Die Identitätspolitik feiert immer neue Höhepunkte. Links und rechts schenken sich da nichts, fast möchte man mit Ernst Jandl meinen, man könnte rinks und lechts velwechsern.

Großes Theater. Nach dem Gender-Sternchen tritt jetzt der Weihnachtsbaum auf die Bühne. Friedrich Merz sieht im Kauf eines Weihnachtsbaums ein zentrales Element der deutschen Leitkultur:

„Wenn wir von Leitkultur sprechen, von unserer Art zu leben, dann gehört für mich dazu, vor Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu kaufen”

Eine menschenwürdige Pflege, bezahlbares Wohnen oder der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist vielleicht auch ehrlicherweise nicht als „unsere Art zu leben“ auszugeben. So weit, so gut. Aber musste es ausgerechnet der Weihnachtsbaum sein? Warum nicht Bayern München, das Sauerkraut, die Currywurst, ein dicker BMW oder die Kastelruther Spatzen?

Merz dachte vermutlich integrationspolitisch an die brutalstmögliche Herausforderung für Migrant:innen. Von mir aus auch für Migranten, als generisches Maskulinum gelesen. In vielen ihrer Herkunftsländer hat Nadelholz als Weihnachtsbaum keine Tradition, vermutlich gibt in manchen afrikanischen Ländern gar keine Nordmann-Tannen. Aber dachte er auch an den Senegal? Dort, wo der berühmte fußballspielende Ministrant herkommt, den man nicht mehr loswird? Dort scheint der Weihnachtsbaum, wenn man dem Evangelischen Pressedienst Glauben schenken darf, zur Leitkultur auch der dort lebenden Muslime zu gehören: „Nach dem Essen versammelt man sich um den Weihnachtsbaum, jeder bekommt sein Geschenk.“

Umstellen müssen sich dagegen sicher die Neuseeländer, und ihre Frauen. Mit dem Eisenholzbaum, der dort angeblich an Weihnachten geschmückt wird, kommen sie hier nicht durch. Da ist Merz vor. Unerbittlich. Allerdings werden auf deutschen Weihnachtsbaummärkten auch kaum Eisenholzbäume verkauft. Das erleichtert die Anpassung an die deutsche Leitkultur. Die Australier, ihnen wird eine Vorliebe für Plastikbäume nachgesagt, könnten einfacher integriert werden. Den Plastikbaum, der auch in Deutschland Verbreitung gefunden hat, hat Merz als Zeichen unserer Leitkultur nicht ausgeschlossen.

Der Weihnachtsbaum gilt übrigens in der Tat als deutsche Erfindung. Dummerweise blieb sie nicht exklusiv deutsch. Wikipedia schreibt: „Dieser Weihnachtsbrauch verbreitete sich im 19. Jahrhundert vom deutschsprachigen Raum aus über die ganze Welt.“ Hast du das gewusst, Friedrich?

Auch sonst hat Friedrich Merz die Eignung des Weihnachtsbaums als Prüfstein deutscher Leitkultur möglicherweise nicht sorgfältig recherchiert. Er schreibt:

„Es ist die Art von christlich-abendländisch geprägter kultureller Identität, die sich über Generationen überträgt, von der unsere Kinder geprägt sind, und die sie dann so oder so ähnlich selbst weitertragen.”

Mit dem „so ähnlich“ ist sicher der Plastikbaum gemeint, oder bei fortschreitendem Klimawandel die Weihnachtspalme. Aber ist es eine christliche Tradition? Manche sehen die historischen Wurzeln des Weihnachtsbaums bei den alten Germanen, die Kirche habe den Brauch früher als „heidnisch“ verurteilt. Eine nicht unstrittige These. Noch schlimmer wäre allerdings, hätte der NDR recht: „Auf der Suche nach den Ursprüngen der Weihnachtsbaum-Tradition wird man (…) weniger in der Bibel, sondern eher im Koran fündig“. Leitkulturellabschreckungstechnisch wäre das natürlich ein Totalschaden.

Helfen könnte vielleicht die identitätspolitische Eskalation der Weihnachtsbaumtradition: Müsste es nicht „Christbaum“ heißen? Ist Friedrich Merz hier einer woken Anwandlung zum Opfer gefallen?

