Herpes zoster, die Gürtelrose, ist eine höchst unangenehme Erkrankung, die sehr schmerzhaft verlaufen kann, unter Umständen eine Behandlung im Krankenhaus notwendig macht und in seltenen Fällen auch tödlich endet. Ausgelöst wird sie durch Windpocken-Viren, die nach der Windpocken-Erkrankung inaktiv im Körper verblieben sind und durch eine Abschwächung der Immunität reaktiviert wurden. Betroffen sind vor allem Ältere, aber auch Kinder können erkranken.

Die Zahl der Krankenhausfälle hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. 2019, vor Corona, wurde mit gut 27.000 Fällen der bisherige Höchststand erreicht. Während der Pandemie gingen die Krankenhausfälle zurück, vermutlich aber nicht infolge weniger Erkrankungen, sondern weil in dieser Zeit die stationäre Behandlung eingeschränkt war und die Betroffenen wohl häufiger in der ambulanten Versorgung verblieben. Die Zahl der Sterbefälle ist dagegen weiter angestiegen. 2021 wurden 131 Sterbefälle infolge von Herpes zoster in der Todesursachenstatistik ausgewiesen, gegenüber 111 im Jahr 2020 und 108 im Jahr 2019.

Es gibt auch gegen Herpes zoster Impfstoffe. Die Impfung mit dem Totimpfstoff gilt als sehr wirksam, ist aber auch recht reaktogen, vor allem Schmerzen an der Einstichstelle sind häufig. Die BZgA bewirbt die von der STIKO seit 2018 empfohlene und noch wenig in Anspruch genommene Impfung zu Recht, aber nicht ganz korrekt. Sie schreibt, 92 % der Geimpften seien innerhalb von vier Jahren nach der Impfung nicht erkrankt.

Bei dieser Angabe fragt man sich unwillkürlich: Und wie viele der Ungeimpften sind in dieser Zeit nicht erkrankt? Und erkranken wirklich in vier Jahren 8 % der Geimpften? So häufig ist die Erkrankung schließlich auch wieder nicht. Das RKI geht von jährlich über 300.000 Fällen aus, in vier Jahren also mehr als 1,2 Mio., aber keine 8 % der Bevölkerung. Was hat es also mit den 92 % auf sich? Beim RKI kann man nachlesen: „Die Wirksamkeit zum Schutz vor Herpes zoster beträgt ab dem Alter von 50 Jahren 92% und zum Schutz vor postherpetischer Neuralgie 82%“. Da sind genau die Daten, die die BZgA nennt. Aber bei der Wirksamkeit der Impfung geht es um die relative Risikoreduktion von Geimpften gegenüber Ungeimpften, nicht um die Zahl derer, die nach der Impfung nicht krank wurden. Sowohl von den Geimpften als auch den Ungeimpften sind deutlich mehr als 92 % in diesem Zeitraum nicht erkrankt.

Die Grundaussage auf der Seite der BZgA, dass die Impfung gut gegen die Erkrankung schützt, ist zwar richtig, aber die konkrete Begründung ist falsch. Bei Gelegenheit sollte man das korrigieren.

—————
Nachtrag 17.8.2023: Die BZgA hat den Eintrag korrigiert, jetzt stimmt nicht nur die zentrale Botschaft, sondern auch die Begründung.

Kommentare (11)

  1. #1 zimtspinne
    6. August 2023

    Mich erstaunt, dass Herpes zoster todesursächlich sein kann – bisher hielt ich das für eine Begleit- bzw Folgeerkrankung bei allgemein geschwächtem Immunsystem.

    Die Impfung ordnete ich bei “individualisierte Prophylaxe” ein – also gefährdeten Personengruppen wird die Impfung empfohlen, ähnlich Pneumokokken-Impfung (dort gibts auch eine recht hohe Altershürde).

    Krebspatienten, aber auch nicht allen pauschal, wird zB die “Gürtelrosen-Impfung” empfohlen (durch Behandlungen und Krebs geschwächtes Immunsystem).

    Bei der Todesursacheneinordnung finde ich das aber sowieso verwirrend, wenn man sich die Kausalketten näher anzuschauen versucht (als Nichtmediziner^^).

