Mittwochnachmittag bin ich zu einem Kongress nach Berlin aufgebrochen. Mit der Bahn. Meinen aktiven Part hatte ich am Samstag früh, um eventuelle Verzögerungen musste ich mir also keine Sorgen machen. Der Zug fuhr ganz pünktlich los. Das ist ungewöhnlich, kein gutes Omen. Zwar gab es dann immerhin eine Weichenstörung, kleine Verzögerung, aber mit einer halben Stunde Verspätung war ich in Berlin, für Bahnverhältnisse eigentlich zu pünktlich, die Bahnwelt war nicht wirklich wieder in Ordnung.

Die nächsten Tage sicherheitshalber immer ein Blick in die Nachrichten: Macht der Bahngewerkschafter Claus Weselsky etwa seine Streikdrohung schon am Wochenende wahr? Beruhigende Nichtnachrichten. Bis Samstag Mittag ein Zug nach München nach dem anderen gecancelt wurde. Meiner auch. Weselsky mutmaßlich unschuldig – Schnee wie nie in Süddeutschland, der Traum aller Skifahrer. Bahnfahrer haben andere Bedürfnisse. Ich konnte ersatzweise in einem Zug nach Zürich mitfahren. Der Plan: Umstieg in Erfurt, Weiterfahrt nach Nürnberg, dann irgendwie Richtung Süden durchschlagen, wird schon was gehen. Stattdessen lt. Bahn-App noch vor Erfurt die Auskunft, dass von Nürnberg aus gar nichts mehr nach Süden ginge. Google wusste mehr, der Hauptbahnhof München war komplett gesperrt. Sogar behördlich.

Optionen: Weiterfahren nach Nürnberg, dort ein Hotel nehmen oder weiterfahren bis Fulda, dann von da nach Würzburg, Übernachtung bei Verwandten und am Sonntag weiter. Letzteres war attraktiver. Allerdings wurde der Zug kurz nach Eisenach mit Steinen beworfen. Von wem auch immer und warum auch immer. Eine Scheibe gesplittert, musste verklebt werden. Dazu musste der Zug in einen Bahnhof mit Bahnsteig auf der richtigen Seite. Bis dahin Schneckentempo, quälend lange. Hätten die nicht den nächsten Zug bewerfen können? Heiliger St. Florian, bitte nicht auf meine Bahn? Gut, das ist moralisch unkorrekt, gestrichen.

In der Folge waren die ICE-Verbindungen von Fulda nach Würzburg Geschichte. Verbleibende Optionen: Von Fulda bis Schlüchtern, dann umsteigen nach Würzburg. Oder weiter bis Hanau, dann umsteigen nach Würzburg. Die Wahl war einfach: Lieber in Hanau einen eventuell ausfallenden Zug überstehen als in Schlüchtern. Also weiter nach Hanau. Der Zug nach Würzburg hatte, aber darauf kam es dann auch nicht mehr an, 45 Minuten Verspätung. Der Rest lief glatt.

Sonntag früh zurück zum Hauptbahnhof Würzburg: Richtung Dachau wurde die Regionalbahn nach Treuchtlingen empfohlen, von dort eine weitere nach Dachau. Wunderbar, gut drei Stunden, was will man mehr. Verschneite Winterlandschaften vom Zug aus anzusehen, ist eine schöne Sache. Der Zug nach Treuchtlingen muss wohl ein Erbstück aus der DDR gewesen sein. Kaputte Türen, Heizung ging lange nicht, 60er-Jahre Ambiente, Apfelschalengeruch. Aber er war pünktlich auf die Minute. So was ist, wie gesagt, kein gutes Omen. Die Wiederherstellung der Ordnung in der Bahnwelt folgte prompt: Der Anschlusszug ging nicht wie angekündigt bis Dachau, sondern, überraschende Ansage, „heute nur bis Ingolstadt“. Dafür wurden die Fahrkarten kontrolliert, so viel Ordnung muss sein. Auf dem Bahnsteig in Ingolstadt stand sogar eine Bahnbedienstete. Für die Frage, ob heute noch was nach Dachau geht, hatte sie allerdings nur ein ratloses Achselzucken. Die Bahn ist nicht schuld am schlechten Wetter, aber für den schlechten Umgang damit kann sie schon was.

Was nun? Zurück nach Würzburg? Hotel in Ingolstadt? Die Entscheidung kam auf Gleisen: Ein ICE aus Hamburg, mit einer Stunde Verspätung, einer der wenigen Fernzüge, die schon wieder nach München durften. Die S-Bahn nach Dachau fuhr lt. Bahn-App zwar nicht, auch sonst keine Bahn, aber die App lockt mit einer Verbindung Straßenbahn plus Bus, nur 53 Minuten von Hauptbahnhof München bis Dachau. Also rein in den ICE. Andere waren auch schon drin, bequemer Stehplatz bis München. Vor München nochmal ein Stopp, die Strecke war teilweise nur eingleisig befahrbar. Dann – endlich: München ist nicht Bielefeld, sondern existiert wirklich. Ganz sicher war ich mir nicht mehr.

Im Hauptbahnhof München Chaos pur, eine zum Obdachlosenasyl umfunktionierte Regionalbahn stand am Dachaubahnsteig, hab mal reingeschaut, ein schwerst alkoholisierter Niederländer mit Verlust der zeitlichen Orientierung erklärt mir, schon zwei Tage da zu sein, an den Bahnsteigen kein Personal, dafür lange Schlangen vor den wenigen Infoschaltern. Aber ich hatte ja meine Straßenbahn. Nur, dass die nicht fuhr. Keine Straßenbahn fuhr. Die Bahn-App wusste es halt nicht. Nicht weiter schlimm, der Bus war auch mit einer U-Bahn erreichbar. Und er fuhr. Sogar 5 Minuten zu früh, ich war auch 5 Minuten zu früh, alles gut. Vom Bahnhof Dachau noch 20 Minuten zu Fuß mit dem Koffer durch den Matsch und schon war ich daheim. 24 Stunden später als geplant. Home, sweet home!

So eine Bahnfahrt ist eines der letzten Abenteuer in Deutschland. Alles ist ungewiss. Man lernt eine Menge Leute kennen und erzählt sich seine Reisebiografie, man sieht, wie unterschiedlich Menschen mit Stress umgehen, man muss ständig neu entscheiden, man lernt zu improvisieren, man wird demütig und dankbar für alles, was nicht noch schlimmer kommt als das, was schon passiert ist. Was will man mehr?