Kommentare (58)

  1. #1 rolak
    26. Dezember 2023

    →ein zentrales Element

    Unter dieser Randbedingung sehe ich mich genötigt, den vor Jahrzehnten vollzogenen Abschied von der Leitkultur zu konstatieren.

    LeitzKultur, damit kann ich dienen 😉

    nicht „Christbaum“ heißen?

    Das wurde am Niederrhein (zumindest) früher, neben dem zusätzlichen ‘♪♫Oh Tannenbaum..♪♫’ von fast Allen parallel genutzt, sozusagen gelebte Synonyme.

    Friedrich

    Jedes Mal, wenn der MerzHase mitsamt Vornamen angegeben wird, kommt mir nur ein Text aus alten Tagen in den Sinn:

    Der Friederich, der Friederich,
    Das war ein arger Wüterich!

  2. #2 Alisier
    26. Dezember 2023

    Das Problem ist nicht, dass Merz sowas macht. Denn so kennen wir ihn schließlich, unseren Friedrich.
    Das Problem ist
    – dass A kaum jemand drüber lacht (und vor lauter Lachen gar nicht mehr aufhören kann).
    – dass dieser bescheuerte Versuch bei sehr vielen positiv ankommt, und lediglich ein “Das musste mal gesagt werden!” auslöst.
    Söder, Gender, und dann natürlich die gottlosen Ausländer die uns unsere urdeutschen Gehölze madig machen oder gar verbieten möchten.
    Völlige Ahnungslosigkeit gepaart mit Ressentiments und dem Willen zur Macht. Das erinnert an nichts Gutes.

  3. #3 Tina
    26. Dezember 2023

    Ich musste beim Lesen dieses Artikels jedenfalls herzlich lachen, danke dafür.
    Weihnachtspalme… herrlich. Aber vermutlich dann doch nicht deutsch genug in den Augen derer, die hier gemeint sind. Plastikbaum schon eher. Hauptsache, die Tannenbaumform stimmt, Material ist zweitrangig. 😉

  4. #4 RPGNo1
    26. Dezember 2023

    Solche Kommentare, die bei mir Augenrollen auslösen, sind ein Grund dafür, dass Fritze Merz eben nicht Kanzler werden darf. Noch nicht einmal Kanzlerkandidat. Auch wenn der Sachse Kretschmer tönt, dass dieser Drops ja bereits gelutscht sei.

    • #5 Joseph Kuhn
      26. Dezember 2023

      @ RPGNo1:

      Friedrich Merz ist ein Teil der deutschen Leidkultur.

  5. #6 naja
    26. Dezember 2023

    Merz hat mal wieder versagt, hat er denn von Söder nichts gelernt? Entweder man erklärt Schweinshaxe zur Leitkultur oder man schweigt…

    • #7 Joseph Kuhn
      26. Dezember 2023

      @ naja:

      Die Brandmauer gegen Vegetarier und Körnerfresser steht!

  6. #8 Alisier
    26. Dezember 2023

    Die Speckmauer!
    Wenn schon, denn schon…..

  7. #9 Alisier
    26. Dezember 2023

    Hier, und nur hier treffen sich die einzig wahren und echten Leitkulturler:
    https://www.lokalkompass.de/froendenberg/c-kultur/silvesterreise-ins-pustertal-2017-bruneck-das-speckmuseum_a817668
    Denn dann kann man auch bei einer zünftigen Schwarte den Zeiten nachtrauern als Südtirol noch zum Reich gehörte.

  8. #10 RPGNo1
    26. Dezember 2023

    @Joseph Kuhn

    Friedrich Merz ist ein Teil der deutschen Leidkultur.

    Danke. Der Spruch hat mir ein breites Schmunzeln aufs Gesicht gezaubert. 🙂

  9. #11 Michael Minski
    26. Dezember 2023

    XXX

    [Kommentar gelöscht. Hass kann man nicht mit Hass bekämpfen und Hass sollte auch nicht wieder deutsche Leitkultur werden. JK]

  10. #12 Joseph Kuhn
    26. Dezember 2023

    Weitere Fakten zur kulinarischen Weihnachts-Leitkultur:

    Bärbel Bas: “Da wird es dieses Mal an Heiligabend ganz-klassisch Bockwurst mit Kartoffelsalat geben. (…) Wichtig ist, dass im Kartoffelsalat ordentlich viel Fleischsalat drin ist.”

