Der Untergang der “Essex” ist 2015 noch einmal als Kinofilm auf die große Leinwand gekommen: „Im Herzen der See“. Der gleiche Titel wie das Buch führt allerdings in die Irre: Wo das Buch einen hohen dokumentarischen Anspruch hat, zeigt der Film nur bunte Bilder, eine Walfänger-Besatzung aus Drama-Queens wie aus einer Soap Opera und die Pottwale kommen eher als Staffage vor.
Mein vollständiger Film-Verriß ist hier: Pottwal total? „Im Herzen der See“ – der Film.
Potential function of the spermaceti organ in aggression”?
2002 veröffentlichten Carrier et al die Hypothese auf, die Nase des Pottwals sei eine „battery ram“ – ein Rammbock. Sie interpretieren die einzigartige Konstruktion des Junk (Walratpolster im Kopf des Pottwals) als zentrales Organ im Kommentkampf erwachsener Pottwalbullen: „the greatly enlarged and derived melon of sperm whales, the spermaceti-organ, evolved as a battering ram to injure the opponent“ in male-male interaction.
Sie hatten dazu einige eine theoretische Experimenten zur Belastbarkeit der Pottwalnase durchgeführt und auf die Kommentkämpfe anderer Säugetiere hingewiesen.
Wer mehr darüber wissen möchte, sollte hier weiterlesen: meertext: Moby Dicks Supernase – ein Rammbock?
Hal Whitehead war davon nicht überzeugt und ich kann mich ihm da nur anschließen.
Aber die Pottwalnase ist ganz ohne Zweifel für mehr als eine gute Geschichte gut.
Der Aufstand der Wale
Sehr gut aufbereitete Informationen über Herman Melville, Moby Dick und Pottwale bietet auch die TV-Dokumentation “Der Aufstand der Wale”.
Darin kommen auch Walforscher wie Hal Whitehead zu Wort. Meiner Ansicht nach einer der besten Kenner der Pottwal-Verhaltensbiologie – er gesteht den grauen Riesen der Meere sogar eine eigene Kultur zu.
“Moby Dick” habe ich während einer Seereise gelesen, auf der ich Hunderte Wale sah.
In Nord-Norwegen hatte ich das Privileg, zwei arktische Sommer mit den Pottwal-Bullen zu verbringen.
Jede neue Publikation über Pottwale lese ich und bleibe dem Pottwal-Forscher Whitehead aus Nova Scotia auf der Spur.
Regelmäßig schreibe ich selbst über sie – vom “Rammbock”-Kopf über ihren Darminhalt (Ambra) bis zur Fluke.
Und nun freue ich mich auf den neuen Kinofilm!
Ich komme von den Viechern einfach nicht los.
Ihr habt ja völlig recht: Es war mal wieder Zeit für eine Pottwal-Story)
Zum Weiterlesen:
– Warum Pottwale meine “kleinen” Lieblinge aus der Blejiksdjupet sind,
– wie Pottwale jagen,
– warum die gwaltigsten aller Zahnwale vor 125.000 Jahren fast ausgestorben sind
Literatur:
Carrier, David R.; Deban, Stephen M. & Otterstrom, Jason (2002): “The face that sank the “Essex”: Potential function of the spermaceti organ in aggression”; Journal of Experimental Biology; 205, pp. 1755 – 1763
Ellis, Richard (2011): „The Great Sperm Whale: A Natural History of the Ocean’s Most Magnificent and Mysterious Creature”
Nathaniel Philbrick (2000): “In the heart of the Sea”
Whitehead, Hal (2003) „Sperm Whales: Social Evolution in the Ocean“
PS: Diesen Beitrag hatte ich bereits im Februar publiziert. Da der Film “Im Herzen der See” jetzt angelaufen ist, habe ich den Artikel noch einmal gepostet. Anfang nächster Woche gibt es dnan noch eine Filmkritik.
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