Zahnwale quetschen mit Muskelkraft Atemluft zwischen Aussackungen der Nasengänge umher und pressen sie durch ventilartige Strukturen. Damit produzieren Delfinartige ein umfangreiches Laut-Repertoire aus Quietschen und Pfiffen für ihre soziale Kommunikation innerhalb der Gruppe. Zahnwale wie Delfinartige und Pottwale haben noch ein zusätzliches akustisches Gimmick entwickelt: Die sogenannte Echolokation. Für diese Echoortung produzieren sie Klicks, kurze klickende Lautpulse, die in Serien abgegeben werden. Pfiffe hingegen sind sehr variabel in ihrer Tonhöhe und Länge und wesentlich ausdrucksstärker.

Der weltweit verbreitete Große Tümmler ist der meistuntersuchte Delfin der Weltmeere, sein umfassendes Lautrepertoire, die langfristigen sozialen Bindungen und vielfältige Interaktionen machen ihn zu einem besonders beliebten Studienobjekt. Dazu kommt noch, dass viele Delfingruppen küstennah in flachen Gewässern leben, und sich dort besonders leicht erforschen lassen. So haben BiologInnen diese Kleinwale mit dem vermeintlichen Dauergrinsen und dem Flipper-Image über Jahrzehnte hinweg studiert und ihr soziales Beziehungsgeflecht auf verschiedenen Ebenen und verfolgt. Wie die meisten Wale haben auch diese kleinen Zahnwale eine Reihe natürlicher Markierungen wie die Form ihrer Rückenflosse oder Narben, so dass sie individuell erkennbar sind. Mittlerweile ist klar, dass Delfine und andere Zahnwale individuelle Unterschriftspfiffe haben – jedes Individuum hat seine spezifische Lautfolge. Sie sind sich also ihrer selbst und ihrer Gruppe bewusst.

Delfine, Aliens und das SETI-Programm
Wale haben eine lange eigenständige Entwicklung in den Ozeanen hinter sich und entwickelten sich vor etwa 60 Millionen Jahren aus einer Gruppe der Urhuftiere. Nach erdgeschichtlichen Maßstäben passten sie sich schnell an diesen neuen aquatischen Lebensraum an, in Anatomie, Hirnstruktur, Bewegung, Verhalten und Kommunikation. Die bodenlose dreidimensionale Meeresumwelt ist ein uns Menschen fremdartig erscheinender Lebensraum, das macht die Intelligenz und das Bewusstsein der Meeressäuger so andersartig als unsere.

Während des Wettlaufs der USA und UdSSR in den Weltraum und zum Mond, dem sogenannten Space Race, wurde die mögliche Kontaktaufnahme mit außerirdischen Intelligenzen ein wichtiges Thema in Wissenschaftskreisen. Bei einer Tagung im Green Bank- Observatory 1961 trafen einige ausgewählte Astrophysiker wie Frank Drake und Carl Sagan auf den Neurowissenschaftler, Psychoanalytiker und selbsternannter Psychonauten John C. Lilly. Die Tagung war zwar nicht geheim, aber auch nicht öffentlich, zu dem Zeitpunkt wären Forscher für ein Projekt mit „kleinen grünen Männchen“ verspottet worden. So hatte das Space Science Board, eine Sektion der National Academy of Sciences, einige Wissenschaftler eingeladen, um fern der Öffentlichkeit Ideen für die Suche nach außerirdischen Intelligenzen zu entwickeln und zu diskutieren. Bei dieser Tagung stellte Frank Drake die später nach ihm benannte Gleichung zur Abschätzung des Vorkommens außerirdischer Intelligenzen und Zivilisationen vor. Außerdem entwickelte er ein Konzept, mit Radioteleskopen ins Weltall zu lauschen, um so Signale anderer Intelligenzen akustisch aufzuspüren. Der Name des Projekts war SETI – Searching for Extraterrestrial Intelligence.