    Kai Wegner: “An Heiligabend gibt es wie jedes Jahr Fondue.”

    Franziska Giffey: “Am ersten Feiertag gibt es Gänsebraten mit Rotkohl, Grünkohl und Klößen.”

    Eva Högl: “Wir sind an Heiligabend bei Freunden zum Raclette eingeladen.“

    Ricarda Lang: “Bei uns gibt es an Heiligabend traditionell immer Fondue.”

    Reem Alabali-Radovan: „Wann immer wir in der Familie zusammen feiern, gibt es Kleicha. Die kleinen Hefeteigkekse sind die Nationalspeise des Iraks.”

    Hubert Aiwanger: “Bei uns gibt es an den Weihnachtstagen entweder Wild, Weihnachtsgans oder Karpfen.”

    Volker Wissing: “Dieses Jahr gibt es Daube Provencale – einen Schmortopf, der aus der Provence stammt, aber in ganz Frankreich bekannt ist.”

    Frank-Walter Steinmeier: “An Heiligabend gibt es traditionell Kasslerbraten mit Sauerkraut und Kartoffeln.”

    Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/von-aiwanger-uber-wissing-bis-steinmeier-das-kommt-bei-spitzenpolitikern-weihnachten-auf-den-teller-10963558.html

    Das kriegt selbst Friedrich Merz leitkulturell nicht mehr auf die Reihe. Daher der Weihnachtsbaum. Ein Baum für alle.

  11. #13 zimtspinne
    26. Dezember 2023

    … und keiner von denen ist ein Leitbild des Klimarettens und isst vegan!?
    War eh klar. Wasser predigen und Wein saufen.

  12. #14 wereatheist
    26. Dezember 2023

    Südtiroler Speck gehört zur reichsdeutschenitalienischen Leitkultur wie panna cotta und Inter Milano.
    S.-Tirol gehörte mal zu(m Kaisertum) Öster-Reich, und zum hl. röm. Reich dt. Nation, aber nicht zu dem, das Einem bei ‘Reich’ zuerst einfällt.
    Mussolini durfte Trentino-alto-Adige behalten, schon weil er bei der Heimholung der Ostmark ins Reich stillgehalten hatte.

  13. #15 wereatheist
    26. Dezember 2023

    @zimtspinne:
    Wer fordert denn eigentlich vegane Ernährung von den Leuten?
    In meiner Erfahrung waren/sind das z.B. Autonome, also potenziell gewaltbereite LInksaußen, und das schon seit 30+ Jahren (und die leben das auch).

  14. #16 Alisier
    26. Dezember 2023

    @ wereatheist
    Dich kann man mit der Erwähnung von “Reich” nicht so schnell bluffen und reinlegen, das ist mir schon klar.
    Aber Deine Bemerkung zu den Autonomen verstehe ich eventuell nicht so ganz. Oder vielleicht doch.
    Das war doppelte Ironie und um die Ecke gedacht.
    Und zimtspinne MUSS infolge dessen Veganerin sein.

  15. #17 wereatheist
    26. Dezember 2023

    Es gab damals auch nicht-vegane Autonome.
    Und die Fraktionen haben sich nicht gegenseitig verhauen.
    Weil es offenbar Wichtigeres gab.

  16. #18 RGS
    26. Dezember 2023

    Ich tue mich sehr schwer damit sympathische Züge bei Friedrich Merz zu finden.
    Ein Problem mit Neureichen wie ihm scheint mir zu sein – wie es ein englischer Politiker der Tories mit altem Geld einmal über einen Kollegen aus der eigenen Partei mit neuem Geld formulierte – „Er musste sich seine Möbel selbst kaufen.“

  17. #19 Neumann
    27. Dezember 2023

    Zum Glück geht der Verkauf von Weihnachtsbäumen zurück. Es ist schon ein Anachronismus dem Abhacken von Sauerstoffspendern einen kulturellen Sinn zuzusprechen.
    Entweder hat Herr Merz eine stille Beteiligung an einer Baumschule, oder er ist romantischer als er sich nach außen gibt.

