Im Zuge der #Coronavirus-Pandemie sind nun die meisten Schulen (und KiTas) geschlossen. Es ist nicht so einfach, den Unterricht mal eben nach Hause zu verlegen, es gibt weder alle wichtigen Unterrichtseinheiten digitalisiert noch in jeder Familie eine ausreichende Infrastruktur für Telelearning. Auch wenn die Kinder von den LehrerInnen Aufgaben per Mail bekommen, benötigen sie beim Durcharbeiten Unterstützung. Allerdings können die Eltern nicht mal eben ausgebildete Lehrkräfte ersetzen, zumal sie ja oft auch im Homeffice weiterarbeiten sollen. Der Wegfall der Großeltern als in vielen Familien zuverlässige Stütze ist eine zusätzliche Verschärfung der Situation.
Am Wochenende wurden auf Twitter viele Links und Tipps herumgeschickt mit Ideen, Aufgaben und Materialien, Kinder und Jugendliche zu Hause zu unterrichten und zu beschäftigen. Twitter bietet für mich sowieso die beste Informationsquelle, das kann natürlich auch an meiner speziellen Timeline liegen.
Da ich viel Erfahrung als Museums- und Umweltpädagogin habe, weiß ich, wie hilfreich eine solche Sammlung ist.
Um diese Ideen möglichst weitreichend zu teilen, habe ich hier mal eine Liste mit Links und Tipps zusammengestellt, für Eltern, Lehrende und Lernende. Diese Liste wird ergänzt, Sie können/Ihr könnt mir Ergänzungen per Kommentar schicken.
Die Öffentlich-Rechtlichen Fernsehprogramme bieten Schulfernsehen:
- ARD alpha (ehemals BR alpha) bietet in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Kultusministerium ab Montag, den 16.03.2020, ARD alpha Schulfernsehen für alle Fächer und alle Jahrgangstufen, direkt und in der Mediathek.
- WDR/SWR bieten auf Planet Schule eine Themenauswahl an: Grundschule, Medienkompetenz, Mittelalter, Lebensräume, Klimawandel
- Ich halte es für sinnvoll, mit Kindern und Jugendlichen offen über die Situation zu sprechen.
Besonders geeignet halte ich gerade für Jüngere den Corona-Comic von Fuchskind. Die Comic-Zeichnerin Fuchskind visualisiert oft wissenschaftliche Inhalte, zum Corona-Virus hat sie mit dem Spektrum-Redakteur Lars Fischer zusammengearbeitet (Lars ist in Deutschland für mich eine der wichtigsten Informationsquellen zur Corona-Epidemie – sachkundig, detailliert und aktuell).
Da Fuchskind in diesem Fall mal wieder ehrenamtlich – also unbezahlt – gearbeitet hat, freut sie sich über eine Spende - Die Expertin für E-Learning, Apps und edukativen Tools Verena Pausder hat eine ausgezeichnete Sammlung zusammengestellt: digitale Lernportalen, Apps und andere Education-Tools. Sowohl für den Unterricht, als auch für die sinnvolle Beschäftigung am Nachmittag: Homeschooling in Zeiten von Corona
Besonders toll daran ist, dass Verena nicht nur digitale Angbote für Lesen, Schreiben, Rechnen und andere wichtige schulische Skills bieten, sondern Kids auch kreativ an das Programmieren selbst heranführt.
So kann man aus der Krise einen Vorteil machen, indem Kinder so lernen, selbst Programme, Apps u. a. zu bauen. Selbst wenn die Kids sich nachmittag damit beschäftigen, ein Spiel zu programmieren, lernen sie spielend die extrem wichtigen digitalen Fertigkeiten, die im normalen Schulunterricht so zu oft nicht geboten werden. - Materialien für die Grundschule – großes Portal für Eltern, Lehrerinnen und SchülerInnen. Alle Fächer zum Lernen für zu Hause und in der Grundschule als Unterrichtsmaterial
- Die Sendung mit der Maus – wegen der Schulschließungen jetzt gerade täglich auf WDR und in der Mediathek
Da ich selbst als Biologin und Wissenschaftsjournalistin naturwissenschaftlich besonders interessiert bin, bekomme ich vor allem die naturwissenschaftlichen Angebote mit – #ScienceAtHome:
- Science-Blogs wie Meertext bieten viele Themen in populärer Sprache.
