Verläufe und Tod – und das dürfte den meisten Menschen wichtiger sein, als dass sie auch gut gegen Husten und Schnupfen schützen. Das zeigen die gleichen guten Studien, aus denen man auch über Dauer und Reichweite des Impfschutzes informiert wird.

      Was geringe Mengen an mRNA in der Muttermilch oder länger verbleibende mRNA im Körper der Geimpften angeht: Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass das eine klinische Relevanz hat.

      Da Sie an solchen Spielchen Freude zu haben scheinen, mache ich für Sie auch mal eine kleine Liste mit 6 Punkten auf:

      1. Die Infektion ist nicht schlimmer als eine kleine Grippe.
      2. Junge Leute haben kein Risiko.
      3. Es gab noch nie eine zweite Welle bei einer Epidemie.
      4. Kranke können wirksam mit Hydroxychloroquin behandelt werden.
      5. Schweden hat immer alles besser gemacht.
      6. Die Impfung schadet mehr als dass sie nützt.

      Tatsächlich stimmt davon nichts. Reinweg nichts. Und zwar wirklich nicht. Daten und/oder Studien finden Sie zu allen Stichpunkten hier im Blog oder auf Pubmed.

      Ich will Sie damit gar nicht von irgendetwas überzeugen, wenn das ginge, hätten Sie sich ja schon selbst davon überzeugt. Aber vielleicht stimmen Sie mir zumindest zu, dass solche Spielchen zu nichts führen und daher hier unterbleiben könnten?

  16. #24 Staphylococcus rex
    24. März 2023

    @ Veit Tanz, wenn man bei komplexen Fragestellungen den Kontext ignoriert, kommt genau das heraus, was Sie hier präsentieren. Die Impfung wurde 2020 gegen den Wildtyp von Sars-Cov-2 entwickelt. Wir hatten bei uns aber Wellen mit unterschiedlichen Virusvarianten: Wildtyp, Alpha, Delta und Omikron, deshalb gibt es bei der Frage der Wirksamkeit auch punktuell unterschiedliche Aussagen.

    Die Hoffnung auf sterile Immunität und auf Fremdschutz und mögliche Eradizierung bezog sich auf den Wildtyp und mit Einschränkungen auf den Typ Alpha. Bei Delta und Omikron bleibt der Schutz vor schweren Verläufen.

    Angesichts des Zeitdrucks bei der Entwicklung des Impfstoffs waren die Beobachtungszeiträume für Validierungsstudien sehr kurz. Von einer Grundimmunisierung erwartet man eine anhaltende Schutzwirkung (zumindest in Bezug auf schwere Verläufe); wie viele Immunisierungen für eine erfolgreiche Grundimmunisierung erforderlich sind, ist ein Lernprozess, der immer noch andauert und u.a. von den zirkulierenden Virusvarianten abhängig ist.

    Nebenwirkungsfrei sind nur Mittel ohne Hauptwirkung wie Hochpotenzen in der Homöopathie, für alle echten Arzneimittel gibt es Nebenwirkungen und ein Überwachungssystem der UAW.

    Die Verteilung der mRNA und der abgelesenen Proteine (bzw. deren Fragmente) sind ein komplexes Thema, welches von Joseph Kuhn bereits angeschnitten wurde und dessen Diskussion nur dann lohnt, wenn ein echter Diskussionsbedarf besteht. Für das Abarbeiten an Reviermarkierungen ist mir die Zeit zu schade. Abgesehen davon, Herr/Frau Veit Tanz, mit etwas Grundwissen, logischem Denken und den richtigen Fragen kommen Sie ganz allein zu den richtigen Antworten.