    Ich würde Herpes z. als unmittelbare Todesursache ein, bei einem immer vorhandenen schwerwiegenden Grundleiden. Ähnlich wie Lungenentzündung.

    Interessenhalber werde ich mal bei den Geimpften nachfragen, ob das Impfroutine ist oder nur sporadisch, je nach Krankheitszustand, wiederholt wird.

    MIch würde bei den Zahlen vor allem auch interessieren, wie der Vergleich Geimpfte/Ungeimpfte bei den Risikogruppen aussieht.
    (ich gehe in meiner Naivität davon aus, dass wer pumperlgesund ist und beim Arzt diese Impfung verlangt, abgewiesen wird – so ähnlich wie bei der Pneumokokken-Impfung.
    es werden zwar Altersgrenzen bei beiden angegeben, aber werden diese Impfungen in jedem Fall unter allen Umständen ab einem gewissen Alter empfohlen? Auch wenn derjenige gar keine erhöhten Risiken hat?
    Und falls ja, warum wird die Influenza-Schutzimpfung dann anders behandelt als Pneumokokken und Gürtelrose? Hat das was mit Kosten zu tun?

  2. #2 Geimpfter
    6. August 2023

    “ich gehe in meiner Naivität davon aus, dass wer pumperlgesund ist und beim Arzt diese Impfung verlangt, abgewiesen wird ”
    Viel einfacher !
    1.Anruf und eine Gürtelrose Impfung verlangen.
    2. Termin vereinbaren (2 Tage später)
    3. Hingehen, 5 Minuten die Personalien aufnehmen lassen
    4. In der 6. Minute wartet schon die Gehilfin im Nebenzimmer mit der Spritze. Fertig.

    Ratschläge: Keinen deutschen Arzt wählen, die sind bürokratisch und da muss man warten.
    Einen Arzt wählen, der einer gebashden Minderheit angehört, bei dem merkt man was viel wichtiger ist, der Patient.
    Dass die Impfung weh täte, das ist ein Märchen. Ich bin immer noch pumperlgesund.
    Ach ja, die Kosten, auch als Privatpatient ist die Impfung billiger als ein Abendessen.

  3. #3 timmyneun
    6. August 2023

    Die Einschätzung ob man zur Risikogruppe gehört ist aber auch nicht so leicht. Ich hatte (vermeintlich gesund) mit Ende meiner 20er Gürtelrose. Zu dem Zeitpunkt absolvierte ich ein vierjähriges Studium in Teilzeit, parallel zur Arbeit im Dreischichtbetrieb. Dazu hatte ich noch die Abwicklung der Pleitefirma meines Vaters an der Backe. Der Stress reichte wohl um das Immunsystem zu schwächen.

  4. #4 Joseph Kuhn
    6. August 2023

    @ Geimpfter alias Neumann alias …:

    “Viel einfacher !”

    Für Privatpatienten. Sie sollten nicht immer von sich auf andere schließen.

    “Spritze. Fertig”

    Bei der Zosterimpfung ist man nach der ersten Impfung nicht “fertig”. Hier führt erst die zweite Impfung zum Schutz, anders als bei der Masernimpfung, bei der die zweite Impfung nur die Quote der “Impfversager” reduzieren soll.

    “Dass die Impfung weh täte, das ist ein Märchen.”

    Sie reden wieder mal schlicht Unsinn, wie so oft.

    “auch als Privatpatient ist die Impfung billiger als ein Abendessen”

    Weil auch hier die Kassen, bei Beamten mit Beihilfe, die Kosten übernehmen. Ansonsten wäre es ein sehr teures Abendessen, oder ein größeres Familienessen.

    @ zimtspinne:

    “Mich erstaunt, dass Herpes zoster todesursächlich sein kann”

    In der Regel bei relevanten Vorerkrankungen, und, siehe die Zahlen oben, absolut gesehen recht selten.

    “MIch würde bei den Zahlen vor allem auch interessieren, wie der Vergleich Geimpfte/Ungeimpfte bei den Risikogruppen aussieht.”