  18. #20 Uli Schoppe
    28. Dezember 2023

    Es ist schon ein Anachronismus dem Abhacken von Sauerstoffspendern einen kulturellen Sinn zuzusprechen.

    Also als CO2 Verwerter bevorzuge ich dann mal Buche, Kirsche, Kastanie und Linde. Nadelbäume sind da eher hinten dran.

    Mal davon ab: Einen kulturellen Sinn zuzusprechen ist an der Stelle durchaus legitim und nicht zwingend an persönliche Vorlieben gebunden.

    Viel bemerkenswerter ist wie schon im Artikel angedeutet das

    Eine menschenwürdige Pflege, bezahlbares Wohnen oder der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen

    anscheinend weniger kulturellen Sinn haben sollen.

    DIe Beteiligung an einer Baumschule halte ich durchaus für möglich / über Umwege sogar für wahrscheinlich, für einen Romantiker halte ich jemanden der sein Leben so lebt eher nicht…

  19. #21 Joseph Kuhn
    28. Dezember 2023

    Rundum unbedacht:

    Max Czollek fragt:

    “Juden und Jüdinnen feiern (…) kein Weihnachten! Dürfen Juden und Jüdinnen also auch keinen Anspruch auf Zugehörigkeit erheben, wenn sie keinen Weihnachtsbaum kaufen und so ihre Bereitschaft zur Integration in die deutsche Leitkultur unterstreichen?”

    Leitkulturell wichtiger noch wäre vielleicht die Frage gewesen, ob es erlaubt ist, den deutschen Baum mit LED-Lichterketten made in China für 4,99 Euro zu behängen. Zumindest wäre wichtig, ob sie in einem Lager für Uiguren hergestellt wurden. Das sollte im CDU-Grundsatzprogramm noch geklärt werden.

  20. #22 Neumann
    28. Dezember 2023

    Schon das Wort “Leitkultur” ist anrüchig.
    “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen”, war um 1900 ein bekannter Spruch und der Kaiser Wilhelm hat daran geglaubt, er hat sogar den Chinesen gedroht einen Deutschen nicht scheel anzuschauen.
    Aber zum Ausgleich haben wir die chinesische Tradition vom Feuerwerk übernommen und zwar wieder auf die deutsche Art, nicht Kleckern sondern Klotzen, so dass sogar die Polizei sich heute offen für ein Verbot ausgesprochen hat.
    Und mal ehrlich, wer trägt heute noch deutsche Kleidung ? Sogar die Knöpfe kommen aus China.
    Und wenn einmal die schrägen Augenhöhlen hipp werden , dann freuen sich die Schönheitschirurgen.

  21. #23 Dr. Webbaer
    28. Dezember 2023

    Fkn Weihnachtsbaum kann aus aus diesseitiger agnostischer (und teils auch atheistischer aggressiver humanistischer) Sicht der deutschen Kultur, der Leitkultur, wenn jemand so bestimmen will, zugeordnet werden, angeblich ist er “heidnischer” Herkunft, also der diesbezügliche Brauch.

    Ansonsten hat Herr Friedrich Merz, wiederum aus diesseitiger Sicht, besondere Bestimmtheit liegt also nicht vor, keinerlei Pflicht erklärt, sondern Vermögen, also Möglichkeit.

    Mit freundlichen Grüßen und schon mal Allen einen guten Rutsch wünschend
    Dr. Webbaer (der sich heute noch kurz überlegt hat einen um 75 % im Kaufpreis reduzierten Plastik-Weihnachtsbaum anzuschaffen, für das nächste Jahr, abär dafür ist er dann doch zu “outdoor”, mag natürliche Tannennadeln im Wohnzimmer und deren späteres Wegräumen)

  22. #24 Dr. Webbaer
    28. Dezember 2023

    Wie bereits, äh, intoniert :

    Max Czollek fragt:

    “ Juden und Jüdinnen feiern (…) kein Weihnachten! Dürfen Juden und Jüdinnen also auch keinen Anspruch auf Zugehörigkeit erheben, wenn sie keinen Weihnachtsbaum kaufen und so ihre Bereitschaft zur Integration in die deutsche Leitkultur unterstreichen? ”

    Derartige Gegensätzlichkeit ergibt sich aus den Aussagen des Herrn Friedrich Merz nicht, denn der hat ja nicht gefordert, sondern angeregt oder belegt oder Beleg gesucht, bis vielleicht auch gefunden.
    Eben den Weihnachtsbaum meinend.