  17. #25 Herr Senf
    24. März 2023

    halb soviel Long-Covid bei Geimpften als bei Ungeimpften bei 860.000 Patienten
    https://www.spektrum.de/news/geimpfte-erkranken-offenbar-seltener-an-long-covid/2123103

    und aus England Vergleich Hospitalisierungen Covid und Grippe Seite 47 Fig 40
    https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1145255/Weekly_Flu_and_COVID-19_report_w12.pdf

  18. #26 Unter der Lupe
    25. März 2023

    Es gibt bewährte Methoden, um missliebige oder kritische Meinungen zu diskreditieren, ohne sich dabei groß in sachlichen Details zu verlieren.
    Eine Möglichkeit ist die der Überteibung oder Hizufügung, um eine Kritik dadurch unglaubwürdig bis lächerlich erscheinen zu lassen. Man nennt das auch Hyperbel.

    1. Die Infektion ist nicht schlimmer als eine kleine Grippe.

    Die “Übertreibung liegt hier in der Verwendung des Wörtchens klein ausschließlich bei der Grippe.
    Hieße es Eine kleine Infektion (gemeint ist wohl Corona) ist nicht schlimmer als eine kleine Grippe, wäre das als Aussage hinnehmbar.
    Man vergleiche auch eine Infektion ist nicht schlimmer als eine Grippe, was in vielen Fällen auch akzeptabel erscheint.

    2. Junge Leute haben kein Risiko

    Hier bestehht die Übertreibung im Wort kein.
    Es ist wohl unbestritten, dass junge Leute ein deutlich geringeres Risiko haben schwer an Corona zu erkranken.
    Als wenn man sagen würde: Junge Leute bekommen nie Krebs.

    4. Kranke können wirksam mit Hydroxychloroquin behandelt werden.

    Es gibt ein Medikament, welches Paxlovid heißt, welches aber (aus Unkenntnis? aus Vorurteil?), zu selten eingesetzt wird. Statt dessen wird auf Hydroxychloroquin verwiesen

    5. Schweden hat immer alles besser gemacht.

    Die Übertreibung besteht in der Verabsolutierung immer, alles
    Schweden hat sicher einiges besser gemacht.

    Auf den pauschalen und enormen Impfdruck, sowie rigoroseste Durchsetzung von Maßnahmen ohne ausreichende Abwägung von Risiko-Nutzen Abschätzung bezüglich Punkt 6 gehe ich nicht weiter ein. Man möge sich selber Gedanken machen.

    • #27 Joseph Kuhn
      25. März 2023

      @ Unter der Lupe:

      “Eine kleine Infektion (gemeint ist wohl Corona) ist nicht schlimmer als eine kleine Grippe, wäre das als Aussage hinnehmbar.”

      Die Aussage wäre ziemlich hirnlos. Genauso gut könnte man sagen, ein symptomloser Verlauf bei Corona ist nicht schlimmer als ein symptomloser Verlauf bei Influenza.

      “Es ist wohl unbestritten, dass junge Leute ein deutlich geringeres Risiko haben schwer an Corona zu erkranken.”

      So ist es. Das ist aber nicht das, was Querdenker normalerweise vorbringen.

      “Es gibt ein Medikament, welches Paxlovid heißt”

      So heißt es, völlig richtig. Es ist sogar vergleichsweise nebenwirkungsarm, auch wenn man keine langjährigen Erfahrungen hat, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten sind und das Mittel für Kinder und Jugendliche unter 18 bisher nicht eingesetzt werden darf. Aber mir ist nicht bekannt, dass man in Querdenkerkreisen sagt, hört auf mit Hydroxychloroquin, Paxlovid ist wirklich nützlich.

      “Schweden hat sicher einiges besser gemacht.”

      Dem ist nicht zu widersprechen. Beispielsweise haben die schwedischen Bürger:innen ihren Behörden vertraut, trotz der massiven Fehler, die in der ersten Welle gemacht wurden, und die Älteren wurden in Schweden viel schneller geimpft.

      “Es gibt bewährte Methoden, um missliebige oder kritische Meinungen zu diskreditieren, ohne sich dabei groß in sachlichen Details zu verlieren.”

