Vor etwa 80 Jahren stellte eine Firma namens FRAMI ein Verschlüsselungsgerät her. Leider ist völlig unklar, wie und wozu dieses genutzt wurde.
Was ist das für ein Gerät und wozu wurde es verwendet?
Diese Frage stellt sich immer wieder, wenn man sich alte Verschlüsselungsmaschinen anschaut. Nahezu jedes Museum und jeder Sammler im Krypto-Bereich hat das eine oder andere Exponat im Fundus, das derartige Rätsel aufgibt. Kein Wunder, Verschlüsselungstechnik ist nun einmal eine geheime Angelegenheit, und so sind Handbücher, Zeitzeugenberichte und ähnliche Quellen oft Mangelware.
Wenn Verschlüsselungsgeräte Rätsel aufgeben
Dementsprechend habe ich auch auf Klausis Krypto Kolumne schon so manches Verschlüsselungsgerät vorgestellt, das Rätsel aufgibt. Mit Hilfe meiner Leser konnte ich dabei schon einige Erfolge erzielen. So stellte ich vor zwei Jahren eine zum Verschlüsselungsapparat umgebaute Schreibmaschine namens Sphinx vor. Die Sphinx ist ein ungewöhnliches Einzelstück aus der Sammlung des Schreibmaschinenmuseums in Pfäffikon (Schweiz). Der Leser Richard Santa Coloma fand interessante Informationen dazu.
Letztes Jahr beschrieb ich ein ungewöhnliches Ausstellungsstück aus der Chiffriermaschinen-Sammlung des Deutschen Museums. Blog-Leser Tobias Schrödel kannte eine Beschreibung dieser Vorrichtung in einem alten Krypto-Buch.
Andere Suchen blieben dagegen bisher erfolglos. So konnte mir bisher niemand sagen, was es mit einem deutschen Chiffrierzylinder aus dem Zweiten Weltkrieg auf sich hatte, der von der gleichen Firma wie die Enigma hergestellt wurde. Ebenfalls ein Rätsel bleibt eine Verschlüsselungsmaschine aus England, über die ich 2014 berichtet habe.
Das FRAMI-Gerät
Heute will ich von einem weiteren Verschlüsselungsgerät berichten, dessen Herkunft und Zweck im Dunkeln liegt. Es stammt aus der Sammlung des Österreichers Günter Hütter. Herr Hütter hat es mir 2007 gezeigt. Ich habe es 2008 in meinem Buch Codeknacker gegen Codemacher vorgestellt. Leider konnte mir bisher niemand etwas Genaueres zu diesem Apparat sagen. Meines Wissens ist kein zweites Exemplar erhalten geblieben.
Das fragliche Gerät stammt aus einer Bank in Dresden. Es trägt die Aufschrift FRAMI. Es handelt sich dabei um eine Vorrichtung, bei der sich zwei Ringe gegeneinander verdrehen lassen. Die beiden Ringe sind mit jeweils 28 Buchstaben (dem Alphabet ohne I bzw. J sowie den drei Umlauten) markiert und intern verdrahtet. Im Gegensatz zur Enigma ist kein automatischer Fortschaltmechanismus erkennbar.
Das FRAMI-Gerät ist für sich genommen nutzlos. Es wurde vermutlich an einen anderen Apparat angschlossen. Vielleicht handelt es sich auch nur um ein Fragment.
Hersteller des Apparats war eine offensichtlich eine deutsche Firma namens FRAMI. Ich konnte dieses Unternehmen bisher nicht identifizieren. Möglicherweise ist der Firmenname aus den ersten Buchstaben des Vor- und Nachnamens des Gründers zusammengesetzt. Als Vorname käme dann wohl vor allem Franz infrage (Frank war damals noch nicht so weit verbreitet). Mögliche Nachnamen sind Miller, Michel, Milowitsch oder Michael.
Die Aufprägung DRGM (Deutsches Reich Gebrauchsmuster) war laut Wikipedia zwischen 1891 und 1945 in Verwendung. Außerdem sind die Abkürzungen DRPa (Deutsches Reichspatent angemeldet) und DRWz (Deutsches Reich Warenzeichen) zu erkennen.
Der Kunststoff Bakelit, aus dem das FRAMI-Gerät gefertigt ist, lasst auf eine Entstehungszeit in den Zwanziger- oder Dreißiger-Jahren schließen. Bakelit wurde als vergleichsweise teures Material nur fiir hochwertige Gegenstande verwendet. Es dürfte sich also kaum um ein Kinderspielzeug gehandelt haben.
Kann jemand etwas zu diesem Gerät sagen? Ich wäre sehr daran interessiert.
Follow @KlausSchmeh
Zum Weiterlesen: Kuriose Verschlüsselungsmaschinen, Folge 8: Bildverschlüsselung im Jahr 1924
Kommentare (25)