Im Stadtarchiv in Bonn wird ein Brief aus dem 19. Jahrhundert aufbewahrt, in dem einige Passagen verschlüsselt sind. Bisher hat es niemand geschafft, diese Verschlüsselung zu knacken. Schafft es ein Leser?

Das Schreiben, um das es heute geht, gehört zum Nachlass eines gewissen Johann Christian Wilhelm Augusti (1772-1841). Der unbekannte Absender erklärt darin seinen Austritt aus einer Gemeinschaft (Loge?) und gibt die Gründe dafür an. Einige Passagen des zweiseitigen Texts sind mit einer recht kunstvollen Geheimschrift geschrieben (ich werde dafür den Namen “Augusti-Kryptogramm” verwenden). Hier ist die erste Seite (Quelle: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn):

Augusti-Cryptogram-1

Und hier die zweite Seite (Quelle: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn):

Augusti-Cryptogram-2

Möglicherweise ist die Gemeinschaft, aus der der Absender austreten will, ein Geheimbund. In Klausis Krypto Kolumne und in meinem Buch Codeknacker gegen Codemacher habe ich schon oft über Geheimbünde und ihre Verschlüsselungen berichtet, beispielsweise über die Freimaurer, die Oddfellows, NYMZA , die Oculisten oder die Association of Maiden Unity and Attachment. Bei all diesen geheimen Organisationen spielte die Verschlüsselung eine wichtige Rolle. Verschlüsselte Passagen in einer Austrittserklärung würden in diesem Umfeld daher nicht überraschen. Auch die verspielte Gestaltung der Verschlüsselung, die nicht besonders professionell wirkt (Profis verzichten normalerweise auf solche Schnörkel), ist durchaus typisch.

Den größten Geheimtext-Block gibt es auf der zweiten Seite:

Augusti-Cryptogram-2-exc

Offensichtlich handelt es sich hier um eine Aufzählung. Das Gleichheitszeichen unten rechts ist vermutlich ein Trennstrich. Die Verschlüsselungen von Geheimbünden waren meistens nicht die besten (im Militär und im Diplomatenwesen kannte man bessere Verfahren), trotzdem könnte das Augusti-Kryptogramm recht knifflig sein.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dem Bonner Stadtarchiv demnächst eine Dechiffrierung des Augusti-Kryptogramms melden könnte. Vielleicht schafft es ein Leser, die Verschlüsselung zu knacken.

Zum Weiterlesen: Kasseler Zauberhandschrift ist jetzt vollständig entschlüsselt

Kommentare (54)

  1. #1 jan
    20. Mai 2015

    Laut Wiki war Herr Augusti “ein deutscher evangelischer Theologe, Christlicher Archäologe und Orientalist”.

    Im Stadtarchiv wird dieses Dokument als “Verschlüsseltes Schreiben von unbekannter Hand über den Austritt aus einer Gemeinschaft (Loge?) und die Gründe dafür” geführt.

    Da im Brief “geduzt” wird, müssen sich die beiden wohl besser gekannt haben. Evtl. aus einer gemeinsamen Studienzeit (in der man “nebenher” diese Geheimschrift entwickelt hat?)

    Bei der Aufzählung am Ende, handelt es sich evtl. um Namen von Leuten die ebenfalls austreten wollen

    1. abcdefghij
    2. klmnopqf
    3. rshtuvwqi
    4. xyzhgqnA
    5. uzBngqbwlCD
    6. vhczEg
    7. bstmwh
    8. FgmzG
    9. Doawb
    10. HLhBMS
    11. hglfucN
    12. BCDBzbn
    die beiden OcPQsTMug
    und ich
    NpoRU

    • #2 Klaus Schmeh
      21. Mai 2015

      Danke für die Transkription. Das hilft auf jeden Fall weiter.

  2. #3 Bernhard Gruber
    20. Mai 2015

    Ich gehe mal davon aus, daß die “Lehrlings-Urkunde der Freimaurer Loge Augusta zur gekrönten Hoffnung für Johann Christian Wilhelm Augusti” vom 13.11.1807 Licht ins Dunkel bringen könnte. Die ist angeblich auch im Stadtarchiv vorhanden. Würde bestimmt helfen!

    • #4 Klaus Schmeh
      21. Mai 2015

      Da werde ich mal nachfragen.

  3. #5 Bernhard Gruber
    20. Mai 2015

    Die zwei Symbole (Kleeblatt und anschl. Quadrat) in der dritten Zeile stehen wohl als Abkürzung für “Augusta Loge”. Später wird noch mehrmals das Quadrat alleine verwendet (vgl. z.B. in Zeile 4) und “Loge” passt hier immer sehr gut. Allerdings konnte ich nicht ableiten um welche Loge es sich handelt, wenn vor dem Quadrat noch ein anderes Symbol vorangestellt wird (vgl. z.B. in Zeile 7 mit vorangestelltem “W”, auch in der 9. Zeile von unten mit vorangestelltem “W” und Quadrat dahinter).
    Hierbei könnte es sich aber gut um die Berliner Großloge zu den drei Weltkugeln handeln. Zumindest das “W” würde mir hier als Abkürzung gut gefallen.

    Hier werden auch ein paar Namen genannt, vielleicht findet die wer in Jans Liste oben!
    https://books.google.de/books?id=f1EWAwAAQBAJ&pg=PA30&lpg=PA30&dq=augusta+zur+gekr%C3%B6nten+hoffnung&source=bl&ots=7b9WMp01vj&sig=afX2-j-FzY3LVrhz7EgzaZ09D0E&hl=de&sa=X&ei=sY1cVbT_LsH-Up2hgcgO&ved=0CB0Q6AEwAw#v=onepage&q=augusta%20zur%20gekr%C3%B6nten%20hoffnung&f=false

    • #6 Klaus Schmeh
      21. Mai 2015

      Damit sind ja immerhin schon ein paar Zeichen entschlüsselt.

