Die Aktivitäten der ESA und die grandiose ROSETTA-Mission haben uns begeistert und inspiriert. In der Raumfahrt geht es voran, die nächste wichtige Mission ist jetzt EXOMARS.
Raumfahrt und Astronomie sind Tätigkeiten fernab der irdischen Probleme. Wir brechen auf zu neuen Welten und lassen die Erde einfach hinter uns.
Ich richte mein Augenmerk jetzt zurück zur Erde und unseren Ozeanen: In die Antarktis!
Antarctica, der große Südkontinent, und das Südpolarmeer sind für die meisten Menschen genauso wenig greifbar, sichtbar und erreichbar wie Mond, Mars oder andere Himmelskörper.
Das ist ein Trugschluß. Längst ist das Südpolarmeer der industriellen Ausbeutung ausgesetzt. Der Südkontinent und sein Ozean brauchen unseren Schutz! Es gilt jetzt, am 17.10.2016 in Hobart, den Vertrag zum Antarktis-Schutz zu verlängern und den Schutz des Südpolarmeeres endlich auf den Weg zu bringen!
Was ist der Antarktisvertag?
Nach dem 2. Weltkrieg begann ein Run auf die Antarktis, jeder Staat wollte ein Stück des politisch noch unabhängigen Kontinents, schließlich waren hier reiche Ressourcen auszubeuten! Von Walöl bis zu Erdöl, lebende und nicht lebende Ressourcen.
Auch strategisch und geopolitisch war und ist der eisige Kontinent von Bedeutung, in diesem Kontext sei auf englische Stationen auf der antarktischen Halbinsel während des 2. Weltkriegs (Geheimkommando Tabarin) und die US-amerikanische Operation und „High Jump“ hingewiesen. (Und, nein, außer der Schwabenland-Expedition hat es keine deutschen Aktivitäten während der NAZI-Zeit in der Antarktis gegeben und auch wirklich KEINE deutsche Antarktisstation in dieser Zeit. Die US-Operation “Highjump” ist wegen frühen Wintereinbruchs abgebrochen worden, es sind keine Atombomben geworfen worden und es gab KEINE Reichsflugscheiben).
Das Geophysikalische Jahr 1957/58 war der Antarktis gewidmet und dann passiert etwas Ungewöhnliches: 1959 haben auf der Antarktiskonferenz 59 Staaten den Antarktisvertrag auf den Weg gebracht. Eine internationale Übereinkunft, die unbewohnte Antarktis zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite ausschließlich friedlich zu nutzen und hier vor allem Forschung zu betreiben. Er trat 1961 in Kraft und hat große politische Bedeutung – „der erste Vertrag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der die Prinzipien der friedlichen Koexistenz zwischen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung fixierte.“
1991 wurde der Vertrag im Madrid-Protokoll zum Schutz der Antarktis verlängert. So haben sich die Vertragsstaaten verpflichtet, die Antarktis als ein Naturreservat zu belassen, der Abbau von Rohstoffen ist verboten. Heute haben 48 Staaten den Vertrag unterzeichnet, 29 Staaten betreiben Forschungsstationen in der Antarktis, militärische Aktivitäten sind verboten.
Der Schutzstatus erstreckt sich leider nicht auf den Meeresschutz und verhindert nicht die fischereilichen Aktivitäten im Südpolarmeer (Krillfischerei, Fisch- und Walfang – vor allem der Schwarze Seehecht gilt längst als stark überfischt). Für das Management der ozeanischen Ressourcen ist CCAMLR zuständig, die Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources. Die meisten Unterzeichner des Madrid-Protokolls sind auch CCAMLR-Mitglieder
In den letzten 10 Jahren hat es immer wieder Diskussionen darüber gegeben, ob in der Antarktis Meeresschutzgebiete (MPA – Marine Protected Areas) eingerichtet werden sollen. Die USA und Neuseeland sind hierbei die Vorreiter, vor allem für den Walsschutz. Einer der Vorschläge ist, das Ross-Meer unter Schutz zu stellen. Ein 3,6 Millionen großes Seegebiet mit Krill, Adélie-Pinguinen, einer eigenen Orca-Unterart und vielen anderen einzigartigen Meeresbewohnern.
