Vor einer Weile hat ein Editor einer wissenschaftlichen Zeitschrift beschrieben was ihn umtreibt[Miyakawa, 2020]. Er hat eine besorgniserregende Beobachtung getätigt und – ganz guter Wissenschaftler – die Probe aufs Exempel gemacht, also Daten erhoben und beschrieben:
Bei 41 zur Veröffentlichung eingereichten Artikeln war sein Editor-Impuls “This is too beautiful to be true.”. Folgerichtig hat er die Autoren um Nachreichung ihrer Daten gebeten. Das Resultat hat mich offengestanden überrascht, obwohl ich bereits immer wieder über fehlende Daten gestolpert bin (Beispiel):
Vielleicht hätte mich der Artikel nicht überraschen sollen, denn Forschungsdatenmanagement oder nur die – wie auch immer realisierte – Bereitstellung von Rohdaten war nie eine Forderung auf eine meiner eigenen Einreichungen (oder Anträge). (Kann natürlich daran liegen, dass die Zeit nicht reif war, als ich experimentell tätig war.) Und so habe ich keine Vorstellung davon, wie verbreitet das Problem wirklich ist. Andererseits fehlt mir wohl wieder mal die Phantasie. Diesmal dafür, dass nur ein Feld betroffen ist …
Und insgesamt?
Der “Wissenschaftsnarr” Ulrich Dirnagl ist in seiner Kolumne im Laborjournal (zur Frage “Wird das Virus die Wissenschaft verändern?” – sehr lesenswert) zu einem uns hier betreffenden Schluss gelangt (hinterlegter Link durch mich):
… Und auch bei Open Data (OD) wird nicht alles Gold sein, was glänzt. Wie können wir sicherstellen, dass hier nicht Daten-Massengräber entstehen – nur des Labels „OD“ wegen? Die FAIRe (Findable-Usable-Interoperable-Reusable) Hinterlegung von Daten ist alles andere als ein Kinderspiel – und überfordert schon jetzt viele Forscher.
Da wage ich nicht zu widersprechen …
Schlussfolgerung:
Wie für diese Reihe vorgenommen, soll der Rant versöhnlich ausklingen – womöglich mit einem Mehrwert. Wer also als ForscherIn heutzutage einen Antrag schreibt um Mittel zum Forschen bewilligt zu bekommen, muss heute schon manches Mal einen Datenmanagementplan vorweisen können. Das ist ein Riesenfortschritt und zeigt, dass das Bewusstsein zum Problem fehlender Daten in den wissenschaftlichen Communities angekommen ist. Das reicht nicht, irgendjemand muss die Arbeit auch machen: Das Elixir-Konsortium bietet regelmäßig Kurse rund um diese Fragestellung an, in Coronazeiten auch online. Die mitlesenden BiowissenschaftlerInnen können ja mal auf das Angebot schauen. Wir in Mainz werden auch bald Kurse rund um Datenmanagement anbieten (mitlesende Leute aus RLP können hier schauen, was sich tut). Alle Anderen werden sicher bei der lokalen Universität fündig: Mittlerweile ist so gut wie keine Universität ohne ein Angebot zu gutem Datenmanagement aufgestellt, mitunter zwar “nur” über Partnerschaften, aber immerhin.
Hoffentlich fehlt nicht der Wille …
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