Als „Hogwarts an der Oder“ hat die Skeptikergemeinde vor einiger Zeit die Viadrina in Frankfurt/Oder verspottet, weil dort am Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften seltsame Dinge geschehen. Die Frankfurter Vorgänge reihen sich ein in eine Entwicklung, die sich im Kellergeschoss der akademischen Welt, dort wo man nicht so genau hinsieht, auch andernorts vollzieht: “Esoteriker unterwandern die Hochschulen“, schrieb der Journalist Bernd Kramer damals in der ZEIT.

Geld statt Wahrheit ist leider im Wissenschaftsbetrieb nicht selten die eigentliche Währung. So richtig verwunderlich ist es daher nicht, dass sich Hochschulen auch für lukrative pseudowissenschaftliche Angebote öffnen bzw. eigens für deren Vermarktung gegründet werden. In Frankfurt/Oder engagiert sich der Pharmakonzern Heel, nun soll im März nächsten Jahres im bayerischen Traunstein eine “Hochschule für Homöopathie“ ihren Betrieb aufnehmen, unterstützt von der Steinbeis-Stiftung.

Die lokale Politik begrüßt die Hochschulgründung vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, wie man im Blog „Chiemgau Gemseneier“ nachlesen kann, der die Verzauberung Traunsteins schon seit längerem beobachtet.

In einem Studiengang auf wissenschaftlichem Niveau, so die Initiatoren, soll man in Traunstein künftig einen Bachelor-Abschluss erwerben können: „Bachelor of Science in Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH“. Auch die lokale Presse scheint an der Sache nichts anstößig zu finden. Wenn es um Standortpolitik und Arbeitsplätze geht, will die Presse eben nicht mit kritischen Fragen im Wege stehen. Und das bayerische Wissenschaftsministerium? Was mag man dort wohl vom neuen Exzellenz-Cluster der bayerischen Wissenschaft halten, wenn in Traunstein erst einmal innovative Produkte wie Bachblüten-Tropfen gegen Kindesmissbrauch erforscht werden?

Nun gut, wo Wirtschaft drauf steht, wird schon Wissenschaft drin sein. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum man diese Argumentationslinie nicht konsequenter verfolgt. Angesichts der Nachfrage nach astrologischer Beratung könnte man auch dazu einen Studiengang „auf wissenschaftlichem Niveau“ anbieten, mit dem Abschluss „Bachelor of Science in Complementary Astronomy and Money Management“. Vielleicht spendiert die Tabakindustrie dann noch einen Studiengang „Bachelor of Science in Healthy Smoking“, Herr Grieshaber wird bestimmt gerne seine wissenschaftliche Kompetenz einbringen, und so könnte aus Traunstein irgendwann ein echtes Zentrum für große Geister werden, ein Hogwarts im Süden eben.

————————————————–
Nachtrag
An Denkanstößen, sich doch noch einmal zu überlegen, ob die Sache wirklich so eine gute Idee ist, hat es in der Vergangenheit nicht gefehlt. Hier eine kleine Auswahl der vergeblichen Mühe:

“Homöopathie-Esoterik-Hochschule in Traunstein? Bitte nicht!“, Blog Chiemgau Gemseneier, 9.3.2012.
“Neue Hochschule in Traunstein.“ Der Freitag, 9.3.2012.
“Hochschulen für Homöopathie – hahnebüchener Unsinn in Traunstein“, Blog PSIRAM, 10.3.2012.
“Homöopathie-Hochschule in Bayern?“, Blog GWUP, 12.3.2012.
“die hohe Schule der Verwirrung”, Blog Die Ausrufer, 18.3.2012.
“Globuli-Akademie“, DIE ZEIT, 28.9.2012.
“Akademischer Humbug“, Blog Die Achse des Guten, 6.10.2012.
“Drittmittel bringen Hokuspokus an Hochschulen“, DIE WELT, 4.11.2012.
“Hochschulen auf dem Vormarsch“, Blog telepolis, 22.4.2013.
“Hochschule für Homöopathie Traunstein – Ökumene gescheitert“, Blog Die Ausrufer, 21.11.2013.
Homöopathie in Traunstein – Hochschule C200″, Blog Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 30.11.2013.

