Auch in der Politik herrschen unterschiedliche Beweggründe: Manche PolitikerInnen nehmen ihre Regierungsverantwortung oder ihre Aufgabe als Volksvertreter sehr ernst und bemühen sich, Klimaschutz und Bevölkerungsschutz umzusetzen. Andere möchten nur den Zustand und ihre Pfründe bewahren und vertreten eher Haltungen und Meinungen der Fossil Lobby. Ein großes Problem ist, dass auf einige Jahre gewählte PolitikerInnen natürlich auch immer auf äußere Umstände reagieren müssen, dadurch werden weitsichtige, verantwortungsbewusste Entscheidungen oft schwierig. Ein großes Problem unserer Zeit ist, dass gerade unter äußerem Druck Extremismus und Rechtspopulismus als destruktive Strömungen zunehmend an Einfluss gewinnen. Gerade jetzt in unsere Zeit mit der multiplen Klima-, Ökokrise und sozialen Krise mit Pandemie und dem Ukraine Krieg sind längerfristiges Entscheidungen fast unmöglich geworden.
Auch die Öffentlichkeit hat unterschiedliche Beweggründe und ein sehr unterschiedliches Verständnis von Fakten und Meinungen. Das Spektrum zwischen rational und irrational ist breit, eines der zentralen Probleme ist auch hier die Verwechslung von Fakten und Meinungen. Insgesamt besteht viel zu wenig Verständnis für abstrakte Zahlen und Wahrscheinlichkeitsrechnung, um komplexe Probleme wie die Klimakrise wirklich zu erfassen. Dazu kommt, dass die rechtspopulistische Propaganda bei unzufriedenen Menschen auf einen guten Nährboden fällt. Rechtspopulisten können offen sagen „Für uns ist es gut, wenn es den Menschen schlecht geht“ und werden von destruktiven Personenkreisen trotzdem oder auch deswegen gewählt.
KSR: „New York 2140“ (2018)
Die Forderung nach der Umsetzung des Paris-Abkommens wurde 2018/19 immer lauter. Empört über die Politik, die zu wenig Klimaschutz angeht, hat sich die schwedische Schülerin Greta Thunberg zu ihrem Schulstreik fürs Klima entschlossen. Der fehlende Klimaschutz sei unverantwortlich gegenüber jungen Menschen. Außerdem meint sie, dass die reichen Länder eine Verpflichtung zu mehr Klimaschutz gegenüber ärmeren Ländern haben, da ihr Reichtum auf der Ausbeutung der Biosphäre basiert. Greta Thunberg ist plakativ das Gesicht junger Umweltaktivisten, so kam es 2018 zur Fridays for Future-Bewegung. In der ganzen Welt demonstrieren seitdem nach Gretas Vorbild demonstrieren jetzt weltweit Kinder für Klimagerechtigkeit und den Kampf gegen die Klimakrise. Ihr Schlachtruf: „There is no Planet B“. 2019 schlossen sich ihnen die ScientistsForFuture und immer mehr andere Gruppen von Erwachsenen an.
In diese Stimmung hinein kam Robinsons Werk „New York 2140“, in dem er ein New York beschreibt, in dem Lower Manhattan durch zwei großen Flutwellen 15 hoch unter Wasser steht. Reiche Menschen, so schreibt KSR, nehmen sich neun Zehntel von allem und zwingen die anderen Menschen, um den Rest zu kämpfen. In seiner Utopie eines untergehenden New Yorks geht es um eine Wohncommunity im Metropolitan Life Tower, die einen Börsencrash herbeiführt, damit die Immobilienpreise implodieren lässt und Besitz neu und gerechter verteilt (Mehr dazu hier: #ClimateFiction (Teil 3): Die Stadt als Keimzentrum neuer Ideen – Kim Stanley Robinsons 2140)
2021 und 2022 leben wir bereits in einer Zeit IN der Klimakrise. Während PolitikerInnen immer noch um die Abwendung der Klimakrise diskutieren und sich nicht entscheiden können, endlich wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen, hat sich die Erde bereits erwärmt. 2021 und 2022 sind verheerende Waldbrände, Überschwemmungen und immer stärkere Stürme als extreme Wetter-Events regelmäßiger Bestandteil der täglichen Nachrichten.
Meteorologen und Klimatologen warnen eindringlich vor weiterer Untätigkeit. Eine Graphik macht klar, was für katastrophale Folgen die Erderwärmung von 1,5 oder 2 Grad Celsius haben würde: Bedeuten 1,5 Grad Hitzewellen, Fluten und Hungersnöte, drohen bei 2 Grad bereits tödliche Hitzewellen und Essensknappheit für Hunderte Millionen von Menschen. Bei über 50 Grad Celsius, was in diesem Jahr etwa in Indien gemessen wurde, wird die Feldarbeit für den menschlichen Organismus unmöglich. Bei drei Grad befürchten konservativ rechnende WissenschaftlerInnen bereits Hungersnöte und Hitze-Katastrophen für Milliarden Menschen.
Vor diesem Hintergrund ist es verstörend, wie selbstverständlich Staaten erklären, dass sie das zwei Grad-Ziel des Paris-Abkommens verfehlen werden: Deutschland rechnet derzeit mit 2,2 Grad, die USA mit USA 2,8 Grad und viele asiatische Staaten mit 3,0 Grad.
Zurzeit blenden PolitikerInnen entweder aus, dass wir bereits in der laufenden Klimakatastrophe leben oder sie trauen sich nicht, diese unangenehme Wahrheit zu kommunizieren. Dabei ist hinderlich, dass PolitikerInnen um Grad Celsius diskutieren wollen, um einen vermeintlichen Kompromiss zu schließen, aber nicht begreifen, dass sie mit dem Klima nicht verhandeln können. Das 2 Grad-Ziel von Paris ist ja auch bereits eine Konsens-Entscheidung und wohl nicht ausreichend. Jede weitere Diskussion wird den Schutz unserer Zivilisation weiter aufweichen, mehr unbewohnbare Landstriche riskieren und Menschenleben kosten.
„Das Ministerium der Zukunft“
2021 und 2022 wird die Klimakrise in den Nachrichten unübersehbar: 2021 werden ausgedehnte Brände in Kalifornien zur existenziellen Bedrohung für Siedlungen und vernichten immer mehr Wald. Der in Kalifornien lebende KSR bekommt diese bedrohliche Situation hautnah mit und entschließt sich, einen neuen noch dringlicheren Roman zu schreiben: „Das Ministerium der Zukunft“.
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