Mehr über die Gründe und Hintergründe für Walmassenstrandungen hatte ich 2017anläßlich der Massenstrandung von über 600 Grindwalen geschrieben: “Neuseeland: Über 600 Grindwale gestrandet, über 250 bereits gestorben”.

 

 

1 / 2

Kommentare (7)

  1. #1 RPGNo1
    10. Oktober 2022

    Warum stranden eigentlich bestimmte Zahlwalarten relativ häufig und andere (Orca meines Wissens) praktisch gar nicht?

    Liegt es an den überstarken Familienbanden? Sind andere Walarten “intelligenter”, dass sie die Gefahr einer Strandung erkennen? Sind sie Grindwale sonartechnisch schlechter ausgestattet?

  2. #2 Omnivor
    Am 'Nordpol' von NRW
    10. Oktober 2022

    “Wie die Grindwale” sollte den falschen Spruch “Wie die Lemminge” ersetzen.

  3. #3 Bettina Wurche
    10. Oktober 2022

    @RPGNo1: Doch, Orcas sind auch betroffen, aber wesentlich seltener. Orcas leben in kleineren Gruppen und wandern nicht in Superpods, einige Familien treffen sich einfach mal so. Grindwale ziehen in wesentlich größeren Gruppen, dadurch kommt es zu Massenstrandungen. Außerdem scheint es wesentlich mehr von ihnen zu geben.
    Grindwale sind die nächsten Orca-Verwandten, ich glaube nicht, dass Hirn oder Sonar schlechter sind. Allerdings jagen Orcas anders. Grindwale jagen wandernde Schwärme und begleiten diese. Orcas jagen größere Beute oder treiben kleinere zusammen und nehmen dann einen Haps aus dem Vollen. Vielleicht halten sie dadurch mehr Abstand zu Küsten. Allerdings stranden sie manchmal ja sogar mit Absicht, in Patagonien jagen sie Robben am Strand. Orcas haben genauso starke Familienbande wie Grindwale: Gerät ein Tier, vor allem ein Kalb in Not, bleiben die Mutter und oft noch andere Tiere und versuchen, es zu befreien. Z. B. in den Thunfischnetzen vor Gibraltar hatte ja eine Orca-Mutter ihr verheddertes Kalb zu befreien versucht und dadurch eine Brustflosse verloren. Solche Geschichten habe ich schon häufiger gelesen.
    Hier sind ein paar weitere Geschichten über Orca-Strandungen:
    http://orcazine.com/orcas-and-mass-strandings/

    Bei den Grindwalen ist die aktuelle wissenschaftliche Meinung, dass das Leitter an einem flach ansteigenden Sandstrand die Wassertiefe falsch einschätzt, dann folgt die ganze Gruppe und es kommt zu einer Massenstrandung. Die Echolokation der Zahnwale versagt an den flach ansteigenden Stränden, da weiche Sandböden nur undeutliche Sonarechos zurückwerfen und der allmähliche Anstieg eines flachen Strandes ein undeutlicher Übergang vom Meer zum Land ist. Also ein Navigationsfehler des Grindwals.
    In diesem Beitrag hatte ich die verschiedenen Gründe für Walstrandungen detailliert beschrieben:
    https://scienceblogs.de/meertext/2017/02/11/neuseeland-ueber-400-grindwale-gestrandet-250-bereits-gestorben/2/

    Warum jetzt die Grindwale besonders vulnerabel für Massenstrandungen sind, ist letztendlich nicht vollständig verstanden. Vermutlich hängt es mit ihrer Zahl, ihrem Verhalten und ihrem Lebensraum zusammen.

    Bei anderen Wal-Massenstrandungen in anderen Regionen gibt es jeweils unterschiedliche Erklärungen:
    Bei äußerlich unverletzten Pottwalen in Neuseeland und an den Nordseeküsten: Navigationsfehler
    https://scienceblogs.de/meertext/2016/02/06/2016-pottwal-massenstrandungen-in-der-nordsee/

    Bei Schnabelwalen im Mittelmeer, auf den Kanaren und anderswo: Marine-Sonar zur U-Boot-Jagd:
    http://blog.meertext.eu/2011/12/04/schnabelwal-strandungen-durch-sonar/

    Bei Delphin-Massenstrandungen:

  4. Beifang
  5. https://scienceblogs.de/meertext/2022/02/23/delfin-und-schweinswal-beifaenge-in-der-biskaya-alle-jahre-wieder-hintergrund-informationen/,

  6. Krankheit
  7. http://blog.meertext.eu/2012/06/22/die-toten-delphine-von-peru-%E2%80%93-todesursache-ungeklart/,

  8. Ölpest
  9. http://blog.meertext.eu/2012/07/30/zusammenhang-zwischen-der-olpest-in-2010-und-delphinsterben-in-2011-im-golf-von-mexiko//andere Umweltkatastrophen oder

  10. ungeklärt
  11. https://scienceblogs.de/meertext/2021/04/13/3967/

    Es gibt also ganz unterschiedliche Erklärungen für Massenstrandungen. Zu oft ist der Nachweis schwierig : (

  • #4 RPGNo1
    11. Oktober 2022

    @Bettina Wurche

    Danke für die Erläuterungen und Lesetipps.

  • #5 Bettina Wurche
    11. Oktober 2022

    @RPGNo1: Jederzeit gern. Sorry, dass es manchmal etwas dauert.

  • #6 Johanna Borde
    Passau
    13. Oktober 2022

    Könnte man die Wassertiefe an den besagten Stränden für die Tiere, z.B. durch große Steine, Stangen oder Bojen, kenntlich machen?

  • #7 Bettina Wurche
    13. Oktober 2022

    @Johanna Borde: Schwierig. Die Küstenlinie ändert sich ja stetig, durch Tiden, Stürme u Strömungen – Fahrwassermarkierungen müssen darum stetig angepaßt werden. Außerdem sind die Küstenbereiche sehr ausgedehnt, das wäre also ein irrsinniger Aufwand. Und dann ist da noch die Frage, ob wir uns den Walen verständlich machen können. Schließlich kennen sie solche Markierungen nicht. Akustische Scheuch-Methoden würden ebenfalls durch die langen Küstenlinien sehr aufwändig zu teuer und würden noch den Lärm im Meer verstärken.
    Darum halte ich diese Idee für wenig tragfähig.