1914 verschickte ein deutscher Soldat eine verschlüsselte Brieftauben-Nachricht von Lötzen nach Königsberg. Die Buchstaben-Häufigkeiten sprechen für eine Transpositions-Chiffre. Kann ein Leser diese Nachricht knacken?
English version (translated with DeepL)
Im Jahre 2012 ging eine verschlüsselte Brieftauben-Nachricht aus dem Zweiten Weltkrieg durch die Presse. Ein Hausbesitzer in Surrey hatte diese Botschaft – zusammen mit einem Taubenskelett – bei Renovierungsarbeiten in seinem Kamin gefunden. Dieses Kryptogramm ist bis heute nicht gelöst und gehört inzwischen zu den bekanntesten ungelösten Krypto-Rätseln überhaupt. Ich habe schon mehrfach über diese Geschichte gebloggt und bin auch in meinen Vorträgen schon öfters darauf eingegangen.
Meines Wissens war diese Botschaft bisher die einzige bekannte verschlüsselte Brieftauben-Nachricht überhaupt.
Eine weitere Brieftauben-Nachricht
Dank Blog-Leser Matthias Lohmeyer kann ich heute eine zweite verschlüsselte Brieftauben-Nachricht präsentieren. Hier ist sie:
Matthias schreibt dazu: “Ich habe im Nachlass meines Urgroßvaters eine kleine Kapsel gefunden, mit der Nachrichten per Brieftaube verschickt wurden. Darin befand sich noch die Originalmeldung vom 30. Juli 1914, dem Tag an dem Russland offiziell mobilmachte, und einen Tag vor der deutschen Kriegserklärung.”
Die Nachricht wurde vom Kommandeur der Festung Boyen bei Lötzen (Giżycko) in Ostpreußen an das Gouvernement in Königsberg verschickt. Dies ist eine Strecke von gut 100 Kilometern.
Matthias hat folgende Transkription erstellt:
Hier ist der transkribierte Geheimtext:
oeeme iicru drztf bsate
eimno sebte feasg nsair
esria gethg ssnsn astbe
tbnue vetnz updru gheuu
lishg iefej nesci rgtgs
inets fnese gindz rcsrn
r
Eine Transpositions-Chiffre
Die Nachricht besteht also aus Fünfergruppen. Die Bedeutung der Zahlen auf der rechten Seite ist mir nicht bekannt.
Leider ist nicht klar, welches Verschlüsselungsverfahren verwendet wurde. Es ist allerdings bekannt, dass am Anfang des Ersten Weltkriegs eher schlechte Methoden zum Einsatz kamen, und dass sich die Qualität der Kryptografie im Verlauf des Kriegs erhöhte. Verschlüsselungsmaschinen spielten im Ersten Weltkrieg nur eine sehr geringe Rolle, am Anfang noch gar keine. Hier ist eine mit Multi-Dec von Christian Baumann erstellte Häufigkeitsanalyse:
Die Buchstaben-Häufigkeiten sprechen für eine Transpositions-Chiffre. Findet ein Leser mehr heraus? Matthias Lohmeyer und ich würden uns freuen.
Follow @KlausSchmeh
Further reading: Ungelöste Verschlüsselungen aus dem Zweiten Weltkrieg (3)
Linkedin: https://www.linkedin.com/groups/13501820
Facebook: https://www.facebook.com/groups/763282653806483/
Kommentare (21)