Lilly war von der fremdartigen Intelligenz der Delfine fasziniert und erforschte darum ihre Kommunikation: Er wollte die Sprache der Delfine lernen oder ihnen Englisch beibringen. Ihre Intelligenz und geringe Größe sowie die Fortschritte in der Delfinariumstechnik machten die kleinen Zahnwale zu idealen Trainingspartnern. Die Astrophysiker waren von der Idee, die fremde Delfinintelligenz zum Üben für eine mögliche Kommunikation mit Aliens zu nutzen, begeistert, so kam John Lilly mit seinem Delfin-Projekt ins SETI-Programm der NASA.

Der ambitionierte Lilly baute dafür 1961 das Dolphin House auf der Karibik-Insel St. Thomas. In diesem teilweise gefluteten Gebäude lebten ab 1964 der Delfin Peter und Lilys Assistentin Margaret Howe Lovatt in einer sehr engen Beziehung. Der noch junge Delfin schloß sich eng an Margaret an und kopierte schließlich sogar ihren Tonfall. Dabei blieb er allerdings bei den delfinischen Pfiffen und Rufen, englische Worte konnte er nicht artikulieren. Auch keiner der anderen Delfine lernte Englisch. Da Delfine ihre Laute in den Nasengängen produzieren und nicht über Stimmbänder, wie wir, ist die Produktion menschlicher Laute für sie anatomisch unmöglich, das war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht bekannt. Lilly verzweifelte allmählich und griff schließlich zu LSD, um die vermeintlich störrischen Delfinzungen zu lockern. Die Delfine reagierten auf diese Droge nicht, dafür allerdings die NASA: 1966 brach sie die Finanzierung des Projekts ab. Margarets Howes Interview im Hustler über ihre enge, angeblich auch körperliche, Beziehung zu Peter löste einen weiteren Skandal aus. Die Delfine kamen dann in Lillys Labor in Miami in kleine Tanks, wo Peter nach der Trennung von Mary Selbstmord beging, indem er mit Wucht gegen die Aquarienwände schwamm.

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Kommentare (13)

  1. #1 RPGNo1
    1. August 2022

    https://www.youtube.com/watch?v=FTY9F6WOCCM

    In memoriam, Nichelle Nichols!

  2. #2 gedankenknick
    1. August 2022

    Sehr schöner und informativer Artikel.

    Allerdings ließ mit der Satz “Hatten Walforscher bis dahin vor allem tote Wale erforscht, beobachtete eine neue Generation von ihnen auf Segelbooten lebende Wale als emotionale und soziale Wesen.” erst doch stutzen und dann ziemlich grinsen. Nicht, dass ich den Walen die notwendigen nautischen Kenntnisse absprechen möchte, aber ich bezweifel deren Verständnis für die international geltenten Regeln im Schiffsverker – wie gewisse Orca-Gruppen in den letzten Jahren durchaus demonstrier(t)en. 😉

  3. #3 Sascha
    1. August 2022

    Delfine und Außerirdische – da muss ich an das Buch “Orakel der Delfine” von Wolf Weitbrecht denken.

  4. #4 Bettina Wurche
    1. August 2022

    @RPGNo1: Danke für den Trailer meines absoluten Star Trek-Lieblingsfilms : )

  5. #5 Bettina Wurche
    1. August 2022

    @Sascha: Das kenne ich gar nicht. Wale kommen jedenfalls in der SF ziemlich häufig vor. Und spielten in den 1960-ern bei der Vorbereitung eines möglichen Erstkontakts eine wichtige Rolle

  6. #6 Bettina Wurche
    1. August 2022

    @gedankenknick: Stimmt, das kann man auch ganz anders lesen. LOL. Ich habe es umformiert

  7. #7 Aginor
    2. August 2022

    Danke für den Artikel!