    Max Czollek ist womöglich nicht die ‘Nicht die hellste Kerze am Baum‘, Dr. W mag Leutz wie Max Czollek, Fabian Wolff und “Tante Charly” (HMB redete so), die nicht so folgen, aber so tun.

    Fkn Weinachtsbaum ist eine Option, keine Pflicht, und es darf auf Grund seiner Abwesenheit nicht auf die Abwesenheit wie gemeinter Kultur geschlossen werden.
    Friedrich Merz, ein sozusagen Zweiter Gewinner (Hans Rosenthal redete so, R.I.P.), hat doch nichts falsch gemacht.
    Hat er sich bereits entschuldigt? (Dr. W kennt diese Merz-Rede-Entschuldigungs-Sequenzen zur Genüge, kennt oder scannt abär nicht sozusagen durchgehend bundesdeutsche Medienlage, lässt sich gerne weitergehend informieren.)

    Mit freundlichen Grüßen und Allen einen fkn guten Rutsch wünschend
    Dr. Webbaer

  23. #25 Joseph Kuhn
    28. Dezember 2023

    Leitkultur und Verantwortung

    Wie Medien gerade melden, verzichtet der Bund, sprich das Verkehrsministerium, auf eine Schadensersatzklage gegen den früheren Verkehrsminister Scheuer, auch wenn eine Haftung in Betracht komme, um – jetzt kommt’s – “weiteren Schaden für den Steuerzahler abzuwenden”.

  24. #26 RPGNo1
    28. Dezember 2023

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass man das Verkehrsministerium abschaffen und seine Aufgaben auf anderre Ministerien verteilen sollte.

    Begründung? Es diente in den letzten ca. 20 Jahren nur dazu, mittelmäßig begabten eitlen Selbstdarstellern einen Posten zu verschaffen, den diese dann dazu benutzen, um teure finanzielle Geschenke an ihre Klientel zu verteilen.

    *Provokation Ende* 😉

  25. #27 Staphylococcus rex
    28. Dezember 2023

    Irgendwie ist Friedrich Merz gerade auf der Suche nach neuen Fettnäpfchen. Er betont nämlich nicht die gemeinsame Feier um den geschmückten Baum, sondern er betont den Akt des käuflichen Erwerbs eines Weihnachtsbaums. Also ist in Wahrheit das Konsumverhalten zu staatlichen Feiertagen der wesentliche Bestandteil der deutschen Leitkultur. Wenn man diesen Gedanken zu Ende denkt, sollte man vielleicht den NDW-Song “Bruttosozialprodukt” zur neuen Nationalhymne deklarieren [Ironie off 😉 ]
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bruttosozialprodukt_(Lied)

    • #28 Joseph Kuhn
      28. Dezember 2023

      @ Staphylococcus rex:

      “in Wahrheit”

      Wenn Merz die Wahrheit sagt, sollten wir daran keinen Anstoß nehmen. Das gilt auch für seinen Hinweis, dass man den Baum leitkulturellkorrekt “vor Weihnachten” zu kaufen habe. Das stimmt, der Kauf danach wäre kulturell atypisch.

  26. #29 Tina
    28. Dezember 2023

    Nach Weihnachten gibts die Bäume ja auch in Massen kostenlos am Straßenrand zum Mitnehmen. Dafür dann noch Geld auszugeben, wäre nicht nur kulturell atypisch, sondern ziemlich schräg ;-).

    Dass nicht mal versucht wird, den Scheuer dranzukriegen, finde ich ein starkes Stück. Man könnte sich glatt drüber aufregen, wenn man nicht seine Nerven im Urlaub gerade ein wenig schonen wollte. Und die Begründung, meine Güte…
    Insofern ist der Vorschlag, das Verkehrsministerium abzuschaffen, eigentlich gar nicht mal so verkehrt. Würde viel Frust in der Bevölkerung vermeiden.