  4. #7 Gert Brantner
    Berlin
    20. Mai 2015

    Das Kleeblatt habe ich als “gB”, geheime Bruderschaft gelesen. So geheim wird sie nicht gewesen sein, eher “diskret”, wie man es damals nannte.
    Bevor mir die Augen tränen, gibt es eine Transkription des lesbaren Teils des Textes? Es ist eigentlich gut zu lesen, aber auf Dauer doch sehr ermüdend. Allerdings würde mich interessieren, was sich da zugetragen hat.

  5. #8 Norbert
    20. Mai 2015

    Ich stimme auf jeden Fall zu, dass das Quadrat für “Loge” stehen muss. Aber nach Augusti benannt ist auf jeden Fall die “W”-Loge, das geht eindeutig aus dem Brief hervor (mag jemand eine Transkription posten? Ich komme erst am Wochenende dazu, alles genau zu lesen).

    Der Brief wurde in Leipzig verfasst. Es geht offenbar darum, dass eine kleine Loge von einer größeren übernommen wurde, die Betroffenen Mitglieder sich in der neuen Gemeinschaft aber nicht wohl fühlen und die alte Loge wieder neu gründen wollen. IMHO spricht vieles dafür, dass die betreffenden Logen in Leipzig angesiedelt waren, nicht in Bonn. Dann dürfte die größere Loge wohl die “Minerva zu den drei Palmen” sein. Vielleicht steht das kleeblattähnliche Symbol für drei Palmen? Jedenfalls würden die aufgezählten Mitglieder, falls meine Annahme zutrifft, der Minervaloge zuzuordnen sein, vielleicht finden sich passende Namen bei

    https://de.wikipedia.org/wiki/Minerva_zu_den_drei_Palmen#Bekannte_Logenmitglieder

  6. #9 Bernhard Gruber
    20. Mai 2015

    Ich kann ebenfalls nur einzelne Textpassagen erahnen. Steht da nicht ganz unten, daß sich die Loge in der Nicolaistraße befindet?

  7. #10 Norbert
    20. Mai 2015

    Nein, der Verfasser gibt an, dass er in der Nicolaistraße logiert 🙂

  8. #11 Bernhard Gruber
    20. Mai 2015

    Danke, nun bin ich überzeugt daß eine Transkription sehr helfen würde.

    Fakt ist, daß unser Herr Augusti Mitglied der Loge “Augusta zur gekrönten Hoffnung” war, die nur ein knappes Jahr bestand. Ist das dann die “W-Loge”? Zumindest würde das passen!

  9. #12 Gert Brantner
    Berlin
    20. Mai 2015

    Interessant wäre auch, wie sich der Brief zeitlich einordnen lässt, der gute Mann ist Zeit seines Lebens recht viel herumgekommen.

  10. #13 Bernhard Gruber
    20. Mai 2015

    die beiden OcPQsTMug

    könnten die beiden Tauchnitz-Brüder sein. Andere Brüder tauchen zumindest in der Liste der bekannten Logenmitglieder nicht auf. Womit aber eine monoalphabetische Verschlüsselung schon mal auszuschließen wäre.

  11. #14 Gert Brantner
    Berlin
    20. Mai 2015

    ..Hoppla, das Neuladen vergessen.. also ich probiere mich einmal am Transkribieren. Wenn mir jemand zuvorkommt: Gut für Ihn! 🙂
    Im übrigen finde ich es erstaunlich wie leicht sich die Handschrift lesen lässt. Mit Kurrent habe ich da wesentlich mehr Schwierigkeiten.

    • #15 Klaus Schmeh
      21. Mai 2015

      Eine Transkription des unverschlüsselten Texts wäre natürlich hilfreich.

  12. #16 Norbert
    21. Mai 2015

    Mein Vorschlag, die Logen in Leipzig zu verorten, war vorschnell – kann ich meinen letzten Post löschen? 😉 Der richtige Ort des “Geschehens” ist ziemlich sicher Jena, wo Augusti studiert und sein erstes Professorenamt bekleidet hat. Der Verfasser des Briefes hat vermutlich nur einen Aufenthalt in Leipzig dazu genutzt, seine Zukunftspläne in Worte zu fassen.

    Die von Bernhard Gruber ins Spiel gebrachte Loge “Augusta zur gekrönten Hoffnung” ist, da bin ich mir jetzt sicher, die von uns als “W-Loge” bezeichnete. Sie wurde in 1807 Jena gegründet, wurde jedoch bald zum Spielball verschiedener Interessen. Goethe hatte da seine Finger im Spiel und intrigierte mittels zweier “Gutachten”. Am Ende wurde, um die unerwünschte Gruppe zu entmachten, die zwischenzeitlich aufgehobene Loge “Anna Amalia zu den drei Rosen” 1808 in Jena wiederbelebt und “Augusta zur gekrönten Hoffnung” mit dieser zwangsvereinigt. Natürlich fühlten sich die Augusta-Brüder dort nicht wohl (man darf annehmen, dass sie mit Absicht so behandelt wurden, dass sie sich nicht wohlfühlten, und der Austritt quasi provoziert wurde).

    All das ist nachzulesen bei Hugo Wernekke, “Goethe und die königliche Kunst” ab Seite 30:
    https://books.google.de/books?id=f1EWAwAAQBAJ
    (leider nicht kostenfrei)

    Also: das “W” in unserer “W-Loge” wird wohl eine stilisierte Krone sein, und das “Kleeblatt” dürfte drei Rosen symbolisieren und für “Anna Amalia zu den drei Rosen” stehen. Damit wären drei Symbole geklärt.

    Auch ein viertes Symbol lässt sich anhand des o.g. Buches zuordnen: die beiden gekreuzten Schwerter stehen für die Stadt Allstedt. Siehe das Stadtwappen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wappen_Allstedt.png

    Auf Seite 30 des genannten Buches wird erwähnt, das “von Allstedt aus Aufnahmen für die dortige (= Jenaer) Loge stattgefunden hatten”.

