250 pilot whales have beached themselves in New Zealand, just days after the deaths of 215 other whales – NZ Herald pic.twitter.com/yR3AiV1WWj
— BNO News (@BNONews) October 10, 2022
An der neuseeländischen Chatham-Insel, 785 Kilometer vor der Küste Neuseelands, sind Hunderte von Grindwalen (Pilotwal, Globicephala melas)gestrandet: vor einigen Tagen 215, jetzt berichten australische Medien noch einmal von 250.
Mal wieder.
Die Chatham-Insel ist abgelegen und nur von 800 Menschen bewohnt, vor ihren Stränden treiben sich besonders . viele Weiße Haie herum. Aus diesen Gründen haben die zuständigen Stellen entschieden, nicht zu versuchen, die Grindwale wieder ins Meer zurückzubringen. Unzugängliche Strände, zu wenige Helfer und ein zu hohes Risiko für Hai-Angriffe für Menschen und Wale machten das “Refloating” unmöglich, darum haben TierärztInnen die Wale euthanasiert. Ein gestrandeter Wal leidet unter Austrocknung und Überhitzung. Eine gestrandete Gruppe gerät durch die verzweifelten Rufe der Familienmitglieder noch zusätzlich unter Streß. Der Gruppenzusammenhalt ist beim Refloating oft hinderlich, weil Grindwal-Gruppen ihrem Leittier folgen. Wird das Leittier zuerst identifiziert und ins Meer gebracht, folgen die anderen Wale gern. Ist das Leittier verstorben oder kann es nicht identifiziert werden, weigern sich andere Familienmitglieder, wegzuschwimmen, sie stranden oft wieder.
In Neuseeland geschehen durch die langen Küsten mit oft flachen Sandstränden und einem reichen Meeresleben solche Massenstrandungen leider häufig, durchschnittlich sterben hier 300 Wale jährlich. Darum bieten das das zuständige Department of Conservation und die NGO Project Jonah auf ihren Seiten sehr gute Informationen dazu und nehmen solche Meldungen an. Diese Mitarbeiter sind für Walstrandungen ausgebildet und versuchen dann gemeinsam mit lokalen Freiwilligen möglichst viele Wale zu retten.
Meist stranden Gruppen der bis sechs bis acht Meter großen dunkelgrauen Delphinverwandten, die in Gruppen (Pods) von 20 bis 25 Tieren schwimmen. Manchmal schließen sie sich aber auch zu größeren Gruppen zusammen, sogenannten Superpods, von mehreren Hundert Individuen.
Die dunklen Körper mit den kugelförmigen Köpfen und den langen Flippern und Finnen sind unverwechselbar. Die großen schnellen Delphinartigen fressen 50 Kilogramm Fisch und Tintenfisch täglich und haben im Meer kaum natürliche Feinde, nur Orcas gehen sie aus dem Weg.
Warum stranden Grindwal-Gruppen an neuseeländischen Stränden?
Wie im vorliegenden Fall zeigen die Meeressäuger keine äußerlichen Verletzungen etwa durch Fischereinetze oder Schiffsschrauben. Es gibt auch keine Anzeichen von Gehörtraumata wie Blutungen aus dem Gehörgang und keine zeitlich passenden menschlichen Aktivitäten wie Marinemanöver, seismische Exploration, Fischerei oder ähnliches.
Es handelt sich um Familienverbände mit Tieren aller Altersgruppen, so dass auch Altersschwäche oder Erkrankungen einzelner Tiere kein Grund sein kann. Weiterhin gibt es keine natürlichen Umstände wie etwa eine Giftalgenblüte, die eine ganze Gruppe Wale vergiften könnte oder andere Pandemien. Dann müssten auch Meeressäuger verschiedener Arten beteiligt sein.
Auch die Theorie, dass die Ohren der Tiere durch Parasitenbefall die Echolaute nicht mehr genügend wahrnehmen, ist wenig belastbar. Würmer in den Ohren sind zumindest bei Zahnwalen wohl eher der Normalzustand.
Die Behauptung, diese Strandung hinge mit der Erderwärmung zusammen, ist hier haltlos, weil an diesem Strand seit mindestens 100 Jahren regelmäßig Walstrandungen vorkommen und dokumentiert worden sind.
Eine weitere Hypothese besagt, dass die Magnetfeldlinien und ihr Winkel zum Strand hier für Verwirrung gesorgt haben könnten. Eine Verirrung der Wale durch Störungen im Erdmagnetfeld aufgrund von Sonnenflecken-Aktivitäten ist mittlerweile widerlegt.
Die bisher beste Erklärung ist, dass die Echolokation der Zahnwale an den flach ansteigenden Stränden versagt – es handelt sich also um einen Navigationsfehler. Weiche Sandböden werfen nur undeutliche Sonarechos zurück und der allmähliche Anstieg eines flachen Strandes ist ein undeutlicher Übergang vom Meer zum Land.
Weltweit gibt es verschiedene Strände, an denen es immer wieder zu Wal-Massenstrandungen kommt, die nach einem bestimmten Muster ablaufen: Eine Gruppe Zahnwale wie Pottwale, Kleine Orcas, Grindwale und einige andere Arten schwimm auf einen flachen Sandstrand. In Neuseeland passiert dies an verschiedenen Orten leider regelmäßig. Ein Navigationsfehler des Leittieres kann in diesen Regionen aufgrund der sehr engen sozialen Beziehungen der Wale dann dazu führen, dass die ganze Gruppe auf den Strand schwimmt.
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