  27. #30 zimtspinne
    28. Dezember 2023

    Jaja.
    Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.
    Niemand hat die Absicht, jemanden zum Gendern zu zwingen.
    Niemand hat die Absicht, moralischen Druck zur Fleischkonsumreduktion aufzubauen.

    Wobei ich hier, unter fast ausschließlich alten weißen cis-Männern (AWcM), keinen großen Missionierungswillen befürchte.
    Niemand hat die Absicht, zum Veganismus überzutreten!
    Schmeckt doch viel zu gut, die fette Schweinshaxn, am besten mit einem XXXL-Bier.

  28. #31 zimtspinne
    28. Dezember 2023

    mein letztes ging an alle, die mich allenthalben affrontieren, was die Blagegeister wahrscheinlich selbst gar nicht merken.

    • #32 Joseph Kuhn
      28. Dezember 2023

      @ zimtspinne:

      Niemand wird hier gezwungen, den Weihnachtsbaum zu gendern und vegan zu verzehren, niemand hat vor, Schweinebratenlametta zu verbieten. Es gilt die deutsche Leitkultur!

  29. #33 Alisier
    28. Dezember 2023

    Falls aber doch jermand den Baum unbedingt verzehren will, so ist auch das erlaubt und zudem ökologisch korrekter als korrekt.
    https://www.naturzauberwerke.at/tannenbaum-in-der-suppe/
    Obs Leitkultur wird? Zumindest die Grünen überlegen gerade das Ganze verpflichtend für Biodeutsche gesetzlich festzuzurren.
    Wird zumindest in meist gar nicht gut unterrichteten Kreisen geraunt……

  30. #34 Neumann
    28. Dezember 2023

    zu #30
    Veganer in einem Artikel zusammen mit Merz zu nennen , das ist einfach schlechter Stil.
    Oder doch nicht ?
    Die Einstellung zu Veganern ist verräterisch.
    Herr Söder sieht eine Gefahr in der “zwanghaften Veganisierung.”
    Herr Merz sieht die Gefahr in einer „Volkserziehungsattitüde“ und er benennt sogar ihre Urheber, es sind die Grünen.
    Also darin sind sich die beiden Schwarzen einig, nämlich im Aufkommen einer Fleisch und Wurstphobie.
    Ja, und ein gutes Gegenmittel ist , ja es ist der deutsche Weihnachtsbaum. Er grünt sogar zur Weihnachtszeit heißt es in einem Weihnachtslied.
    Und daran merkt man schon wie die Probleme verschachtelt sind. Der grüne Weihnachtsbaum ist auch ein Sinnbild für die Grünen.

  31. #35 wereatheist
    28. Dezember 2023

    Elefanten (in Zoos, nicht in freier Wildbahn) lieben übrig gebliebene/unverkaufte Weihnachtsbäume (also nicht das lamettaverseuchte Zeug vom Straßenrand).

  32. #36 DH
    28. Dezember 2023

    “Mein Freund der Baum ist tot
    er starb im frühen Morgenrot”
    (Alexandra)

  33. #37 Uli Schoppe
    28. Dezember 2023

    @zimtspinne

    Du hast mich jetzt leicht irritiert?

  34. #38 Alisier
    28. Dezember 2023

    @ wereatheist
    Es gibt noch Lametta???
    Ich meine das vegane, schwermetallische und nicht das angedrohte, schweinische von JK.

  35. #39 Michael Mibski
    29. Dezember 2023

    [Kommentar gelöscht. Hass kann man nicht mit Hass bekämpfen und Hass sollte auch nicht wieder deutsche Leitkultur werden. JK]
    Die Beschreibung der Realität ist also Hass?
    So kann man natürlich jegliche Kritik als priviligierter
    weißer männlicher Beamter abbügeln.
    Was ist denn dann der allgegenwärtige Antisemitismus und der strukturelle Rassismus gegen Deutsche?

    • #40 Joseph Kuhn
      29. Dezember 2023

      @ Michael Mibski/Minski:

      Die Beschreibung der Realität kann zwar grundsätzlich auch zum Säen von Hass verwendet werden, aber in Ihrem Fall geht es nicht um eine Beschreibung der Realität, sondern um AfD-nahe Anti-Merkel-Demagogie.

