Der Bundesnachrichtendienst hat vier verschlüsselte Nachrichten veröffentlicht. Wer schafft es, diese zu knacken?
Für Fragen der Kryptologie ist in Deutschland das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zuständig. Offenbar beschäftigt aber auch der Bundesnachrichtendienst (BND) einige Kryptologen. Jedenfalls gibt es auf der BND-Web-Seite ein paar Informationen zum Thema (danke an Jörg Drobick für den Hinweis) – die Schlapphüte aus Pullach bei München werden diese wohl nicht zum Spaß online gestellt haben. Zum einen bietet der BND eine Seite zur Geschichte der Kryptologie – sie ist durchaus lesenswert. Besonders spannend finde ich zwei Abbildungen auf dieser Seite. Die abgebildete Chiffrierscheibe habe ich noch nie gesehen. Fast schon sensationell ist das Foto von der Kryha-Maschine. Ich habe mich schon ausführlich mit diesem Gerät beschäftigt und seine Geschichte in einem Fachartikel beschrieben. Das vom BND abgebildete Exemplar hat ein paar Besonderheiten, die an allen anderen mir bekannten Kryha-Exemplaren nicht vorhanden sind (hier ein Vergleichsfoto). Wenn ich es richtig erkenne, hat die BND-Kryha sogar ein teilweise schwarzes Gehäuse (oder täuscht das?), was ich ebenfalls noch nie gesehen habe. Dieser Sache werde ich sicher bei Gelegenheit nachgehen.
Interessanter dürfte für viele eine weitere Kryptologie-Seite des BND sein. Dort gibt es vier kryptologische Rätsel (Kryptogramme) zu lösen. Damit folgt der BND dem Beispiel des britischen GCHQ, der derartiges auch schon veröffentlicht hat. Während die Briten allerdings mit James Bond einen weltberühmten Agenten vorweisen können, müssen wir Deutschen ohne ein solches Zugpferd auskommen.
Die Klartexte zu den ersten drei Rätseln sind laut BND in deutscher Sprache abgefasst, der vierte in (amerikanischem) Englisch. Aus urheberechtlichen Gründen gebe ich jeweils nur die erste Zeile an:
Text 1:
UELNW ETTHE CSTEN AGSEZ UCPRL INEIE DISSS CINRA …
Dieses Kryptogramm ist mit ziemlicher Sicherheit durch eine Transpositionschiffre entstanden. Das erkennt man daran, dass die Buchstabenhäufigkeiten der deutschen Sprache entsprechen. Solche Kryptogramme kann man oft lösen, indem man den Text in Zeilen unterschiedlicher Länge aufschreibt (siehe hier). Ich habe das versucht, aber es hat nichts gebracht.
Text 2:
D8 B9 42 86 0B 6C E6 C5 8F 63 41 46 53 B7 99 8F …
Das sind offensichtlich Hexadezimalzahlen. Wie lassen sich diese in einen deutschen Text entschlüsseln?
Text 3:
4D 8F 3B 0E 02 31 0C 44 AF E2 03 F0 39 C3 AE A0 …
Und noch einmal Hexadezimalzahlen, die für einen Text stehen.
Text 4:
4A 16 17 9B 71 B1 96 6E 5A 55 A2 34 FF C7 46 02 …
Diese Hexadezimalzahlen stehen für einen Text in amerikanischem Englisch.
Hat jemand irgendwelche Ideen zu diesen Kryptogrammen? Ich würde mich über ein paar interessante Kommentare freuen.
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