Ein Blob, Glob oder Globster ist eine amorphe Masse mutmaßlich organischen Ursprungs, die keine festen Strukturen wie Knochen oder Knorpel enthält. Typisch für Blobs und Globster ist, dass sie schwierig oder nicht zu identifizieren sind und ihre Identität kontrovers diskutiert wird.
Solche wabbeligen Strukturen werden entweder von Wellen an den Strand gespült oder von Fischtrawlern aufgefischt. Da sie ohne erkennbaren Formen und Strukturen zunächst schwierig einzuordnen sind, werden sie schnell zu Meeresmonstern. Allerspätestens, wenn die Tagespresse darüber berichtet.
Blobs gehören zur Sparte der Kryptozoologie: Tiere, für deren Existenz es nur schwache und zweifelhafte Belege gibt, wie Augenzeugenberichte, Fotos oder Filme, Spuren oder Legenden (Das Netzwerk für Kryptozoologie gibt eine ausführliche Erklärung – lesenswert!).
Der Kryptozoologe Ivan Sanderson führte 1962 den Begriff „Globster“ ein, um die unidentifizierbaren verrottenden Kadaver und organischen Massen in den Spülsäumen der Strände zu beschreiben.
Vermutlich ist es eine verbale Neuschöpfung aus „Glob“ und „Lobster“. Dass ein Hummer wegen seines stabilen chitinigen Außenpanzers auch im fortgeschrittenen Zustand der Verwesung sehr wohl eine Struktur hat, macht zumindest für mich diesen Begriff schwierig nachvollziehbar. Allerdings hat er sich eingebürgert – Blob, Glob oder Globster werden heute synonym verwendet.
Das Zeitalter der Blobs und Globs
Auffallend ist, dass die meisten dieser Geschichten aus einem Zeitrahmen zwischen 1800 und 1980 stammen.
Vereinzelte Berichte sind älter – so wurden 1648 im mexikanischen St. Maria del Mar unidentifizierbare Überreste einer Meereskreatur angeschwemmt.
Unter historischen Seeungeheuer-Darstellungen auf Seekarten oder Gemälden fehlt diese amorphe Monsterkategorie allerdings – wahrscheinlich war sie zu diffus.
Die meisten Blob-Berichte sind jüngeren Datums, das dürfte unmittelbar mit der Entwicklung der Photographie, des Zeitungswesens und dem Aufstieg der Meeresforschung sowie der Freizeit und Erholung an Stränden zusammenhängen:
- Es waren mehr Menschen am Strand, die dort Urlaub oder Freizeit verbrachten
- Die systematische Erforschung der Meere führte zu mehr Gelehrten und Institutionen, die sich auch für Strandfunde interessierten und selbst Feldforschung betrieben
- Mit der Entstehung des Zeitungswesens, das auf der ganzen Welt immer auf der Jagd nach Sensationen und Sensatiönchen ist, wurden Monstermeldungen wertvoller und verkäuflich.
- Monstermeldungen mit Photobeweis von Monstern und schockierten Augenzeugen hatten schon immer einen hohen Stellenwert, der bis heute nicht nachgelassen hat.
Eines der ältesten dokumentierten Blobs war die Bestie von Stronsay (Stronsay Beast), das 1808 auf den Orkney-Inseln im Norden Schottlands strandete.
“Nach einem Wintersturm im Jahre 1808”, beginnt die Geschichte, “waren lokale Fischer wie gelähmt von etwas wie einem Alien im Wasser“ erinnerte der Scotsman an die mysteriöse Seeschlangengeschichte am 17. Januar 2018, 210 Jahre nach dem Ereignis. Augenzeugen berichteten, das Biest sei unglaublich lang gewesen, mit einem langen dünnen Hals, drei Beinpaaren, einem Schwanz und einer haarigen Mähne. Ein anderer Augenzeuge hatte etwas ganz anderes gesehen: Einen 55 Fuß langen Körper, so dick wie ein Orkney-Pony. Der Kopf war nicht größer als der eines Seehunds, und hatte zwei Blaslöcher. Vom Rücken hingen Filamente, dessen Textur den Fischer an feines Fischereigarn erinnerte, wie eine Mähne. Auf jeder Körperseite waren drei lange, pfotenartige Flossen. Natürlich darf in einer schottischen Zeitschrift auch der Vergleich mit Nessie nicht fehlen.
Unglücklicherweise kam ein Experte erst so spät dazu, dass in der verrottenden Masse der Ursprung des Gewebes nicht mehr auszumachen war.
Glücklicherweise nahm der ungenannte Experte Proben des Kadavers, die Wirbel (ungewöhnlich für einen Blob!) und “Haare” der “Mähne” enthielten und brachte sie nach Edinburgh zur wissenschaftlichen Analyse. Die Experten in Edinburgh bestimmten die sechsbeinige Seeschlange als neue Art und benannten diese “Halsydrus Pontoppidani” (nach dem norwegischen Bischof Erik Pontoppidan, der im 18. Jahrhundert in seinem Buch The Natural History of Norway auch Meeresungeheuer wie den Kraken dokumentiert hatte). Die Benennung einer neuen Art ist für Wissenschaftler ein paradiesischer Akt, denn damit geht ihr Name in die Geschichte ein – der Entdecker-Name steht immer hinter dem Artnamen.
Der Chirurg und Naturforscher Sir Everard Home sah diese Identifikation allerdings skeptisch und brachte den Schädel und die Halswirbel des schottischen Globsters nach London, wo sich der unbekannte Organismus nach einer weiteren Untersuchung als Riesenhai entpuppte – Schädel und Wirbel des Knorpelfisches waren für eien sichere Identifikation gut genug erhalten.
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