Kommentare (42)

  1. #1 Psyclash
    23. November 2013

    Hat noch jemand den Eindruck, daß immer mehr Entwicklungen in ganz verschiedenen Bereichen auf ein neues Mittelalter hindeuten?

  2. #2 Bloody Mary
    23. November 2013

    Das ist eine Verunglimpfung des Mittelalters, Psyclash 🙂

  3. #3 Jürgen Schönstein
    23. November 2013

    Drei Jahre “Studium” für einen “Abschluss” als Heilpraktiker? Eigentlich keine schlechte Idee – auf diese Weise sind solche Leute zumindest drei Jahre länger als bisher nötig aus dem Verkehr gezogen…

  4. #4 Joseph Kuhn
    23. November 2013

    @ Jürgen: Der Bachelor ist ein akademischer Abschluss, die Zulassung als Heilpraktiker ein berufsrechtlicher Akt.

  5. #5 Michel
    24. November 2013

    Darf sich sowas wirklich Hochschule nennen und die Absolventen Akademiker? Das wird doch hoffentlich eine Privathochschule werden und bald pleite gehen? Homöopathie wird zur Schulmedizin. Bietet doch gleich noch Astrologie und rassenlehre an. Die Spinner und antiaufklärer wird’s freuen.

  6. #6 Jürgen Schönstein
    24. November 2013

    @Joseph #4
    Den Unterschied habe ich schon verstanden. Mir ging es eher darum (und nicht wirklich ganz ernsthaft gemeint), dass sie drei Jahre studieren, und dann eben nicht mehr an beruflicher Qualifikation vorzuweisen haben als jeder andere Heilpraktiker (dies folgere ich aus dem von Dir verlinkten Artikel des Reichenhaller Tageblatts), der außer einer bestandenen Prüfung keine weitere Ausbildng nachweisen muss …

  7. #7 Joseph Kuhn
    24. November 2013

    @ Jürgen:

    “dann eben nicht mehr an beruflicher Qualifikation vorzuweisen haben als jeder andere Heilpraktiker”

    Naja, eben doch: sie können dann auch den Bachelor vorweisen, also akademische Weihen. Das Wissenschaftssystem, das doch eigentlich die Trennlinie zwischen Wissen und Unfug hoch halten soll, wird hier dazu benutzt, diese Trennlinie zu verschleiern und einen kommerziell verwertbaren Wissenschaftsschein zu erzeugen. Ähnlich wie früher durch die Machenschaften der Tabakindustrie wird so die Glaubwürdigkeit des Wissenschaftssystems an sich beeinträchtigt. Mit Alvin Goldman und dem Reliabilismus gedacht, tangiert das letztlich sogar die philosophische Konstitution dessen, was wir überhaupt als “Wissen” identifizieren können, aber das wäre eine eigene Diskussion.

  8. #8 Dr. Webbaer
    24. November 2013

    Nun gut, wo Wirtschaft drauf steht, wird schon Wissenschaft drin sein. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum man diese Argumentationslinie nicht konsequenter verfolgt. Angesichts der Nachfrage nach astrologischer Beratung könnte man auch dazu einen Studiengang „auf wissenschaftlichem Niveau“ anbieten, mit dem Abschluss „Bachelor of Science in Complementary Astronomy and Money Management“.

    Es gibt ja auch die Gesellschaftswissenschaften, die leider zumindest gelegentlich ganz ähnlich Abschließende gebären, die bspw. marxistisch gelernt haben.

    Insofern ist die Wissenschaft mittlerweile per se mit Vorsicht zu genießen, auch weil man sich in den Siebzigern i.p. Abschluss und Promotion locker gemacht hat.

    MFG
    Dr. W

  9. #9 Joseph Kuhn
    24. November 2013

    @ Dr. Webbär: Dass es in den Gesellschaftswissenschaften auch seltsame Entwicklungen gab, ist unbestritten, sollte jetzt aber nicht zur Rechtfertigung der Ausbildung von Homöopathen an staatlich anerkannten Hochschulen dienen.