    Nebenbei: Bettina, hast Du einen Artikel in der Mache betreffs des Seevögelsterbens an der Nordsee?

    Das geht irgendwie in der Presse größtenteils unter, und mich würde interessieren was die langfristigen Auswirkungen aus Deiner Sicht sind. Also auch was Nahrungsketten und ökologisches Gleichgewicht angeht.

    Oder schiebe ich (als Vogelfan in dem Fall) unnötig Panik?

    Gruß
    Aginor

  8. #8 Bettina Wurche
    2. August 2022

    @Aginor: Nein, habe ich nicht. Das ist für mich immer noch recht diffus. Du hast recht: Es ist dramatisch, geht jetzt ins dritte Jahr. Die vielen ausgezehrten Vögel sind verhungert.
    Vieles deutet auf Überfischung hin, so dass die Vögel nicht mehr genug Nahrung finden.
    Nun wütet auch noch auf Helgoland die Vogelgrippe:
    170 tote Basstölpel-Küken und Alttiere sind definitiv eine Katastrophe.
    Es scheint ja auch länderübergreifend zu sein. Ich habe bisher nur kleinere Meldungen dazu gefunden, aber keinen Überblick.
    Ich bin gerade auf Themensuche und recherchiere mal etwas.

  9. #9 Bettina Wurche
    2. August 2022

    @Aginor: Hast Du irgendwelche Meldungen dazu, wer daran forscht?

  10. #10 Aginor
    2. August 2022

    @Bettina:
    Ich bin hier drüber gestolpert:

    https://naturfotografen-forum.de/o1938694

    Die meisten Posts brauchst Du vermutlich nicht zu lesen, ist auch ein bisschen Unfug dabei, aber der User (Moderator) “Uwe Ohse” verlinkt ein paar Dinge, z.B. einen Artikel auf der nabu-Seite (der auch weiterführende Links enthält):
    https://www.nabu.de/news/2022/07/31914.html

    sowie einen Spektrum-Artikel:
    https://www.spektrum.de/news/seuchen-vogelgrippe-wuetet-an-der-nordsee/2036290

    in dem unter anderem ein Biologe namens Mardik Leopold vom Meeresforschungszentrum der Universität Wageningen erwähnt wird.

    und ein paar Quellen aus dem Ausland, z.B. etwas über Calais und Berichte aus Schottland, wo es den Skuas wohl an den Kragen geht.

    Ich habe mich leider selbst noch nicht so durchwühlen können wie ich das gern täte.

    Gruß
    Aginor

  11. #11 Bettina Wurche
    2. August 2022

    @Aginor: Danke! Ja, auf die bin ich auch gestoßen. Spektrum hat mittlerweile vier Beiträge dazu gebracht, das Seeevogelsterben im Nordpazifik würde ich im Kontext sehen.
    Das Londoner NHM hatte dazu auch einen guten Beitrag, in dem Wissenschaftler genannt sind:
    https://www.nhm.ac.uk/discover/news/2018/march/a-journey-through-the-largest-egg-collection-in-the-world.html
    Im Moment sieht es mir danach aus, dass Überfischung und Meereserwärmung die Seevögel so anschlagen, dass sie einen Sturm (mit Hungerperiose) nicht mehr überleben und extrem anfällig für Infektionen werden. Ich frage mich, inwieweit die NAreicherung von Mikroplastik und Toxinen noch dazu beträgt.
    Es sieht jedenfalls übel aus : (

  12. #12 Sascha
    2. August 2022

    Bettina, das ist DDR-SF, das dürfte im Westen nicht sehr bekannt sein.
    Die Delfine wurden von den Aliens so “präpariert”, dass sie bei der Untersuchung des Gehirns eine Botschaft präsentieren.
    Hat diverse Däniken-Tropes, was zu der Zeit (Anfang 70er) häufig vorkam.

    Hab gerade mal geschaut. Das ist gebraucht ja ganz schön überteuert.

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