      Rassismus gegen Deutsche: Der ist genauso abzulehnen wie Antisemitismus oder Sexismus. Ob es hierzulande allerdings “strukturellen” Rassismus gegen Deutsche gibt?

      Auf den “weißen privilegierten männlichen Beamten” kann ich in dem Zusammenhang nicht so richtig ernst reagieren. Ganz koscher kommt mir das nicht vor. Sind diese Beamten Teil eines “strukturellen Rassismus” gegen Deutsche? Sind sie – intersektional gedacht – ungerechtfertigt privilegiert Ihnen gegenüber (wenn ich mich recht erinnere, sind Sie ein weißer, männlicher Mediziner)? Was sagt der Weihnachtsbaum? Was sein nichtprivilegierter, der Mittelschicht angehörender Leitkulturphilosoph, weiß, männlich, deutsch (bzw. Sauerländer)?

  36. #41 RGS
    29. Dezember 2023

    Der CDU stirbt die Wählerbasis weg. (Christen werden weniger) Daher die Drehung ins kulturistische Gedröhne.
    Preisschocks führen zu politischen Umbrüchen. Das ist schon seit der Französischen Revolution so schreibt die Ökonomin Isabella Weber.
    Mal sehen wie es weitergeht? Osterhasen…

  37. #42 Neumann
    29. Dezember 2023

    Die Christen sterben nicht weg, die zahlen nur keine Kirchensteuer mehr.
    Und die kaufen immer weniger deutsche Weihnachtsbäume. Geschätzte Anzahl 25 Millionen pro Jahr.
    Bei uns recyclen die Elefanten aus der Wilhelma die Bäume zu Elefantenmist, deswegen das Lamettaverbot.

    Also aus dieser Sicht ist Herr Merz frei zu sprechen, er gibt sich halt ganz gern volkstümlich. Der ehemalige Reichskanzler aus Braunau hat sich gern mit kleinen Mädchen und jungen Rehen ablichten lassen.
    Übrigens wurde Herr Scholz einmal nach seinem Lieblingstier befragt. “Ich hatte einmal einen schwarzen Kater, er hieß Mohrle”
    Auf die Frage, welches Tier er gern wäre, fand er keine Antwort. Vielleicht hatte er auch nur Angst, dass man man ihn dann analysiert.

  38. #43 Staphylococcus rex
    29. Dezember 2023

    Wer den Weihnachtsbaum zur Leitkultur erhebt, geht das Risiko ein, die Gesellschaft zu spalten. Der Weihnachtsbaum wird hier als christliches Symbol präsentiert, nach meiner Einschätzung sind in der Bundesrepublik praktizierende Christen (Surrogatmarker Kirchensteuer) mittlerweile in der Minderheit.

    Das Christentum als Leitkultur zu definieren ist ein Schlag ins Gesicht der deutschen Atheisten und widerspricht dem Konzept der Trennung von Staat und Religion. Weihnachten als kulturelles Erbe finde ich gut, Weihnachten als religiöse Pflichtveranstaltung ist nicht mehr zeitgemäß. Sind Atheisten in den Augen der CDU/CSU keine Träger der deutschen Leitkultur und somit Deutsche zweiter Klasse?

    PS: Die Frage, was ist eine deutsche Leitkultur, wofür ist sie erforderlich und darf sie mit dem Staatsbürgerrecht verknüpft werden, ist eine Frage außerhalb des Merz’schen Populismus und würde diesen Beitrag bei weitem sprengen.

    • #44 Joseph Kuhn
      29. Dezember 2023

      @ Staphylococcus rex:

      “Der Weihnachtsbaum wird hier als christliches Symbol präsentiert (…). Weihnachten als kulturelles Erbe finde ich gut (…).

      Wie das Kreuz? 😉

  39. #45 Alisier
    29. Dezember 2023

    Wie wärs denn z.B. mit Demokratie als europäischer Leitkultur, statt Schweinebratengedöns?
    Durchsichtige Manöver zum Einfangen leicht zu beeinflussender potenzieller Wähler durchschauen hoffentlich die meisten.