  10. #10 Dr. Webbaer
    24. November 2013

    Richtig. Die berichtete Lage bleibt bedrückend.

    Insbesondere auch wie diese “Fachrichtung” angenommen wird, politisch wie gesellschaftlich.

    MFG
    Dr. W (der eher am Rande noch auf die sogenannte Beijing-Deklaration verweist)

  11. #11 Beate Blättner
    24. November 2013

    Bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Komplementärmedizin als Ergänzung zur Schulmedizin kann individuell und bevölkerungsbezogen einen Gesundheitsnutzen haben. So gehört z.B. die Psychoonkologie zur Komplementärmedizin, die Akupunktur ist bei bestimmten Indikationen inzwischen anerkannt, Ostheopathie in USA seit langem eine wissenschaftliche Ausbildung und wird hier von Ärzten gelegentlich empfohlen etc. Wer heilt hat Recht, wenn er denn die Wirksamkeit auch tatsächlich nach strengen Kriterien beweisen kann. Eine Differenzierung zwischen Unsinn und potentiellem Sinn wäre also für alle hilfreich. Allerdings hätte ich auch Zweifel daran, dass genau diese Differenzierung Gegenstand des oben beschriebenen Bachelor-Studiums ist. Die in Mode gekommene staatliche Unterstützung für private Hochschulen und Studiengänge, die das dürfen, was staatliche Hochschulen nicht dürfen, macht das Ganze nicht besser. Wo Firmeninteressen direkt und indirekt dahinter stehen ist immer Skepsis angesagt.

    • #12 Joseph Kuhn
      24. November 2013

      Keine Frage. Es gibt natürlich sehr sinnvolle und hilfreiche komplementärmedizinische Verfahren. Die Psychoonkologie, wenn man sie überhaupt hier einsortieren will, gehört zweifelsfrei dazu. “Komplementär” ist die Psychoonkologie im Verhältnis zu den unmittelbar auf die Krebserkrankung zielenden Verfahren (OP, Chemo, Bestrahlung). Ihre wissenschaftliche Basis ist seriös. Bei der Akupunktur muss man genauer hinsehen, worum es geht. Die Nadeln stimulieren eine echte körperliche Reaktion und die Behandlung wirkt bei einigen Indikationen. Zu klären wäre, ob man das als Stimulierung einer besonders guten Placebowirkung ansehen muss (was davon abhängt, was die Placeboforschung künftig an Wirkmechanismen zutage bringt), oder ob das anders zu klassifizieren wäre. Die tradierte theoretische/weltanschauliche Basis (Qi, Meridiane etc.) der Akupunktur jedenfalls ist mit Vorsicht zu genießen. Bei der Homöopathie ist es schon mit der Wirksamkeit nicht weit her und über die weltanschauliche Basis muss man nicht viel Worte verlieren. Beforschen soll man sie, warum nicht, aber an einer Hochschule als wissenschaftlich fundierte Methode lehren? Ich habe den Eindruck, über Verfahren wie der Homöopathie artikuliert sich eine durchaus berechtigte Kritik an einem Medizinbetrieb, der sich für die Patienten zu wenig Zeit nimmt und sie zu sehr als Organansammlung sieht, aber die Kritik artikuliert sich hier eben in einer Cargo-Kult-Form.

  12. […] of Esoterics”, wie der Blog Chiemgau Gemseneier schreibt. Und der Gesundheitswissenschaftler Joseph Kuhn macht sich bereits weitergehende Gedanken über unsere künftige […]

  13. #14 Dagda
    24. November 2013

    @ Beate Blättner

    Das ist im wesentlichen Unsinn. Eine Differenzierung fällt da nicht schwer.
    Psychoonkologie ist entweder Unsinn oder sog. Schulmedizin (Medizin), Komplementär ist da nichts. Osteopathen (DO im Gegensatzt zu MD) sind im wesentlichen richtige Ärzte mit einem etwas preiswerteren Studium, die statt desen im Studium einen Anteil Unsinn ertragen müssen den sie später nie anwenden. (Anders als deutsche Osteopathen die Quacksalber sind).