Kommentare (49)

  1. #1 Neumann
    4. Dezember 2023

    Für einen Abenteuerurlaub ist so eine Bahnfahrt doch recht preisgünstig.
    Die PR-Abteilung der Bahn wird recht bald einen Preisaufschlag für solche Fahrten verlangen.
    Herr Kuhn ein dickes Lob für die Bemerkung:” Nicht weiter schlimm”.
    Eine Alternative wäre eine Schlittenfahrt mit 4 Schimmel passend zur Weihnachtszeit, oder Sie kaufen sich ein paar Langlaufschie und lassen sich von 4 Huskies ziehen. Erholsame Adventszeit !

  2. #2 Alisier
    4. Dezember 2023

    Wer je eine Fernbeziehung innerhalb Deutschlands geführt hat, dürfte ansatzweise nachfühlen was Du erlebt hast.
    Ich erinnere mich z.B. an eine Nacht im Wartehäuschen Kreiensen, weil partout nichts mehr fahren wollte und Übernachtungsmöglichkeiten unerreichbar waren.
    Die Gespräche mit anderen hängen Gebliebenen allerdings waren öfter interessant. Das ist auch meine Erfahrung gewesen.
    Hätte ich Dir also in Berlin durchaus über den Weg laufen können…..und zum Glück musste ich nur nach Westen und nicht nach Süden.
    Und es stimmt: wo gibts denn heute noch Abenteuer? Vielleicht sollte die Bahn genau damit Werbung machen, wenn man bedenkt was Menschen sonst so für Pseudoabenteuerreisen zu zahlen bereit sind.
    Also: Bahn Card 100 und im Winter in Zügen urlauben. Da können wir dann wirklich was erleben!

  3. #3 Kurt Schumacher
    4. Dezember 2023

    Den Link zu diesem Artikel habe ich in unseren internen Familien-Messenger gestellt. Meine Mutter, die die halbe Welt bereist hat, das aber mit inzwischen 87 Jahren allmählich herunterskaliert, schrieb zurück:
    “Das ist wirklich sehr lustig und macht manche Ideen und Pläne fürs eventuelle Verreisen im Winter wirklich leicht zu entscheiden. Home sweet warm home!”

  4. #4 naja
    4. Dezember 2023

    Ich hab mal in einer ähnlich chaotischen Gemengelage mit einem Lokführer gesprochen. Er sagte mir, Lokführer dürfen nicht mit öffentlichen Verkehrsmittel zu ihrem Arbeitsplatz anreisen, weil das zu unsicher ist. Sie müssen privat anreisen.

  5. #5 schlappohr
    4. Dezember 2023

    Vor einigen Wochen war ich zu einer eintägigen Reise in München. Auf der Rückfahrt ist genau der Strecke, die ich fahren musste, und genau zu der Zeit, als ich fahren musste, ein Zug entgleist. Gut dafür kann die Bahn nichts, und die Ausweichstrecke ging über Regensburg und dauerte eine Stunde länger als geplant. Da ich keinen Anschlusszug brauchte, was das egal.
    Aber die Wahrscheinlichkeit, dass genau das passiert, ist praktisch null. Vermutlich die Strafe dafür, dass ich zu wenig Bahn fahre und die letzten beiden Fahrten nahezu problemlos abliefen, obwohl die Strecke viel länger war.

    Das Schneechaos vom Wochenende hat mich an meine Kindheit in der 70ern erinnert. Da waren solche Schneefälle in ganz Deutschland an der Tagesordnung, und da ist selten mal ein Zug ausgefallen. Die Intercities mit den rot-beigen 103er-Lokomotiven waren halb so schnell wie heutige ICEs und zehnmal so zuverlässig, ebenso wie die alten riesigen V200-Dieselloks. Die sind einfach durch den Schnee durchgefahren, langsam aber beständig. Das war auch Abenteuer, aber irgendwie schöner.

  6. #6 RPGNo1
    4. Dezember 2023

    “Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen.”
    Matthias Claudius (1740-1815).

    Wie gut, dass ich am WE keine Reise geplant hatte. Stattdessen konnte ich ein verschneites Ravensburg samt Weihnachtsmarkt genießen, wie es sich das Marketing kitschiger vorstellen könnte 🙂

    Wer einen Blick von oben drauf werden will, bitte sehr. Ich empfehle als besten Zeitpunkt Samstag, 02.12., um 17.15 h. Heute ist es zu nebelig. 😉

    https://www.bergfex.de/sommer/ravensburg/webcams/c20960/

  7. #7 Staphylococcus rex
    4. Dezember 2023

    Es gibt Länder wie Kanada, Rußland, Finnland, Schweden und Norwegen; diese Länder haben jedes Jahr ordentlich Schnee, hat hier jemand Erfahrung mit deren Bahnsystem? Wenn ja, haben die die gleichen Probleme oder machen die irgend etwas grundlegend anders?

  8. #8 Alisier
    4. Dezember 2023

    Treffen sich zwei Schneeflocken ziemlich weit oben in den Wolken:
    “Und, was machst Du so?”
    “Nun, ich fliege gen Norden und riesele gemütlich hinab, und Du?”
    “Ich fliege nach Deutschland und verursache Chaos. So wie das das letztes Mal lief, schaffe ich das ganz alleine….”

  9. #9 Tina
    4. Dezember 2023

    Liest sich sehr lustig und von außen betrachtet sind solche Geschichten das ja auch irgendwie meistens. Wenn man selbst gerade in sowas mittendrin ist, kann sich das etwas anders anfühlen ;-).