    Hier noch ein paar Namen, die ich dem Buch entnehme: Der Loge “Augusta zur gekrönten Hoffnung” zuzuordnen wären
    Marezoll, Stark, Hendrich, Metzel

    Zur Loge “Amalia zu den drei Rosen” könnten folgende Namen gehören:
    von Schardt, Bertuch, von Fritsch, Voigt, Müller, Weyland, Ziegesar, Schulze, Werner, Wieland, Reinhold, Ridel, Prinz Bernhard v. Weimar, und natürlich Goethe.

    Vielleicht hilft das ja beim Dechiffrieren der Aufzählung …

  13. #17 Bernhard Gruber
    21. Mai 2015

    Norbert, das hört sich doch schon sehr gut an.

    Ich hatte gestern bereits mit den Namen von Fritsch, Voigt, Metzel, Marezoll, Otto, Stark, Grüner und Loder herumgespielt, leider aber noch ohne Ergebnis.

    Ich werde noch die anderen verschlüsselten Namen in den Briefen untersuchen. Ich hoffe aber noch auf das Transkript von Gert Brantner 🙂

  14. #18 Klaus Schmeh
    21. Mai 2015

    @jan, Berhhard, Gert, Norbert: Vielen Dank für die Arbeit. Hört sich alles sehr interessant an.

  15. #19 Norbert
    21. Mai 2015

    Korrektur: Die Loge Anna Amalia zu den drei Rosen befand (und befindet) sich in Weimar, nicht in Jena. Und sie wurde sicher nicht zu dem Zweck wiederbelebt, um die Jenaer Brüder zu entmachten. (Aber tatsächlich hat Goethe seinen Landesherrn Carl August dazu gebracht, sowohl die eine zu verbieten als auch die andere wiederzuerrichten). Sorry für meine Fehl- und Überinterpretationen.

    Das Buch “Goethe und die königliche Kunst” gibt’s hier kostenfrei einzusehen: https://warburg.sas.ac.uk/pdf/fdd350b2298423.pdf

    Noch ein Punkt: In der Aufzählung tauchen ja “die beiden …” auf. Der zweite verschlüsselte Name auf Seite 1 wird auch mit “die beiden” eingeleitet und sieht demjenigen in der Aufzählung sehr ähnlich. Buchstabe 1, 3, 8 und 9 sind unterschiedlich, der Rest gleich. Wäre es eine Arbeitshypothese, dass hier beide Male derselbe Name verschlüsselt wurde und (zumindest teilweise) verschiedene Geheim- für ein und denselben Klartextbuchstaben existieren? Wenn in der siebtletzten Zeile von Seite 1 des Briefes mit “die Gebrüder K.” auch dieselben Personen gemeint sind (scheint mir plausibel), dann wäre möglicherweise das K schon einmal (bzw. zweimal) zuzuordnen – vorausgesetzt, die chiffrierten Namen sind von links nach rechts geschrieben, und enthalten keine Titel etc.?

  16. #20 Kent
    22. Mai 2015

    This may be a very silly question, particularly since I can’t read the unencrypted parts except some words here and there, but is it completely clear that these are names of people?
    Could they be names of degrees in different orders? I saw on wiki that there was conflict and some left the Old Order with 6/7? degrees and went to a modified Swedish Rite with 10/12 degrees? The document has six encryptions and the list 12

    The Swedish Rite degrees 7 and 8 are both called Knights/Ritter (of the East and West) and the document list has crossed swords next to these numbers. The references to “die beiden ..could that refer to this?

  17. #21 Bernhard Gruber
    22. Mai 2015

    Interesting idea.

    From my point of view the symbol with the flower is a synonym for a special rank, maybe “Meister des Stuhls”.
    a) It’s used on the first page in line 9 and the combination would makes sense for me. You have some symbols here representing a name, followed by “zum gemacht”, which means “elected to”. The flower is a rank!
    b) Second page, the name behind “1)”. After the name you have this flower again. I can imagine that the “Meister des Stuhls” is of course listed as the first person who is interested in leaving.

  18. #22 Kent
    23. Mai 2015

    @ Bernhard Gruber. Thanks. That makes sense. Seems that some plain text is readable which must help. I just looked up the Copiale Cipher solution, another German Freemason type cipher from the 1800s. Seven homophones for E, four for A and N, etc. Eight logograms for concepts. Very tough for short texts, if it is at all similar.

  19. #23 Norbert
    23. Mai 2015

    Ich habe eine längere Zugfahrt genutzt, eine Transkription des Briefes zu erstellen. Es gibt noch einige Fragezeichen, und ich freue mich über Ergänzungen und Berichtigungen!

    https://dl.dropboxusercontent.com/u/24025364/Augusti/AugustiTranskription.txt

    Bei der Transkription der Chiffren habe ich mich an Jans Post (#1) orientiert, mit kleinen Korrekturen. Hier eine Übersicht über die Namen und einige Vorschläge zu homophonen Zeichen:

    https://dl.dropboxusercontent.com/u/24025364/Augusti/AugustiNamen.txt

    Bei den Vorschlägen gehe ich davon aus, dass mehrere Namen mehrmals im Text auftauchen: Erstens “die beiden” (wobei deren erster Buchstabe ein K sein könnte, siehe im Brief “Gebrüder K.”). Zweitens dürfte derjenige, der den Autor “überlistete” identisch mit dem sein, der die alten Utensilien der W-Loge verbrannte. Drittens wird der aktuelle, wir nehmen an, Meister vom Stuhl (Blumensymbol) sowohl im Text als auch später in der Aufzählung erwähnt, und viertens glaube ich, dass mit ihm auch der erste chiffrierte Name identisch ist. Was meint ihr?

    • #24 Klaus Schmeh
      23. Mai 2015

      Vielen Dank für die Transkription! Das war sicherlich eine Menge Arbeit, aber es hat sich bestimmt gelohnt.

