Im Jahr 2004 veröffentlichte ich in einem Buch ein Foto von einer Verschlüsselungsmaschine, über die nichts bekannt war. Neun Jahre später erfuhr mich mehr darüber.
Der Kanadier Jerry Proc betreibt eine sehr interessante Web-Seite zum Thema Verschlüsselungsmaschinen. Es gibt wohl kaum ein Gerät aus dieser Sparte, das man dort nicht findet. Doch da Verschlüsselungstechnik in der Regel im Geheimen betrieben wurde, gibt es zu den einzelnen Maschinen oft große Wissenslücken. Von manchen historischen Verschlüsselungsgeräten weiß man kaum mehr, als dass sie existierten.
Eine solche Maschine, über die man so ziemlich gar nichts wusste, fiel mir im Jahr 2004 auf Jerry Procs Seite auf. So sah sie aus:
Das Foto hatte Proc von einem Museum in Großbritannien erhalten. Wie das Gerät funktionierte, wusste er nicht. Es war noch nicht einmal klar, ob es sich überhaupt um eine Verschlüsselungsmaschine handelte.
Damals schrieb ich an meinem Buch Die Welt der geheimen Zeichen (der Nach-Nachfolger wird demnächst erscheinen, der Titel lautet inzwischen Codeknacker gegen Codemacher), in dem es auch ein Kapitel über Rätsel der Kryptologie-Geschichte gab. In dieses Kapitel nahm ich das obige Bild auf und fragte: “Wer kann etwas zu diesem Gerät sagen?”
Neun Jahre lang erhielt ich keinen einzigen Hinweis.
Letztes Jahr traf ich den britischen Verschlüsselungsmaschinen-Sammler John Alexander. Er erzählte mir von einer Verschlüsselungsmaschine, über die er gerade einen Artikel für die Cryptologia geschrieben hatte – die Whittingham-Collingwood-Maschine. So sah diese aus:
Kein Zweifel, das war das Gerät, das ich neun Jahre zuvor in meinem Buch vorgestellt hatte. Es ist offensichtlich ein Einzelstück. Das einzige bekannte Exemplar steht im HMS-Collingwood-Museum in Portsmouth (England).
Leider konnten auch John Alexander und seine zwei Koautoren kaum etwas über die Whittingham-Collingwood-Maschine herausfinden. Wahrscheinlich gehört sie zu den (teilweise recht kuriosen) Verschlüsselungsgeräten der zwanziger Jahre. Sie wurde von einem Herrn Whittingham gebaut (der Vornahme ich nicht bekannt). Ein Patent, das auf diesen Namen ausgestellt wurde, haben John Alexander und seine Koautoren nicht gefunden. Vermutlich handelt es sich um einen Prototypen, der im Umfeld der britischen Marine gebaut wurde.
Die Verschlüsselung der Whittingham-Collingwood-Maschine beruht auf einer Trommel mit Kontakten, die intern untereinander verdrahtet sind. Ich kenne keine andere Verschlüsselungsmaschine mit diesem Funktionsprinzip. Bisher hat sich vermutlich noch niemand mit der mathematischen Seite dieser Konstruktion auseinander gesetzt – es würde sich sicherlich lohnen.
Wer mehr über diese Maschine weiß oder oder etwas zum Funktionsprizip sagen kann, melde sich bitte.
Zum Weiterlesen:
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