  14. #15 Joseph Kuhn
    24. November 2013

    @ Dagda: Ja, Traunstein ist eindeutig Unsinn. Zur Psychoonkologie: dabei geht eigentlich nicht um Medizin i.e.S., sondern um die psychotherapeutische Begleitung von Krebspatient/innen, in diesem Sinne ist das tatsächlich “komplementär” zu den medizinischen Behandlungsverfahren (und nicht etwa “alternativ” zu ihnen).

  15. #16 NorbertA
    Schopfheim
    24. November 2013

    Ich verstehe da immer ‘Hochschule’ und ‘Studium’.

    Nach den Angaben in dem unten verlinkten Zeitungsartikel geht dieses ‘Studium’ über drei Jahre, in denen jeweils sechsmal für zehn Tage und zweimal für 6 Tage Veranstaltungen zur Lehre stattfinden. Das sind 72 Tage also etwa der Zeitbedarf eines Semesters. Das drei Jahre lang.
    Frage: wie unterscheidet sich das von der von den verschiedenen Schulen angebotenen Ausbildungen mit dem Ziel die Prüfung beim Gesundheitsamt zu bestehen? Genau genommen scheint genau diese ‘Qualifikation’ das Ziel:
    ‘der die erfolgreichen Absolventen nach Amtsarztprüfung des zuständigen Gesundheitsamtes befähigt…’.
    Das ist nichts anderes, als das, was man an Heilpraktikerschulen lehrt.

    Okay, es gibt noch einen schönen Titel:
    ‘Bachelor of Science in Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH’

    Frage ist eigentlich jeder ‘Bachelor of….’ ein akademischer Abschluss? Oder kann ich auch einen erfinden ‘Bachelor of Papierfliegerbau mit Ausgangsormat DIN A4’? Mit den Diplomen früherer Tage konnte man das ja machen.

    Anmerkung: Titel nehmen ab einem gewissen Grenzwert mit der Zahl der verwendeten Buchstaben eher ab als zu, besonders, wenn auf der Visitenkarte der dafür übliche Platz nicht mehr reicht.

    Man kann dann noch in zwei weiteren Jahren den Master draufsetzen, der einen Befähigen soll zur ‘Führung einer eigenen Praxis, aber auch die Zusammenarbeit in Praxiszentren ist dabei ebenso eine Möglichkeit wie auch die Tätigkeit in Kliniken’. Dafür muss der ‘Student’ in Summe fünf Jahre lang € 7.200 alleine an Schulgeld bezahlen, in Summe also € 36.000,-

    Vielleicht erledigt sich das Problem ja doch von selbst: Man hat erst 5 Anmeldungen, hat aber das Programm auf 40 Teilnehmer ausgelegt. Vielleicht gibt es da auch einen Darwinismus…

    Die zitierten Informationen stammen von diesem Artikel:
    https://www.chiemgau24.de/chiemgau/traunstein/traunstein/traunstein-homoeo-akademie-wurde-bildungszentrum-vorgestellt-soll-maerz-2014-beginnen-chiemgau24-3232741.html

  16. #17 Joseph Kuhn
    24. November 2013

    @ NorbertA:

    “ist eigentlich jeder ‘Bachelor of….’ ein akademischer Abschluss?”

    Soweit ich weiß ja, aber ganz sicher bin ich nicht.

    “Das ist nichts anderes, als das, was man an Heilpraktikerschulen lehrt.”

    Davon ist auszugehen.

    “Vielleicht erledigt sich das Problem ja doch von selbst: Man hat erst 5 Anmeldungen”

    Hoffen wir’s.

  17. #18 PDP10
    24. November 2013

    Gerad heute ist zum Thema ein sehr lesenswertes Interview mit Edzard Ernst bei SPON erschienen (dass ich gerade schon bei einer entsprechenden Diskussion bei Florian Freistetter nebenan verlinkt habe).