      Auch das trifft zu, Sie haben es mit Ihrem Kommentar recht gut veranschaulicht.

  19. #28 Beobachter
    5. April 2023

    Sehr lesenswerter Artikel im “Tagesspiegel”:

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/das-stille-ende-der-pandemie-corona–war-da-was-9611579.html

    “Das stille Ende der Pandemie: Corona – war da was?
    Der Expertenrat stellt seine Arbeit ein. Gefühlt ist die Pandemie vorüber. Doch noch immer infizieren sich Menschen. Und auf die Zukunft ist niemand vorbereitet. Wie kann das sein?
    … ”

    ” … Was wir also hauptsächlich gelernt haben, ist zu vergessen. Mit dem Vergeben allerdings ist es so eine Sache.

    Über den Streit um den richtigen Umgang mit der Pandemie sind Familien und Freundschaften zerbrochen. Der Riss zieht sich durch politische Lager und die Wissenschaftscommunity. Das zu heilen braucht nicht nur Zeit, es braucht auch Aufarbeitung. Und Ehrlichkeit.
    … ”

    Der Corona-Expertenrat hat seine Tätigkeit beendet, Long Covid-Patienten lässt man ziemlich im Regen stehen, eine “Nachbereitung” der Corona-/Pandemie-Erkenntnisse/Erfahrungen gibt es nicht, … usw.

    • #29 Joseph Kuhn
      5. April 2023

      @ Beobachter:

      Dass die Pandemie nicht nachbereitet würde, ist nicht meine Wahrnehmung. Es gibt ja ständig Stellungnahmen von Gremien, vom Evaluationsbericht des Sachverständigenausschusses nach § 5(9) IfSG bis hin zum Jahresgutachten des Sachverständigenrats, von punktuellen Nachbetrachtungen in den Medien wie z.B. dem Tagesspiegel-Artikel ganz abgesehen. Dass die Bevorratung mit Ausrüstung stockt oder der Expertenrat ohne Paukenschlag aufhört, ändert daran erst einmal nichts.

      Der Tagesspiegel-Autor schreibt, dass es keinen Freedom-Day gibt. Das stimmt. Auch “Freudenschreie”, mit denen bei Camus die Pest in Oran aufgehört hat, sind nicht zu vernehmen. Es gibt weder einen symbolträchtigen Abschluss noch einen “Masterplan Pandemienachbereitung”. Eher herrscht so etwas wie eine kollektive Benommenheit, begleitetet von wissenschaftlichem Alltagsgeschäft einerseits und von Rachephantasien der Querdenker andererseits.

      Es wird in der nächsten Zeit sicher weiter Studien zum Virus, zu Covid, zur Impfung, wissenschaftliche Evaluationen zu den Maßnahmen, Preparedness-Pläne, vielleicht auch politische Untersuchungsausschüsse und dergleichen geben. Ob es somit für einen alles übergreifenden “Masterplan Pandemienachbereitung” einen Bedarf gibt? Und wie ein symbolträchtiger Abschluss aussehen sollte und wann dafür der richtige Zeitpunkt wäre, dafür fehlt mir im Moment die Phantasie. Zumal, wie der Tagesspiegel-Autor ja schreibt, Infektionen und damit auch neue Long-Covid-Erkrankungen erst einmal weitergehen.

      Vielleicht ist das – gemessen an den Freudenschreien in Oran – “stille Ende der Pandemie” ihr angemessenes Ende?

  20. #30 Beobachter
    5. April 2023

    @ JK, # 29:

    Ich finde den Tagesspiegel-Artikel zwar sehr lesenswert, bin aber nicht genau der gleichen Meinung wie der Autor.
    Das habe ich auch nicht geschrieben und nicht gemeint..