Auf Meertext gibt es viel über Meeresbiologie – Wale, Fische und Ozeane.
Manche Artikel richten sich direkt an Kinder, z. B.: “Wie schnell rennt eine Schnecke?”
Schwerpunkte sind Pottwale, Orcas, Pinguine, Tintenfische und Tiefsee.
Meertext-Artikel verlinken oft auf Webseiten in Forschungsinstituten, z. B. auf die tolle Krakenseite Hanlon-Lab – da gibt es viele Videos über das Verhalten von Tintenfischen (leider alles auf Englisch).
Auch über das Pangolin habe ich geschrieben und was es mit dem Corona-Virus zu tun hat.
Über einige Meertext-Artikel kommt man auf Videokanäle der Meeresforschung und kann Unterwasser-Robotern bei ihren Arbeiten in der Tiefsee zugucken – z. B. hier - die Europäische Raumfahrtagentur ESA bietet ganz viele Videos – ob Raketenstart, Weltraumschrott oder Astroidenabwehr, über jeden Satelliten und dessen Flugbahn sowie die Instrumente. Für Kinder und für ältere Leute. Mein absolutes Lieblingsvideo sind die Abenteuer von #Rosetta und #Philae am Kometen “#Tschuri”– entzückend nicht nur für Kinder
- die Helmholtz-Gesellschaft bietet die Schülerlabore-Broschüre mit Experimenten für Zuhause als pdf an. Zu einigen Experimenten gibt es außerdem auch Videos.
- Zur zweiten Raumfahrt-Mission des deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Haus der Astronomie (HdA) Unterrichtsmaterialien für die Bereiche Physik und Astronomie für Mittel- und Oberstufe: „Horizons – Raum für Bildung“:
Kostenloses pdf, teilweise auch Videos
Fragen der Physik mit Bezug zur Internationalen Raumstation – etwa um Berechnungen zum Schub einer Rakete oder zur Stromversorgung der ISS mittels Solarenergie. - DLR-Unterrichtsmaterial, vieles davon mit dem supersympathischen deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst – Mitmachexperiemnte zu Physik (ISS, Schwerelosigkeit, …), Energie und mehr
- Biologie-Lernseite mit Artikeln, Lernvideos, Experimenten und Aufgaben/Musterlösungen
Freizeitgestaltung am Nachmittag:
Es wird sich für die meisten Eltern kaum vermeiden lassen, ihre Kinder während der Schulschließungen wegen Corona zumindest ab und an vor dem Bildschirm/Fernseher zu parken.
Hier sind ein paar Tipps für anspruchsvolle Nachmittagsunterhaltung:
- Kinderfilmblog
- Wie wäre es mit einem Sonnensystem fürs Kinderzimmer?
Hier ist die Meertext-Bauanleitung “Unser Sonnensystem fürs Kinderzimmer”
Falls man keine Bastel-Kugeln hat oder einkaufen kann, kann man sie aus Pappmaché selbst machen. Dann werden sie eben nicht perfekt, aber das ist in dieser Zeit zweitranging - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR):
Konstruktion einer unglaublichen Maschine – aus allem, was sich zu Hause so findet. Klopapierrollen können dabei eine tragende Rolle übernehmen. - Große Kartons werden zu U-Booten oder Raumschiffen. Oder noch etwas ganz anderem. Für Kinder und für Katzen geeignet. Dafür gibt es jetzt keine Anleitung, das kann jeder selbst machen. Kleinere Kinder benötigen Hilfe beim Schneiden großer Öffnungen für Türen, Fenster, etc.
Kinder ernst nehmen
Die Isolierung oder gar Quarantäne zu Hause als Familie bedeutet meist auch mehr Arbeit im Haushalt.
Die Kinder merken, wenn die Eltern angespannter sind und wollen oft helfen. Ich habe mit der altersgerechten Einbindung von Kindern auch in solche Arbeiten gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht können die Kids bei der Essenszubereitung helfen? Oder Dinge im Haushalt lernen? Damit würden sie ernst genommen als Person und könnten die Eltern entlasten, so dass man mehr gemeinsame Zeit hat.