  20. #25 Bernhard Gruber
    25. Mai 2015

    Norbert,
    ganz große Klasse, danke für die Transkription. Ich habe ebenfalls Jans Vorschlag im ersten Post abgeändert und muss mal meine Version mit deiner vergleichen. Allerdings habe ich nur zwei Brüder mit “B” gefunden. Ich schau morgen mal nach, wie deren Namen genau lauten.
    “Br.” steht für Bruder oder Brüder, richtig, das schreibt auch Goethe so. “Requiriert” würde mir am Anfang besser gefallen, aber entziffern kann ich es nicht. Und ich habe es auch falsch geschrieben: Es muß “Meister zum Stuhl” heissen.

  21. #26 Bernhard Gruber
    25. Mai 2015

    Nachtrag: Der Brief ging auf jeden Fall an Augusti, sonst würde hier nicht stehen “und nach dir benannten W [□] fortleben”. Die Loge wurde also nach Augusti benannt: “Augusta zur gekrönten Hoffnung”! Nun brauchen wir noch den Schreiberling.

  22. #27 Norbert
    25. Mai 2015

    Es gab Fehler in meiner Transkription der Namen (bei {1.3} und bei {8}, letzteres ist auch schon falsch bei #1). Sorry! Ich hab die Dateien aktualisiert, jetzt stimmt es hoffentlich.

    Ich hatte schon ein paar Namensvorschläge ausgearbeitet, aber das muss jetzt alles noch einmal in Ruhe auf den Prüfstand. Insbesondere bei {8} hatte ich auf ?E?E? getippt, was jetzt so nicht mehr zu halten ist.

    Wie man dem Brief nahelegt, befinden sich die beiden Logen, um die es geht, in ein und derselben Stadt. Wenn wir die Augusta-Loge in Jena als wahrscheinlichste Kandidatin für “W-Loge” annehmen, fällt also die Weimarer Anna Amalia zu den drei Rosen weg. Es gab allerdings in Jena auch einmal eine Loge “Zu den drei Rosen”, gestiftet 1743 oder 1762 (je nach Quelle), geschlossen 1764. Die käme dann eher wieder infrage.

    Man kann dem Brief auch entnehmen, dass die “W-Loge” inoffiziell, als Geheimloge, gegründet werden soll, denn die anderen sollen ja nichts mitbekommen. Und die Tatsache, dass der Schreiber Augusti die Mitglieder der anderen Loge namentlich aufzählt, könnte möglicherweise dafür sprechen, dass diese ebenfalls im Untergrund neuerrichtet wurde. Das spricht zumindest nicht gegen die Jenaer Drei-Rosen-Loge.

    Im Übrigen ist mir nicht klar, ob wir uns zeitlich vor oder nach der offziellen Präsenz der Augusta-Loge befinden. Augusti war jedenfalls nach dem Verbot der Augusta-Loge wenn überhaupt, dann nur noch kurz in Jena: 1808 promovierte er in Rinteln, war also weit weg vom Geschehen (was weder das eine noch das andere Szenario ausschließt).

  23. #28 Bernhard Gruber
    26. Mai 2015

    Hier die drei Brüderpaare, die mir beim Recherchieren zu den Logen auffielen. Könnte gut sein, daß es sich hierbei um die “Gebrüder K.” oder “die beiden” handelt.

    1.1 Legationsrat Friedrich Justin Bertuch
    1.2 Carl Bertuch jun.

    2.1 Christian Gottlieb von Voigt der Ältere
    2.2 Geh. Regierungsrat von Voigt der Jüngere

    3.1 Polizeipräsident Karl Wilhelm von Fritsch
    3.2 Geheimrat Jakob Friedrich von Fritsch

    Leider habe ich derzeit keinen Zugriff auf die aktualisierte Transkription. Aber ich bleib dran!

  24. #29 leo
    26. Mai 2015

    Im “Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei” Band 1 aus dem Jahr 1900 ist unter dem Stichwort “Jena” eine knappe zeitliche Einordnung der Logen “Zu den drei Rosen” und “Augusta zur gekrönten Hoffnung” zu finden. Es wird die Stiftung und das Ende beider Logen aufgezählt, wobei ein “leerer” Zeitraum zwischen dem Ende der Rosen- und der Stiftung der Augusta-Loge besteht (1764-1807). Hier wäre evtl. der Brief einzuordnen, da zu Beginn die Rede von “..wieder zusammen getreten, und ließen so ihre (Rosen-) Loge nicht untergehen [nachdem sie aufgehoben wurde]..” ist. Zu dem Zeitpunkt muss jedoch auch die Augusta-Loge schoneinmal bestanden haben, zu welcher der Autor gedenkt wieder zurückzukehren bzw sie “wieder zu beleben” (“..Wunsch, unsere Augusta-Loge wieder zu errichten, und M. wie du aus dessen Brief ersiehst, wird von demselben Eifer beseelt..” -> M. = Marezoll? Er war der erste Meister der (offiziellen?) Augusta-Loge). Hier ist der Link zu besagtem Buch (Buchseite 502):

    https://www.archive.org/stream/allgemeineshand03unkngoog#page/n514/mode/1up

    Ebenfalls vermute ich, dass sich die Rede von “Brüder” (Br. ; nicht Gebrüder) einfach nur auf Mitglieder der Loge bezieht. Wäre es außerdem möglich, dass Name (1.3) und (2.) die selbe Person ist? “..Sie haben von ihrer Wiedervereinigung an (1.3) (Blumensymbol: Meister vom Stuhl?) gemacht, der es auch bis jetzt gewesen; weil er aber in einigen Wochen abgeht, so hat er sein Amt niedergelegt..” Und: “..(2.) (darunter klein:) Dieser geht auf Ostern ab von hier..” Allerdings würden sich so immer mehr Zeichen für einen Buchstaben überschneiden, sodass Person (1.) viermal den gleichen Buchstaben im Namen hätte.. (falls ich mich nicht “verrechnet” habe; andererseits müssen einige Buchstaben auch mehreren Zeichen zuzuordnen sein bei dieser Menge verschiedener Zeichen)

  25. #30 Bernhard Gruber
    28. Mai 2015

    Ich bin mir nicht sicher, ob i und j zusammen einen Titel darstellen sollen. Bei den Namen {1} und {3} sieht es so aus, aber bei {1.3} bin ich mir sicher, daß die Blüte alleine das Synonym für “Meister vom Stuhl” ist, ohne i davor.