    Meiner Meinung nach ist die Pandemie noch nicht zu Ende, wenn immer noch so viele Leute erkranken, auch trotz Impfungen, und wenn man “die Langzeitfolgen nicht im Griff hat”.
    Ein “stilles Ende” aus Gleichgültigkeit zu akzeptieren finde ich genauso schlecht wie ein “lautes Ende” per “Freedom Day” mit Freudengeschrei zu verkünden.

    Es herrscht immer noch Datensalat bei den Experten und auch in der Öffentlichkeit, um die Long Covid-Patienten und die mit ernsthaften Impfnebenwirkungen wird sich zu wenig gekümmert und die “systemrelevanten Helden (der Arbeit)” sind zwar beklatscht worden, aber jetzt schon wieder vergessen.
    Und müssen jetzt, so erschöpft und am Limit wie sie sind, um die schon längst überfällige Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen kämpfen.

    Natürlich gibt es viele Experten-Papiere – aber es fehlt am Willen, gesicherte Erkenntnisse auch praktisch umsetzen zu wollen.
    Und es macht sich Gleichgültigkeit breit.

    Dazu auch das Fazit des Artikels:

    ” … Die Idee, dass die Pandemie erst vorbei ist, wenn auch die Langzeitfolgen im Griff sind, hat sich gemeinsam mit dem öffentlichen Bewusstsein verflüchtigt.
    … ”

    ” … Ein in „Team Vorsicht“ und „Team Freiheit“ gespaltenes Land war schon schmerzhaft. Ein neues „Team Gleichgültigkeit“ wäre nun ungleich fataler.”

  21. #31 Tina
    5. April 2023

    Ich hatte den Artikel im Tagesspiegel auch gelesen und fand ihn ebenfalls interessant und lesenswert. Vor allem, weil man inzwischen ja in den Medien nur noch sehr wenig zum Thema Corona liest. Das war vor ein paar Monaten noch anders, das Thema ist aus der täglichen Berichterstattung inzwischen weitestgehend verschwunden. Nur ist das Virus eben leider nicht weg.

    Ich hatte mich vor einem Monat infiziert und einen sogenannten milden Verlauf, also ohne Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder ähnliches und ohne Krankenhausaufenthalt. Aber mild ist irgendwie ein ziemlich beschönigender Ausdruck für die Sache. Die ersten Tage nach der Infektion waren bei mir ganz schön heftig (Fieber, massive Gliederschmerzen, Schwäche) und so richtig gut geht es mir immer noch nicht, fühle mich immer noch schlapp und bin definitiv noch nicht wieder fit. Nicht zu vergleichen mit einer normalen Erkältungskrankheit. Eine Freundin hat sich gerade letzte Woche infiziert und ich kenne auch einige Geschichten, wo es nicht so glimpflich ausging. Eine ehemalige Arbeitskollegin (40 Jahre alt) kämpft schon seit Monaten mit Long Covid und muss sogar einen Rollator nutzen, weil sie so schwach ist. Alle mehrfach geimpft.

    Dadurch, dass das Thema in den Medien kaum noch vorkommt, ist es jetzt irgendwie gänzlich in den Privatbereich gerutscht und wer nach zwei Wochen nicht wieder richtig gesund und fit ist, muss sehen, wie er damit klarkommt. Gut, das war vorher auch schon so, aber es fühlt sich nun so an, wie persönliches Pech und nicht wie eine Sache, die die ganze Gesellschaft betrifft.

    Andererseits kann ich natürlich auch verstehen, dass nach über drei Jahren das Interesse nachlässt und man froh ist, wenn man sich mit dem Thema nicht mehr beschäftigen muss. Eine Aufbereitung der Pandemie, ihrer Ursachen und Folgen finde ich aber sehr wichtig. Insbesondere auch, dass die vielen Long-Covid-Betroffenen nicht vergessen werden und die entsprechende Forschung und die Hilfe nicht nachlassen, sondern verbessert werden.

  22. #32 Beobachter
    7. April 2023

    Trotz alledem … :

    Schöne Osterfeiertage, gute Erholung und viel Zuversicht … !