Gerade beim Schutz der Meeressäuger stehen sich das EU-Recht und grönländisches Gewohnheitsrecht konträr gegenüber: In grönländischen Gewässern werden Wale und Robben bejagt.
Die Großwaljagd ist durch das Walfang-Moratorium geregelt, nicht jedoch die Jagd auf Kleinwale – Schweinswale, Weißwale und Narwale. Für Inuit gehört diese Jagd zum Brauchtum. Problematisch ist, dass es dafür weder Quoten noch andere Zahlen gibt.

 Fazit

Bereits in den 1980-er Jahren war klar, dass die Fischerei eine der größten Gefahren für Kleinwale bedeutet.
Seit dieser Zeit hätte man

  • beifangarme Fischereigeräte entwickeln können
  • geeignete Pinger (akustische Warnsysteme) entwickeln können oder
  • Fischereien mit hohem Beifang schließen können.

Über 30 Jahre Schweinswalschutz haben in Europa und auch gerade in deutschen Gewässern nichts gebracht. Stattdessen ist der Schweinswal in der Zentralen Ostsee stärker denn je vom Aussterben bedroht. Beifang ist zwar nicht die einzige Gefahr, aber die einzige, auf die wir aktuell Einfluß haben – eine Verringerung der Schadstofflast der Meere oder ein Schifffahrtsverbot sind unrealistisch.

Die europäische Gesetzgebung stellt den Schweinswal ganz klar unter Schutz, sie wird aber national nicht umgesetzt. Das muss jetzt endlich geschehen! Wichtig ist dabei die Beachtung der jeweiligen regionalen Umstände.
Außerdem sollte der Schweinswal mit geeigneten Maßnahmen auch stärker ins Licht der Öffentlichkeit rücken, damit mehr Menschen ihn kennen lernen und seinen Schutz für wichtig halten.

Quelle:

Ida Carlén1,2, Laetitia Nunny 3 and Mark P. Simmonds 4,5*: “Out of Sight, Out of Mind: How Conservation Is Failing European Porpoises”
Coalition Clean Baltic, Uppsala, Sweden, 2 Department of Zoology, Stockholm University, Stockholm, Sweden, 3Wild Animal Welfare, Barcelona, Spain, 4 School of Veterinary Science, University of Bristol, Bristol, United Kingdom, 5 Humane Society International, London, United Kingdom

Anmerkung: Ida Carlén, Laetitia Nunny und Mark P. Simmonds sind ausgemachte Schweinswal-Experten und arbeiten schon lange in diesem Themenkomplex.

 

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Kommentare (3)

  1. #1 libertador
    11. Februar 2021

    “Infrastruktur-Bau und -Betrieb (Windfarmen)”

    Gibt es da Untersuchungen dazu? Insbesondere was den Lärm im Betrieb angeht, fände ich es interessant wie groß die Lärmeintrage sind.

  2. #2 Bettina Wurche
    11. Februar 2021

    @libertador: Der Bau von Windfarmen mit den Ramm-Arbeiten muss mittlerweile in der Nordsee mit Blasenschleiern abgemildert werden, das schein zu funktionieren. Die Windfarm-Betreiber haben das zumindest teilweise auch freiwillig für die Ostsee übernommen.
    Dazu gibt es einen ganzen Stapel Literatur, das Ergebnis war dieses Gutachten:
    https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/meeresundkuestenschutz/Dokumente/Noise-mitigation-for-the-construction-of-increasingly-large-offshore-wind-turbines.pdf
    und das Schallschutz-Konzept des BfN:
    https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/awz/Dokumente/schallschutzkonzept_BMU.pdf
    (Da ist jeweils viel Literatur zitiert. Allerdings hatte Frau Hendricks es für die Ostsee ebenfalls noch verabschieden wollen, dazu kam es leider nicht mehr)

    Im laufenden Betrieb fallen keine Rammarbeiten an, darum gibt es dazu keine Regelungen.
    Bislang herrschte dazu die Meinung, dass der laufende Betrieb für die Kleinwale kein Problem sei:
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5677494/

    Die Windfarmen selbst und die Turbinen-Geräusche scheinen auch kein Problem zu sein:
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19507958/

    Letztes Jahr habe ich bei Recherchen und im Gespräch mit einer Schweinswal-Forscher-Gruppe allerdings erfahren, dass es zumindest aus der Schleswig-Holsteinischen Nordsee jetzt doch Probleme gibt:
    Die Wale verschwinden gerade aus deutschen Gewässern:
    http://docs.dpaq.de/17231-fmars-07-606609.pdf
    Gleichzeitig berichteten diese Walforscher, dass es zumindest in/um einige/n Nordsee-Windfarben eine sehr hohe Lärm-Belastung (Zitat: “Höllenlärm”) gibt, vor allem durch Versorgungsschiffe. Diese Beobachtungen sind bis jetzt persönliche Kommunikation und noch nicht publiziert. Für belastbare Daten müssten jetzt Hydrophonketten aufgebaut u ausgewertet werden, dafür gibt es zurzeit noch keine Mittel. Die Publikation dürfte also noch etwas auf sich warten lassen.
    Es wäre jedenfalls eine plausible Erklärung, warum die Schweinswale jetzt ihr eigentliches Kern-Areal verlassen.
    Ich hoffe sehr, dass es bald Projektmittel und dann auch publizierte Daten gibt.

    Da Schweinswale Schiffsrouten meiden, halte ich diese Aussage für belastbar.

  3. […] Schweinswal: Schutzgebiete in Nord- und Ostsee bieten zu wenig Walschutz! […]