    Der Link hier insbesondere als Antwort auf den Beitrag von @Beate Blättner:

    https://www.spiegel.de/spiegelwissen/alternative-heilmethoden-edzard-ernst-ueber-die-wirkung-von-globuli-a-934517.html

    Man kann sog. Alternativmedizin nämlich wissenschaftlich erforschen … dass das, was dabei herauskommt, den “Alternativ”medizinern möglicherweise nicht besonders gut gefällt, ist natürlich eine andere Sache …

  18. […] Sündenfall: Bayern gestattet Bachelor of Science (nicht Arts!) in #Homöopathie: https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2013/11/23/hogwarts-bald-auch-in-traunstein/ #Esoterik /via […]

  19. #20 gsundi
    26. November 2013

    Wissenschaftlichkeit ist eine Marke mit Handelswert. Bei den Globuli ist das nicht anders wie bei den angeblich klinisch getesten Zahncremes. Die Homöopathen sind nur besser, frei nach dem bekannten Bankenspruch: Was ist schon die Ausnutzung einer Hochschule gegen die Gründung einer Hochschule?

  20. #21 gsundi
    26. November 2013

    Als Studiengang würde noch die Wolpertinger-Zoologie gut zu Traunstein passen.

  21. #22 Adent
    26. November 2013

    Ob die in Traunstein dann eine Quidditch Mannschaft zusammenbringen? Vielleicht heisst es ja deshalb Hochschule, weil Traunstein 591m über NN liegt?

  22. #23 Rol
    29. November 2013

    Bei aller berechtigten Skepsis: nachfolgende aktuelle Meldung zeigt, dass die Homöopathie inzwischen klinisch beachtet und eingesetzt wird:
    “Langzeitstudie zeigt Wirksamkeit der klassischen homöopathischen Behandlung von AD(H)S bei Kindern” (LMU München, Universitätskinderklinik!)
    https://idw-online.de/pages/de/news563945

  23. #24 Joseph Kuhn
    29. November 2013

    @ Rol:

    Dass das Setting der homöopathischen Behandlung wirksam ist, bezweifelt niemand. Sie schöpft die Möglichkeiten der sprechenden Medizin und die Möglichkeiten der quasi “schamanistischen” Erzeugung von Heilungserwartungen durch seltsame Rituale sehr gut aus. Bei nicht wenigen Indikationen lässt sich damit etwas bewirken – vergleichbar der Placebowirkung. Dagegen gibt es keine Belege für eine spezifische Wirksamkeit der Homöopathika selbst.

    Und was die von Ihnen verlinkte Pressemitteilung der LMU München angeht: Daraus lässt sich gar nichts entnehmen. Da steht nicht einmal, ob es bei der Langzeituntersuchung noch eine Kontrollgruppe gab, falls ja, wie der Vergleich der Interventionsgruppe mit der Kontrollgruppe ausfiel und wie sich das Ergebnis dieser einen Studie in das Gesamt der Homöopathiestudien einordnet. Dass die Pressemitteilung bei Ihnen dennoch wirkt, dürfen Sie unter Pressemitteilungs-Placebowirkung abbuchen: Pressemitteilungen von Universitäten erzeugen eben eine hohe Glaubwürdigkeitserwartung.

  24. #25 Andreas
    30. November 2013
  25. #26 rolak
    30. November 2013
    • #27 Joseph Kuhn
      30. November 2013

      Norbert Aust hat mit seiner bewährten akribischen Betrachtung gezeigt, dass schon die ursprüngliche, 2005 publizierte Studie trotz Verblindung und Kontrollgruppendesgin nicht tragfähig ist. In der Pressemitteilung der LMU geht es aber gar nicht um diese Studie, sondern um ein 10-Jahres-Follow-Up, das überliest man schnell. Zum Design des Follow-Up erfährt man aus der Pressemitteilung nichts.

      Meines Wissens gibt es nur eine Studie zur Wirksamkeit der Homöopathie, die über jeden Zweifel erhaben ist: Chiva S et al. (2012) Effects of homeopathic treatment of 5,000 persons with morbus algia imperceptible. J PubH Rev 45: 104-12.

