Zu solchen global sich lohnenden Investitionen zählt neben der Reformierung von Landwirtschaft, Verkehr, etc. auch die Unterstützung der WHO, über Entwicklungshilfe die Gesundheitspolitik vor Ort und internationale Zusammenarbeit – dadurch erhalten alle Staaten Frühwarnsysteme, ob und wo sich gerade neue Pandemien entwickeln. Das würde ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglichen und könnte im günstigsten Fall Pandemien verhindern. Im Interview hatte mir Fabian Leendertz, Tierarzt und Zoonosenforscher am Robert Koch Institut, detailliert erzählt, wie er und seine Arbeitsgruppe etwa in Afrika und Südamerika Zoonosen erforschen. Unter anderem gehören dazu einige kleine medizinische Zentren (Surveillance Centres) im afrikanischen Wald als Anlaufpunkte für erkrankte Menschen. Sie erhalten so vor Ort medizinische Versorgung, gleichzeitig können diese Zentren Proben untersuchen, eventuell auftretende neue Viren entdecken und die Information an das RKI, die WHO oder andere Institutionen weitergegeben. Ein anderer wichtiger Aspekt ist das Sammeln und Untersuchen toter Affen, die ein Frühwarnsystem für potentielle Bedrohungen von Menschen sind – dabei geht es zurzeit u. a. um Affenpocken.
Diese Zusammenhänge von Biodiversitätsverlust und zunehmender Pandemie-Gefahr sind u. a. in einem Workshop des Welt-Biodiversitätsrats IPBES erarbeitet worden, sie bilden die Arbeit vieler Forschungsgruppen vor allem aus den letzten zwei Jahrzehnten ab. IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services; deutsch: Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen) ist die UN-Organisation zur wissenschaftlichen Politikberatung in Sachen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen.
2020 ist das letzte Jahr der UN-Dekade der Biodiversität – Covid19 hat plakativ vorgeführt, warum wir uns dringend um den Erhalt der Vielfalt des Lebens kümmern müssen.
Was jede/r einzelne tun kann:
– Verzicht auf Palmölprodukte in Lebensmitteln und Kosmetika
– Verzicht auf Fleisch von Tieren, für deren Ernährung Regenwälder gerodet werden
https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-ist-soja-schlecht-fuers-klima,RiwUwD1
– Verzicht auf Holzkohle aus tropischen Wäldern
https://www.dw.com/de/klimakiller-holzkohle/av-50153982
– Verzicht auf Pelz und Pelzbesatz (Boykott von Kleidungsproduzenten, die Echtpelz verwenden)
– nachhaltiger und weniger konsumieren
– Klimaschutz und Umweltschutz unterstützen
– anderen Menschen davon erzählen und sie inspirieren, das gleiche zu tun
– eine Partei wählen, die Klimaschutz und Ökoschutz voranbringt
Was unser Staat und die EU tun müssen:
– Klimaschutz- und Umweltschutz-Ziele endlich umsetzen
– Biodiversität und Klimaschutz als überlebensnotwendig begreifen
– Landwirtschaft reformieren
– Subventionen für klima- und umweltschädliche Produktionen von Lebensmitteln, Treibstoff, etc. umschichten in klima- und umweltschützende Produktionen
– global verantwortungsbewusst handeln, um – auch – EU-Bürger zu schützen – durch internationale Zusammenarbeit und Organisationen wie etwa die WHO
– eine positive Transformation anstoßen und unterstützen
Warum sich das letzten Endes für alle lohnen würde, ist weiter oben ausführlich beschrieben.
Zum Weiterlesen
Im Juni hatte Bild der Wissenschaft das Titelthema „Mensch gegen Virus“ mit gleich vier Artikeln zu Covid 19. Ich hatte davon einen geschrieben und dafür intensiv recherchiert und mehrere Interviews geführt, u. a. mit PD Dr. Christian Voigt und PD Dr. Fabian Leendertz vom RKI.
Bild der Wissenschaft (Juni 2020): „Der Ursprung der Pandemie“ – Bettina Wurche
Leider nicht online. Das Heft kann man kaufen oder einer Bibliothek leihen.
Spektrum (17.03.2020): Die Frau, die Coronaviren jagt – Jane Qiu
Die anderen Quellen sind im Text verlinkt.
Kommentare (31)