Die Betreiber eines DRM-Systems wollten die Verbreitung eines kryptografischen Schlüssels verhindern, nachdem dieser an die Öffentlichkeit gelangt war. Sie hatten jedoch nicht mit dem Einfallsreichtum der Internet-Gemeinde gerechnet.
Digital Rights Management (DRM) ist eine umstrittene Sache. Man bezeichnet damit Maßnahmen, die beispielsweise gewährleisten sollen, dass ein Anwender einen Film auf seinem PC nur abspielen kann, wenn er dafür bezahlt hat, oder dass ein Anwender eine Musik-Datei nicht kopieren kann. DRM schließt also immer ein, dass die Technik dem Besitzer vorschreibt, was er mit seinen Daten zu tun und zu lassen hat. Das passt natürlich nicht jedem, schon gar nicht in der traditionell anarchistisch angehauchten Internet-Gemeinde.
Die Kryptologie ist ein wichtes Hilfsmittel des DRM. So kann ein Anbieter seine Inhalte verschlüsseln und jedem Kunden den passenden Schlüssel aushändigen – ein Prinzip, das vom Pay-TV bekannt ist. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zur üblichen Nutzung der Kryptografie: Normalerweise hat ein Verschlüsselungs-Nutzer ein Interesse daran, seinen Schlüssel geheimzuhalten; beim DRM dagegen fällt dieses Interesse eher gering aus. Der Anbieter eines DRM-Systems muss also stets versuchen, kryptografische Schlüssel vor demjenigen zu schützen, der sie verwendet. Dies ist keine einfache Aufgabe, zumal viele Hacker ihre Künste nur allzu gerne nutzen, um DRM-Maßnahmen auszutricksen.
Im April 2007 tauchte ein Schlüssel im Internet auf, der für das DRM von HD DVDs und Blue-ray-Discs eine Rolle spielte. Er lautete (in Hexadezimal-Schreibweise): 09 F9 11 02 9D 74 E3 5B D8 41 56 C5 63 56 88 C0. Die Motion Picture Association of America und die zuständige Lizenzierungsorganisation versuchten daraufhin, die Verbreitung des Schlüssels zu unterbinden und verschickten Abmahnungen. Auch die Web-Seite Digg, wo der Schlüssel im Mai 2007 gepostet wurde, war betroffen.
Doch als Digg den Einschüchterungen nachgab, platzte einigen Nutzern der Kragen. Sie veröffentlichten den Schlüssel erneut auf Digg – so oft, dass der Betreiber mit dem Entfernen gar nicht mehr nachkam. Auch auf anderen Web-Seiten streuten DRM-Gegner den Schlüssel so gut sie konnten. Einige Witzbolde ließen sich besondere Formen der Veröffentlichung einfallen:
- Ein Comic Strip:
- Ein Lied, bei dem der Schlüssel den Text bildet:
- Ein Bild:
- Noch ein Bild:
- Ein Aufkleber:
- In dieser Grafik ist der Schlüssel mithilfe von Farben kodiert:
Selbst als Tätowierung und auf T-Shirts fand der Schlüssel Verbreitung. Merke: Was erst einmal ins Internet gelangt ist, lässt sich so schnell nicht mehr einfangen. Wer es trotzdem versucht, erreicht genau das Gegenteil.
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Zum Weiterlesen: Die verschlüsselte Nachricht des Briefbomben-Attentäters
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