Der Enigma-Thriller “The Imitation Game” ist spannend, obwohl (oder gerade weil) er mit der Wirklichkeit recht kreativ umgeht. Im Film kommt ein verschlüsselter Text vor. Dieser ergibt nicht viel Sinn. Oder vielleicht doch?
Gestern habe ich mir den Film The Imitation Game angeschaut. Dieser Thriller erzählt, wie der geniale britische Mathematiker Alan Turing im Zweiten Weltkrieg die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma knackte. Dazu entwickelte er eine Codeknack-Maschine, die heute als “Turing-Bombe” bekannt ist.
Meine Kurzkritik
The Imitation Game ist ein toller Film mit einem großartigen Benedict Cumberbatch (bekannt als Sherlock Holmes) in der Hauptrolle. Die Faszination, die das Verschlüsseln auf so viele Menschen ausübt, ist in diesem Film deutlich zu spüren. Man darf den Film allerdings nicht als originalgetreue Wiedergabe der Enigma-Kryptoanalyse missverstehen. Vielmehr hat sich der Drehbuchautor große Freiheiten erlaubt. So stellt der Film Turing als Einzelkämpfer dar, der seine Idee einer Enigma-Knack-Maschine gegen den Widerstand von Kollegen und Vorgesetzten durchsetzen muss. Diese kommen teilweise sehr schlecht weg, weil sie Turings Genialität nicht erkennen. In Wirklichkeit war der Bau dieses Geräts keine One-Man-Show, sondern eine Team-Arbeit, an der Kollegen und Vorgesetzte einen großen Anteil hatten. Auch sonst lassen sich die historischen Fehler fast im Minutentakt finden. Doch egal, Kino ist nun einmal Kino, und die Wirklichkeit ist zu komplex, um sie unverändert in einen abendfüllenden Spielfilm umzuwandeln.
Der verschlüsselte Zettel
Besonders interessant in The Imitation Game sind für mich naturgemäß diejenigen Szenen, die mit Verschlüsselung zu tun haben. Die zahlreichen Facetten der Enigma konnte der Film natürlich nicht abbilden. Es kommen aber noch andere Verschlüsselungsverfahren darin vor. In einer Rückblick-Szene erhält der noch junge Alan Turing von einem Mitschüler während des Unterrichts eine verschlüsselte Botschaft zugesteckt. Dieses Kryptogramm ist in voller Größe zu sehen, doch leider konnte ich es nicht schnell genug von der Leinwand abschreiben. Laut dieser Web-Seite lautet der verschlüsselte Text:
FDFH RG TU HSD PDXT PEJND QERDZX
Der Lehrer bemerkt den Zettel. Er kann mit dem Buchstabensalat aber nichts anfangen, hält das ganze für bedeutungslos und schmeißt den Zettel weg. Nach der Stunde holt Turing ihn aus dem Papierkorb und entschlüsselt die Botschaft. Der Klartext lautet:
SEE YOU IN TWO LONG WEEKS DEAREST FRIEND
Leider ist mir nicht klar, wie die Verschlüsselung funktioniert (wenn es überhaupt eine echte Verschlüsselung ist). Auffällig ist, dass der Klartext länger ist als der Geheimtext. Falls jemand eine Idee hat, welches Verschlüsselungsverfahren dahinter steckt, möge er sich melden.
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Zum Weiterlesen: Kuriose Verschlüsselungsmaschinen, Folge 7: Die rätselhafte Schwester der Enigma
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