Wird diese Art der Erpressung Schule machen? In Anapolis (USA) sind Hacker in die Rechner einer Behörde eingedrungen und haben die dort vorgefundenen Daten verschlüsselt. Den Schlüssel wollen sie nur gegen ein Lösegeld herausrücken.
Zweimal, so heißt es in einem Pressebericht, habe die Verwaltung des Anapolis County (ein County entspricht etwa einem Landkreis) in den letzten Wochen ungebetenen Besuch von Hackern erhalten. Offenbar luden die Eindringlinge dabei keine Daten herunter, sondern ließen ein Verschlüsselungsprogramm über alle Dateien laufen, an die sie herankamen. Den Schlüssel wollen sie nur herausrücken, wenn die betroffene Behörde ein Lösegeld bezahlt. Dieses liegt bei bescheidenen 500 US-Dollar.
Allzu viele Details hat die County-Verwaltung über diesen Angriff erwartungsgemäß nicht veröffentlicht. Die offizielle Darstellung lautet: Alle betroffenen Daten sind ersetzbar, ein Lösegeld werde man nicht bezahlen.
Lösegeldforderungen für verschlüsselte Daten sind nichts Neues. Allerdings kenne ich dieses Vorgehen bisher nur im Zusammenhang mit Krypto-Viren oder ähnlichen Schadprogrammen. Diese verschlüsseln, was ihnen vor die Nase kommt, und blenden dann eine Lösegeldforderung ein. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Kryptovirologie. Im vorliegenden Fall passt diese Bezeichnung aber nicht ganz, da die Hacker direkt auf die Daten zugriffen, ohne eine Malware zu verwenden.
Interessant ist nun die Frage, ob diese Form der Erpressung Schule machen wird. Auch PC-Anwender könnten davon betroffen sein. Ein Erpresser könnte sich beispielsweise gezielt an einen laufenden Rechner heranmachen, dessen Benutzer es versäumt hat, den Bildschirm zu sperren. Ein vom USB-Stick gestartetes Progamm könnte anschließend eine Datei nach dem anderen verschlüsseln. Wenn der Benutzer zurückkommt, ist möglicherweise schon ein Teil seiner Festplatte unbrauchbar.
Allerdings müssen sich alle, die auf diese Art unerlaubterweise Geld verdienen wollen, überlegen, wie die Geldübergabe abläuft – bekanntermaßen die Schwachstelle in allen Entführungs- und vielen Erpressungsfällen. Ich vermute, dass die Hacker im oben beschriebenen Fall an eine Überweisung ins Ausland dachten (ich weiß leider nicht so genau, über welchen Anbieter man so etwas möglichst anonym hinbekommt). Dies hat jedoch einen Nachteil: Allzu große Summen wird man auf diese Weise nicht transferieren können. Vielleicht haben sich die Hacker deshalb mit 500 Dollar begnügt.
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