Der britische Geheimdienst GCHQ veröffentlicht ab und zu kryptologische Rätsel, um damit versierte Codeknacker anzulocken. Heute schauen wir uns ein solches Rätsel an – inklusive Lösung.
“Sind Sie der nächste James Bond?”, fragte der Daily Mirror im vergangenen September. Anlass war ein kryptologisches Rätsel, das der britische Geheimdienst GHHQ (das britische Gegenstück zu NSA) veröffentlicht hatte. Mit dieser Aktion wollten die Schlapphüte von der Insel versierte Codeknacker anlocken und ihnen gegebenenfalls ein Job-Angebot machen. Das Kryptogramm las sich wie folgt:
AWVLI QIQVT QOSQO ELGCV IIQWD LCUQE EOENN WWOAO LTDNU QTGAW TSMDO QTLAO QSDCH PQQIQ DQQTQ OOTUD BNIQH BHHTD UTEET FDUEA UMORE SQEQE MLTME TIREC LICAI QATUN QRALT ENEIN RKG
Wer seine James-Bond-Fähigkeiten testen will, sollte jetzt nicht weiterlesen, sondern versuchen, das Rätsel selbst zu lösen.
Auffällig ist, dass in diesem Text das Q ziemlich oft vorkommt. Davon abgesehen entsprechen die Buchstabenhäufigkeiten ziemlich genau denen der englischen Sprache. Letzteres spricht für eine so genannte Transpositionschiffre – das ist ein Verfahren, bei dem die Buchstabenreihenfolge eines Texts verändert wird, ohne dass Buchstaben ersetzt werden. So drängt sich eine Hypothese auf: Wurde hier ein Text mit einer Transpositionschiffre verschlüsselt, bei dem das Q für das Leerzeichen steht?
Transpositionschiffren gibt es sehr viele. Die Komplexeren davon sind kaum zu lösen – man denke etwa an den Doppelwürfel. Es gibt aber auch recht einfache Vertreter. Zum Beispiel kann man einen Text zeilenweise aufschreiben und dann spaltenweise auslesen. Die Frage ist dann, wie lange eine Zeile ist. Einer solchen Verschlüsselung kommt man auf die Spur, indem man nur jeden zweiten, dritten, vierten usw. Buchstaben liest und dann prüft, ob etwas Sinnvolles herauskommt. Hier ein paar Beispiele:
Jeder zweite Buchstabe wird gelesen: AVII … (sieht nicht sinnvoll aus)
Jeder dritte Buchstabe wird gelesen: ALITSEC … (sieht nicht sinnvoll aus)
Jeder vierte Buchstabe wird gelesen: AIVS … (sieht nicht sinnvoll aus)
…
Jeder 13. Buchstabe wird gelesen: AQCOMPUTER … (sieht sinnvoll aus)
Damit haben wir die Lösung schon gefunden. Man muss das Kryptogramm nur in Zeilen mit 13 Buchstaben aufschreiben und es dann spaltenweise lesen (das Verschlüsseln erfolgte entsprechend mit Zeilen der Länge 11):
AWVLIQIQVTQOS
QOELGCVIIQWDL
CUQEEOENNWWOA
OLTDNUQTGAWTS
MDOQTLAOQSDCH
PQQIQDQQTQOOT
UDBNIQHBHHTDU
TEETFDUEAUMOR
ESQEQEMLTMETI
RECLICAIQATUN
QRALTENEINRKG
So erhält man ein Zitat von Alan Turing: A COMPUTER WOULD DESERVE TO BE CALLED INTELLIGENT IF IT COULD DECEIVE A HUMAN INTO BELIEVING THAT IT WAS HUMAN WWW.METRO.CO.UK/TURING
Ganz so schwierig war das GCHQ-Rätsel also gar nicht. Allerdings ist das im Nachhinein einfach zu sagen. Zugegebenermaßen habe ich das Rätsel nicht selbst gelöst, sondern mir die Lösung von dieser Web-Seite geholt. Als GCHQ-Codeknacker käme ich ohnehin nicht infrage, weil ich dazu britischer Staatsbürger sein müsste.
Das GCHQ hat übrigens schon öfter solche Rätsel veröffentlicht. Zum Beispiel dieses (weitere Informationen inklusive Lösung gibt es hier):
Leider habe ich bisher noch nirgends eine systematische Zusammenstellung von GCHQ-Rätseln gesehen. Kennt vielleicht ein Leser eine solche?
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