    Ich bin mal auf der Rückfahrt von einer Dienstreise (Berlin – Hamburg, eigentlich ein Klacks) in eines der schlimmsten Sommerunwetter überhaupt geraten. Das Gewitter deutete sich in Berlin schon an, es war unerträglich schwül-heiß und in Brandenburg war der Himmel dann schwarz. Sowas habe ich weder vorher noch hinterher je wieder gesehen. In einiger Entfernug sah ich auf einem Feld einen Baum, der vom Sturm entwurzelt und in die Luft gehoben wurde. Das sah aus wie im Film. Dann stoppte der Zug und für mehrere Stunden ging gar nichts mehr. Irgendwann wurde der Zug umgeleitet und mit gut fünf Stunden Verspätung war ich dann schließlich nachts zurück in Hamburg. Ich fand das damals eigentlich gar nicht so schlimm, das einzig wirklich Nervtötende war ein Mann, der fast die ganze Zeit extrem laut telefonierte, weil er aller Welt mitteilen musste, dass er festsitzt. Er schimpfte permanent über die Bahn und hatte für die außergewöhnliche Situation null Verständnis. Leute gibts…

  10. #10 Spritkopf
    4. Dezember 2023

    Es gab mal Zeiten, da hat die Bahn mit folgendem Spruch geworben:

    “Alle reden vom Wetter. Wir nicht!”

    Lang ist’s her.

  11. #11 Oliver Gabath
    4. Dezember 2023

    Also nach so einer Odyssee hätte auch ich Ungläubiger beim Ins Schloss fallen der eigenen Wohnungstür drei Kreuze geschlagen.

    Erinnert mich an zwei Bahnmomente aus dem eigenen Erleben:

    Vor etwa zehn Jahren saßen meine Frau und ich in einer fast leeren S-Bahn am Mannheimer Hauptbahnhof Richtung Kaiserslautern. Zehn Minuten vor der Abfahrt strömte ein Heer von (teilweise alkoholisierten, in jedem Fall lauten) Fußballfans auf dem Weg zum Betzenberg ein. Wenige Minuten später ging das Gerücht um, der Zug halte nicht in Kaiserslautern und der ganze Pulk quetschte sich wieder nach draußen. Kurz darauf fuhr eine fast leere S-Bahn ab.

    Vor etwa zwei Jahren waren wir in Frankfurt. Hinfahrt war kein Problem. Dann wollten wir zurück. Der Zug A, der früher fahren wollte, fiel laut Plan aus. Wir sollten Zug B nehmen. Gesagt getan. Zug B war natürlich so voll, dass wir stehen mussten.
    Dann ging es mit Verspätung los. Bis kurz vor Mannheim-Friedrichsfeld ging alles gut, dann hieß es, dass der Zug dort hält und nach Frankfurt zurück fährt. Also stiegen wir aus, warteten und irgendwann kam Zug C, der natürlich auch schon voll war. Irgendwie haben wir doch noch reingepasst. Zum Glück war noch nicht Hochsommer, aber wir mussten schon ganz schön schwitzigen.

    Wie Du sagst, Joseph: Bahn fahren, eines der letzten großen Abenteuer in Deutschland

  12. #12 RPGNo1
    4. Dezember 2023

    Vor ein paar Jahren saß abends im ICE von Ulm nach Hildesheim. Ein paar Minuten nach der Abfahrt aus Göttingen blieb der Zug plötzlich auf offener Strecke stehen. Der vordere Stromabnehmer hatte die Oberleitung heruntergerissen. Um die Batterien zu schonen, wurden dann bald darauf Klimaanlage und Beleuchtung abgeschaltet und Getränke aus dem Bistro verteilt.

    Die Zugchef lies verlauten, dass eine Abschlepplok gerufen sei und uns nach Kreiensen (hallo Alisier!) schleppen würde. Es dauert 1,5 bis 2 h, aber dann standen wir tatsächlich im Bahnhof. Kurz vor Einfahrt hieß es dann auch, dass ein Ersatzzug organisiert würde, der bis zum Endhaltepunkt Berlin durchfahren würde. Ich machte mir Gedanken, ob das tatsächlich funktionieren würde und überlegte schon, mich aus Kreiensen von meinen Eltern abholen zu lassen (*), statt die Nacht auf einem zugigen Bahnhof zu verbringen.

    Aber zu meinem Erstaunen traf knapp 15 min später der Ersatzzug ein. Bei den Waggons musste ich dann doch ein wenig schmunzeln. DB hatte wohl ein Depot geplündert, denn es waren alte beige 6-Personen Abteilwagen, wie sie bis in die 80er, frühen 90er Jahre auf Fernstrecken (z.B. D-Züge) eingesetzt worden waren.

    (*) Hätten sie auch getan, so wurde mir später bestätigt.

  13. #13 Alisier
    4. Dezember 2023

    Kreiensen, das legendäre Bermudadreieck der Bahn……

  14. #14 Soisses
    4. Dezember 2023

    Es hätte vielleicht Freunde in Berlin gegeben zum gemütlichen Abhängen?! Während Sturm Xavier wurde ich einmal für zur Zuflucht für Kinder und Enkel, die drei Tage nicht abreisen konnten. Tut mir heute noch leid für die jungen Leute, einerseits. So viel Zeit hamwasonstnich, andererseits.
    Die gewöhnlichen Reiseauskünfte versagen bei schwierigen Verhältnissen öfter mal. Ich habe das Gefühl, dass man besser auf die Bahnhofstafel des jeweiligen Bahnhofs gucken sollte.
    https://reiseauskunft.bahn.de/bin/bhftafel.exe/dox
    Und erst losgehen, wenn das Ergebnis zufriedenstellt!
    Eine Bahngeschichte mit grimmigem Humor findet sich bei Karen Duve, “Sisi”, zurzeit als Hörspiel in der ARD-Audiothek. Sisi auf Reisen in England, 19. Jahrhundert …

    • #15 Joseph Kuhn
      4. Dezember 2023

      @ Soisses:

      “Es hätte vielleicht Freunde in Berlin gegeben zum gemütlichen Abhängen?!”

      Ja, es gab auch ein Angebot für Obdach in Berlin. Aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass ich irgendwie doch noch heimkomme. Und für den Blog wäre die Meldung “Züge fielen aus, blieb in Berlin” auch nicht wirklich lesenswert gewesen.

      Nachträglich ärgere ich mich, dass ich die Whatsapp-Nachrichten, die auf der Hin- und Rückfahrt entstanden sind, gelöscht habe. Die hätten auch einen schönen Blogbeitrag hergegeben. Gleiche Story, aber als Live-Ticker.

  15. #16 zimtspinne
    4. Dezember 2023

    Ich habe niemals etwas negatives auf den Schienen erlebt, inkl regionale Öffis.
    Erinnere mich nicht mal an relevante Verspätungen.
    Zu mir ist/war die Bahn total normal verhaltensunauffällig.