    Vergleich in Bezug worauf? In Bezug auf das Erkrankungsrisiko? Siehe oben die Daten zur Wirksamkeit der Impfung. Ausführlicher zu einzelnen Gruppen siehe in der Begründung der STIKO zur Impfempfehlung, EpiBull 50/2018.

    “werden diese Impfungen in jedem Fall unter allen Umständen ab einem gewissen Alter empfohlen? Auch wenn derjenige gar keine erhöhten Risiken hat?”

    Ja, es sei denn, es gibt Kontraindikationen. Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor. Im Alter wird das Immunsystem generell schwächer (“Immunseneszenz”), somit steigt das Risiko einer Reaktivierung der schlummernden Viren.

    “warum wird die Influenza-Schutzimpfung dann anders behandelt als Pneumokokken und Gürtelrose?”

    Die Frage verstehe ich nicht. Die Influenza-Impfung ist für alle ab 60 Jahren empfohlen – und für Jüngere bei bestimmten Gruppen, siehe die Informationen beim RKI, z.B. das sehr übersichtliche “Faktenblatt”.

  5. #5 geimpfter Neumann
    6. August 2023

    immer dieses Klassendenken,
    jeder Kassenpatient kann sich privat impfen lassen.
    Und …. so eine wichtige Impfung macht man nicht von den Kosten abhängig. Zur Erinnerung möcht ich noch mal daraufhinweisen, dass eine Impfung eine sinnvolle Prävention gegen Krankheit ist.

    die zweite Impfung habe ich auch durchführen lassen, wieder genauso schnell innerhalb von 5 Minuten.
    Wenn man die Zeitersparnis berechnet, lohnt sich diese Vorgehensweise.

    Ich verbiete mir meine Beiträge als Unsinn abzuqualifizieren. Die tatsächlichen Kosten habe ich nicht genannt, Leute ruft doch einfach mal an und fragt nach. !

    • #6 Joseph Kuhn
      6. August 2023

      @ geimpfter Neumann:

      “immer dieses Klassendenken, jeder Kassenpatient kann sich privat impfen lassen.”

      Für die Kassenpatienten, die unter die STIKO-Empfehlung fallen, wäre das unsinnig, da übernimmt die GKV die Kosten. Die, für die die GKV nicht zahlt, müssen es sich leisten können, ganz abgesehen von der Frage, warum sie sich außerhalb der STIKO-Empfehlung impfen lassen wollen.

      “Die tatsächlichen Kosten habe ich nicht genannt, Leute ruft doch einfach mal an und fragt nach. !”

      Da hilft heutzutage das Internet: Gesamtkosten in der GKV 2022: 652 Mio. Euro, größter Posten bei den Impfungen der GKV (Corona wurde 2022 noch nicht von der GKV bezahlt). Kosten pro Dosis: Googeln Sie einfach nach “Shingrix Kosten”, es sind je nach Lieferant ca. 200 Euro. Die muss, wer nicht unter die STIKO-Empfehlung fällt und GKV-versichert ist, selbst zahlen.

      “Ich verbiete mir meine Beiträge als Unsinn abzuqualifizieren.”

      Das können Sie sich gerne verbieten, es hilft aber nichts. Wenn Sie Unsinn schreiben, z.B. es sei ein Märchen, dass die Impfung nicht weh tut, dann wird das als solcher bewertet. Völlige Narrenfreiheit gibt es hier nicht.

      Das RKI zum Thema Schmerzen:

      “Allerdings ist der Herpes-zoster-Totimpfstoff sehr reaktogen. Lokale Reaktionen (Schmerzen an der Injektionsstelle, Rötung und Schwellung) sowie systemische Reaktionen (Fieber, Müdigkeit, Myalgie und Kopfschmerzen), die die gewöhnlichen alltäglichen Aktivitäten einschränken, treten etwa bei 1 von 10 geimpften Personen auf.”

  6. #7 Thorsten
    Holstein
    6. August 2023

    Mal ein bisschen ab vom eigentlichen Thema:
    Dass Viren sich verstecken oder so ähnlich, damit die Abwehrmechanismen des Körpers nicht greifen, habe ich schon öfter mal gehört. Wie schaffen die das eigentlich, sich so abzukapseln? Und wie merken die dann, dass das Immunsystem in einer Schwächephase ist? Der Aufbau der Dinger ist doch recht simpel, da muss doch ziermlich einfache Chemie bzw. Biologie dahinterstecken, oder?

