Bevor ich mich in die Weihnachtspause verabschiede, möchte ich gerne eine kleine Serie über Lehre, oder genauer über Lehre im Kontext von freiwilligen Kursen an Hochschulen ankündigen. Als Beispiel wird ein Einführungskurs zum Hochleistungsrechnen (HPC bzw. High Performance Computing) dienen. Manche didaktischen und organisatorischen Aspekte gelten generell. Vor allem aber ist dies die Perspektive über nicht-verpflichtende Veranstaltungen. Lehrveranstaltungen also, die so zu konzipieren sind, dass Menschen freiwillig teilnehmen und einen Mehrwert erfahren.

Ganz sicher wird Lehre immer wieder im Blog Thema werden: Sie ist mir einfach wichtig. Und warum mir Lehre wichtig ist, dass möchte ich vorab in diesem Beitrag erläutern.

Schön und ein wenig pathetisch hat dies bereits Greg Wilson in seinem Buch “Teaching Tech Togetherdargelegt (und ich mache mal Anleihen bei der Formulierung). Als ich mich zum Studium eingeschrieben habe, dachte ich wie er Universitäten sind dazu da — unter anderen Dingen — um Menschen eine Ausbildung zu geben und vor allem ihnen beizubringen wie man am Besten lernt. Im Wesentlichen habe auch ich Wilson’s Entwicklung erfahren und denke jetzt auch, mit über vierzig: Wir* lehren, damit die nächste Generation die Welt übernehmen kann, ob sie will oder nicht.

Unsere Elterngeneration hält die Welt nicht mehr am Laufen. Das machen wir, Menschen in meiner Generation. Wir verwalten Städte, reichen Patente ein und verabschieden Gesetze. Und in zwanzig, dreißig Jahren, macht unsereins große Schritte zur Rente (vielleicht werden wir später in Rente gehen als unsere Eltern, vielleicht schon im Ruhestand sein) und die neue Generation übernimmt die Verantwortung. Klingt weit weg, wenn ihr gerade — mit neunzehn oder so — mit dem Studium angefangen seid. Aber einfach mal tief durchatmen und das seltsame Gefühl verliert sich wieder: Ihr* müsst später all die Dinge alleine lösen können.

Noch vor wenigen Jahren war unser Kontinent in Ruinen, Frauen hat weit weniger Rechte, der größte Teil der Welt stand unter der Knute von Diktatoren. Und wenn es heute noch nicht gut um die Welt steht: Uns im Westen geht es überwiegend gut. Optimistisch bin ich nicht: Klimakatastrophe ist ein immer noch zu euphemistisches Wort, der Überwachungsstaat feiert mancher Orten fröhliche Urständ, die Ungleichheit nimmt wieder weltweit zu und die Knute der Diktatoren schwingt immer noch an viel zu vielen Orten weltweit. Nicht zuletzt in unserem Land ist eine faschistoide Partei auf dem Vormarsch und ist fast jeder Bach verdreckt und/oder durch die Maßnahmen der letzten regierenden Nazis begradigt und eingezwängt. Letztlich sind wir — als Generation — ganz schön bequem und wir wissen: Die Rechnung für unsere Feigheit, die Gier und die Lethargie kommt. Vielleicht nicht bald, aber sie kommt. Sehr wahrscheinlich für unsere Kinder. Ebenso wie Wilson bin ich verärgert über den Zustand der Welt, den Umstand, dass viele vom Fett der Erde leben, während unsere Welt langsam zerkocht und verdreckt.

Darum geht es, wenn wir lehren: Weil die Welt nur besser wird, wenn wir auch vermitteln, wie es besser geht. Egal, in welchem Fach. Egal, ob es um Vermittlung von Grundlagen wie Lesen & Schreiben oder die letzten Erkenntnisse der Wissenschaften geht.

Lehre macht (mir) Spaß! Das auch. Und bei allem Verständnis dafür, dass es Wissenschaftsorganisationen gibt, von denen keine oder kaum Lehre ausgeht (auch sie haben ihre Berechtigung!): Es ärgert mich, dass es universitäre Institute gibt, von denen kaum Lehre ausgeht. Es ärgert mich, dass manche Professoren nicht lehren wollen (ok, manche können es auch nicht und haben diese Selbsterkenntnis). Und vor allem ärgert es mich, wenn Leute wider besseren Wissens schlechte Lehre machen, weil sie Lehre als lästige Pflicht auffassen. Ich will es besser machen und hoffe an meinen Ansprüchen nicht zu scheitern. Ihr wisst jetzt warum.

Euch Allen eine schöne Weihnachtszeit, wir lesen voneinander — hoffentlich wohlbehalten — im neuen Jahr!

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Kommentare (1)

  1. #1 Echt?
    22. Dezember 2019

    Grundlage einer guten Lehre ist, dass man die Studierenden gern hat und nicht als Belastung auffasst.