    {1.2} sieht so aus, als bestünde der Name aus 12 Symbolen, sehe ich das richtig? Die letzten drei Zeichen kann ich nicht deuten. Ich erkenne da keine 1 7 7, auch die beiden 7 sehen unterschiedlich aus. Was sollte eine Zahl hinter dem Namen bedeuten können?

    Bei {3} sehe ich ebenfalls ein h, kein eigenes Zeichen. Das dritte Zeichen ist aus meiner Sicht kein eigenes Zeichen, sondern ein verunglücktes t.

  26. #31 Bernhard Gruber
    28. Mai 2015

    Folgende Namen sollten in der Liste auftauchen:
    Konsistorialrat J. G. Marezoll
    Professor J. C. Stark der Ältere
    Weimarischer Major von Hendrich
    Exkaufmann W. Metzel

    Vgl.: https://ora-web.swkk.de/goe_reg_online/regest.vollanzeige1?id=7427&p_lfdnr=7474&p_reg_art=Reg_Datum1&s_par=1808&n_par=1

  27. #33 Norbert
    28. Mai 2015

    @ Bernhard (#30): Danke für die Hinweise! Mir fällt auf, dass bei {2} das Zeichen vor “177” nicht dem [i] ähnelt, sondern dem [U] – dem letzten Zeichen vom Namens des Verfassers. Habe es in meiner Transkription korrigiert. Aber ich stimme zu, dass es sich hier wohl nicht um Ziffern handelt, sondern um Chiffren.

    Zwei Ideen dazu: 1) Es könnte sich bei den tiefgestellten Zeichen um (ggf. abgekürzte) Vornamen handeln. 2) Etwas weiter hergeholt: Für den Konstantistenorden (dazu schreibe ich noch einen weiteren Post) lassen sich verschiedene Abkürzungen finden, die meisten enthalten “F.C.C.” Zum Beispiel “F.C.C.S.” für Fratres Conjuncti Constantiae Societas. Wenn man das umdreht zu Societas Fratrorum etc., erhält man S.F.C.C., das würde dem Muster der vier klein geschriebenen Zeichen entsprechen. Dann wäre dies ein Hinweis darauf, dass die Nr. 2 der Liste zusätzlich Mitglied im Konstantistenorden ist? (Das wäre hinfällig, wenn die beiden “7” doch unterschiedliche Zeichen sind, was ich schwer zu entscheiden finde, weil das Pergament hier gefaltet ist.)

  28. #34 Norbert
    28. Mai 2015

    Ich versuche mich gerade in Bibliotheken zum Thema einzulesen. Kurzer Zwischenbericht:

    Die Namensähnlichkeit von Augusti zur “Augusta-Loge” ist ein wichtiger Anhaltspunkt, eigentlich das Handgreiflichste, das wir haben. Andererseits: solange wir nicht weitere Indizien dafür finden, sollten wir auch nicht die Zeit vernachlässigen, in der Augusti in Jena Student war (1790-1798, wo er Privatdozent wurde). In dieser Zeit gab es in Jena eine rege Tätigkeit von mindestens fünf “Studentenorden”, die teilweise die Rituale und Requisiten der Freimaurer übernahmen (also womöglich auch Leuchter und Sanduhr). Etwa jeder dritte Jenaer Student gehörte damals einem solchen Orden an.

    Im einzelnen waren das: die Amicisten, die Unitisten, die Harmonisten (evtl. eine Abspaltung von den Amicisten), die Inseparabilisten und die Konstantisten (und vermutlich noch einige andere, von den genannten kann keine von Augusti gegründet worden sein). Ich hoffe demnächst mehr Lektüre darüber zur Verfügung zu haben. Auf jeden Fall scheinen sich z.B. die Konstantisten sowohl 1794 als auch 1798 neu gegründet zu haben. Auch war es Usus, Studenten von einer Hochschule zu einer anderen migrieren zu lassen, um die dort ansässigen Ordensbrüder zu verstärken. Vergleiche die Mitglieder, die aus [Symbol gekreuzte Schwerter] angeworben wurden und das mehrmalige “geht ab” im Brief! Dieser Ausdruck wurde m.W. für Studenten gebraucht, wenn sie die Hochschule verließen. (Allerdings gab es in Allstedt nie eine Universität – dann hätte ich das Symbol wohl falsch gedeutet).

  29. #35 Bernhard Gruber
    29. Mai 2015

    @Norbert: Bei mir kommt das Zeichen vor der 177 ebenfalls am Ende des Namens vor (bei mir ist es ein [S]). Ich wollte mein komplettes Excel Spreadsheet anpassen, damit wir auch immer von den gleichen Buchstaben sprechen, aber dazu brauche ich ein paar Tage. Momentan kann ich für jedes Zeichen einen Buchstaben eingeben und Excel ersetzt mir überall die Zeichen automatisch.

    Die Namensgleichheit bzgl. Augusti steht für mich fest. Goethe spricht davon und es gibt Hinweise darauf auf den beiden Briefseiten. Und hier auch noch der Hinweis auf die Ernennungsurkunde https://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=20&klassId=21&tektId=46&id=014

    Wenn wir doch nur einen Scan der Ernennungsurkunde hätten! Da steht doch bestimmt der Name des Meisters vom Stuhl drauf!

    @Klaus: Kommst Du da irgendwie ran?

    • #36 Klaus Schmeh
      29. Mai 2015

      >@Klaus: Kommst Du da irgendwie ran?
      Ja, ich bekomme voraussichtlich in den nächsten Tagen die „Lehrlings-Urkunde der Freimaurer Loge Augusta zur gekrönten Hoffnung für Johann Christian Wilhelm Augusti“ vom 13.11.1807. Ich werde sie dann hier veröffentlichen.

      Vielen Dank an alle für die aufwendige Arbeit! So macht das Bloggen Spaß.