    @ JK
    Sehr schön geschrieben, schon mal dran gedacht, eine Nebenkarriere als Buchautor aufzumachen?

    • #17 Joseph Kuhn
      4. Dezember 2023

      @ zimtspinne:

      “Sehr schön geschrieben, schon mal dran gedacht, eine Nebenkarriere als Buchautor aufzumachen?”

      Danke für die nette Rückmeldung. Aber die Welt ist schon voller Bücher, die niemand braucht. Bis mir eins einfällt, das fehlt, lese ich lieber welche.

  16. #18 echt?
    4. Dezember 2023

    Man schimpft auf die Bahn und lobt das Auto. Nur wenn die Bahner streiken, schimpft man wegen der Behinderung. Ansonsten schreibt man anekdotische Berichte, wenn man persönlich betroffen ist.

    Natürlich kann man ein System mit Redundanz auch so betreiben, dass solche Probleme ausbleiben. Allerdings muss man das als Gesellschaft dann auch bezahlen.

  17. #19 Alisier
    4. Dezember 2023

    @ echt
    “Man” erzählt was man erlebt, selbst wenn man das Auto längst abgeschafft hat und nicht im Geringsten die Absicht hat es zu loben.
    Dass die Bahn viel zu viele Strecken stillgelegt hat und der Sanierungsbedarf der bestehenden enorm ist wird wohl kaum jemand bestreiten.
    Aber ja, bezahlt werden muss und sollte es.
    Wenn man dann sieht wieviel die Instandhaltung und der Neubau der Infrastruktur für den Autoverkehr verschlingt wird das Missverhältnis nochmals deutlicher.
    Deutschland ist Autoland. Das muss es aber nicht bleiben.
    Außer die Ewiggestrigen setzen sich doch noch dauerhaft durch.

  18. #20 Alisier
    4. Dezember 2023

    Nachtrag: man sehe sich das Bahnnetz der Schweiz an.
    Und dann das Deutschlands und vergleiche es mit dem vor 40/50 Jahren. Alleine um zu begreifen was “Kaputtsparen” wirklich heißt.

  19. #21 PDP10
    4. Dezember 2023

    Neulich hatte auch die Heute-Show mal wieder einen Beitrag über die Bahn und da gab es auch kurze Statements von Kunden zu sehen und eins davon finde ich Grimme-Preis-Verdächtig:

    “Ich fahr’ seit zehn Jahren Bahn. Da ist innerlich alles Tot.”

    Freundlicherweise haben die daraus ein Short bei YT gemacht.
    Das neue Motto der Deutschen Bahn ….

    Ich bin übrigens zwischen Mitte der Nuller-Jahre und Anfang der Zehner-Jahre viel, viel Ferngependelt mit der Bahn (erst zwischen Berlin und dem Rheinland und dann zwischen dem Rheinland und Frankfurt und dann Hamburg) und da war fast nie was. Ok, mal 10 Minuten Verspätung. Oder auch mal eine halbe oder ganze Stunde. Da ich aber immer durchgehende Züge nehmen konnte hatte ich nie Probleme mit Anschlusszügen. Und mal ne Stunde später im Hotel ankommen war nicht so gravierend.

    Nach dem was ich (auch hier) so lese, scheint sich das aber in den letzten 10 Jahren in denen ich glücklicherweise nicht mehr Fernpendeln musste geändert zu haben. Und dass, obwohl man nicht nur schon vor 10 sondern eigentlich schon vor 20 Jahren wusste, dass die Infrastruktur der Bahn auf Kante genäht ist.
    Und was haben unsere lieben Verkehrsminister gemacht? Nüscht. Ausser Lobbyarbeit für den Autoverkehr. Allerdings haben die ganzen erklärten Autofreunde auch da nichts auf die Reihe gekriegt. Siehe die tausenden maroden Autobahnbrücken in Deutschland. Das wusste man auch schon vor 20 Jahren, dass es da Handlungsbedarf gibt. Stattdessen wird lieber eine PKW-Maut eingeführt, die dann gar nicht kommt sondern nur viel, viel Geld kostet oder es werden gegen den erklärten Willen der Kommune Stadtautobahnen wie die A100 in Berlin für viel zu viel Geld weitergebaut.

    Wie meinte Christian Ehring mal:

    “Das Verkehrsministerium ist ja von jeher so eine Art Quatsch-Comedy-Club der Politik”

    Scheint so.

  20. #22 Jolly
    4. Dezember 2023

    @Joseph Kuhn

    Bis mir eins einfällt, das fehlt, lese ich lieber welche

    Recht so. Sagte doch schon jemand so schön:

    Mögen andere sich der Bücher rühmen, die zu schreiben ihnen gegeben war; ich rühme mich jener, die zu lesen mir gewährt wurde.

    J. L. Borges

    Je länger man in der Bahn verbringt, um so mehr Zeit hat man dann ja auch zum Lesen.

  21. #23 hto
    Abenteuerwunderland
    5. Dezember 2023

    @PDP10

    Und der größte Quatsch-Comedy-Club für das parlamentarisch-lobbyistische Marionettentheater, ist das Wahlvolk mit Kreuzchen auf dem Blankoscheck. 😉

    • #24 Joseph Kuhn
      5. Dezember 2023

      @ hto:

      Sollte eines Tages von Ihnen ein Kommentar kommen, der irgendetwas gut findet, wird man das vermutlich als Posaune des ersten Engels zur Ankündigung der Apokalypse sehen müssen.

  22. #25 Adent
    5. Dezember 2023

    Sehr schöner Artikel, ich habe mich köstlich amüsiert 🙂
    Ich kann allerdings PDP10 nur zustimmen, bin zwischen 2003 und 2010 jede Woche zwischen Karlsruhe und Hamburg gependelt, also in den 7 Jahren so schlappe 300mal hin und zurück. Es gab wenig größere Vorfälle (geschätzt 3-5), aber was man damals schon merkte und auch von den ebenfalls wöchentlich pendelnden Bahnmitarbeitern, die in Frankfurt tätig waren hörte, war das die Bahn sich kaputt spare (billigste Klimaanlagen, bei Ausschreibungen immer nur so billig wie möglich abstauben) und wie man sieht führt das eine zum anderen.
    Ähnliches wie Joseph habe ich nur 2012 am Flughafen Heathrow erlebt, 24 Stunden Chaos, da wurde mir klar, dass die Engländer mit Schnee noch viel weniger umgehen können als wir :-). Es waren satte 5cm Schnee gefallen, was dazu führte, dass kein Flug mehr ging und ich mit 5000 anderen im Flughafen übernachten und am nächsten Morgen ab 5 Uhr gemeinsam bis zum Mittag Schlange stehen durfte, das Ganze mit gerade 1 Woche vorher überstandenem Hexenschuß und nach dem 14 stündigen Rückflug aus San Diego, war eine sehr prägende Erfahrung mal 50h nicht zu schlafen 🙂

  23. #26 echt?
    5. Dezember 2023

    Die Bewertung ist auch etwas krumm. Fahr mal die A2 von Hannover nach Berlin und vergleiche die Stauzeiten mit den Verspätungen der Bahn. Sich über einen Tag mit super Schneefall aufzuregen ist schon etwas bequem.