  26. #28 Jemseneier
    Chiemgau
    1. Dezember 2013

    Hallo Joseph,
    vielen Dank für´s Publikmachen. Wenn schon (wie zu erwarten war) meine Regionalzeitschriften hier das Hohelied der Homöopathie anstimmen, schaut´s wenigstens bei der regionalen Suche im Internet in Sachen Homöopathie+Traunstein/Chiemgau anders aus. Nur durch solche Artikel wie Deinen. Vielen Dank dafür 🙂
    Zu verhindern ist schwer, aber wenn die trotz einem halben Jahr Verspätung mit nur 5 Zusagen für Studierende an den Start gehen liegt das an der massiven Kritik aus dem Netz. Und vielleicht stellt sich ja noch heraus, das die seltsame Steinbeis-Schule das nicht dauerhaft kostendeckend anbieten kann… Nach dem letzten Bericht dürften dann auch keine Zuschüsse von staatl. Seite mehr abzugreifen sein:-)

    • #29 Joseph Kuhn
      1. Dezember 2013

      “Dank dafür”

      Gern geschehen. Man kann ja im gesundheitswissenschaftlichen Bereich schlecht die Einflussnahme z.B. der Tabakindustrie auf die Wissenschaft anprangern und dann so etwas unkommentiert lassen. Ich habe auch noch einmal das Bayerische Wissenschaftsministerium um Auskunft gebeten, aber bisher keine Antwort erhalten.

      Norbert Aust hat übrigens gestern auf seinem – insgesamt sehr empfehlenswerten – Blog “Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie” der Geschichte auch noch einmal einen informativen Beitrag gewidmet, bei dem er auf die homöopathische Verdünnung der Wissenschaftlichkeit in Traunstein eingeht: “Homöopathie in Traunstein – Hochschule C200”.

  27. […] Vor einigen Wochen war die Pressekonferenz zum Start der “Hochschule” für Esoterik/Homöopathie, der sogennanten Homöoakademie in Traunstein. Ich habe im Vorfeld darüber berichtet, einige Blogger griffen das freundlicherweise anschließend auf, zB. hier, da und dort, und da auch… […]

  28. […] an den verschiedensten Stellen spöttisch bis kritisch berichtet (Chiemgaugemseneier, Die Zeit, Scienceblogs). Aber die weitreichendste und vor allen Dingen richtige Fundamentalkritik zu dieser neuen […]

  29. #32 Joseph Kuhn
    11. Dezember 2013

    Heute habe ich per Mail Antwort auf meine Anfrage beim bayerischen Wissenschaftsministerium zur Hochschulgenehmigung in Traunstein erhalten. Das Schreiben datiert vom 4.12.2013, ich dokumentiere es hier, als Abrundung des in den Blogs “Chiemgau Gemseneier” und “Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie” bereits recherchierten Sachstands:

    ——————————————–
    “Sehr geehrter Herr Dr. Kuhn,
    mit E-Mail vom 25.11.2013 bitten Sie um Auskunft zur in Traunstein geplanten
    „Hochschule für Homöopathie”.

    Hierzu können wir Ihnen Folgendes mitteilen:

    Die Steinbeis-Hochschule Berlin hat beim Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst einen Antrag gem. Art. 86 Bayerisches Hochschulgesetz (BayHSchG) gestellt, dass festgestellt wird, dass sie berechtigt ist, den Bachelorstudiengang „Complementary Medicine and Management (Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH) in Kooperation mit der Stiftung der Europäischen Union der Homöopathie durchzuführen. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

    Zur Rechtslage im Allgemeinen in Bezug auf Feststellungsverfahren gem. Art. 86 BayHSchG können wir Ihnen Folgendes erläutern:

    Eine sog. Feststellung gem. Art. 86 BayHSchG ist erforderlich, wenn eine außerbayerische Hochschule (anderes Land der Bundesrepublik Deutschland oder EU-Staat) in Bayern Studiengänge durchführen und akademische Grade verleihen möchte. Die Durchführung der Studiengänge erfolgt dabei nach dem Recht des Sitzlandes der Hochschule, die den akademischen Grad verleiht, also in diesem Fall nach Berliner Recht. Auch die Aufsicht obliegt dem Sitzland, das die Verantwortung für die inhaltliche Ausgestaltung der Studiengänge und Erfüllung der Qualitätsstandards trägt. Die Gleichwertigkeit der Studieninhalte und Abschlüsse mit an bayerischen staatlichen Hochschulen durchgeführten Studiengängen und verliehenen Abschlüssen wird deshalb nicht überprüft und ist nicht Gegenstand des Feststellungsverfahrens.