  30. #37 Bernhard Gruber
    29. Mai 2015

    Nachtrag: Ich habe mit Frau Dr. Pilger vom Bonner Stadtarchiv Kontakt aufgenommen und angefragt, ob es die Ernennungsurkunde in digitaler Form gibt. Ich wette, daß sie von {1.3} unterschrieben ist! Nur wer ist es?

  31. #38 Norbert
    29. Mai 2015

    Da bin ich auch gespannt 🙂

    Der Unterzeichner dürfte Marezoll sein. Aber die chiffrierten Namen im Brief inklusive {1.3} gehören doch gar nicht zu dieser, sondern zu der “Konkurrenz”-Loge! Nur zwei verschiedene chiffrierte Namen sind m.E. ehemalige Mitglieder (und Neugründer in spe) der von Augusti gegründeten Loge – der Autor des Briefes und “die Beiden” (vermutlich identisch mit “die Gebrüder K.”)

    Aber wenn wir diese beiden Namen auf der Urkunde zuordnen könnten (vielleicht sind ja alle bei der Zeremonie anwesenden Brüder aufgeführt), wären wir ja schon einen riesigen Schritt weiter.

  32. #39 Bernhard Gruber
    29. Mai 2015

    Richtig, ich gehe ebenfalls von Johann Gottlieb Marezoll aus.

    In dem bei #32 geposteten Link sind auch noch andere Namen erwähnt. Ich habe bereits alle möglichen Namen gesammelt. Ich habe inzwischen nun auch das vierte mögliche Brüderpaar (namens “Stark”). Anfangs ging ich sogar davon aus, daß J. C. Stark der Ältere der Autor des Briefes ist. Ich komme dann aber bei der Dechiffrierung auf keinen der anderen Namen 🙁
    Wobei ich davon ausging, daß er mit “Stark” unterschrieb, was er doch aber bestimmt nicht tun würde. Kann ich davon ausgehen, daß er nur mit dem Vornamen unterschreibt? Oder er hat gar nicht unterschrieben und nur “und ich” am Ende geschrieben, da er dem Empfänger ja namentlich bekannt war und {2.3} ist nur ein verschlüsselter Freimaurergruß!

    Ebenfalls möglich ist, daß mit “die beiden” gar keine Namen gemeint sind, sondern eine Ortsbezeichnung. Dann tippe ich auf “die beiden Allstedter” (Buchdruckerherr J. K. Wesselhöft und Postmeister K. A. Becker).

    Wir brauchen die Ernennungsurkunde!

  33. #40 Norbert
    29. Mai 2015

    And now for something completely different: Ich habe endlich entziffern können, was beim sonntäglichen Convent getrunken wurde: Trester! Laut Grimm’s DWB auch eine Abkürzung für Tresterbranntwein, mithin – Grappa 🙂

    • #41 Klaus Schmeh
      29. Mai 2015

      Interessant. Wieder was gelernt.

  34. #42 Bernhard Gruber
    29. Mai 2015

    Danke Klaus, Norbert und ich versprechen uns viel von der Urkunde!

    @Norbert: Trester? Grappa! Sagenhaft!
    Wie heisst es so schön: Again what learnt!
    Allen ein erholsames Wochenende!

  35. #43 Norbert
    31. Mai 2015

    Mir gehen einige Fragen im Kopf herum, die mit “Leipzig” zu tun haben. Warum kann die W-Loge nicht mehr neugegründet werden, wenn “wir bald Leipzig verlassen werden”? Wer ist überhaupt “wir”? Und wie ist es zu verstehen, wenn der sich in Leipzig aufhaltende Autor schreibt “geht auf Ostern ab von hier”: müsste “hier” dann nicht Leipzig heißen?

    Und noch etwas: Der Autor chiffriert sorgsam alle Namen (nicht nur eine Freimaurer-Marotte, sondern im Hinblick auf die Obrigkeit eine wichtige Vorsichtsmaßnahme). Auch seinen eigenen Namen schreibt er nicht im Klartext. Aber wo man ihn finden kann, in der Nicolaistraße bei Groß, das schreibt er im Klartext aus. Wenn der Brief abgefangen wird, würde nicht die Geheimpolizei sofort dort an die Türe klopfen? Warum chiffriert er seinen Aufenthaltsort nicht? Oder sind “Leipzig” und “Nicolaistraße” nur Codewörter für eine Adresse etwa in Jena? Das wäre nicht so abwegig: Bei den Illuminaten gab es solche Codewörter, “Rom” bedeutete z.B. Wien, siehe den Schriftwechsel v. Carl Leonhard Reinhold, Illuminat in Jena. Aber die Illuminaten hatten auch Decknamen für ihre Mitglieder, Reinhold etwa war “Decius” – hoffen wir, dass es bei uns nicht so kompliziert wird 😉

  36. #44 Bernhard Gruber
    1. Juni 2015

    Interessante Beobachtung!
    Ich glaube der Autor nennt seinen Namen gar nicht. In der Aufzählung erscheint nur das “und ich” und der verschlüsselte “Name” bedeutet etwas anderes.

    Außerdem bin ich der Meinung daß sich der Autor nicht gegen die Obrigkeit absichern möchte und deshalb verschlüsselt. Vielmehr macht es fast mehr Sinn die Namen zu verschlüsseln, damit auch andere Logenmitglieder die Namen nicht lesen können.

    Ich hoffe immer noch daß die Ernennungsurkunde Licht ins Dunkel bringt. Die Rumspielerei mit der homophonen Verschlüsselung war zeitintensiv und brachte nicht wirklich ein Ergebnis …

    • #45 Norbert
      1. Juni 2015

      Jepp, die “Unterschrift” könnte durchaus ein Logenmotto o.ä. sein. Ich gebe mal zum Besten, auf welche Namen ich beim Herumspielen mit den Symbolen gekommen bin. Vorausschicken muss ich, dass ich dabei von den Namensgleichheiten (siehe #23) ausging. Ein großes Problem bei dieser Theorie besteht zugegebenermaßen darin, dass der ursprüngliche Meister {1.3} offenbar nicht mehr in der Aufzählung auftaucht, obwohl er doch erst “in einigen Wochen abgeht”.