    PS: Man hätte ja nach München fliegen können, öh…

  24. #27 rolak
    5. Dezember 2023

    Bahn-App wusste es halt nicht

    Wie der Her, so´s G´scherr…

    Alle reden vom Wetter. Wir nicht!

    Wurde von uns bereits Ende der 70er an einem verschneiten, zuglosen Wintermorgen mittels eines ganz dicken Eddings umgetextet zu ‘…Wir fahren nicht!’.

  25. #28 Staphylococcus rex
    5. Dezember 2023

    In grauer Vorzeit gab es in größeren Städten Bahnhofshotels und Bahnhofskinos. Ich würde daraus schließen, dass es auch früher schon gestrandete Fahrgäste gab, auch wenn in der “guten alten Zeit” gefühlt alles besser war.

  26. #29 Alisier
    5. Dezember 2023

    @ Staphylococcus rex
    Hmja……die Bahnhofskinos, die Bahnhofshotels und die Gestrandeten.
    Vielleicht hat das eine mit dem anderen ja gar nichts zu tun und nie gehabt? Nur so als Anregung…..
    Und das auch nur weil ich Ironie von Dir eher nicht gewohnt bin.

  27. #30 Fluffy
    5. Dezember 2023

    Das ist ja alles sooo lustig.
    Fast, als wenn Männer von ihrer Armeezeit von früher erzählen.
    Es ist Dezember, Winter, und es schneit in Bayern.
    Wer rechnet denn mit sowas. Jo mei.
    Ich war am Wochenende auch in Bayern unterwegs. Die Regionalbahnen fuhren einigermaßen. Aber natürlich nicht nach München Hbf. Der war ja gesperrt. Vielleicht liegt es ja am Diesel. ICE und so fahren ja mit “grünem Ökostrom”. Der ist ja winteranfällig.
    Das letzte Abenteuer.
    Das letzte Abenteuer?
    In meiner etwas pessimistischen Sichtweise vermute ich mal, das Abenteuer beginnt erst.

  28. #31 Alisier
    5. Dezember 2023

    Fluffy, man kerkt einfach, dass Sie nicht gedient haben.
    Wegtreten!

  29. #32 Alisier
    5. Dezember 2023

    “merkt” natürlich……wahrscheinlich ist mir da der Gedanke an “Kerker” oder Ähnliches dazwischengerutscht.

  30. #33 RPGNo1
    6. Dezember 2023

    @Staphylococcus rex

    In grauer Vorzeit gab es in größeren Städten Bahnhofshotels und Bahnhofskinos.

    In Ravensburg hat vor wenigen Jahren am Bahnhof tatsächlich wieder ein Hotel aufgemacht, das sich stark an Geschäftsreisende richtet. Obwohl es wegen der Zentrumsnähe auch für normale Stadttouristen interessant ist.

    Andererseits ist Ravensburg auch nicht gerade ein Bahnhofsknotenpunkt von Weltrang. 😉

  31. #34 echt?
    6. Dezember 2023

    Übrigens sind Streckenstilllegungen gar nicht so dumm. Es ist ziemlich sinnlos einen lokgezogenen Zug mit mehreren tausend PS Wagen mit ganz wenig Fahrgästen ziehen zu lassen. Natürlich kann man das wollen, muss es dann aber auch bezahlen.

    • #35 Joseph Kuhn
      6. Dezember 2023

      @ echt?

      Was haben Streckenstilllegungen von kaum befahrenen Strecken mit dem maroden Zustand der Bahn oder mit dem Wintereinbruch zu tun?

  32. #36 Alisier
    6. Dezember 2023

    @ Joseph Kuhn
    Nicht, dass ich nicht verstehe was Du meinst, aber:
    Die Streckenstilllegungen waren ein Symptom für die frühe Fokussierung auf den Autoverkehr und insofern so etwas wie der Anfang vom Ende einer gut funktionierenden Bahn, die auch die Fläche bedient.
    Inzwischen gibt es die Empfehlungen mehrere Strecken wiederzubeleben, nur fehlt es trotzdem an Geld und Willen um den von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Überprüfungen auch wirklich Taten folgen zu lassen.
    Ich erinnere zudem kurz daran, dass Luxemburg mit großem Aufwand die Straßenbahn wieder hat auferstehen lassen und das Zugnetz modernisiert hat mit dem zusätzlich bereits umgesetzten Ziel den öffentlichen Nahverkehr für jeden umsonst zu machen. Dann sind Straßenbahn/Züge zudem eher nicht leer.
    Dazu muss man aber Gelder die sonst für den individuellen PKW-Verkehr bestimmt sind umwidmen, was, so vermute ich zumindest, einen in Deutschland von den üblichen Verdächtigen angezettelten Volksaufstand zur Folge hätte.
    Denn wer kein Auto hat sollte auch nicht mitreden dürfen. Zumindest scheint es bei vielen Konsens zu sein, dass das im Grundgesetz stehen sollte, ebenso wie das Recht auf ungehemmtes Rasen.

    • #37 Joseph Kuhn
      7. Dezember 2023

      @ Alisier:

      “die Straßenbahn”

      Da muss man gar nicht nach Luxemburg schauen. München hat ein relativ gutes Straßenbahnnetz, Würzburg erneuert gerade umfangreich, selbst in Berlin kann man Straßenbahn fahren, in Ostberlin ist davon einiges übriggeblieben, in Westberlin hat sie, wie an vielen anderen Orten, die “autogerechte Stadt” gestört.