    Der Prüfungsmaßstab eines Feststellungsverfahrens gem. Art. 86 BayHSchG umfasst dabei im Wesentlichen folgende Punkte:

    Es muss sich um eine staatliche oder staatlich anerkannte Hochschule eines anderen Landes der Bundesrepublik Deutschland oder eines Mitgliedstaates der Europäischen Union handeln. Im Falle einer staatlich anerkannten Hochschule muss der Nachweis erbracht werden, dass das Tätigwerden der Hochschule in Bayern in den vorgesehenen Studiengängen von der staatlichen Anerkennung und von der Akkreditierung umfasst ist. Die rechtlichen Vorgaben des Sitzlandes der Hochschule müssen bei der Durchführung der Studiengänge in Bayern und bei der Abnahme der Hochschulprüfungen eingehalten werden. Für den Fall, dass die Durchführung der Studiengänge und die Abnahme der Hochschulprüfungen in Kooperation mit einem Partner in Bayern erfolgen soll, muss die antragstellende Hochschule die Gesamtverantwortung für das Studienangebot und die Abnahme der Hochschulprüfungen übernehmen.

    Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Auskunft weiterhelfen konnten.
    Mit freundlichen Grüßen”

    ———————————————

    Was kann man dem Schreiben des Wissenschaftsministeriums entnehmen:
    1. Die Feststellung gem. Art. 86 BayHSchG ist noch nicht abgeschlossen.
    2. Prüfpunkte des Feststellungsverfahrens sind lediglich formaler Art.
    3. Die inhaltliche Verantwortung liegt in Berlin.

  30. […] Antwort auf Anfrage beim bayerischen Wissenschaftsministerium zur Hochschulgenehmigung in Traunstein Neues von der Homöo-Akademie Traunstein Europäische Union der Homöopathie Homöo-Akademie in Traunstein – Die nächste Runde […]

  31. […] Auskunft des bayerischen Wissenschaftsministeriums zur Hochschulgenehmigung in Traunstein bei Gesundheits-Check […]

  32. #35 Ute
    15. Dezember 2013

    Was spricht eigentlich dagegen, dieselbe Anfrage auch nach Berlin zu schicken? Die Homöopathie erfüllt dort genauso weinig die erkenntnistheoretischen Voraussetzungen einer Wissenschaft, wie in Bayern.

    Warum den Berliner Senat außen vor lassen, wenn er das Ganze hier verschuldet hat? Es muss in einer Demokratie doch die Möglichkeit geben, eine Anerkennung zurückzuziehen, wenn harte Fakten dafür sprechen, dass estwas zu schnell durchgewunken wurde. Oder bin ich da zu naiv?

    Wäre auch http://www.change.org notfalls eine Möglichkeit, dem Protest mehr Gehör zu verschaffen?

  33. #36 Joseph Kuhn
    15. Dezember 2013

    @ Ute: Zumindest sollten die Beamten im bayerischen Wissenschaftsministerium sowie die Akkreditierungsagentur für Studiengänge im Bereich Gesundheit und Soziales AHGPS, falls der Studiengang dort akkreditiert werden soll, sich die Sache in Berlin einmal ganz genau anschauen, im Blog “Feuerwächter” steht dazu recht Beunruhigendes:
    https://www.feuerwaechter.org/2013/12/hogwarts-an-der-spree-steinbeis-hochschule-berlin/

    Was die Akkreditierungsagentur AHGPS angeht, sollte man sich allerdings nicht zu viel Hoffnung machen. Sie war auch für Hogwarts an der Oder und ähnliche Studiengänge keine Hürde. Geschäftsführer der Agentur ist Prof. Dr. Rüdiger Freiherr von Troschke, der vor einigen Jahren dadurch bekannt wurde, dass er in großen Stil und viele Jahre mit Geld der Tabakindustrie gearbeitet hat. Übertriebene Forschungsethik ist seine Sache sicher nicht. Die Agentur ist eines seiner Public Health-Austraghäusel, nachdem er in der Public Health-Community in der ersten Reihe nicht mehr richtig vorzeigbar war, aber auch nicht ganz exkommuniziert werden sollte.