      Auffällig war das Muster der Nr. 5 in der Aufzählung, für das ich keinen anderen Namen fand als “Heidenreich” – und dann ergab sich automatisch für Nr. 11 “Reinhard” und recht vielversprechende Buchstaben in fast allen anderen Namen. Trotzdem sind die folgenden Vorschläge natürlich absolut spekulativ – ohne konkrete Personen, denen man sie zuordnen könnte, also ziemlich wertlos!

      {1.1} GRAUPNER = {1.4} = {1}
      {1.2} KAU?I??HE = {2.2}
      {1.3} TEUSCHER
      {1.5} ?RENZEL (Frenzel oder Prenzel?) = {2.1}
      {2} ZITZMANN
      {3} WIRTHGEN
      {4} PIERENZ
      {5} HEIDENREICH
      {6} GRAEFE
      {7} RITTER
      {8} ERTEL
      {9} HAGER
      {10} U?RI?I
      {11} REINHARD
      {12} SCHIERZ
      {2.3} DAM??

      Einzig und allein für “Heidenreich” hätte ich einen Kandidaten, der hier erwähnt wird:

      https://www.burgkeller-jena.de/index.php?id=15

      Carl Friedrich Heidenreich aus Jena (gest. 1839), der zeitweise (nach 1800) den Gasthof “Grüne Tanne” besaß, in dem 1815 die Urburschenschaft gegründet wurde. Einer der Vorbesitzer war Joachim Georg Darjes (1714-1791), seinerseits Meister vom Stuhl der Loge “Zu den drei Rosen”. Also könnte man hier durchaus Spekulationen anstellen, dass die im Untergrund wiederbelebte Drei-Rosen-Loge versuchte, die alten Gebäude wieder in ihre Hand zu bekommen …

  37. #46 Bernhard Gruber
    1. Juni 2015

    Ich kann leider zu meiner Namensliste keine Gemeinsamkeiten entdecken.
    Passt statt ZITZMANN evtl. (von) ZIEGESAR?
    Statt PIERENZ vielleicht PRINZ (Bernhard v. Weimar)?

    Auf die Symbolanzahl würde ich wenig Rücksicht nehmen, da es gut sein kann, daß für einzelne Klartextbigramme nur ein einziges Zeichen verwendet wurde. So hatte ich die Zeichen mit ‘.’ schon in Verdacht, daß es sich hierbei um Buchstabenwiederholungen handelt (viel mir auf, als ich versuchte unseren Herrn Marezoll irgendwo zu entdecken).

  38. #47 Bernhard Gruber
    1. Juni 2015

    P.S.: Mir gefällt übrigens daß unser guter Goethe ebenfalls in der “Grünen Tanne” weilte!

  39. #48 Norbert
    3. Juni 2015

    Nicht der erste Fehler, der mir in diesem Thread unterlaufen ist (seufz): Das Sache mit dem Grappa kommt doch nicht hin. Der erste Buchstabe des fraglichen Wortes hat zu große Ähnlichkeit mit dem großen K bei “Klugheit” und “Korn”, also kann “Trester” nicht stimmen. Sorry! Kann jemand das Wort entziffern? Könnte es “Kaffee” heißen? (Im Gegenzug würde ich das Wort vor “Großens” jetzt als “Kaufm.”, also Kaufmann lesen.)

    Ich habe eine möglicherweise heiße Fährte bei den Studentenorden der 1790er Jahre aufgenommen – aber bevor es wieder so ein Schnellschuss wird, recherchiere ich erst einmal weiter …

  40. #49 Bernhard Gruber
    9. Juni 2015

    Frau Dr. Pilger vom Bonner Stadtarchiv meldet sich leider nicht. Die Ernennungsurkunde wäre sehr interessant!

  41. #50 Ben
    Bonn
    14. Juli 2015

    Seeing Trester Goetting in line 12

  42. #51 Bernhard Gruber
    7. August 2015

    @Klaus #36: Hat sich bzgl. der Ernennungsurkunde nochmal wer gemeldet?

    • #52 Klaus Schmeh
      8. August 2015

      Nein, ich habe keine neuen Informationen.

  43. #53 Norbert
    7. August 2015

    Das würde sehr zur Klärung beitragen. Ich bin allerdings inzwischen überzeugt, dass der Brief nichts mit der Freimaurerloge “Augusta zur gekrönten Hoffnung” zu tun hat, sondern Mitte der 1790er Jahre geschrieben wurde.

    Ich habe nämlich in den letzten Wochen viele Stunden in Bibliotheken (virtuellen und echten) verbracht und glaube, endlich eine belastbare Lösung des größten Teils des Kryptogramms samt Hypothese zu den Hintergründen liefern zu können.

    Der wichtigste Fakt zuerst: Augusti hat zwar ab 1790 in Jena studiert und sich 1798 ebendort habilitiert, wie man bei Wikipedia und Allgemeiner/Neuer Deutscher Biographie erfährt. Was aber in der Zwischenzeit passierte, wird dort nicht erwähnt: am 15.05.1792 immatrikulierte er sich in Leipzig, und anschließend – wann genau, weiß ich noch nicht, aber spätestens 1796 – zog er für einige Zeit nach Gotha (in die Nähe des Elternhauses), um sich ab 1798 wieder in Jena anzusiedeln.

    Meine Hypothese: Augusti hatte 1792 oder wenig später in Leipzig die “W-Loge” als Loge eines sogenannten Studentenordens gegründet. Die Loge hat sich zwischenzeitlich aufgelöst, Augusti lebt inzwischen in Gotha, und der Brief wird von Leipzig nach Gotha geschickt. So macht alles einen Sinn. Der Autor des Briefes ist mit seinem Studium (so gut wie) fertig oder plant einen Hochschulwechsel, jedenfalls wird er bald aus Leipzig wegziehen, möchte aber zuvor die alte Loge wiederbeleben und fragt Augusti deswegen um Rat.