Im Moment stehen die Vorzeichen für ein Meeresschutzgebiet im Südpolarmeer gut: Bei Vorabgesprächen gab sich der russische Abgesandte Ivanov zuversichtlich und kosntruktiv:
“Earlier in September, UNEP Patron of the Oceans, Lewis Pugh, met with Sergei Ivanov, President’s Putin special representative on the environment and ecology. It was a warm and constructive meeting during which they discussed the exciting plans and opportunities for Russia’s Year of Ecology, 2017. Sergei Ivanov ended the meeting by assuring Lewis that he will raise supporting the proposed marine protected area in the Ross Sea with his colleagues.”
Was passiert am 17.10 in Hobart?
Am 17.10.2016 treffen sich die 25 CCAMLR-Mitglieder (24 Länder und die EU) in Hobart, Tasmanien. Russland ist bis heute das einzige Mitglied, das gegen den Schutz des Ross-Meeres stimmen will. Nun gilt es, möglichst viel Druck aufzubauen, um den Schutz des Südpolarmeeres endlich real werden zu lassen. Anstatt auch diese entlegenen Gebiete noch leer zu fischen. Der Schutz des Südpolarmeeres würde sich positiv auswirken auf große weitere Meeresgebiete im Atlantik und Indo-Pazifik.
Krill, Fische und Wale sind die Basis für ganze Nahrungsnetze weit über das Südpolarmeer hinaus! Mehr zur ökologischen Bedeutung des Krills, der Überfischung des Schwarzen Seehechts oder der Wichtigkeit der Wale, die das Südpolarmeer düngen und wahrscheinlich auch noch für den Klimaschutz bedeutsam sind, ist auf meertext zu lesen (unter dem Schlagwort “Antarktis” abrufbar). Ganz abgesehen von den Arten, die es immer noch zu entdecken gibt, wie neue Schnabelwale.
Darum unterstütze ich die Aktion von Antarctic Ocean und habe eine e-Postkarte schon abgeschickt.
Auch Ihr/Sie könnt/können unserem Außenminister Herrn Steinmeier eine Postkarte senden
Send your message of support to world leaders now (https://www.antarcticocean.org/2016/10/worlds-last-great-wilderness)
oder anders tätig werden.
Inoffiziell wird gemunkelt, dass der Antarktisvertrag natürlich doch ein Fundament aus massiven geopolitsichen Interessen hat. Nur Staaten, die ganzjährig eine bemannte/befraute Antarktisstation unterhalten, dürfen dort mitsprechen. Und dabei geht es letztendlich natürlich doch auch um die potentielle Verteilung der lebenden und nicht-lebenden Ressource und vor allem der dort zu vermutenden Bodenschätze. Niemand braucht sich der Illusion hinzugeben, Forschung würde um der Forschung willen betrieben. Der Bau und Betrieb eines Eis brechenden Forschungsschiffes und Antarktis-Versorgungsschiffes wie “Polarstern” hätte sich ohne zumindest potentielle geopolitische und wirtschaftliche Interessen schwerlich durchsetzen lassen.
Aber auch wenn Forschung und Schutz des antarktischen Ökosystems nicht der Hauptgrund, sondern vielleicht eher ein Nebeneffekt sind, soll es mir, den Walen und den Pinguinen recht sein.
Zum Weiterlesen über antarktische Ökosysteme, Pinguine, Robben und Critters:
Antarktis: Seeleopard verwechselt Photographen – fast – mit Kaiserpinguin
Entdeckung in der Tiefe des südlichen Ozeans: Critters fressen Wale!
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Pinguine:
Federn mit Frostschutzmittel – Pinguine inspirieren die Luftfahrt mit Nano-Technik
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