      “Strecken wiederzubeleben”

      Siehe auch https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/infrastruktur/reaktivierung-bahnstrecken/. Demnach wurden seit 2019 in Deutschland im Personenverkehr 118 km reaktiviert. Ich fürchte, die Verkehrswende lässt sich daran noch nicht ablesen.

      “Gelder … umwidmen”

      Das geht nur bedingt, weil hier z.B. Bund und Länder in unterschiedlicher Form zuständig sind.

      “Grundgesetz … Recht auf ungehemmtes Rasen”

      Bei dem Thema ist resignativer Zynismus nicht angebracht, du hast ja selbst auf Alternativen hingewiesen. Das Problem dürfte hier auch weniger eine autofreundliche Denke der Bevölkerung sein als die Politik der letzten Bundesregierungen einschl. der Umwandlung der “bürokratischen” staatlichen Eisenbahn in ein gewinnorientiertes Logistikunternehmen. Privatisierung führt nicht, wie manche meinen, automatisch zu einer besseren Infrastruktur, da ist die Bahn ein schönes Lehrstück.

  33. #38 Smørrebrød
    7. Dezember 2023

    Ja, dieses tolle Luxemburg, was das alles kann. Mit 1/132 der Einwohner und 1/138 der Fläche sowie dem 2,6fachen “BIP pro Kopf” Deutschlands hat das Land aber auch einen unfairen Vorteil.

  34. #39 echt?
    7. Dezember 2023

    Die Anmerkung zu Streckenstilllegungen bezog sich darauf:

    Alisier
    4. Dezember 2023
    Nachtrag: man sehe sich das Bahnnetz der Schweiz an.
    Und dann das Deutschlands und vergleiche es mit dem vor 40/50 Jahren. Alleine um zu begreifen was “Kaputtsparen” wirklich heißt.

  35. #40 Alisier
    7. Dezember 2023

    @ Smørrebrød
    Ich finde Luxemburg gar nicht toll, aber selbst wenn man Geld hat, muss man damit nichts Sinnvolles machen, wie man allerorten sieht.
    Wenn es dann mal passiert, darf man das durchaus positiv erwähnen aus meiner Sicht.
    @Joseph Kuhn
    Es ist nicht zynisch darauf hinzuweisen wie erheblich Widerstände gegen sinnvolle Veränderungen sein können und gerade in diesen Tagen auch ganz konkret sind.
    Und selbst wenn unterschiedliche Zuständigkeiten Reformen oder sinnvolles zukunftsorientiertes Handeln erschweren (siehe auch Bildungs- und Schulpolitik) heißt das noch lange nicht, dass man damit einen hinreichenden Grund hat alles mögliche bis zum Sanktnimmerleinstag zu verschleppen.
    Bei der Privatisierung sind wir uns sicher einig. Und auch da wäre es nicht zynisch zu behaupten, dass handfeste finanzielle Interessen kleiner Gruppen immer wieder mit teils aggressiver Lobbyarbeit gegen die Interessen einer breiten Allgemeinheit durchgesetzt werden.
    Aus meiner Sicht wollen zu viele Bürger einfach nur in Ruhe gelassen werden und sich nicht kümmern, so lange es scheinbar irgendwie läuft. Das wäre dann aber ein anderes Thema.

  36. #41 BMK
    Berlin
    7. Dezember 2023

    Lieber Joseph,
    als ich in den Nachrichten vom (Schnee)chaos in Münchern erstmalig hörte, war mein erster Reflex, ob dieser in Berlin nicht so ungewöhnlichen Situation mal ein bisschen bei Dir abzulästern, im Sinne von “wir helfen gern mit Tips und Kommentaren”. Aber da wusste ich noch nicht, wie sehr es Dich getroffen hat. Dafür hast Du mein größtes Mitgefühl. Insbesondere weiß ich Deinen Altruismus zu schätzen, trotz all dieser Widrigkeiten Deine Kompetenz der Hauptstadt nicht nur digital, sondern auch analog zur Verfügung zu stellen. Bitte lass Dich auch im neuen Jahr nicht davon abbringen. Gut ist es, immer einen Schlafsack dabei zu haben. Und eine Flasche Rotwein 🙂

    • #42 Joseph Kuhn
      7. Dezember 2023

      @ BMK:

      Zu allem Überfluss hat mir die Bahn auch noch eine Portion Rhinoviren mitgegeben, aber das geht schon wieder ohne Aspirin.

      Bei Ratschlägen aus Berlin bleiben wir vorsichtig. Wenn es um Schnee geht, ohnehin, aber auch wegen Flughafen, Wahlchaos, BIPAM-Entwürfen usw. Wir machen unseren Mist lieber selber, auch da macht uns keiner was vor 😉

  37. #43 Chemiker
    7. Dezember 2023

    Hörtipp:

    https://www.ardaudiothek.de/episode/swr2-wissen/das-desaster-der-deutschen-bahn/swr2/75931150/

    Aber Vorsicht: Nichts für schwache Nerven, vor allem das, was mit dem Namen Mehdorn zusammenhängt.

    Hab mich grad auf unserer Institutsweihnachtsfeier mit einem Rentner unterhalten, der, als seine berufliche Zukunft als Heizer technologisch bedingt endete zum Laboranten umgeschult wurde. Er erzählte stolz, dass zu seiner Zeit die Züge pünktlich und zuverlässig fuhren. Aus meiner Jugend kann ich das noch einigermaßen bestätigen. Bin halt ein ‘alter Sack’.

