Sehr geehrte Frau Hubig,

Ostern 2021, mehr als ein Jahr COVID19-Pandemie liegt hinter uns und wir befinden uns mitten in der dritten Welle. Schutz von Kindern und ihren Familien ist Ihnen, Frau Hubig, wichtig. Und so haben Sie sich entschlossen weitere Öffnungen der Schulen vorerst nicht zu gestatten. Die Politik trägt schwer an dieser Verantwortung und viele Bürgerinnen und Bürger verstehen gut, dass nicht allen ihren Wünschen und Interessen unmittelbar entsprochen wird.

Um das Infektionsrisiko zu verringern setzt Ihr Ministerium auf verstärktes Testen und Hygieneregeln. In diesem Zusammenhang gibt es nun das Angebot der anlasslosen Testung an Schulen. Wir haben verstanden: Nur so können wir einigermaßen zeitnah Infektionsketten durchbrechen, die Inzidenzwerte im Griff halten und viel Leid verhindern.

Umso irritierender sind Befunde, die wir alle bei unseren Einkäufen machen können: Dort begegnen uns immer noch Maskenverweigerer, Desinformationsmaterial vertreibende Käsestandbetreiber oder auch lautstarke Zweifler an der Gefährlichkeit des SARS-CoV-2-Virus. Diese Menschen haben ebenfalls Kinder und Enkel, sind Eltern und Großeltern. Auch sie sind zu schützen.

Doch Ihr Ministerium schreibt:

Die Teilnahme am Testangebot erfolgt für alle auf freiwilliger Basis. Der Schulbesuch ist nicht an die Teilnahme und Vorlage eines negativen Testergebnisses geknüpft.

Wir haben lernen müssen, dass Appelle nicht fruchten und immer weniger verfangen. Selbst der Bundespräsident erkennt dies in seiner jüngsten großen Rede zur Lage in der Corona-Pandemie an. Auch die Hygienekonzepte an den Schulen und Kitas des Landes sind allenfalls auf dem Papier gut. Ein paar Beispiele sind:

  • eine Schule, deren Kinder, die “notbetreut” werden, gemeinsam mit den Kindern im Wechselunterricht unterrichtet werden.
  • eine Schule, die versichert “Der regelmäßige Maskenwechsel ist in den Lerngruppen eingeübt und ritualisiert”. Doch Eltern berichten, dass nur eine Maske am Tag getragen wird, teils beidseitig – und zwar auch in der Sekundarstufe I.
  • Kitas, die Gruppentrennung betreiben, jedoch morgens während der Ankunftszeit Kinder verschiedener Gruppen zusammen betreuen.

Hier besteht Nachbesserungsbedarf. Das Beispiel des Saarlandes zeigt, dass ein Appell an die Freiwilligkeit nicht hinreichend ist, um eine ausreichende Testquote zu erhalten. Bei den Schnelltests auf Freiwilligkeit zu setzen, ist das Rezept für weiterhin hohe Ansteckungsquoten. Einige Bundesländer machen es vor: Verpflichtende Tests sind möglich.

In diesem Sinne bitte ich Sie, die Durchführung von Schnelltests in Schulen nach den Osterferien verpflichtend zu machen. Ohne derartige Verpflichtung bietet das Testkonzept Ihres Ministeriums Kindern, ihren Familien und den (ungeimpften) Lehrkräften keine zusätzliche Sicherheit. Schulen und Kindertagesstätten sind aufzufordern, ihre Hygienemaßnahmen auf offensichtliche Schwächen zu überprüfen. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion des Landes sollte stichprobenartig kontrollieren.

Es ist Zeit für politische Weitsicht.

Mit freundlichen Grüßen,

Christian Meesters

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Kommentare (13)

  1. #1 rolak
    4. April 2021

    Desinformationsmaterial vertreibende Käsestandbetreiber

    A very special annoyance, I presume?

    Drei Ecken oder ein Veedel weiter steht hier ~regelmäßig eine ältere Dame, tapfer die Corona­Existenz negierend, dem Habitus nach vom Wachturm her umgeschult. Doch ansonsten sind Bekannte und Verwandte erfreulicherweise noch nicht mit solcherlei Blödsinn infiziert.

    Viel Erfolg mit dem Schreiben!

  2. #2 hwied
    5. April 2021

    Dieser offene Brief ist inhaltlich ok. aber viel zu lang.
    Ministerinnen lassen lesen.

    Zur Lage, die Eltern von Schulkindern werden allein gelassen, weil ein Schulkonzept fehlt für den Unterricht, und weil ein Sicherheitspaket fehlt .

    Herr Meesters, hat Frau Hubig schulpflichtige Kinder oder Enkelkinder ?