  40. #47 Alisier
    29. Dezember 2023

    @ Joseph Kuhn
    Ja, durchaus.
    Aber ehe man sich für Dinge die offensichtlich nicht gut funktionieren zu Tode schämt während Demokratieverächter ein Höllenselbstbewusstsein an den Tag legen, ist ein bisschen “Kopf hoch, Brust raus” durchaus angebracht. Sonst wird man nämlich nicht ernst genommen.
    Selbstkasteiung und -geißelung ist nicht in jedem Falle eine gute und zielführende Methode.

    • #48 Joseph Kuhn
      29. Dezember 2023

      @ Alisier:

      Selbstkasteiung war nicht meine Empfehlung.

  41. #49 Alisier
    29. Dezember 2023

    Und was ist mit der Geißelung?

    • #50 Joseph Kuhn
      29. Dezember 2023

      … wegen der schon erwähnten Leidkultur?

      Ob auch solche Dialoge ungewollt widerspiegeln, dass wir unsere vielzitierten Werte nicht mehr wirklich ernstnehmen? Vielleicht ein bisschen Brust raus für die Phrase, aber ansonsten genügt es uns, mit wohligem Gefühl einen Weihnachtsbaum samt Braten zu kaufen, schon mal die Urlaubsflüge fürs nächste Jahre zu sondieren, ohne uns zu sehr mit allem Ungemach in der Welt zu kasteien oder zu geißeln? “Wir haben das Glück erfunden — sagen die letzten Menschen und blinzeln.”

  42. #51 Alisier
    29. Dezember 2023

    @ Joseph Kuhn
    Ganz und sehr im Ernst: Nein, sicher nicht.
    Alles Weitere gerne bald bei Bier und Leberkäs.

  43. #52 naja
    29. Dezember 2023

    @ Alisier #45
    Eben nicht. Das ist doch die Tragik unserer Zeit.

  44. #53 naja
    29. Dezember 2023

    Das, was Merz mit dem Weihnachtsbaum gesagt hat, war nicht durchsichtig genug, daher der Vorschlag “Schweinshaxe” meinerseits. Es muss schon polarisieren, Weihnachtsbäume tun einfach im Allgemeinen zu wenig weh 😉
    Ich finde Weihnachtsbäume vergleichsweise unkontrovers, selbst wenn man sie Christbäume nennt, daher würde ich Merz Versagen attestieren.

  45. #54 PDP10
    29. Dezember 2023

    Schweinshaxe …

    Und sie wirkt auf die bösen Muselmanen, wie das Weihwasser auf den Teufel!
    Hilft also gegen die Umvolkung, die uns die Merkel-Diktatur verordnen wollte. Jawohl!

    (Disclaimer: Satire funktioniert in Internet-Diskussionen selten. Ebenso wie Ironie oder Sarkasmus. Aber wer das da oben ernst nimmt, dem ist eh nicht mehr zu helfen…)

  46. #55 PDP10
    29. Dezember 2023

    Tut mir leid, aber zu dem schmierlappigen Populismus, den Merz, Söder und Co. seit einiger Zeit von sich geben fällt mir zur Zeit nichts mehr ein … außer noch größerer Schwachsinn.

  47. #56 Alisier
    30. Dezember 2023

    Hier gehe ich, im Gegensatz zu den schmierlappigen Populistenäußerungen, gerne mit:
    https://taz.de/Was-2024-passieren-muss/!5979681/
    Und dann sollten wir sehen wie wir genau das hinkriegen, denn wir sind immer noch die Mehrheit.
    Wer ist Wir? Die noch nicht ganz Durchgeknallten, welche Sinnvolles gerne unterstützen möchten.

  48. #57 Uli Schoppe
    31. Dezember 2023

    Seine Atomkraftwerke kann er aber behalten.

  49. #58 Alisier
    31. Dezember 2023

    @ Uli Schoppe
    Unterschiedlicher Meinung kann und darf (und sollte?) man ja auch sein können.
    Kompromisse gehören aus meiner Sicht ebenfalls immer dazu. Und weh tun diese durchaus manchmal oder sogar öfters.
    Aber eine gemeinsame Richtung gegen Scharfmacher und Relativierer (bei fossilen Energien und Klimakrise z.B.) zu finden ist nun mal bitter nötig.
    Das wäre dann gelebte Demokratie und daran fehlt es zunehmend, selbst im Kleinen.