  38. #44 RGS
    7. Dezember 2023

    Ich schaue erst heute wieder mal vorbei. Ich bin letzten Donnerstag von Frankfurt nach München gefahren.
    Morgens 7:30 fuhr mein ICE in Essen los, was ich im DB Navigator sah. Er hatte da schon 30 Minuten Verspätung. „Verspätete Bereitstellung des Zugs“ stand da.
    In Frankfurt kam er dann mit 75 Minuten Verspätung um 12 Uhr an, davon hat er bis München 15 wieder aufgeholt. So schnell in nur drei Stunden hat er das noch nie geschafft.
    Am Freitag sind wir dann mit Freunden von München nach Wien gefahren und so erst mal dem Schnee in München gerade noch davon. Der Railjet der ÖBB hatte dann in Wien 30 Minuten Verspätung, aber alles erst in Österreich eingefahren.
    Wir haben dann ein Wochenende mit Schnee und Weihnachtsmärkten und Patenkind das in Wien studiert verbracht.
    Am Sonntag fuhren wir dann nachmittags 15:13 Uhr von Wien nach Frankfurt. Der einkommende ICE hatte Verspätung, „Verspätung im Ausland“ wurde als Begründung angezeigt. Er konnte nicht gereinigt werden und wurde mit uns gleich wieder zurück nach Frankfurt geschickt. Der ÖBB Zugführer verkündete, dass die Abfahrt sich noch etwas verzögere, weil noch Wasser für die Toiletten fehle.
    Mit 60 Minuten Verspätung fuhren wir in Wien ab. Der Zug war auch mit vielen Reisenden übervoll, die eigentlich Richtung München wollten.
    In Österreich wurden wir noch mal umgeleitet wegen einer Signalstörung – plus 20 Minuten Verspätung. Die Meldung Verspätung im Ausland blieb bestehen, was bei Grenzübertritt zwar das schuldige Ausland veränderte aber so waren dann beide Länder mal Schuld.
    Im Zug fielen nach und nach Toiletten aus.
    In Nürnberg wurde dann angekündigt, dass uns nun ein zweiter ICE Zug angehängt würde, weil in unserem nur noch zwei Toiletten funktionieren würden. Reisende die noch länger im Zug mitfahren wollten wurden gebeten in den hinteren Zug umzusteigen. Man solle keine Angst haben, niemand würde zurückgelassen.
    Mit weiteren 30 Minuten Verspätung ging es weiter. Im angehängten Zug gab es keine Bewirtung. Zum Glück hatten wir ahnungsvoll eine Thermoskanne mit Tee im Hotel gefüllt. Endstation des Zugs war Dortmund, planmäßig um 1:15 Uhr.
    In Frankfurt kamen wir dann um 23:50 Uhr an. Verspätung 125 Minuten. Dafür gibt es dann 50 % Rückerstattung vom Fahrpreis. Immerhin 60€ also 120€ für mich und meine Frau.
    Von Frankfurt fuhr an dem Wochenende keine S-Bahn mehr ab 22 Uhr zu uns nach Hause. Was wir aber übersehen hatten.
    Also nahmen wir noch ein Taxi nach Hause ca. 30km für 75€.
    Unsere Freunde aus München wollten eigentlich am Montag von Wien nach Hause. Wegen des Schnees in München blieben sie bis Dienstag. Am Dienstag kamen sie mit der Bahn aber immer noch nur bis Salzburg.
    Von dort wurde Ihnen Schienenersatzverkehr angeboten. Es gab aber nur sechs Busse für unzählige Reisende Richtung München. Ob sie da reingekommen wären? Ungewiss.
    Sie sind dann mit einem Taxi von Salzburg nach München gefahren.
    Aber alles noch im Rahmen wenn man Geduld und genug Ressourcen aller Art hat.

  39. #45 noch'n Flo
    Schoggiland
    8. Dezember 2023

    @ Alisier:

    Kreiensen, das legendäre Bermudadreieck der Bahn……

    Das durften Muddi und ich im Oktober 2006 auch mal erleben. Damals wurde auch schon bei der Bahn gestreikt; wir wohnten seinerzeit in Bad Gandersheim und mussten von Kreiensen nach Göttingen fahren, um einen ICE nach Frankfurt-Flughafen zu erwischen.

    Im Vorfeld hatten wir von der Hotline der DB erfahren, dass alle Züge planmässig verkehren würden. So fuhren wir also optimistisch gestimmt nach Kreiensen und liessen dort auch einen Zug nach GÖ des Privatanbieters “Metronom” losfahren, den wir auch hätten nehmen können, weil dieser im Verlauf vom InterRegio überholt werden und erst 6 Minuten vor Abfahrt des ICE in GÖ ankommen sollte (was uns zu riskant war), weil uns am Bahnhof Kreiensen nochmals vom Bahnpersonal versichert worden war, dass der IR pünktlich verkehren würde.

    Es kam die Abfahrtszeit des IR, was fehlte, war der Zug. 10 Minuten vergingen, immer noch stand der IR auf der Anzeigetafel. Wir blieben cool.

    Nochmal 5 Minuten später kam dann derselbe Bahnmitarbeiter, der uns zuvor noch versichert hatte, der IR würde fahren, auf den Bahnsteig und informierte die Wartenden, dass der Zug nun doch ausfalle.

    Wir sind dann mit Muddis uraltem Ford Mondeo unter sehr kreativer Auslegung der Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Bahnhof Göttingen geheizt, haben dort parkiert und liefen zum Bahnsteig, wo uns der Zug gerade vor der Nase wegfuhr. Uns blieb dann nichts anderes übrig, als erneut mit Höchstgeschwindigkeit mit dem Auto zum Frankfurter Flughafen zu fahren, wo wir unseren Flug gerade eben noch erwischt haben.

    Was besonders ärgerlich war: unser Rückflug 12 Tage später ging nach München. Eigentlich hatten wir dann mit der Bahn nach Kreiensen zurückfahren wollen, aber das Auto stand nun einmal am Frankfurter Flughafen. Dementsprechend wurde die Rückreise nach Hause auch nochmal so richtig stressig.

    Aber zurück zum Thema (Sorry JK für das OT bisher): zu den Zug- und Flugausfällen in München am vergangenen Wochenende gab es in einem der Kreuzfahrtforen, in denen ich aktiv bin, auch ein echtes Drama live mitzuerleben.

    Am vergangenen Samstagnachmittag und -abend hätten mehrere hundert Kreuzfahrtgäste der “TUI Cruises” (TC) von München nach Dubai fliegen sollen, um dort eine Reise nach Singapur anzutreten. Schon am Freitag wurde klar, dass es dabei Probleme geben würde. Und so war es auch wenig überraschend, dass die besagten Flüge der LH sowie von “Emirates” im Laufe des Samstags abgesagt wurden.

    Viele der Reisenden kamen aber infolge der Zugausfälle nicht einmal bis München, während bei TC die Hotline komplett zusammenbrach. Einige Passagiere haben dann schon auf eigene Kosten kurzfristig und für viel Geld Ersatzflüge am Sonntagmorgen ab Stuttgart gebucht. Erst gegen 21 Uhr kam dann eine Rund-SMS von TC, dass die Betroffenen am kommenden Sonntagvormittag ab Zürich fliegen würden. Es würde einen Bus-Ersatzverkehr vpn München nach Züri ab 6:30 Uhr geben.

