Mit einem verschlüsselten Kassiber wollte der Rapper Kieron Bryan aus dem Gefängnis heraus eine Bestechung anleiern. Ein Linguist konnte den Code knacken.
Der Rapper Kieron Bryan (25) aus dem englischen Manchester gehörte nie zu den bekannstesten seiner Zunft. Für Aufsehen sorgte er trotzdem – und zwar, als er im März 2011 auf einen Türsteher schoss, der ihm angeblich Geld schuldete. Dieser überlebte den Anschlag nur, weil er eine kugelsichere Weste trug. Wegen Mordversuchs musste sich Bryan (Spitzname: “Gunz”) vor Gericht verantworten.
Aus seiner Zelle heraus schickte Bryan seiner Schwester einen Brief, der ein “Rätsel” enthielt. Dieses sah wie folgt aus:
Der zuständige Zensor wollte allerdings nicht so recht an ein Rätsel glauben, das die Schwester zum Vergnügen lösen sollte. Er ging eher von einer verschlüsselten Nachricht aus. Nun kam der forensische Linguist John Olsson (nicht zu verwechseln mit dem FBI-Codeknacker Daniel “Dan” Olson) ins Spiel. Forensische Linguistik hat im Grunde nichts mit Codeknacken zu tun, doch John Olsson versteht offenbar auch etwas von Letzterem.
Wie Olsson feststellte, kommen im Kryptogramm die Zahlen von 1 bis 43 vor. Die Zahlen 10, 5, 8, 16, 25, 3 und 27 sind die häufigsten. Olsson vermutete, dass diese für die Buchstaben A, E, I, N, O, S und T stehen. Schließlich wurde Bryan seine Höflichkeit zum Verhängnis: Olsson konnte die Zahlenfolge “38 9 5 10 3 5” als PLEASE identifizieren. Innerhalb von drei Tagen war das Kryptogramm gelöst.
Wie sich zeigte, bot Bryan in seiner verschlüsselten Botschaft dem Türsteher 15.000 Pfund Bestechungsgeld, wenn dieser seine Aussage zurücknehmen würde. Doch dieser Plan scheiterte dank Olssons Dechiffrierung. Der Rapper wurde wegen Mordversuchs zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.
Leider ist mir keine vollständige Entschlüsselung des Bryan-Kryptogramms bekannt (vermutlich hat die Polizei diese nicht veröffentlicht). Mit den hier gegebenen Informationen sollte es aber möglich sein, den Text zu entschlüsseln. Vielleicht hat ja ein Leser Lust dazu. Weitere Details zu diesem Fall gibt es in einem Artikel in der Daily Mail.
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