  34. #37 excanwahn
    Berlin
    30. Dezember 2013

    @ Ute #35

    Es ist sicher nicht die schlechteste Idee, unter den Hintern der Verantwortlichen des Berliner Senats ein Feuerchen anzuzünden – wobei ich nur wenig Hoffnung habe, dass das tatsächlich zu Veränderungen führt. Zu sehr ist Berlin schon von esoterischer Weltanschauungen infiziert.
    Morbus Prenzelberg ist eben hochvirulent

    Seit vier Jahren finde ich nun schon im Programm der „Berliner Verwaltungsakademie“, eine „Anstalt des öffentlichen Rechts“ und zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung der öffentlichen Verwaltung des Landes Berlin, explizit an Führungskräfte gerichtete Bildungsangebote, die mit nachfolgendem Text angekündigt werden:

    „Systemische Aufstellungsarbeit ist eine innovative Methode, um Informationen und Beziehungeninnerhalb eines Systems darzustellen. Das bekannte Denken und die bekannte Logik werden um eine neue Art des Erkenntnisgewinns erweitert.
    In der aktuellen Managementdiskussion wird dies auch als
    die Bio-Logik für Führungskräfte beschrieben.
    Im Seminar erhalten Sie einen Einblick in Theorie und Praxis der Systemaufstellung und Sie erfahren, welche Unterstützung sie Ihnen für den beruflichen Alltag bringen kann.
    Durch Aufstellungen von Personen, Bereichen, Funktionen oder Aufgaben zeigt sich das Bild einer Organisation und Sie können Zusammenhänge und Strukturen erkennen.“

    Dozentin ist eine Frau Angelika Baur, die eine doch erstaunlich Karriere von der milchwirtschaftlichen Laborantin über ein Ingenieur-Studium zur freischaffenden Organisationsaufstellerin und Mediationslehrerin hingelegt hat, und nun besonders mit den letzteren „Qualifikation“ ihren Anteil an der Verblödung des Berliner Verwaltungspersonals leistet.
    Muss man erwähnen, dass sich die Frau Beraterin, hinsichtlich ihrer Ausbildung als „Organisationsaufstellerin“, ausdrücklich auf Obskuranten bezieht, deren Weltanschauung in der widerwärtigen Gossenpsychologie Suitbert „Bert“ Hellingers verwurzelt ist? Muss man nicht, es ist eigentlich selbstverständlich.

    Muss man sich, angesichts solcherart verbildeter Führungskräfte, noch wundern, wenn die Ursache solche Possen, wie die um die Traunsteiner Homöo-Akademie, im Versagen der öffentlichen Verwaltung zu finden ist, die nach Bedarf und politischer Vorgabe dem Arbeitsprinzip der drei Affen folgt? Muss man nicht, auch das ist selbstverständlich.

  35. #38 Zauberer
    Wien
    31. Dezember 2013

    Umso weniger die Leute wissen, desto leichter kann man sie manipulieren … Ich beobachte eine solche Entwichlung mit Entsetzen.
    Gruß aus Wien
    Zauberer

  36. […] wieder Konjunktur, angestoßen einerseits durch immer abstrusere Entwicklungen wie z.B. dem Plan, eine Homöopathie-Hochschule in Traunstein zu gründen, andererseits durch Bücher wie „Die Homöopathielüge“ von Christian Weymayr und […]

  37. […] Wie es scheint, hat sich hier wohl ein Ausweg gefunden: das Ganze soll über die private Steinbeis-Hochschule Berlin laufen. Der Blogger Joseph Kuhn hat dazu beim bayerischen Wissenschaftsministerium zur Hochschulgenehmigung nachgefragt und Folgendes herausgefunden: […]

  38. […] November stand hier bei Gesundheits-Check die geplante Hochschule für Homöopathie in Traunstein schon einmal zur Diskussion. Die Skeptikerbewegung ist bei dem Thema – zu Recht – sehr aktiv, […]

  39. […] 23.11.2013 Scienceblogs Gesundheitscheck Hogwarts bald auch in Traunstein […]