Wie wäre es mit ein bisschen Musik? Selbstverständlich kommt in Klausis Krypto Kolumne nur ein Stück mit kryptologischem Bezug infrage. So wie das Lied „Melly Remembers“ von Melancholodic.
Genau genommen hat „Melly Remembers“ nicht mit Kryptologie, sondern mit Steganografie zu tun. In diesem Lied ist nämlich eine geheime Botschaft versteckt. Es handelt sich dabei um Geokoordinaten (also Längen und Breitengrad), wie es die Geocacher unter den Lesern sicherlich kennen. Die kodierten Koordinaten beziehen sich auf das Zuhause der Titelfigur Melly – wo auch immer das sein mag. Hier ist der Song (falls es mit der Darstellung nicht klappt, ist hier ein Link):
Melancholodic ist übrigens ein Duo bestehend aus Mario Rembold und dessen Schwester Sarah. Ich habe Mario kürzlich beim Science Slam kennen gelernt. Nachdem ich über die Geschichte der Steganografie und er über Genetik geslammt hatte, erzählte er mir von seinem zweiten Talent – der Musik. Zufälligerweise hat er sogar einen steganografischen Song im Repertoire, den ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte.
Trotz genauen Hinhörens habe ich den geheimen Code bisher nicht gefunden. Mario hat mir folgenden Tipp gegeben: „Am einfachsten rauszuhören sind die Koordinaten im Klavierintro, doch tauchen sie zwischendrin immer wieder auf. Eine Art Anleitung, quasi der Schlüssel, wie der Binärcode zu verwenden ist, taucht im Text auf.“ Immerhin wissen wir dadurch, dass ein Binärcode im Spiel ist. Das sollte doch eigentlich zu lösen sein.
Die Idee, eine Nachricht in einem Lied zu verstecken, ist nicht neu. Ein bekanntes Beispiel ist der Titel „Empty Spaces“ von Pink Floyd. Die Nachricht ist zu hören, wenn man das Stück rückwärts abspielt (Backward-Masking). Sie lautet: “Congratulations. You have just discovered the secret message. Please send your answer to Old Pink, care of the Funny Farm, Chalfont.” Damit machten sich Pink Floyd über die damals recht zahlreichen Zeitgenossen lustig, die Popsongs rückwärts abspielten und immer wieder meinten, dabei skandalöse Botschaften entdeckt zu haben. Seit Aufkommen der CD ist diese Backwards-Masking-Sucherei aus der Mode gekommen.
In „Melly Remembers“ ist die Nachricht in jedem Fall auf eine andere Weise versteckt. Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne über das Diskussionsforum entgegen. Immerhin sagt Mario: „So kompliziert, wie das Voynich-Manuskript ist unser ‚Melly Remembers‘ hoffentlich nicht!“
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