E-Mail-Verschlüsselung wird selten genutzt. Den meisten Anwendern ist der Umgang mit PGP und Co. viel zu umständlich. Zwei konkurrierende Lösungen mit den bezeichnenden Namen “Volksverschlüsselung” und “Pretty Easy Privacy” wollen das ändern.
Über den Sinn und Unsinn von E-Mail-Verschlüsselung habe ich schon öfters gebloggt und Vorträge gehalten. Unbestritten handelt es sich um ein wichtiges Thema – schließlich lesen die NSA und andere Geheimdienste gerne mit. Unbestritten ist jedoch auch, dass E-Mail-Verschlüsselung in der Praxis ziemlich kompliziert ist. Und deshalb macht es keiner.
Dem unbedarften Anwender wird einiges zugemutet, wenn er ein E-Mail-Verschlüsselungsprogramm einsetzen will. Er muss ein Verständnis für digitale Zertifikate, öffentliche Schlüssel und ähnliche Dinge haben. Er muss sich mit zwei inkompatiblen Formaten (PGP und S/MIME) herumschlagen. Er muss Produkte nutzen, die oft noch immer nicht ausgereift sind. Wenn es auf dem PC endlich funktioniert, muss er die Sache noch auf dem Smartphone und dem Tablet zum Laufen bringen. Ist auch das erledigt, müssen seine Kommunikationspartner erst einmal das gleiche tun.
Nicht umsonst hat der Kryptologe Bruce Schneier E-Mail letztes Jahr als “fundamentally unsecurable” bezeichnet.
Zwei Lösungen auf einmal
Wenn E-Mail-Verschlüsselung überhaupt halbwegs funktionieren soll, benötigen wir eine Lösung, die so benutzerfreundlich wie möglich ist. Sie muss auf allen gängigen Betriebssystemen gleichermaßen lauffähig sein, mit PGP und S/MIME gleichermaßen zurecht kommen und obendrein eine maximal verständliche Benutzeroberfläche bieten.
Von so einer Lösung können wir bisher nur träumen.
Aber immerhin: Es gibt zwei (voneinander unabhängige) Projekte, die genau so etwas schaffen wollen. Sie heißen Volksverschlüsselung und Pretty Easy Privacy (PEP). Wie es der Zufall will, haben beide Anbieter nun fast zeitgleich ihre erste Software auf den Markt gebracht.
Letzte Woche erschien die erste Version der Volksverschlüsselung. Sie stammt vom Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie (SIT) und nutzt das S/MIME-Format. Bisher können nur Windows-Anwender das Produkt nutzen, und zwar für Outlook und Thunderbird. Die digitalen Zertifikate kommen vom Trust Center der Deutschen Telekom.
Über die Veröffentlichung der PEP-Software hat Heise Security heute berichtet. Dieses Programm ist also brandneu. Anscheinend gibt es das Produkt für Outlook und für Android. Es unterstützt PGP, kann aber auch mit S/MIME umgehen.
Es gibt noch viel zu tun
Die Idee, E-Mail-Verschlüsselung möglichst einfach zu machen, ist zweifellos gut und wichtig. Sowohl die Volksverschlüsselung als auch PEP haben jedoch noch einen weiten Weg vor sich. Wie benutzerfreundlich sie sind, muss sich erst einmal zeigen. Außerdem ist das Portfolio der bisher unterstützten Betriebssysteme und E-Mail-Clients ohne Zweifel noch ausbaufähig.
Aber immerhin, es tut sich etwas. Falls jemand Erfahrungen mit einem dieser Produkte gemacht hat, würde ich mich über einen Kommentar freuen.
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Zum Weiterlesen: Telefongespräche abhören, E-Mails mitlesen: So funktioniert’s
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