PubPeer ist eine wunderbare Plattform, auf der öffentlich nachgeholt werden kann, was bei PeerReview übersehen wurde! Wann immer ein kleiner Fehler in einer Publikation gefunden wird, gar eine Fälschung oder schlicht Diskussionsbedarf besteht, hier kann hart, aber kollegial Öffentlichkeit hergestellt werden. Klar, es ist ein Pranger. Doch wie oft habe ich / habt ihr erfolglos nach Daten gefragt, wenn es hieß “data available upon request”? Na, da sind wir nicht allein. Insofern ist es eine gute Sache, wenn z. B. auf fehlende Daten öffentlich hingewiesen wird – schließlich räumen Communities nicht unbedingt in Eigeninitiative ihren Laden auf. Und auch bei offensichtlichen Fälschungen hinken Zeitschriften oft Jahre hinterher, wenn es gälte, Veröffentlichungen zurückzuziehen.
Inzwischen gibt es ein Plugin für gängige Browser (hier), der bei KollegInnen bei der Literatursuche gleich anzeigt, ob es auf PubPeer zu diesem Artikel eine Diskussion gibt. Das sieht dann beispielsweise so aus:
Es wird also bereits bei der Suche deutlich: “Näher hinschauen ist angesagt!” – denn vielleicht weist die Referenz eine mäßig gute Beschreibung ihrer Methodik auf? Vielleicht sind die Schlussfolgerungen gewagt? Was auch immer vorliegt: Als WissenschaftlerIn darf ich eine solche Referenz nicht ohne Vorsicht für meine Arbeiten verwenden und bin gewarnt.
Die Pandemie bedeute(te) aber auch Hochkonjunktur für Obskuranten und Wissenschaftsleugner jeglicher Couleur. Da kann es für das Publikum oder auch recherchierende Journalisten und Blogger hilfreich sein, wenn unmittelbar sichtbar ist, dass Zweifel an den “Schlußfolgerungen” bereits geäußert wurden. Oder, selten so zeitnah wie im gezeigten Screenshot, ein wissenschaftlicher Artikel auch zurückgezogen wurde:
In der Regel sind die Diskussionen dort sehr zivilisiert, fachlich orientiert und auf den Punkt gebracht. Die Autoren der betroffenen Artikel können auch antworten, verbessern und mit ihren Kritikern ins Gespräch kommen. Allen ist bewusst, dass Menschen Fehler machen und das ist kein Problem. Anders sieht es selbstverständlich bei offensichtlichen Fälschungen aus und der Umstand, dass auch Twitterthreads eingebunden werden können, erhöht bei emotionalen Themen und im Umgang mit offenkundigem Unsinn nicht gerade den Diplomatiefaktor.
Wie dem auch sei, kommentieren kann man auf PubPeer nach Anlegen eines Accounts, z. B. um Ergebnisse als unzureichend dokumentiert zu markieren oder widersprechende Artikel zu verlinken. So wird den KollegInnen in der Wissenschaft das Leben leichter – und selber kann man sich etwas Genugtuung verschaffen, wenn man wieder einmal (erfolglos) versuchte auf Ergebnissen anderer zu bauen. Allerdings Achtung: Bei Arbeiten aus dem eigenen Umfeld, die in Verdacht stehen, manipuliert zu sein oder Lücken aufzuweisen, sollte man den Tipp lieber leise weitergeben, auf dass Dritte den fraglichen Artikel kritisieren. Die Gefahr ist groß, sonst ein Nestbeschmutzerimage zu bekommen (es ist auch möglich anonym zu kommentieren).
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