Mit der Verschlüsselungsmaschine Sphinx konnte man scheinbar gar nicht verschlüsseln. Blog-Leser Richard SantaColoma aus New York hat das Rätsel gelöst – mit einem Patent aus dem Jahr 1915.
Auf meine Leser war wieder einmal Verlass. Vor einigen Tagen habe ich in Klausis Krypto Kolumne die Verschlüsselungsmaschine Sphinx vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Einzelstück, das im Schreibmaschinen-Museum in Pfäffikon (Schweiz) ausgestellt ist. Man kann sich die Sphinx als Schreibmaschine vorstellen – mit einer zusätzlichen Scheibentrommel auf der rechten Seite, die sich aus 20 unregelmäßig gezackten, auf einer Achse aufgereihten Scheiben zusammensetzt.
Die Sphinx gab Rätsel auf. Weder Schreibmaschinen- noch Verschlüsselungsexperten konnten erklären, wie dieses Gerät funktionierte. Offensichtlich hatte die Scheibentrommel etwas mit der Verschlüsselung zu tun – doch die Trommel hat scheinbar keine Verbindung zum Typenrad. Scheinbar war die Sphinx daher zum Verschlüsseln gar nicht geeignet. Die plausibelste Theorie lautete, dass das Gerät dem Produzieren von Zufallszahlen diente.
Zu den Lesern von Klausis Krypto Kolumne gehört auch Richard SantaColoma aus dem US-Bundesstaat New York. Er ist unter anderem als Voynich-Manuskript-Experte bekannt.
SantaColoma wollte nicht so recht an die Zufallsszahlen-Hypothese glauben. Seine Vermutung: Es muss eine Verbindung zwischen Scheibentrommel und Typenrad gegeben haben. SantaColoma recherchierte und wurde fündig. Er stöberte ein Patent aus dem Jahr 1915 auf, das offenbar mit der Sphinx identisch ist. Erfinder ist ein gewisser Karl Ammon aus Berlin. So sieht laut Patent die Maschine aus:
Und das ist die Scheibentrommel:
Wie die Maschine funktionierte, hat Richard SantaColoma freundlicherweise in einer kurzen Beschreibung zusammengefasst. Dabei wird auch klar, dass es tatsächlich eine Verbindung zwischen Scheibentrommel und Typenrad gab. SantaColoma hat sie farbig markiert:
Die Sphinx war also tatsächlich eine funktionsfähige Verschlüsselungsmaschine, die nicht nur dem Generieren von Zufallszahlen diente. Vielleicht schafft es Stefan Beck, der Inhaber des Pfäffikoner Schreibmaschinen-Museums, das Gerät nun in Gang zu bringen. Es könnte allerdings sein, dass einige Bauteile fehlen.
Der Name Sphinx kommt im Patent übrigens nicht vor. Es war also gar nicht so einfach, das Patent mit der Maschine in Verbindung zu bringen. Umso größer ist die Leistung von Richard SantaColoma einzuschätzen. Danke, auch im Namen meiner Leser!
Kommentare (22)