Der Codex Igo ist ein verschlüsseltes Buch aus der Renaissance-Zeit. Die Verschlüsselung ist zwar geknackt, doch viele Fragen bleiben offen.
In der British Library in London befindet sich ein verschlüsseltes Buch, das bisher in der Krypto-Literatur nirgends erwähnt wird. Außer der Bibliothekskennung „Sloane 1360“ trägt es keinen erkennbaren Namen. Da sich die ersten drei Buchstaben wie IGO lesen, nenne ich es „Codex Igo“. In meiner Liste der Verschlüsselten Bücher hat der Codex Igo die Nummer 00008. Auf einer der letzten Seiten des Buchs sind die Worte “April 1571” zu erkennen. Vermutlich ist dies ein Verweis auf das Entstehungsdatum – sicher ist das aber nicht.
Mir liegt der gesamte Codex Igo in Form von 467 Seitenscans vor. Leider kann ich diese an dieser Stelle nicht veröffentlichen, da ich ansonsten hohe Gebühren an die British Library zahlen müsste. Das folgende Bild ist daher abgemalt (es zeigt Seite 4):
Wer die originalen Seitenscans haben will, sage mir bitte Bescheid, ich stelle sie gerne zur Verfügung. Die Seiten sehen jeweils recht ähnlich aus, es gibt keine Bilder oder sonstige Auffälligkeiten. Von zusätzlichem Interesse ist jedoch ein (später hinzugefügter) Einführungstext. Dieser ist zwar nicht verschlüsselt, aber dennoch nicht ganz einfach zu lesen.
Die Verschlüsselung des Codex Igo ist eine einfache Buchstabenersetzung . Sie ist leicht zu lösen. Außerdem wird im Einführungstext beschrieben, wie das Entschlüsseln funktioniert. Dort steht auch, dass am Anfang des Buchs Seiten fehlen. Dies könnte der Grund sein, warum kein Titelblatt vorhanden ist.
Der Freiburger Computer-Experte Armin Krauß (er ist einer der besten Codeknacker, die ich kenne, siehe zum Beispiel hier) hat sich die Mühe gemacht, die ersten 33 Seiten des Codex Igo zu entschlüsseln. Freundlicherweise hat er mir erlaubt, das Ergebnis zu veröffentlichen. Hier gibt es eine Seite dazu.
Der Text des Codex Igo beginnt mit “THE 3 PETICION”, was man wohl mit “Gebet Nummer 3” übersetzen kann. Wie Krauß herausfand, tritt die Formulierung “THE X PETICION” mehrmals auf, und zwar mit X von 3 bis 14. Es handelt sich dabei offensichtlich um Kapitel-Überschriften. Die Kapitel 1 und 2 sind nicht vorhanden. Das bestätigt die Aussage in der Einführung, dass am Anfang Seiten fehlen. Wie die Überschriften andeuten, enthält das Buch Gebete. Warum der Verfasser diese verschlüsselt hat, bleibt unklar.
Weiß jemand mehr über dieses Buch? Eine Google-Suche nach “Sloane 1360” bringt einige Treffer aber leider nichts wirklich Erhellendes.
Alles Weitere gibt es auf meiner Seite zum Codex Igo (Sloane 1360).
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