    Am Sonntag fuhren dann mehr als 400 TC-Passagiere mit insgesamt 9 Bussen von München nach Züri. Leider stellte sich beim Check-in am dortigen Flughafen heraus, dass nur etwa die Hälfte von ihnen tatsächlich ab Züri gebucht war, für den Rest sollte nun um die Mittagszeit ein Sonderflug ab München gehen.

    Problem: die Busse waren inzwischen auf der Rückfahrt nach München. Yeah, toll gelöst!

    In der Folge brach die TC-Hotline ein weiteres Mal zusammen. Erst kurz bevor das Flugzeug mit den Glücklichen, die von Züri nach Dubai fliegen durften, abflog, kam dann per SMS die neue Order, auf Busse aus Zürich zu gehen, die die Gestrandeten zurück in die bayrische Landeshauptstadt bringen sollten.

    Auf etwa halbem Weg kam dann die Nachricht, dass auch dieser Flug ausfallen würde. Alle Betroffenen waren nun auf einen Flug am Montagmorgen nach Abu Dhabi, dem nächsten Stop der Kreuzfahrt umgebucht. Immerhin konnten alle im Flughafenhotel in München kostenlos übernachten.

    Nächstes Kapitel des Organisationsdramas: auf dem Montagmorgenflug konnten nur etwa 2/3 der Betroffenen mitfliegen. Für den Rest gab es dann am Dienstag einen Charterflug nach Maskat im Oman, den nachfolgenden Stop der Reise am Mittwoch.

    Inzwischen sind wohl alle Kreuzfahrtpassagiere auf dem Schiff und derzeit auf dem Weg nach Sri Lanka. Aber so wirklich erholsam wird ihre Anreise nicht gewesen sein.

    tl/dr

    Muddi und ich leben nun seit mehr als 15 Jahren in der Schweiz. Bereits im Rahmen unserer Bewerbungsgespräche im Winter 2007/08 konnten wir sehr beeindruckend erleben, wie der Flughafen Zürich auch bei Schneegestöber und Eisregen in Betrieb gehalten wurde – u.a. auch durch Beregnungsanlagen mit Frostschutzmitteln, durch die die Flugzeuge bei entsprechenden Wetterlagen geschickt wurden. Von den immer freigehaltenen Bahnstrecken (bis in die Alpen) gar nicht zu sprechen – da gilt bis heute das Prinzip “Hopp di Bäse” – im Zweifel erfolgt das Freiräumen der Bahngleise nämlich immer noch in Handarbeit. Aber solches ist in Düütschland anscheinend den allgegenwärtigen Sparmassnahmen zum Opfer gefallen, da die Verantwortlichen zu meinen scheinen, sowas müsse man infolge des Klimawandels nicht mehr vorhalten.

  40. #46 Joseph Kuhn
    11. Dezember 2023
  41. #47 RGS
    11. Dezember 2023

    Das sind doch die, die der GDL gerade überzogene Gehaltsvorstellungen vorwerfen!

  42. #48 Potje
    21. Dezember 2023

    Apropos Bahnfahren – mir fällt da ein Schwank aus meiner Jugend ein:

    Hochsommer 2000 – Plötzlich quiiiietsch.Zug bleibt stehen.Durchsage > Meine Damen und Herren,durch einen Weichenfehler müssen wir anhalten, wir bekommen Gegenverkehr.Bitte haben sie Geduld.
    Alle schauen betroffen.Hitze draussen,Hitze drinnen.
    Man geht massig ins Bordbistro,trinkt ganz schön viel und ergeht sich in Szenarien, was ist wenns plötzlich knallt durch Gegenzug ?
    Man rechnet durch,wir sind in der Mitte des Zugs, es kann also alles halb so schlimm werden.Aber die Paranoia steigt.Ich fange an Gitarre zu spielen, das lenkt ab,wir beginnen zu singen, die Stimmung kippt in Galgenhumor.
    Nach über 1 Std. rauscht auf Nebengleis ein langer Güterzug vorbei.
    Durchsage> Das ging ja noch mal alles gut,wir fahren weiter.
    Vor Frkfrt. fährt Zug ganz langsam ein,wir sind alle ganz schön hackedicht, ich schaue beim aufstehen nicht nach oben und glaube ich zieh mich am Griff hoch.
    Es war leider die Notbremse.Nochmal 10 Min. warten. Die Gäste ausm Bistro verteidigten mich vor Bahnpolizei dass es ein Versehen war,
    und das wars auch glaubhaft. Anschlusszug ?
    Ich hab in Frkft. übernachtet. Denkwürdige Reise.

  43. #49 zimtspinne
    21. Dezember 2023

    *spaßbremse an

    Ich würde dafür plädieren, alkoholisierte Mitbürger a) nicht ins Transportmittel einsteigen zu lassen, b) bei Konsum selbst mitgebrachter Spirituosen an der nächsten Station auszusetzen (keine Rückerstattung), c) Alkoholverkauf in allen öffentlichen Transportmitteln abzuschaffen. Ist im Flugverkehr bereits teilweise üblich, zumindest ist es dort strengstens verboten, eigenen Alkohol zwischendurch zu saufen (ob man den schon im Handgepäck nicht haben darf wie Pfefferspray, weiß ich gerade nicht).

    Apropos Pfefferspray.
    Genau solche Figuren, die sich in Bahnen “hackedicht” tummeln, sind für Frauen mitunter eine sehr unangenehme Erfahrung. Näher ausführen muss ich das wohl nicht. Heißt auch nicht, dass du, @Potje, dazu gehörst.
    Allgemein ist aber schon die bloße Anwesenheit besoffener Männer für Frauen unangenehm. Wahrscheinlich nicht nur für Frauen – für die sind sie aber zusätzlich mit hohem Risiko für Übergriffe verbunden.

    Wir gendern, was das Zeug hält, behaupten, Sprache schaffe Wirklichkeit, aber gegen echte, reale Dinge wie alkoholisierte Männerhorden in Bahnen tun wir herzlich wenig.

    Oder wo stecken Alisier und Flo gerade?
    Ach, lassen wir das. Bringt eh nichts.

    *spaßbremse aus