    • #3 Christian Meesters
      5. April 2021

      Über Frau Hubig weiß ich nicht mehr, als Wikipedia und Seite des Ministeriums preisgeben – sie ist eine Person des öffentlichen Lebens und hat das Recht ihre Familienangelegenheiten nicht im Netz diskutiert zu sehen, so lange es keinen Überlapp zwischen politischen und familiären Handeln gibt.

      Der “Impact” einer Diskussion auf dieser Plattform ist begrenzt und das ist klar. Pressestelle des Ministeriums und GEW-Zweig des Landes sind angeschrieben. Weitere Wahrnehmung hängt auch von der Diskussion hier ab – insofern fordere ich zur gepflegten Diskussion auf. Was treibt euch (Eltern) in diesem Zusammenhang um?

      @rolak: A rather recent one, only.

  3. #4 rolak
    5. April 2021

    Familienangelegenheiten nicht im Netz

    Selbstverständlich nicht. Doch die imho ganz üble Seite an hwieds so arglos daherkommender Frage ist die unterschwellige, unverschämte Unterstellung, Entscheidungsträger* würden sich nur dann mit Problemen Anderer befassen, wenn sie selber ebenfalls davon betroffen seien bzw würden sich nur dann mit Problemen Anderer befassen können, wenn sie selber ebenfalls davon betroffen seien.

    Mal ganz abgesehen von dem ‘Lesepriorität nach Textlänge’-Blödsinn.

    rather recent

    Kann ich mir gräßlich vorstellen, wenn die Besetzung einer bisherigen Lieblings­Einkaufs­Quelle sich urplötzlich als inakzeptabel abgedriftet entpuppt… Zum Glück bin ich schon lange nicht mehr auf diese Weise zu einem BezugsWechsel genötigt worden.

  4. #5 hwied
    5. April 2021

    Christian Meesters,
    es ging nicht darum eine Ministerin zu outen oder herabzusetzen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Schulverwaltungen eine eigene Auffassung über Lösungen haben, die Lehrer und Lehrerinnen, die betroffen sind, wieder vor anderen Problemen stehen und eine Kultusministerin wieder vor anderen. Und, das darf man auch nicht vergessen, wenn der Finanzminister nicht mitzieht, dann sind alle Entscheidungen nicht geerdet.

    • #6 Christian Meesters
      5. April 2021

      … dass die Schulverwaltungen eine eigene Auffassung über Lösungen haben, die Lehrer und Lehrerinnen, die betroffen sind, wieder vor anderen Problemen stehen und eine Kultusministerin wieder vor anderen.

      Das ist so. Hier so und anderswo analog. Und deswegen gilt das Gesetz der Aufmerksamkeit: So lange niemand hinschaut, bewegt sich gar nichts (so ein Blog ist nicht der Nabel der Welt, aber immerhin darf später niemand überrascht sein, gelesen wird er doch).

  5. #7 Kerberos
    5. April 2021

    Na ja,
    da kommen ein paar Sachen zusammen.
    – Angst vor “dem Wähler”, insbesondere Eltern
    von Waldorfschülern bzw Eltern an ähnlichen Sonderschulen.
    – Assessor-Karlchen-Syndrom.
    usw…

  6. #8 Fluffy
    5. April 2021

    Ich gebe zu, dass ich mir manchmal über die Botschaft eines Textes nicht ganz im Klaren bin. Ist der Blogbeitrag vom 1. April? Nein. Eine Osterbotschaft? Vielleicht? Meint der Verfasser genau das was er schreibt? Allegorie?
    Wie sehen wir die Welt? Yin oder Yang? Schwarz oder weiß? Tod oder lebendig? Krank oder gesund? Der Quantenphysiker spricht vpon einer Superposition der Zustände. Schrödingers Katze sagt: Solange die Kiste nicht offen ist, bin ich tod und lebendig. Der Thermodynamiker sagt: Die Entropie nimmt zu. Wenn es um Menschen geht haben sie natürlich unrecht.

    Wir haben lernen müssen, dass Appelle nicht fruchten und immer weniger verfangen.

    Solange die Tests freiwillig sind, muss man auch zugestehen, dass von dieser Freiwilligkeit Gebrauch gemacht wird.

    Desinformationsmaterial vertreibende Käsestandbetreiber

    Ja, er ist kein berufener Professor, der auf Grund seiner Verbeamtung dem Staat zu besonderer Loyalität verpflichtet ist.

    eine Schule, die versichert “Der regelmäßige Maskenwechsel ist in den Lerngruppen eingeübt und ritualisiert”.

    Sehr bedenklich!

    die Durchführung von Schnelltests in Schulen nach den Osterferien verpflichtend zu machen.

    .
    Der Ruf nach den Tests für alle. Warum nicht auch der Ruf nach mehr Betten für die Kranken? 9000 medizinische und Pflegekräfte haben den Beruf verlassen. Sie wollten vom Beifall allein nicht mehr leben.
    Freiwilligkeit in Verpflichtung umwandeln (?).
    Sie haben sich entschieden. Quo vadis? Licht oder Dunkelheit? Denken oder denken lassen.

