Die Orcas könnten bei ihrer winterlichen Wanderung aus der Antarktis nach Norden, wobei sie eigentlich Buckelwalen folgen, auf diese neue Nahrungsquelle gestoßen sein. Typisch für Orcas, haben sie auch die Hai-Mahlzeit perfektioniert: Zu zweit drehen sie den gar nicht so kleinen Knorpelfisch auf den Rücken. Viele Haie verfallen dann in eine Art Paralyse (“tonic immobility”), dann reißen die Wale die Leber aus dem noch lebenden Fisch. Auch in diesem Fall mieden Haie zunächst diesen Meeresabschnitt und kehrten erst drei Monate später zurück.
Warum die Zahnwale von ihrer üblichen Beute, Buckelwalen, abgewichen sind, ist nicht geklärt. Da sich die Buckelwalbestände wie die meisten Walbestände nach dem Ende des industriellen Walfangs in den 1970-er Jahren erholt haben, kann e skaum am Nahrungsmangel liegen.
Das gleiche spielt sich vor Kalifornien ab, wo im sogenannten Roten Dreieck vor der kalifornischen Küste besonders viele Weiße Haie leben. Erwachsene Exemplare erbeuten dort die fetten Seeelefanten, subadulte Individuen und Gruppen jagen direkt an den Stränden (unter den Beinen der Badenden) Rochen.
Dafür hatte das Team um Salvador Jorgensen vom Monterey Bay Aquarium für eine Studie 2019 Daten aus verschiedenen Projektgruppen miteinander kombiniert, so dass sie die Interaktionen von 165 zwischen 2006 und 2013 markierten Weißen Haien mit Daten aus 27 Jahren Forschung an Robben-, Orcas- und Hai-Surveys kombinieren konnten. Dadurch konnten sie die Interaktionen zwischen den Arten abbilden. Jim Tietz, der an der Stude mitgearbeitet hat, erklärte, dass mit dem Auftauchen der Orcas die Haie aus dem Gebiet verschwanden: “By supplementing the Aquarium’s new shark tagging data with Point Blue’s long-term monitoring of wildlife at the Farallon Islands National Wildlife Refuge, we were able to conclusively show how white sharks clear out of the area when the orcas show up.”.
Obwohl Weiße Haie auch Wale, Knochenfische, Tintenfische und verschiedene andere Robben erbeuten, ist ihr saisonales Fressen von jungen Seeelefanten eine wichtige Energieressource, die sie für ihre ausgedehnten Wanderungen durch die Ozeane brauchen. So treffen sie sich alljährlich im sogenannten White Shark Café zur Paarung und verbringen dort Zeit mit Artgenossen. Die konkreten ökologischen Auswirkungen sind noch nicht untersucht, aber die Biologen befürchten, dass darunter die Fitness der gesamten Carcharias carcharodon-Population leiden könnte.
Auch wenn die Orcas die Region wieder verlassen haben, dauert es teilweise ein Jahr, bis die Haie zurückkehren. Die Wale haben auch hier die Knorpelfische in Angst und Schrecken versetzt.
Weiße Haie fühlen sich also durch Orcas so stark bedroht, dass sie ihre liebsten Freßzonen lieber meiden, sogar über Jahre hinaus. Haie erinnern sich also an negative Erlebnisse, können diese untereinander kommunizieren und entscheiden sich aktiv gegen gute Nahrungsressourcen und für mehr Sicherheit.
Durch die Abwesenheit der großen Haie wird das Artengefüge nachhaltig verändert, mit weitreichenden Veränderungen ganzer Ökosysteme, wie etwa vor Südafrika.
Die Orcas sind damit mal wieder die Gewinner von Veränderungen im Ozean. Das Verspeisen von Haien hat allerdings für die Zahnwale langfristige Folgen: Ihre Zähne leiden darunter (Meertext: “Orcas mit Zahnschäden durch Gefangenschaft und Fisch-Mahlzeiten“). Da sie als Säugetiere ihre Zahnreihe nicht einfach wie Haie regelmäßig erneuern können, müssen sie nach dem Abreiben oder gar Wegsplittern der Zähne mit den ruinierten Gebissen leben.
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