Die „Coronakritiker“ haben lange Zeit die 25.000 Influenzatoten der Grippewelle 2017/2018 als Argument dafür angeführt, dass man auf Corona hysterisch reagiere, während man selbst gegen eine so eine schwere Grippewelle nicht viel unternommen habe. Das stimmt zwar nicht ganz: Gegen Influenza wird eine Menge getan, von der weltweiten Surveillance über Vorbereitungen im Gesundheitswesen bis hin zur regelmäßig neuen Herstellung von Impfstoffen. Aber einen Lockdown gab es nicht, das stimmt. Saisonale Influenzawellen sind eben saisonal begrenzt und ob man es mit saisonalen Influenzaviren zu tun hat oder nicht, zeigen u.a. Laboranalysen und die weltweite Surveillance. Irrtum nicht ausgeschlossen, siehe die Schweinegrippe vor zehn Jahren.
Inzwischen haben wir in Deutschland 30.000 Coronatote. Laborbestätigt. Und das trotz all der ergriffenen Maßnahmen. Mit der Grippewelle 2017/2018 lässt sich jetzt nicht mehr so gut argumentieren, man hört das Argument nach meiner Wahrnehmung auch seltener. Dass Corona allein von den Sterbezahlen her wohl doch schlimmer ist als jede Grippewelle der letzten Jahre, hört man von den „Coronakritikern“ allerdings auch nicht. Einzuräumen, dass man sich geirrt hat, könnte verunsichern und zum Nachdenken führen. Davor bewahrt hakenschlagendes Querdenken. Aktuell, nicht gemittelt über das Jahr, gehört Corona zahlenmäßig sogar zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Auch andere relativierende Vergleiche werden brüchiger.
Zwei Drittel der Coronatoten sind übrigens seit Ende Oktober dazugekommen, in der zweiten Welle. Sie war, wie manche vorhergesagt haben, schlimmer als die erste und sie ist noch nicht vorbei. Ob es auch bei uns eine dritte Welle geben wird, wie in manchen anderen Ländern, oder ob die Impfung der „game changer“ ist, wie es Gesundheitsminister Spahn sprachlich etwas unglücklich formuliert hat, bleibt abzuwarten.
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