    • #9 Christian Meesters
      5. April 2021

      Vielleicht noch mal lesen, inkl. Überschrift?

  7. #10 Fluffy
    5. April 2021

    Ja, ja.
    In der Überschrift steht ‘ne Frage. Und unten steht ne Antwort: Abschaffung der Freiwilligkeit.
    Und ich schließe mit der Frage: Quo vadis.
    Ich erinnere mal an eine inzwischen oft zitierte Sendung von Markus L. mit einer inzwischen relativ bekannten Virologin Mel. B., die einen Teil der Bevölkerung mit kleinen Kindern, die keinen Fahrradhelm tragen wollen, verglichen hat.

    • #11 Christian Meesters
      5. April 2021

      … und mich als Folge messerscharfer Schlussfolgerungen mit einer ganzen Reihe von Vergleichen überzogen. Um das für alle klar zu stellen:

      • Abschaffung der Freiwilligkeit.

        Es geht hier um einen einzigen Punkt: Lerngruppen / Klassen sollten es nicht Coronaleugner freistellen ihre Kinder den Test verweigern zu dürfen. Das Gemeinwohl – relativ größerer Schutz bei Test aller geht vor.

      • Ich bin nicht Frau Brinkmann, habe aber Verständnis. Warum? Analogie gefällig?
      • Durch keinen meinen Blogposts habe ich in irgendeiner Weise Missachtung für eine Berufsgruppe ausgedrückt. Auf derartige Unterstellungen gibt es nichts weiter zu sagen.
      • Wer jetzt noch in punto Corona PLURV-Argumente wiederholt / verbreitet, will nicht verstehen – das gerade Professoren aus meiner geographischen Ecke Deutschlands da anfällig sind, schützt “Käsestandsbetreiber” nicht davor ebenfalls dafür kritisiert zu werden. Erstere sind ebenso von Meinungsfreiheit geschützt, wie die zweite Gruppe. Ihre Konnotation finde ich eher … geschmacklos.
    • Solange die Tests freiwillig sind, muss man auch zugestehen, dass von dieser Freiwilligkeit Gebrauch gemacht wird.

      Ja, und man kann das falsch finden – das ist eine politische Entscheidung, basierend auf einer (in meinen Augen) fahrlässigen Einschätzung der Lage. Wir müssen da nicht einer Meinung sein.

  • #12 Fluffy
    6. April 2021

    Sie haben es geschafft, ihre Klarstellung an mich, (oder doch wirklich an alle?) mit den Worten Coronaleugner und PLURVer (V wie Verschwörungstheorie) zu versehen.
    Gut auch, dass ich auf ihren Analogielink geklickt habe. Ihre Freiwilligkeit soll also zur Verpflichtung für alle werden?

    Es geht hier um einen einzigen Punkt

    ? Ich fürchte, es geht um viel mehr.

    Sie schrieben: Käsestandbetreiber – Desinformationsmaterial. Das klang für mich jetzt eher metaphorisch als konkret, als Sinnbild eines selbständigen Kleinunternehmers, der vom Staat deutlich weniger unterstützt wird als gewisse Großkonzerne, die trotz Staatshilfen auch noch Dividenden ausschütten.

    Wir müssen da nicht einer Meinung sein.

    Natürlich nicht, aber sie denken vielleicht zu sehr in sich ausschließenden Gegensätzen.
    Wollen Sie lieber Hammer oder Nagel sein …

    …geschmacklos, also Käse ist schmackhafter

  • #13 hwied
    6. April 2021

    Bezüglich von Schulen brauchen wir ein Gesamtkonzept, das immer gültig bleiben muss.
    Thema: Sicherheit an Schulen

    Vorbild: Krankenhäuser, in die kommt man nicht mehr ohne Sicherheitscheck hinein.
    Messen der Körpertemperatur mit einem Infrarotthermometer, die können fest in einer Sicherheitsschleuse installiert sein.
    Anschließend der Schnelltest. Um Zeit für die Auswertung zu bekommen, ist eine Schulspeisung obligatorisch. Viele Eltern werden das begrüßen !
    Ein Fahrdienst ist eingerichtet, für die Kinder, deren Test positiv ist.

    Kinder, die negativ getestet sind bekommen eine Armschlaufe in grün, die muss den ganzen Tag getragen werden.

    Sinken die Fallzahlen, können die teste auf den zwei Tagesrhytmus verlegt werden, dann drei Tagesrhytmus, Wochenrhytmus.
    Mit einem Gesamtkonzept wird auch die Pflicht zum Schnelltest ersichtlich und findet dann auch Zustimmung.
    Nicht kleckern, sondern klotzen !