Vor ein paar Tagen habe ich hier im Blog Harald Walachs Privatevaluation der Infektionsschutzmaßnahmen kritisiert. Harald Walach ist für mich ein psychologisches Phänomen, weil ihm, ähnlich wie Christof Kuhbahnder, sicher nicht das methodische Know How fehlt, um mit Daten vernünftiger umzugehen als er es tut.
Gestern hat er seine „Evaluation“ noch einmal verfeinert, was die Sache aber nicht besser macht. Wenn man ungeeignete Daten neu kombiniert, kommt auch nicht mehr Vernunft in die Sache. Aber das Thema will ich heute nicht aufwärmen, sondern nur kurz auf eine Unterscheidung eingehen, die er in diesem Zusammenhang zum Verständnis der Auseinandersetzungen um Corona vorschlägt: Es gebe „offenkundige“ und „tiefe“ Fakten. Braucht man diese Begriffe? Ich glaube nicht. Im Grunde ist das nur die terminologische Umverpackung von Beobachtungen und Interpretationen, der berühmte alte Wein in neuen Schläuchen.
Mehr noch, die Begrifflichkeit ist irreführend. Walach versucht, damit seine Interpretationen der Coronalage als „tiefe Fakten“ zu verkaufen. Von einem wissenschaftstheoretisch gebildeten Menschen wie ihm hätte man hier etwas mehr Vorsicht beim Umgang mit dem Wort „Fakten“ erhoffen können, zumal er seinen Ludwik Fleck bestens kennt. Auch darauf muss man also nicht weiter eingehen.
Etwas boshaft würde ich ihn aber angesichts dieser Wortschöpfungen fragen wollen, ob es seiner Meinung nach auch zu den „tiefen Fakten“ gehört, dass eine weltanschaulich fehlgeleitete Kritik an epidemiologischen, pharmazeutischen und coronapolitischen Sachverhalten von den echten Kritikpunkten ablenkt und so ungewollt dazu beiträgt, dass berechtigte Kritikpunkte, von denen es ja nicht wenige gibt, nicht oder erst verzögert aufgegriffen werden?
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