17 Jahre lang fahndete das FBI nach dem berüchtigten Unabomber. Als er schließlich verhaftet wurde, fand man in seiner Unterkunft Tausende von verschlüsselten Zetteln.
Ted Kaczynski galt als hochbegabter Mathematiker. 1969 kündigte er überraschend seine Stellung als Assistenzprofessor an der renommierten Universität Berkeley und zog sich in eine Hütte in den Bergen von Montana zurück. Dort widmete er sich einer anderen Tätigkeit: Zwischen 1978 und 1995 verschickte er mindestens 16 Briefbomben und tötete damit drei Personen. 23 weitere wurden verletzt. Die Empfänger der explosiven Sendungen waren meist Universitäten und Fluglinien (Airlines), weshalb die Presse vom “Unabomber” sprach.
1995 verschickte der Unabomber ein 35.000 Wörter langes Manifest mit dem Angebot, die Bombenattentate zu beenden, sofern eine Zeitung den Text veröffentlichen würde. Die New York Times und die Washington Post kamen dieser Forderung nach. Daraufhin erkannte Kaczynskis Bruder den Schreibstil und informierte die Polizei. Am 3. April 1996 wurde Ted Kaczynski verhaftet. Wer mehr über den Fall wissen will, findet bei YouTube eine ganze Reihe von Dokumentationen über den Unabomber (zum Beispiel diese hier).
Verschlüsselte Unterlagen eines Mörders
In Kaczinskys Hütte fand die Polizei nach der Verhaftung stapelweise verschlüsselte Texte. Sie waren handgeschrieben und offensichtlich ohne Computer-Unterstützung entstanden.
Obwohl es sich um eine vergleichsweise starke Verschlüsselung handelte, konnten die Dechiffrier-Experten des FBI die meisten Codes knacken. Dies lag daran, dass sie bei den Unterlagen auch die zugehörigen Verfahrensbeschreibungen und Schlüssel fanden.
Die Klartexte enthielten zahlreiche Informationen über die Anschläge des Unabombers, die der Polizei einen genauen Einblick in dessen Arbeitsweise lieferten. Ein Beispiel: I sent a bomb to a computer expert … revenge attempts have been gobbling much time, impeeding other work. But I must succeed, must get revenge.
In einem Prozess hätten diese Informationen eine wichtige Rolle spielen können. Allerdings einigten sich Anklage und Verteidigung frühzeitig auf eine lebenslange Haftstrafe, weshalb der Fall vor Gericht nicht aufgerollt wurde. Einige persönliche Gegenstände Kaczynskis – darunter auch verschlüsselte Dokumente – wurden später versteigert, der Erlös kam teilweise den Opfern zu Gute.
Weiß jemand mehr?
Leider wurden die verschlüsslten Unterlagen des Unabombers nie veröffentlicht. Allerdings konnte ich im Internet einige Scans ausfindig machen. Alles, was ich zu diesem Fall gefunden habe, habe ich auf eine eigene Web-Seite (Klaus Schmeh’s Unabomber Cipher Page) gepackt.
2007 vermeldete das FBI, der Code des Unabombers sei geknackt. Dies war etwas verwirrend, denn die Aufzeichnungen des Unabombers galten ja eigentlich längst als dechiffriert. Möglicherweise wurde hier eine ältere Geschichte als neu präsentiert. Hier ist ein Video dazu:
Alles weitere, was ich gefunden habe, gibt es auf Klaus Schmeh’s Unabomber Cipher Page. Auch einige Literaturhinweise finden sich dort. Leider ist die Informationslage trotz allem recht dürftig. Das FBI hält sich sehr zurück, wenn es um die Unabomber-Verschlüsselungen geht. Falls jemand mehr zu diesem Fall weiß, würde es mich interessieren. Vielleicht weiß ja jemand, wo sich die versteigerten Unterlagen heute befinden.
Eine Möglichkeit der Recherche habe ich bisher übrigens noch nicht ausgeschöpft: Ich habe Ted Kaczynski noch nicht persünlich angeschrieben. Dabei soll dies möglich sein, denn Kaczynski schreibt viel in seiner Gefängniszelle, darunter auch viele Briefe.
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