    • #8 Joseph Kuhn
      6. August 2023

      @ Thorsten:

      Zu den mikrobiologischen Mechanismen kann ich nur auf das Internet verweisen, das ist nicht meine Kompetenz. Vielleicht liest auch jemand vom Fach mit und kann das gut erklären.

  7. #9 Neumann
    6. August 2023

    Das RKI zum Thema Schmerzen.
    Wenn ein Fußballer nach einem Spiel ein blaues Schienbein hat, dann meckert oder klagt er nicht.
    Haben die Menschen vor 200 Jahren Klagelieder angestimmt, wenn ihnen Schmerzmittel ein Zahn gezogen wurde.
    Klar, man spürt die Impfung, die dann als reaktogen zu bezeichnen, alles ist reaktogen, wenn es wirken soll.

    Was die Kosten betrifft, es ist besser die Arztpraxis anzurufen , bei Privatpatienten setzt der Arzt den Preis fest, wir haben viel weniger als 200 € bezahlt.

    Nochmal, Wehtun bei einer Impfung zu verwenden, wie bezeichnet man dann die Schmerzen bei einer Nierenkolik ?
    Man sollte auf dem Teppich bleiben.

    • #10 Joseph Kuhn
      6. August 2023

      @ Neumann:

      Aha, jetzt kommt die “Stellt euch nicht so an”-Tour.

      “Wenn ein Fußballer nach einem Spiel ein blaues Schienbein hat, dann meckert oder klagt er nicht.”

      Haben Sie dazu repräsentative Daten? Schmerzensgeld bekommen manche jedenfalls genug: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6792/umfrage/fussball-bundesliga-bestbezahlte-spieler/

      “Haben die Menschen vor 200 Jahren Klagelieder angestimmt, wenn ihnen Schmerzmittel ein Zahn gezogen wurde.”

      Mit ziemlicher Sicherheit. Ganz davon abgesehen, dass man auch damals schon Schmerzen lindern konnte.

      “Klar, man spürt die Impfung”

      Ich dachte, das sei ein “Märchen”?

      Ich glaube, für heute haben Sie wieder mal genug dummes Zeug geschwätzt. Den Rest des Sonntags lasse ich den “Neumann-Filter” sein gutes Werk tun.

  8. #11 Staphylococcus rex
    7. August 2023

    Einen guten fachlichen Einstieg zum Erreger findet man beim RKI:
    https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Varizellen.html
    Zur Lebenszeitzeitprävalenz wird dort gesagt, dass ca. 50% der 85-jährigen mindestens einmal in ihrem Leben an Zoster erkranken. Es profitiert damit doch ein sehr hoher Anteil der Impflinge von dieser Impfung, auch wenn ich mich noch eingehend belesen müßte, wieviele Impfungen für diesen doch sehr langen Zeitraum erforderlich sind. Details zu den Impfungen findet man beim RKI auf den Impfempfehlungen der STIKO sowie hier zu den FAQ:
    https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Herpes_zoster/FAQ-Liste.html

    VZV gehört zu den Herpesviren, diese Gruppe unterscheidet sich von vielen anderen Viren durch die Fähigkeit zur lebenslangen Persistenz. Die meisten anderen Viren führen zu einer Infektion mit Virusvermehrung und einer anschließenden Immunität. Derartige Viren sind für ihre Zirkulation auf große Populationen angewiesen und oft nur wenig wirtsspezifisch. Bei den Herpesviren läuft einiges anders, nach der Primärinfektion verbleiben Viren in Regionen, die der Abwehr schlecht zugänglich sind, VZV versteckt sich z.B. in Nervenzellen. Außerdem ist das Genom vieler Herpesviren wesentlich größer (ca. Faktor 10) als das vieler anderer Viren, damit sich diese Viren während der Latenz maskieren können. Dieses Versteckspiel funktioniert aber nur im Menschen, vereinfachend gesagt, fast jede Tierart hat ihre eigenen Herpesviren.