Diese Übersicht über EIDs stammt übrigens von jenem Anthony Fauci, der 5 US-Präsidenten kompetent beraten hat – bis Trump kam. (Wikipedia: When Anthony Fauci became director of the NIAID, he drew a map of the world for presentation at a congressional hearing that showed a single notable emerging infectious disease threat: HIV. Since then, he has continually updated the map, now showing the emergence of numerous infectious disease threats to illustrate the experiences of his years in office as well as highlighting certain infections that had emerged before HIV.)Die WHO hatte bereits nach der ersten SARS-Epidemie Warnungen vor EIDs mit Pandemie-Potential herausgegeben. 2003 hatte das Robert Koch-Institut Heft 18 der Reihe „Gesundheitsberichterstattung des Bundes” zur wachsenden Gefahr der EIDs publiziert: „Neu und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten“.
Auch die epidemiologischen Zentren anderer Staaten rieten ihren Regierungen, Vorkehrungen zu treffen. Da die Regierungen vieler Länder diese Warnung ignoriert haben, war die Welt auf SARS-Cov-2 nicht gut vorbereitet.
Covid19 ist noch nicht vorüber und es wird nicht die letzte Pandemie bleiben.
Biodiversität und Nachhaltigkeit schützen vor Pandemien
Die intensive oder eher schon exzessive Nutzung natürlicher Ressourcen – ob Böden, Gewässer oder Bestände von Pflanzen und Tieren – fördert also das Entstehen neuer Pandemien. Neben dem Raubbau vor allem der tropischen Wälder gehören zu den besonders kritischen Aspekten auch die Jagd auf Wildtiere und den Handel mit ihnen. So wichtig Bushmeat für das Überleben gerade ländlicher Bevölkerungsschichten ist, so gefährlich ist es aufgrund des Epidemie-Potentials. Gerade Wildtiermärkte wie etwa in Asien sind kritisch und waren bereits mehrfach Auslöser für großflächige Epidemien wie immer neue Grippe- oder SARS-Wellen. Aus Afrika sind hämorrhagische Fieber wie Ebola und Marburg von Wildtieren auf Menschen übergesprungen, in Südamerika kam das Nipah-Virus aus dem Regenwald.
Auch wenn viele Viren, die jetzt Menschen schaden, ursprünglich von Fledermäusen stammen, sind die Fledermäuse nicht schuld. Unter normalen Umständen hätten die Tiere ihre Viruslast gar nicht an andere Tiere oder an Menschen weitergeben können. Schuld am Pandemieausbruch sind die Menschen mit ihrem Verhalten und dem exzessiven „Naturverbrauch“. Fledermäuse (und Flughunde) leisten als Teile intakter Ökosysteme wichtige Dienste für den Menschen: Sie bestäuben viele Nutzpflanzen wie Bananen und Agaven. Durch das Fressen Früchten und Verteilen von Samen helfen sie bei der natürlichen Verjüngung und Aufforstung von Wäldern, dabei haben sie eine große Reichweite. Außerdem vertilgen sie große Mengen Insekten, darunter Pflanzenschädlinge oder Malariaerreger: Eine Fledermauskolonie kann Millionen von Nutzpflanzen-Schädlingen vertilgen und so der Landwirtschaft helfen, erklärte mir Christian Voigt. Für Reiskulturen im Ebro-Tal sollen Fledermäuse pro Hektar mindestens 21 € Ausgaben für Pestizide ersparen, vermutlich mehr. Auch in den Reis- und anderen Pflanzenkulturen Südostasiens und anderswo leisten sie diese Ökosystem-„Dienstleitungen“ ohne schädliche Nebenwirkungen (außer für die vertilgten Insekten).
Mittlerweise ist klar, dass Biodiversität eine Schutzfunktion etwa gegen Pandemien hat. Intakte Lebensräume mit reichen Artengefüge halten mit ihrem ökologischen Gleichgewicht das Überborden einzelner Arten und deren Krankheitserreger offenbar in Schach.
Eine nachhaltige Nutzung führt zu weniger Stress in den Ökosystemen und bei Wild- und Nutztieren, was weniger Krankheiten und Ansteckungen bedeutet. Vor allem würde so das Überspringen von Artgrenzen vermieden oder zumindest verringert.
In einem Aufsatz in Science haben Andrew Dobson und seine Kollegen vorgerechnet, dass die Kosten einer Pandemie ungleich höher sind als der kurzfristige ökonomische Nutzen. Je größer eine gerodete Regenwaldfläche ist und je mehr menschliche Aktivitäten am Waldrand stattfinden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein neuartiger Virus auf Nutztiere und Menschen überspringt („Spillover“). Bushmeat von Wildtieren ist für die Landbevölkerung sicherlich ein wichtiger Teil der Ernährung, kann in urbanen Zentren aber die nächste Epidemie oder Pandemie auslösen. Darum wäre ein Verbot solcher Märkte in Städten ein wichtiges epidemiologisches Werkzeug.
Unter Berufung auf eine ganze Reihe anderer Studien rechnen sie vor, dass Naturschutz sich letztendlich auch volkswirtschaftlich lohnen würde.
Die Publikation ist frei zugänglich, eine aktuelle Zusammenfassung des Wissensstandes und lesenswert.
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