    Ich habe, und das ist der springende Punkt, für alle Namen zeitlich passende Immatrikulationseinträge in Leipzig finden können (nur der Name des Autors ist ein wenig problematisch, siehe unten). Daher denke ich, dass Hypothese und Dechiffrierung als sehr plausibel gelten können. Im folgenden meine Klartextnamen – dort, wo ich nur einen einzigen passenden Matrikeleintrag fand, die Zuordnung also eindeutig ist, gebe ich den vollständigen Namen an. Zunächst die nummerierte Aufzählung der zweiten Briefseite:

    {1} GRAUBNER
    {2} ZITZMANN
    {3} WIRTHGEN
    {4} Heinrich Christian BOERENZ
    {5} HEIDENREICH
    {6} Heinrich Gottlob GRAEVE
    {7} Karl Friedrich Christian RITTER
    {8} Christian Wilhelm ORTEL
    {9} Johann Daniel HAGER
    {10} Christian Ferdinand ULRICI
    {11} REINHARD
    {12} Friedrich Gottlieb SCHIERZ

    Die übrigen Namen:

    {1.2} die beiden KAUPISCHE (Johann Heinrich Gottfried und Johann Leonhard Christian Kaupisch)
    {1.3} Karl Friedrich Theophil TEUSCHER
    {1.5} FRENZEL (evtl. PRENZEL)
    {2.3} DAM??

    Der Autor dürfte m.E. mit einiger Wahrscheinlichkeit Karl Christian Adolph DAMM aus Zöblitz gewesen sein, nur haben wir dann ein Zeichen zuviel im chiffrierten Namen. Das letzte Symbol könnte aber z.B. einen Ordensgrad bezeichnen.

    Nach allem, was ich über die Personen in Erfahrung bringen konnte, könnte der Brief Anfang 1796 oder Ende 1795 geschrieben worden sein, mit ziemlicher Sicherheit aber zwischen 1794 und 1797.

    Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt sich bei beiden Logen um solche des “Amicisten”-Ordens in Leipzig. Die von mir studierten Quellen wissen zwar nur von einer derartigen, nämlich dem ehemaligen Orden der “Indissolubilisten”, welcher sich am 14.05.1792 mit den Jenaer Amicisten vereinigt hatte. (Man beachte, dass Augusti sich nur einen Tag später in Leipzig immatrikulierte!) In Jena aber gab es zum Zeitpunkt der Vereinigung tatsächlich zwei eigenständige Logen der Amicisten: die “alte” und die “gelehrte” Loge. In letzterer wandte man sich u.a. gegen das Duellwesen und war mehr an literarischer Arbeit interessiert. Die gelehrte Loge hieß auch “Winkelloge”, und ebendas könnte neben dem sehr naheliegenden “Wilhelm-Loge” (Augustis Rufname afaik) die Bedeutung von “W-Loge” sein. Jedenfalls halte ich es für das wahrscheinlichste Szenario, dass Augusti bereits in Jena der Winkelloge beigetreten war und 1792 (oder wenig später) in Leipzig zusätzlich zu der neuen Amicisten-Loge (ehemals Indissolubilisten) eine weitere Winkelloge nach Jenaer Vorbild gründete.

    Die gekreuzten Schwerter stehen für JENA bzw. die Jenaer Amicisten, denn Ritter und Ortel waren vor Leipzig in Jena immatrikuliert. Dazu passt, dass sich die Jenaer Amicistenloge um 1793 den Namen “Zu den zwei Schwertern” gegeben hatte (zu dieser Zeit gab es offenbar nur noch eine Amicistenloge in Jena).

    Ich suche u.a. noch nach Quellen, die eine Freundschaft oder Verbindung zwischen den einzelnen der genannten Personen belegen. Bislang konnte ich immerhin herausfinden, dass Gräve (zu dem ein Wikipedia-Eintrag existiert) und Schierz später beide gleichzeitig Mitglieder der 1802 in Bautzen gegründeten Freimaurerloge “Zur goldenen Mauer” waren.

    Die Bedeutung der tiefgestellten/kleingeschriebenen Symbole ist mir noch nicht ganz klar. Teilweise könnten sie Ordensgrade angeben, teilweise Logenämter. Eine logische Rangfolge der Logenämter wäre 1. Logenmeister (die sichere Bedeutung des Blumensymbols), 2. Unterlogenmeister, 3. Zeremonienbruder (eindeutig die Bedeutung von “Cer.Br.”), 4. Sekretär. Es könnten auch Vornamens-Initiale sein, was ich aber für unwahrscheinlich halte.

    Das war die Kurzfassung meiner Hypothese. Die Langfassung enthält die vollständigen Namen aller als Logenmitglieder infrage kommenden Studenten, viele Zwischenschritte, im Grunde alles, was ich bis jetzt zusammentragen konnte, und vor allem Belege und Quellenangaben. Ich freue mich, wenn sich jemand die Mühe macht, das mit kritischem Blick durchzulesen 😉

    https://dl.dropboxusercontent.com/u/24025364/Augusti/AugustiKryptogrammVersuchEinerDechiffrierung.pdf

    (@Klaus: Bitte um Nachricht, falls in diesem Dokument Urheberrechte des Blogs verletzt wurden)

  44. #54 Kent
    9. August 2015

    @Norbert. This really looks very interesting and promising! I was afraid maybe the names were really cryptonyms. I would not worry about the “3” after Dam? This symbols also occurs, clearly as a postscript, after name 2.2 (ZITZMANN), so is probably not part of the name. It will take me some time to read the whole paper, my German being what it is.

    Is there any information about other student correspondence, diaries, for example, with text other than names that may have been created in this system? With this many names logically matched I suspect you are on pretty firm ground but if it also could be matched to natural language text, that would be an excellent proof.

    This person Damm appears to have been at University in Leipzig starting in 1792 and for three years? Would this not narrow the period to those three years, ending 1795, or do you think he may have continued in the student life after graduation?

    Very impressive!