1999 veröffentlichte der Kryptologe Ron Rivest einen verschlüsselten Text. Um ihn zu dechiffrieren, muss man eine kurze mathematische Gleichung lösen. Das ist relativ einfach, dauert aber extrem lang. Bisher hat es niemand geschafft.
Wissen Sie, was ein Time-Lock-Puzzle ist? Dabei handelt es sich um ein (mathematisches) Rätsel, für dessen Lösung man sehr viel Zeit benötigt. Time-Lock-Puzzles sind sehr hilfreich in der Kryptologie. Wenn man die Lösung eines solchen Rätsels als Schlüssel verwendet, dann ergibt sich eine interessante Situation: Wer an den Schlüssel herankommen (und damit einen bestimmten verschlüsselten Text entschlüsseln) will, braucht dafür sehr lange. Dafür gibt es zahlreiche Anwendungen:
- Ein Bieter bei einer Auktion will sein Gebot so verschlüsseln, dass es erst nach Ablauf der Ausschreibungsfrist entschlüsselt werden kann.
- Ein Tagebuch-Autor will seine Aufzeichnungen so verschlüsseln, dass sie erst für kommende Generationen entschlüsselbar sind.
- Ein Hellseher, der bereits jetzt weiß, wie das morgige WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien ausgeht, will sein Wissen beweisen, ohne durch eine Vorab-Veröffentlichung irgendwelche Wettbüros zu ruinieren.
- Eine Polizeibehörde soll die Möglichkeit haben, verschlüsselte E-Mails mitzulesen – aber nur mit zeitlichem Abstand und wenn sie einen gewissen Aufwand investiert.
- In einem Währungssystem soll jeder die Möglichkeit haben, Geld zu “drucken” – trotzdem soll die Geldmenge beschränkt bleiben (nach diesem Prinzip funktioniert BitCoin).
Die Idee der Time-Lock-Puzzles stammt aus den neunziger Jahren. Hier gibt es eine Arbeit dazu.
1999 stellte der Kryptologe Ron Rivest ein Time-Lock-Puzzle (LCS35-Kryptogramm) vor. Es basiert auf einer einfachen mathematischen Formel:
Die Werte von t und n sind festgelegt (siehe Ende des Artikels). Es geht also darum, den Wert von w zu finden (“mod n” steht für den Rest, der beim Teilen entsteht). Der Haken bei der Sache: t und n sind sehr große Zahlen. Die einzige bekannte Lösungsmethode ist sehr aufwendig und lässt sich nicht parallelisieren.
Rivest schätzte, dass es 35 Jahre dauern würde, um das Rätsel zu lösen – sofern stets ein aktuelles Computer-Modell eingesetzt wird. 15 Jahre Später dürfte es deutlich schneller gehen (kann mal jemand ausrechnen, von welchem Zeitraum man bei Anwendung des Mooreschen Gesetzes ausgehen kann?). Wer nun anfangen will, sollte beachten: Passiert bei der ganzen Rechnerei auch nur ein einziger Fehler, dann kommt am Ende ein falsches Ergebnis heraus.
t = 79685186856218
n = 631446608307288889379935712613129233236329881833084137558899
077270195712892488554730844605575320651361834662884894808866
350036848039658817136198766052189726781016228055747539383830
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