Rausgehen und abzappeln in Corona-Zeiten
Das Hauptproblem der Coronazeit dürfte sein, dass Kinder sich keinesfalls den ganzen Tag zu Hause still beschäftigen und ihre Aufgaben abarbeiten, so dass die Eltern in aller Ruhe im Homeoffice arbeiten können.
Sie müssen einfach mal ´raus und sich bewegen. Das sollte man je nach Situation gründlich überlegen.
Kontaktsportarten sollten gerade absolut tabu sein. Auch die Kids müssen jetzt daran denken, andere Kinder nicht anzufassen – kein High-Five und keine Umarmung, sondern Abstand! Am besten 2 Meter. Wenigstens eine Schwimmnudellänge. Vielleicht kann man daraus ein neues Spiel machen?
Wenn Kinder sich mit wenigen Freuden der unmittelbaren Umgebung treffen, ist es besser, als wenn sie durch den ganzen Ort/die Stadt fahren und mit vielen anderen Kids in Kontakt kommen. Je kleiner und homogener die sozialen Gruppen sind, desto konformer ist deren Bakterien- und Virenfauna und desto geringer die Ansteckungsgefahr. Es sei denn, eines der Kinder oder dessen Familienangehörige sind gerade aus einer “Corona-Hochburg” zurückgekehrt, etwa aus dem Ski-Urlaub.
- Hüpfspiel auf den Boden kratzen oder mit Kreide malen – dann können alle nacheinander hüpfengemeinsamer Spaziergang mit Spielen:
- Sachensucher-Spiel: kleine Schachtel oder einen 6-er Eierkarton. Die Aufgabe lautet: Suche etwas Festes und etwas Flauschiges, etwas Blaues und etwas Rotes, etwas Rundes und etwas Spitzes (oder ganz anderes)
Dann sind die Kids beschäftigt und bewegen sich viel mehr, als ihre Eltern - Ich sehe was, was Du nicht siehst
- Hier ist ein schönes Beispiel für eine Umweltpädagogik-Exkursion, die ich im Rahmen des Umweltdiploms angeboten habe. Das Allerwichtigste dabei war die gemeinsame Entdeckung (hier: am Bach) und das Gespräch mit den Kindern: Vom Ruthsenbach ins Weltall.
- in der kühlen Jahreszeit ist es superwichtig, die Kinder trotzdem körperlich auszutoben – damit sie abends gut ins Bett kommen und gut schlafen. Aber auch für die Konzentration bei stilleren Beschäftigungen. Sport und Toben in der Wohnung hat aber seine Grenzen.
Vielleicht kann man mit den Nachbarn vereinbaren, eine halbe Stunde richtig zu toben? Dabei könnten die Kids Dampf ablassen.
Spiele auch mit Bewegung für Drinnen für kleinere Kinder gibt es bei Parikita. Dort ist auch eine Traumreise vorgestellt, die gerade abends beim Entspannen hilft.
In Karens Yogastunde gibt es Tierfiguren-Yoga zum Nachturnen mit Kindern. Wichtig ist dabei, mit den Kids die Geschichte der Tiere zu erzählen, dann machen sie nämlich gern mit. Auch wenn man selbst kein/e Yoga-MeisterIn ist, kann man diese Übungen mit den Kids gemeinsam machen – schließlich steht die Bewegung im Vorderrund, nicht die Perfektion. Der Vorteil von Yoga ist, dass es keine Toberei gibt, sondern die Bewegungen sehr kontrolliert ausgeführt werden. Gerade in Wohnungen ist das superwichtig.
Kommen Sie/Kommt gut durch diese schwierige Zeit!
PS: Ob und warum es sinnvoll, KiTas und Schulen zu schließen, um die Corona-Infektionskurve jetzt flach zu halten, empfehle ich den ausgezeichneten Podcast des NDR mit dem Charité-Virologen Prof. Christian Drosten.
Update:
Der Schlaulicht-Podcast erklärt interessante Themen (nicht nur) für Kinder – die neueste Folge heisst natürlich “viral”. “
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